Schloss des Schreckens
Schloß des Schreckens
Nach einer Novelle von Henry James
Nach einer Novelle von Henry James
Der Film von Jack Clayton gilt bis heute sicher als eines der beeindruckensten Werke des Gruselfilms. Das hat mehrere Gründe. Die Vorlage von Henry James diente in der Folge noch mehrmals für einen Film, und verschiedene Gruselfilme nahmen sich des Themas auch später an. "Schloss des Schreckens", so kann man ohne Umschweife behaupten, ist eine Art Pate für viele Gruselfilme gleichen Charakters, die noch im selben Jahrzehnt folgen sollten. Man denke nur an "Bis das Blut gefriert", dem US-Film, der 1963 entstand und auf einer Vorlage von Shirley Jackson beruhte. Doch keiner dieser "Nachkommen" konnte "Schloss des Schreckens" das Wasser reichen. Wer sich wirklich gruseln will, der ist hier genau richtig. Clayton schaffte es, in einzigartiger Art Schauer zu verbreiten. Durch wechselnde Lichtspiele z.B. hell und dunkel. Durch schemenhafte Gestalten, die durchs Schloss huschen und erst später im Film immer deutlichere Konturen annehmen. Im Film wird es dadurch erklärt, dass die Geister sich erst vom weiten zeigen, weil sich selbst nicht entdeckt werden wollen, dann aber den Wunsch haben, den Kindern näher zu sein, und deshalb die Distanz verringern. Auch die Vorgeschichte der Geister, also das Leben von Quint und Miss Jessel bevor sie starben, birgt einige Mysterien, die den Zuschauer wissbegierig darauf warten lassen, mehr zu erfahren. Von einem eigenen Rätsel sind auch die Kinder umgeben, die sich teils wirklich kindlich, andererseits aber auch recht altklug verhalten. Auch dies wird im Film mit dem Einfluss erklärt, den die Geister von Quint und Miss Jessel auf sie ausüben.
Der Film wurde fast komplett im Sheffield Park in Sussex gedreht. Die Atmosphäre, die vorherrscht, ist einmalig und versetzt den Zuschauer wie in echt ins 19. Jahrhundert.
Die Darsteller sind perfekt gewählt. Deborah Kerr spielt die nicht mehr ganz junge Gouvernante. Sie ist ein völliges Gegenteil ihrer Vorgängerin Miss Jessel, die sexsüchtig und verrucht war. Sie wirkt dagegen eher bieder und konservativ. Und doch möchte sie vielleicht ein bißchen sein wie die Vorgängerin. Heimlich schwärmt sie für ihren Chef, den Onkel der beiden Kinder. Das Mädchen Flora wird von Pamela Franklin gespielt. Sie hat ebenfalls den braven Part. Wohl erzogen und kaum auffällig. In ihrer Beziehung zu den beiden Spukgestalten spielt sie die unwichtigere Rolle von beiden Kindern. Anders dagegen Miles, der von Martin Stephens verkörpert wird. Er ist lausbubenhaft und manchesmal richtig böse, was ihm zu einem Ebenbild seines Mentors Peter Quint werden lässt. Er scheint auch am stärksten beeinflusst und findet im Film das etwas übertriebene, aber vielleicht auch logische Ende.
Die Haushälterin (Megs Jenkins) ist die neutrale Figur der Story, die Geister abstreitet, aber doch etwas zu wissen scheint. Was, das wird im ganzen Film nicht klar. Dem Zuschauer bleibt es eh überlassen, sich ein Urteil über die Gouvernante zu erlauben. Denn auch am Ende des Films erscheint es durchaus möglich, dass Miss Giddens sich die Geister nur eingebildet hat. Nun ist es doch die Haushälterin, die mit ihren Worten etwas Wahres an den Vorstellungen der Kinderfrau vermuten lässt. Sie wünscht Miss Giddens viel Glück und hofft, dass sie das richtige tut.
1971 dreht Michael Winner mit "Das Loch in der Tür" die Vorgeschichte zu diesem Gruseler, in dem Marlon Brando den Peter Quint spielt. Der Film erzählt das Liebesleben der Geister als sie noch lebten. Der Film "The Others" (2001) reiht sich ebenfalls in den Stil von "Schloss des Schreckens" ein. Zwar hat der Film mit Nicole Kidman nichts mit dem Clayton-Klassiker zutun, doch die Elemente sind ähnlich. Erzählt wird ebenfalls eine Geistergeschichte auf einem Schloss, jedoch aus Sicht der Geister.
"Schloss des Schreckens" heißt im Original "The Innocents". Titania Medien vertonte den Stoff 2004 als "Die Unschuldsengel" im Rahmen ihres Gruselkabinetts. Der Originalroman von Henry James erschien 1898 unter dem Titel "The turn of the srew". Da der Titel mit dem Inhalt eigentlich nichts zutun hat, erschien der Roman in Deutschland als "Die sündigen Engel" und "Das Geheimnis von Bly".
Kommentare
Das hat für mich auch sehr mit zur Atmosphäre beigetragen. An solchen Filmen kann sich das heutige Horrorgenre eine sehr dicke Scheibe abschneiden.