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Octaman - Die Bestie aus der Tiefe - Mexikanisches Gummimonster

Octaman – Die Bestie aus der Tiefe

Mexikanisches Gummimonster

 

Im Jahr 1971 entstand rund um Los Angeles ein Film, der schon damals wie aus der Zeit gefallen wirkte. „Octaman – Die Bestie aus der Tiefe“ war seinerzeit ein ziemlicher Flop, hat im Laufe der Jahrzehnte allerdings Kultstatus erreicht unter Liebhabern dilettantischer Trash-Filme. Nun ist das Spätwerk von Harry Essex erstmals auf BluRay erschienen, in zwei verschiedenen Mediabook-Versionen des Anbieters cmv-Laservision, dem auch jeweils noch eine DVD des Films beiliegt.

Tief war Harry Essex (1910-1997) im Jahr 1971 bereits gesunken, als er sein eigenes Drehbuch zu „Octaman – Die Bestie aus der Tiefe“ verfilmte und selbst produzierte. Zwar hatte der gebürtige New Yorker seine Filmkarriere 1941 mit dem auch nicht sonderlich anspruchsvollen Grusler „Monstermann verbreitet Schrecken“ (Man Made Monster) mit Lionel Atwill und Lon Chaney jr. begonnen. Doch in den 1950er Jahren zeichnete er dann schließlich für zwei der besten und nach wie vor bekanntesten Genrefilme des US-Nachkriegskinos verantwortlich. Denn Essex verfasste 1953 das Drehbuch zu „Gefahr aus dem Weltall“ (It Came From Outer Space), basierend auf einer Kurzgeschichte von Ray Bradbury, und im Folgejahr gemeinsam mit Arthur Ross das zu „Der Schrecken vom Amazonas“ (Creature from the Black Lagoon), der auch heute noch von Filmkritikern weltweit als eines der besten Creature Features der Filmgeschichte angesehen wird. An diesen Kiemenmenschen muss sich Essex knapp zwanzig Jahre später zurückerinnert haben, als er für seinen dritten Film als Regisseur die Grundprämisse des Films einfach noch einmal aufgriff und statt einer Kreuzung aus Mensch und Amphibie nun einen überdimensionalen Oktopus auf zwei Beinen auf eine Gruppe ahnungsloser Forscher losließ.

Dr. Richard „Rick“ Smith (Kerwin Mathews) ist mit seiner Freundin Susan Lowry (Pier Angeli) in Mexiko auf Forschungsreise, weil die Einheimischen verstärkt an unerklärlichen Krankheiten leiden. Der Wissenschaftler vermutet, dass dies auf die Atombombenabwürfe der US-Armee zurückzuführen ist, die im dortigen mexikanischen Sumpfgebiet Tests durchgeführt hat. Vor Ort entdeckt die Gruppe eine seltsame Art Oktopus, bei der es sich entweder um eine natürliche oder durch die Strahlung hervorgerufene Mutation handeln könnte. Mitglieder des Teams, die sich in der Nacht in der Nähe des eingesperrten Oktopus aufgehalten haben, werden am nächsten Morgen tot aufgefunden – vom Forschungsobjekt selbst fehlt jede Spur. Der Mexikaner Indo (David Essex) weiß von einer Legende seiner Vorfahren, in der von einem schauerlichen Riesenkraken berichtet wird. Es dauert nicht lange, bis die Forscher tatsächlich mit diesem Octaman (Read Morgan) in Berührung kommen, der alles daransetzt, seine gefangenen Sprösslinge wieder zu befreien und sich an den Menschen zu rächen. Insbesondere Susan erregt dabei seine Aufmerksamkeit, und ihrer Schönheit ist es zu verdanken, dass einige der Forscher bei ihrer ersten Begegnung mit dem Monstrum noch mit dem Leben davonkommen…

Es besteht natürlich kein Zweifel, dass „Octaman – Die Bestie aus der Tiefe“ ein vollkommen misslungener, durchweg lächerlich wirkender Film ist. Zum einen liegt das sicherlich am Gummianzug selbst, den der damalige Student Rick Baker (mittlerweile siebenfacher Oscar-Gewinner, u.a. für „American Werewolf“ und „Men in Black“) mit einem äußerst bescheidenen Budget schuf und der durch den statischen Gesichtsausdruck eher zum Schmunzeln als zum Gruseln animiert. Zum anderen liegt das aber auch an einem katastrophalen Drehbuch (Susan ruft dem Monster im Finale mehrfach „Nimm mich“ zu, und nachdem Octaman sie geschnappt hat, sagt sie „Lass mich los“ – ja, was denn nun?) und einer inkompetenten Regie, bei der an keiner Stelle des Films auch nur ein Hauch von Spannung aufkommt. Man braucht also ein dickes Fell oder eine ausgesprochene Liebe für Filmdilettantismus, um hier auf seine Kosten zu kommen. In der deutschen Synchronfassung wird es aufgrund der überaus lächerlichen Toneffekte des Octamans noch weiter unfreiwillig komisch.

Die BluRay-Erstveröffentlichung im Rahmen des Mediabooks bietet ein sehr gutes Bild (im Widescreen-Format 1,85:1), bei dem die deutlich schlechtere Qualität des eingekauften Archivmaterials insbesondere zu Beginn des Films noch offensichtlicher wird. Der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0 Stereo) ist nicht weiter zu beanstanden. Das Bonusmaterial besteht aus dem 2017 gedrehten Featurette „Rick Baker Remembers Octaman“ (26 Minuten; englische Originalversion ohne Untertitel), einer kleinen animierten Bildergalerie und einem zwanzigseitigen Booklet, in dem Christoph N. Kellerbach einen fundierten Abriss über das Creature Feature und die Entstehungsgeschichte zu „Octaman“ liefert.

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