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Grisu der kleine Drache - Gesamtedition - Berufswunsch Feuerwehrmann

Grisu, der kleine Drache - Gesamtedition

Berufswunsch: Feuerwehrmann

 

1975 schufen die italienischen Trickfilmer Nino und Toni Pagot mit „Grisu, der kleine Drache“ eine Figur fürs Kinderfernsehen, die etliche Generationen begleiten und bis heute nichts von ihrer Popularität einbüßen sollte. Bei Fernsehjuwelen erscheinen am 17. Oktober alle vier Staffeln der Serie (insgesamt 28 Episoden) in einer Gesamtedition wieder neu auf DVD.

Die italienischen Brüder Giovanni (1908-1972) und Antonio Pagotto (1921-2001), die unter den Pseudonymen Nino und Toni Pagot bekannt sind, zählen bis heute zu den größten Animationskünstlern ihres Landes. Mit „I fratelli Dinamite“ haben sie beispielsweise 1949 den ersten abendfüllenden Animationsfilm Italiens realisiert. In den folgenden Jahrzehnten etablierten sie sich sowohl bei Comics als auch bei Zeichentrickfilmen als führende Künstler Italiens. Sie arbeiteten sowohl für Walt Disney („Donald Duck“- und „Micky Mouse“-Comics) als auch mit den Figuren des Trickfilmstudios von Hanna und Barbera, indem sie beispielsweise den Huckleberry Hound (Bluthund Hucky) in Comicgeschichten einsetzten, die sich an Grundschulkinder richteten. In ihrer Hochphase haben die Pagot-Brüder zwei ikonische Figuren geschaffen, die sich auch heute noch anhaltender Popularität erfreuen. Zum einen ist dies „Calimero“, das schwarze Küken mit dem Eierschalen-Sombrero, den sie in einer Comicreihe zum Leben erweckten, die dann vom japanischen Trickfilmstudio Toei Animation zu Beginn der 1970er Jahre in eine Zeichentrickserie adaptiert wurde. Die zweite Figur ist „Grisu, der kleine Drache“, dessen Trickfilmabenteuer in Italien selbst realisiert wurden, deren Uraufführung der kurz zuvor verstorbene Mitschöpfer Nino Pagot allerdings nicht mehr erleben sollte. In vier Staffeln und insgesamt 28 Episoden erlebte Grisu ursprünglich seine Abenteuer, Im Jahr 2023 gab es eine CGI-Neuauflage von Grisu, die es bereits in der ersten Staffel auf 52 Folgen brachte und auf KiKa ihre deutsche TV-Premiere feierte.

In einem schottischen Tal ist der Drache Fumé (in der deutschen Fassung gesprochen von Arnold Marquis) die Touristenattraktion, weil er mit seinem Feueratem alle wunschgemäß in Angst und Schrecken versetzt. Sein junger Sohn Grisu (Oliver Rohrbeck, ab Staffel 3 dann Simon Jäger) hingegen hasst es, immer wieder unkontrolliert Feuerstöße von sich zu geben. Sein größter Wunsch ist es deswegen, Feuerwehrmann zu werden – sehr zum Leidwesen von Fumé, der Wasser abgrundtief verabscheut. Die beiden Drachen haben in Sir Cedric McDragon (Friedrich Schoenfelder, ab Staffel 3 Lothar Blumhagen) und seiner Gattin Lady Rowena (Agi Prandhoff) zwei adelige Gönner. Grisu fragt bei Sir Cedric regelmäßig nach, ob bei der Feuerwehr der Grafschaft nicht mal eine Stelle freigeworden ist. Da dies nie der Fall zu sein scheint, wird Sir Cedric aber auch nicht müde, Grisu immer wieder mit neuen Jobs zu versorgen. Er macht ihn auf diese Weise zum Wachhund, zum Zugführer, zum Geheimagenten, zum Kernphysiker, zum Landwirt, zum Schiffbauer und etlichem mehr. Obwohl Grisu sich in all diesen Berufen als überaus geeignet erweist, macht ihm sein Feueratem am Ende doch stets einen Strich durch die Rechnung. Ungebrochen ist deswegen sein Wunsch, eines Tages doch noch Feuerwehrmann zu werden.

Viele Generationen sind mittlerweile mit den Abenteuern von Grisu aufgewachsen, und die 28 Episoden dürften auch heute noch für kleinere Kinder unterhaltsam sein. Aus dem Blickwinkel des Erwachsenen wird nun allerdings schon die Einfachheit der einzelnen Geschichten deutlich, die sich insbesondere in den abschließenden beiden Staffeln in immer absurdere und unglaubwürdigere Phantastereien hineingesteigert haben. Die erste Staffel (die 1977 in Deutschland erstausgestrahlt wurde) ist in dieser Hinsicht sicherlich noch die gelungenste, da sie Grisu in den unterschiedlichsten Berufen mit stets komischen Konsequenzen zeigt. In Staffel 2 haben die Macher die Perspektiven erweitert und einige Episoden eingebunden, in denen es um die Interaktion mit Drakonern geht, einer außerirdischen Drachenspezies, von der die Drachen auf der Erde abstammen. Hier wird offensichtlich, dass die deutsche Ausstrahlungsreihenfolge nicht dem italienischen Original entspricht. Denn in den ersten Folgen der zweiten Staffel hat Grisu ohne jegliche Erklärung plötzlich eine stumme gelbe Freundin. Erst im weiteren Verlauf der Staffel erfahren wir, dass es sich hierbei um die junge Drakonerin Cassy handelt, die von ihrem Vater für Abenteuer auf der Erde zu Grisu geschickt wurde.

Da die dritte und vierte Staffel in Deutschland erst sechs Jahre nach der zweiten Staffel bearbeitet und ausgestrahlt wurden, gab es hier bei zwei der zentralen Figuren (Grisu und Sir Cedric) einen Sprecherwechsel. Erfreulicherweise hat Arnold Marquis (deutscher Sprecher von John Wayne und Bud Spencer) die Rolle des Fumé über alle 28 Episoden beibehalten, was heute einen der größten Pluspunkte der Serie darstellt. Aber auch die visuelle Gestaltung ist in diesen abschließenden Staffeln deutlich vereinfacht und um Details gebracht worden. Man merkt diesen Folgen gestalterisch und inhaltlich an, dass sie serieller gefertigt wurden und dabei auch von ihrem Charme eingebüßt haben. Die DVD-Wiederveröffentlichung bei Fernsehjuwelen in einer Gesamtedition auf vier Scheiben bietet ein akzeptables Bild (im Vollbildformat 1,33:1), bei dem diverse Altersspuren noch deutlich zu erkennen sind. Bei Episode 24 kommt es darüber hinaus kurzzeitig zu Farbflackern. Der Ton (Deutsch in Dolby Digital 2.0 Mono) ist stets gut zu verstehen und entspricht der Entstehungszeit. Auf die Beigabe von Bonusmaterial hat man verzichtet.

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