Baccalario, Pierdomenico - Das Volk von Tarkaan
Das Volk von Tarkaan
348 Seiten, 14,95
In einem abgelegenen italienischen Bergort warten (fast) alle voller Spannung auf die Meisterautorin. Sie soll bei einem groß aufgezogenen Event aus einem ihrer Romane für Kinder vorlesen. Speziell für diese Veranstaltung wurde im Dorf ein Zelt aufgestellt und alles aufs Beste vorbereitet, die Bibliothekarin und die Schulverantwortlichen sind ebenso eingebunden wie die örtlichen Pfadfinder. Die Eltern, die größtenteils heilfroh darüber sind, ihre Nachkommen in den guten Händen der Veranstalter zu wissen, sind zu einer Reise ans Meer aufgebrochen, und so sind nur noch einige wenige Erwachsene im Ort. Bis auf einige "Literaturbanausen", denen die Geschichten der Starautorin nicht gefallen, sind alle Kinder im Zelt, die verbleibenden Erwachsenen sind mit den letzten Vorbereitungen für die Veranstaltung beschäftigt oder gehen ihren Aufgaben nach.
Zu den wenigen, die sich für dieses Highlight des Jahres nicht interessieren, gehört Antonello, der alles andere als ein wirklicher Held ist. Doch die Umstände werden ihn zu einem machen.
Noch bevor die Lesung beginnt - sehr ärgerlich ist die Tatsache, dass die Autorin zum offiziellen Beginn der Veranstaltung noch nicht angekommen ist - tauchen mit einem Mal ungeheuer große und ausgesprochen abenteuerlich gekleidete Männer auf, bis an die Zähne bewaffnet und die alles andere als freundlich sind. Selbst in diesem Moment johlen die Kinder noch vor Freude, denn sie sehen genau so aus, wie Apollonia Brennan in ihren Geschichten die Kolosse beschrieben hat. Was sie nicht einmal ahnen ist die Tatsache, dass diese Männer keineswegs unterbezahlte Schauspieler sind.
Sie sind in der Tat genau das, als was sie erscheinen: Kolosse aus der Erzählwelt von Apollonia J. Brennan.
Nicht schwer zu erraten, was nun geschieht: Die Kinder werden entführt und in die fantastische Welt der Kolosse verschleppt, in der sie eine Aufgabe erfüllen sollen. Und Antonio ist es, der sich plötzlich der Aufgabe gegenüber sieht, die Kinder zu retten. Zusammen mit einigen anderen, die der Entführung ebenfalls entgangen sind, macht er sich auf den Weg.
Währenddessen sind auch die entführten Kinder nicht untätig. Sie bemühen sich darum, den Kolossen zu entkommen, mehr darüber heraus zu finden, was eigentlich los ist - oder aber ihnen das Leben so schwer wie möglich zu machen.
Mehr zu verraten würde zu viel Spannung und Spaß nehmen, also belasse ich es dabei.
Die Geschichte kommt zu Beginn etwas schwerfällig in Gang und passt zunächst so gar nicht zu dem, was ich anhand des Buchcovers (von wem das wohl sein mag - klar, Iacopo Bruno - wieder mal einfach herrlich) erwartet hatte. Nach relativ kurzer Zeit kommt die Geschichte jedoch in Fahrt, entwickelt sich und spätestens als sich die Kolosse als genau das entpuppen, was sie sind, wird es richtig "nett".
Baccalario packt eine ausreichend große Portion Humor und Ironie in die Geschichte, die Jugendlichen sind in ihren unterschiedlichen Charakteren ansprechend gestaltet und es fällt nicht schwer, sie voneinander zu unterscheiden, auch wenn es eine ganz stattliche Anzahl ist. Die Szenen, in denen Michael Jackson gemeinsam mit mehreren Piraten und anderen Gestalten durch die Schneewelt der Kolosse stapft, sind einfach schön, und die Idee mit der erfolgreichen Jugendbuchautorin in ihrem Auto brachte mich unwillkürlich zum Lachen.
Genau passend für das anvisierte Lesealter zeigt Coppenrath einmal mehr einen guten Griff beim Erwerb dieser Rechte.
"Das Volk von Tarkaan" ist nach dem ersten Band noch nicht mit der Reihe von Ulysses Moore vergleichbar, vermutlich sollte man das auch nicht, denn die Geschichten sind zu unterschiedlich. Die Geschichte um die Jugendlichen auf der Flucht geht weiter, soviel ist sicher, und ich freue mich darauf.