Freund, Wieland - Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts
Mit diesen Szenen beginnt ein
wunderschönes, sehr stimmungsvolles und interessantes Buch, das ich mit großer
Freude gelesen habe. Es ist bereits im Jahr 2007 erschienen,
aber wir haben es erst jetzt entdeckt. Inzwischen wird das Buch bereits in
der zweiten Auflage vertrieben kein Wunder.
Jonas erlebt ein Abenteuer, das in
vielem an bekannte Bücher anderer Autoren erinnert, aber das tut der
Originalität von Idee und Darstellung keinen Abbruch. Ich fühlte mich teilweise
an C.S. Lewis und seine Narnia-Geschichten erinnert, teilweise an Wortbergs
Geist der Bücher, stellenweise dachte ich an Alice im Wunderland oder
Bücher von Nesbit. Wieland Freund selbst erwähnt in einem Nachwort die
faszinierende Welt Angria, die von den Bronte-Geschwistern geschaffen wurde.
Alles Vergleiche, die in meinem Vergleichsrepertoire für Qualität stehen.
Jonas wird durch den Advokaten Peregrin
Aber aus der kleinen Welt seines Gasthauses gerissen und in das
hochherrschaftliche Herrenhaus Wunderlich gebracht. Er ist mit einem Mal ein
reicher Erbe. Das muss natürlich Feinde auf den Plan rufen, die auch nicht
lange auf sich warten lassen. Gemeinsam mit Ruben, seinem Freund und Beschützer, landet er
in der Welt hinter dem Schrank. Dort erfährt er alles über sich, seine Erblasserin, das
Land Kanaria und den mysteriösen Spinnenpalast.
Wieland Freund
stammt aus Paderborn und hat im Jahr 2003 sein erstes Buch veröffentlicht und
damit gleich den Bayerischen Kunstförderpreis gewonnen. Mit Jonas Nichts hat er
sich erstmals in die Welt der Fantasy vorgewagt, mit großem Erfolg wie ich finde.
Vieles an dem Buch hat mir
gefallen. Die Art, in der Wieland Freund die Beziehung von Jonas Nichts zu
seinem Räuber Wieflinger beschreibt, wie er die Kieselfigur einführt, nutzt und
schildert, hat mich gleich gefangen genommen. Meine Freude an dem Buch begann
bereits auf der ersten Seite mit der Beschreibung des frostigen
Morgens:
(...) und in den
Rinnen und Rillen des zerfurchten Hofs waren die Pfützen noch überfroren. Wie
winzige Gletscher lagen sie unterhalb der brüchigen Gipfel, die die Karrenräder
aufgetürmt hatten. Man musste nur klein genug sein, um das zu sehen.
Dies ist die Art, in der Jonas Nichts die Welt sieht - und
der Leser wird dazu eingeladen, sich auf diese Sichtweisen einzulassen. Und
sich eins ums andere Mal überraschen zu lassen. Natürlich ahnt man als
"erprobter" Fantasyleser, dass es sich bei der Kaiserin um niemand
anderen als ...... handelt, dass der Hüter, der große Gegenspieler, niemand
anderes als ...... ist (nein, ich verrate keine Namen, selber lesen!) und wird
dennoch überrascht wenn man erfährt, woher Jonas Nichts stammt. Es ist unter
anderem diese Mischung durch die das Buch spannend für Jugendliche wie für
Erwachsene wird, auch wenn beide Gruppen es mit einem etwas unterschiedlichen
Fokus lesen werden.
Ich habe mich sehr angenehm unterhalten, wurde einmal
wieder auf die Angria-Schöpfungen aufmerksam, die ich schon lange mal lesen
wollte, und hatte ein wunderbares Buch, dass ich allen meinen Freunden und
deren Kindern mit vollem Herzen empfehlen konnte.
Quelle des Autorenfotos: Website des Verlags (www.beltz.de)