COMMANDER PERKINS - Mit dem Dimensionsbrecher in fremde Welten - Teil 1
Mit dem Dimensionsbrecher in fremde Welten
Teil 1 - Die Hörspiel-Klassiker von EUROPA
Am Anfang war das Hörspiel - das gilt zumindest für die SF-Serie COMMANDER PERKINS, die vor über fünfunddreißig Jahren von Hans Gerhard Franciskowsky alias H. G. Francis konzipiert wurde. Zwischen 1976 und 1984 erschienen achtzehn Commander-Perkins-Geschichten, neun davon als Hörspiel bei EUROPA (1976 1980) und neun weitere Abenteuer in Buchform beim Schneider-Verlag (1979 1984).
Der Autor bezeichnete sein Kind COMMANDER PERKINS später als Perry Rhodan für Jugendliche und gab an, durch seine Serie das Interesse von jungen Menschen für Science Fiction wecken zu wollen.
Der am 14. Januar 1936 in Itzehoe geborene Francis arbeitete von 1959 bis 1972 hauptberuflich als Gebietsleiter eines Pharmaunternehmens, hatte sich aber bereits in den 1960er Jahren einen Namen als Science-Fiction-Autor gemacht. In seiner Freizeit verfasste er SF-Geschichten und konnte 1962 seinen ersten Roman Die fünf Oligos veröffentlichen.
Weitere Romane folgten und schon kurze Zeit später arbeitete er an den Serien MARK POWERS und REN DHARK mit. Nach einer Anfrage des BASTEI-Verlages konzipierte er eine eigene SF-Serie namens REX CORDA, mit der sich der Verlag neben dem erfolgreichen PERRY RHODAN im SF-Heftroman-Bereich etablieren wollte. Im Jahr 1970 verfasste Francis seinen ersten Atlan-Roman, ein Jahr später erschien mit Band 518 Sturmlauf in den Tod das erste von ihm geschriebene Perry-Rhodan-Heft. Seitdem gehörte er zum Stamm der Perry-Rhodan-Autoren.
Nach dem Team-Einstieg kündigte er seinen Job als Pharma-Gebietsleiter, um sich der Schriftstellerei hauptberuflich widmen zu können. Über zweihundert Heftromane und einundzwanzig Taschenbücher dieser Serie sollten bis zum Jahr 2005, dem Ausstieg als Stamm-Autor aus der Serie, folgen.
Bereits im Jahr 1966 hatte Francis Kontakt zum Zeichner Hans Möller, welcher alle Titelbilder für REX CORDA gezeichnet hatte, und freundete sich mit ihm an. Der talentierte Möller wurde Anfang der 1970er Jahre einer der vielbeschäftigten Cover-Zeichner des Hörspiellabels EUROPA der Fa. Miller International Schallplatten GmbH in Hamburg.
Hörspiele waren spätestens ab Mitte der 1970er Jahre bei Kindern und Jugendlichen en vogue, Plattenspieler oder Kassettenrecorder waren in fast jedem Kinderzimmer zu finden. Die Fa. Miller International verkaufte in dieser Zeit mehrere hundert Millionen Tonträger der bekannten EUROPA-Hörspiele. Durch solch hohe Auflagen konnte die Hamburger Firma die LPs und MCs zu günstigen Preisen anbieten und verfügte über einen Stamm hochkarätiger Sprecher, die meist aus der Hamburger Film- und Theaterszene stammten.
Im Jahr 1973 übernahm die junge Heikedine Körting die Regiearbeit an den EUROPA-Hörspielen. Sie sorgte für einen grundsätzlichen Richtungswechsel des Labels, das sich bisher insbesondere Märchen und Jugendbuchklassikern verschrieben hatte. Frau Körting suchte insbesondere nach zeitgenössischen Werken und sorgte z.B. dafür, dass im gleichen Jahr drei Perry-Rhodan-Einzelabenteuer (Planetenromane) unter ihrer Regie als Hörspiele produziert wurden. Die Bearbeitung der Romane übernahm Perry-Rhodan-Autor Hans Kneifel.
Als der Zeichner Hans Möller hörte, dass EUROPA auf der Suche nach talentierten Hörspielautoren sei, nahm er Kontakt zu seinem Freund H. G. Francis auf. Die Vermittlung funktionierte und Francis schrieb bereits im ersten Jahr mehrere Hörspiel-Drehbücher für das EUROPA-Label. Die ersten drei Skripte verfasste der vielseitige Autor für eine Hörspiel-Adaption der bekannten TV-Serie KUNG FU.
Als EUROPA noch im selben Jahr eine SF-Hörspiel-Serie starten wollte, reichte H.G. Francis ein Exposé für einen SF-Mehrteiler namens COMMANDER PERKINS ein, welches sofort angenommen wurde. Die Grundidee für diese Serie trug er schon einige Zeit mit sich herum.
Francis schuf damit eine innovative SF-Reihe, die einige Jahrzehnte in der Zukunft auf dem Erdmond spielen sollte.
Ausgangspunkt war der von Professor Common neu entwickelte Dimensionsbrecher - einer Art STARGATE oder Transmitter -, mit dem man innerhalb weniger Sekunden zu entfernten Welten aufbrechen konnte.
Bereits im Jahr 1976 wurden die ersten beiden COMMANDER PERKINS-Hörspielfolgen Das Tor zu einer anderen Welt und Im Strom der Unendlichkeit auf LP und MC veröffentlicht. Für die ausdrucksstarken Farbcover, die im LP-Format besonders gut zur Geltung kamen, war der Zeichner Hans Möller verantwortlich.
Der Erstkontakt zu einem fremden Volk entstand im sechsteiligen Weganer-Zyklus auf ungewöhnliche Weise. Das Volk der Weganer schafft es von außen, den telepathisch begabten Sohn des Erfinders, Ralph Common, in den Dimensionsbrecher zu locken und auf die Wega zu entführen.
Commander Randy Perkins und der mit ihm befreundete Kollege Major Peter Hoffmann erhalten in der ersten Folge der Serie den Auftrag, Ralph von der Wega zurück zur Erde zu bringen.
Das Hörspiel war als durchgehender Sechsteiler angelegt. Es war bis dato die einzige Serie von EUROPA mit nicht abgeschlossenen Episoden, so dass die Hamburger Firma nicht absehen konnte, ob die Hörer die Geschichte interessant genug fanden und weitere Folgen kaufen würden.
Doch der Mut zum Risiko hatte sich gelohnt, da die ersten beiden Teile kommerziell sehr erfolgreich waren und die insbesondere jungen Hörer nach den Fortsetzungen der spannenden SF-Story verlangten.
In den Jahren 1977 und 1978 wurden die Teile 3 - 6 produziert und veröffentlicht, die ebenfalls in großer Stückzahl - durchschnittlich 200.000 Hörspiele pro Folge - verkauft wurden.
In diesen Jahren erlebte das Genre Science Fiction in Deutschland den endgültigen Durchbruch, z.B. durch die erste Folge von Krieg der Sterne (09. Februar 1978) im Kino, die englische TV-Serie Mondbasis Alpha 1 (Erstausstrahlung 07. August 1977) und durch die erste ZDF-Wiederholung der TV-Serie Raumschiff Enterprise im Jahre 1978. Den Erfolg von COMMANDER PERKINS auf diesen SF-Boom zu reduzieren, wäre allerdings zu einseitig.
Der Erfolg dieses Hörspiel-Zyklus begründete sich auf mehreren Faktoren.
Francis hatte mit dem jungen Ralph Common, dem Sohn des Professors, eine sympathische Identifikationsfigur für Jugendliche geschaffen, der durch seine telepathischen Begabung anderen Handlungsträgern immer ein Stück voraus war. Ihm war es dadurch z.B. möglich, Kontakt zu Fremdvölkern aufzunehmen und wurde daher auch bei zukünftigen Expeditionen unverzichtbar.
Der Verlauf der Weganer-Story keineswegs vorhersehbar. Neben der Faszination des Erstkontakts mündet der erste Zyklus in einer spannenden Zeitreise in das biblische Sodom und Gomorrha, da hier der Ausgangspunkt des Konflikts mit den Weganern lag.
Zudem wurden für diese Hörspielproduktion u.a. mit Horst Stark und Gernot Endemann professionelle Synchronsprecher für die Sprechrollen ausgewählt. Horst Starks sympathische Stimme war den Fernsehzuschauern in den 1970er Jahren u.a. als die Synchronstimme von Adam Cartwright (Pernell Roberts aus BONANZA) im Ohr.
Außergewöhnlich war ebenfalls, dass der komplette Weganer-Sechsteiler ohne einen sonst bei Hörspielen üblichen Erzähler auskam. Durch innere Monologe war der Hörer immer nah an der Handlung. Zudem sorgten eindrucksvolle Ton- und Geräuscheffekte sowie kurze und prägnante Musikeinspieler, dass die Hörspiele für das jugendliche Zielpublikum erlebbar waren.
Der Weganer-Zyklus gehört noch heute zu den beliebtesten deutschen SF-Hörspielen. Bei Europa-vinyl.de erzielten die sechs Folgen des Weganer-Zyklus nach Abstimmung bei den Hörern Top-Bewertungen in der Bestenliste aller EUROPA-Produktionen.
Im Jahr 1980 verfasste Francis weitere Skripte für die nächsten Commander-Perkins-Hörspiele. Der Arrow-Zyklus sollte mindestens fünf Teile umfassen. Die ersten drei Hörspiele erschienen im Jahre 1980 wieder bei EUROPA.
Bei dieser Produktion setzte man gegen den Willen von Francis einen Erzähler ein. Diesen Part übernahm Karl-Walter Diess. Für die Sprechrollen der Hauptpersonen konnten wieder die bekannten Stimmen aus dem Weganer-Zyklus gewonnen werden.
Da sich die ersten drei Folgen des Arrow-Zyklus nicht in den gewohnt hohen Stückzahlen der ersten Teile verkauften, sollten die bereits geplanten Teile 4 und 5 nie erscheinen. Die Fortsetzung des Zyklus war laut eines Verlag-Kataloges zwar für Februar 1981 angekündigt, Drehbücher hatte H. G. Francis nach eigenen Angaben nie verfasst.
Zum Inhalt: Bei einer Evakuierungsaktion auf einem Raumschifffriedhof werden Commander Perkins und Major Hoffmann von den Galaktischen Waffenmeistern gefangen genommen. Dort hören sie vom Mittleren Auge, der größten Militärmacht der Galaxis, während ein Sonnenvernichter die Erde zerstören soll.
Bereits Anfang der 1980er Jahre waren die Verkaufszahlen von Hörspielen stark rückläufig, auch Marktführer EUROPA war davon betroffen. Die letzten Hörspiel-MCs und LPs beim eigenständigen Label EUROPA erschienen im Jahr 1982.
Im Rahmen der Neuauflagen der erfolgreichsten Hörspiele von EUROPA (seit 1990 zu BMG Ariola gehörig), der Rückkehr der Klassiker, wurden alle Folgen von COMMANDER PERKINS im Jahr 2001 erstmals auf CD aufgelegt.
Die COMMANDER PERKINS Hörspiele von EUROPA:
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Kommentare
Die haben übrigens sogar meinem Urgroßvater gefallen. Kann mich gut erinnern, wie ich ihm die ins Altersheim gebracht habe, und wir uns die dann auf seinem Steinzeit Kassettenspieler bei knarzender vollen Lautstärke (weil er war etwas schwerhörig gen Ende) angehört haben.
Horst Stark war ein toller Sprecher, besonders seine Trance-Szenen waren toll. Und Bordon war eine faszinierende Figur.
Irgendwann werde ich dazu kommen, mir die Jugendbücher auch mal durchzulesen. Dem laufe ich schon seit Ewigkeiten nach.
Leider konnte ich mir dies schöne Special erst jetzt in Ruhe ansehen.
Werde ich gleich mal auf unserer Homepage verlinken.
Galaktische Grüße, Erdlinge!