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»Schön war die Jugend?« - Ausflüge in die Romanheftvergangenheit: Die schlafende Hölle (Die Wyatt Earp Story 27)

Schön war die Jugendzeit? -  Ausflüge in die RomanheftvergangenheitAusflüge in die Romanheftvergangenheit:
»Die schlafende Hölle«
Die Wyatt Earp Story 27 von William Mark (Albrecht Peter Kann)

Willkommen im Neuen Jahr. Beginnen wir doch gleich mit was Altem! Das ist natürlich ein Zufall, aber nachdem ich letztens „Lassiter“ die Sporen gegeben hatte, wie der wiederum Lady Diana gezeigt hat, wo bei den Navajos der Mond aufgeht, darf heute gleich einer der reinsten Helden des amerikanischen Westens ran, zumindest wenn es nach den Legenden des Westens und des Hollywalds geht, die den wackeren Marshal Wyatt Earp ja immer brav verklärt haben.

Print the Legend – das war und ist nicht erst seit dem „Mann, der Liberty Valance erschoß“ ein ehernes Gesetz über den alten Westen – die Leute wollen ihre alten Helden und sie wollen sie rein und weiß, wenn auch hart und kantig. Sie wollen sie ohne dunkle Flecken und im Rahmen der zehn Gebote und sie wollen ein Happy End.

Kein Wunder also, dass Albrecht Peter Kanns Serie „Die Wyatt Earp Story“ im Heftroman den Ruf weg an, eine der klassischsten und ehrlichsten Serien nach dem großen Krieg gewesen zu sein, so schimmernd in strahlender Rüstung, dass man sie bis heute (in Teilen) noch dreimal nachdruckte und wieder auf den Markt schmiss. Kelter weiß halt, was Männer wünschen und einen Erfolg haben die Jungs von diesem Verlag eigentlich noch immer durchgekaut, bis kein Saft mehr drin war – und dann konnte man es immer noch als Klassiker verbraten (was jetzt die Jungs von Bastei machen).

Tatsächlich sitze ich hier vor einem Heft der Erstauflage – ja Freunde, es ist vergilbt, es hat viele Sommer in Schrebergärten im Sturm genommen oder wurde einige Jahrzehnte auf einem semi-feuchten Dachboden eingelagert, doch es ist immer noch recht zusammenhängend. Es kostete 70 Pfennig, als es wohl im Frühjahr 1962 in den Kiosken Deutschlands zum Verkauf stand und heute versetzt es mich in dieses unbändige Verlangen, mir alle zwei Seiten die Pfoten zu desinfizieren.

Angeblich hat der fleißige Albrecht Peter Kann ja die komplette Serie geschrieben, im Handstreich, ohne Zuarbeitungen anderer Kollegen und wenn das so war, dann kriegt er von mir ein anerkennendes Nicken, bevor ich in den Sonnenuntergang trabe. Der Mann verstand sein Handwerk, der Mann war stilsicher und wusste mit den Attributen des Cowboydaseins (inclusive dieser kleinen Amerikanismusminiaturen, die praktisch jeder Autor wie einen Schatz hegt, hier sind es die „Mornings!“, die sich immer alle wünschen und das Schimpfwörtchen „Skunk“) sehr flüssig und erzählerisch sicher umzugehen.

Womit er natürlich Schwierigkeiten hatte, war, aus dem sicher sehr ereignisreichen Leben des legendären US-Marshals genügend Abenteuer zusammen zu sammeln, um die Serie über die acht Jahre zu bringen, die Serie in ihrem „original run“ lief. Da musste dann schon kreativ erfunden werden, solange man nur zwischendurch mit genügend authentisch historischen Wegbegleitern und Personen um sich warf und auf Ereignisse verwies, die man tatsächlich in einer Biografie des Westerners nachlesen konnte.

Und woran er hier leider für mich auch scheitert: einen wirklich guten Plot zu entwerfen.

Ich darf, glaube ich, mit Sicherheit annehmen, dass dieses Abenteuer hier so nie stattgefunden hat, nicht zuletzt weil es – vor allem in der zweiten Hälfte – an den Haaren  herbeigezogen daher kommt, aber im Umkehrschluss wiederum bin ich dem Autoren auch mal dankbar, dass hier nicht mit Gewalt ein neuerlich sensationelles Gefecht zusammen gestrickt wird, sondern ein Konflikt mal „anders“ aufgelöst wird. Wenn ich auch einmal in meinem Leben mir gewünscht hätte, dass hier dem Protagonisten der Kopf am Ende weggeschossen worden wäre oder zumindest das Glockenspiel ramponiert…

Doch lest mal selbst…

Die schlafende Hölle»Ich muß einen Revolver haben!« (der zentrale Plot Point des Romans)
Wir befinden uns im Anflug auf Dodge City.

Dort ist, wie wir alle wissen, der gute Wyatt Earp der Marshal und hat alle Fäden sicher in der Hand. Gerade kommt ein Rindertreck von Gul Bradley über den Santa Fé-Trail der Stadt entgegen, im Gepäck den jungen Viehtreiber und Texaner Jeb Trask.

Jeb hat natürlich ganz andere Absichten, als seinen Lohn kassieren und ein Tanzmädel flach zu legen. Vor einiger Zeit ist sein Bruder Con in Dodge City nämlich umgelegt worden, angeblich kaltblütig auf offener Straße und der böse Schießer war Earp höchstpersönlich. So wurde es ihm von einem anderen Texaner erzählt und es gibt keinen Grund, an diesen Wort bis zum jüngsten Tag noch einmal zu zweifeln oder weitere Informationen einzuholen.

Vor allem, weil auch Muttern den Tod des Brother nicht lange überlebt hat (die Gram!) und nun schnaubt der 22jährige vor Blutrache.

Jebs erfahrener Mitreiber Jim Soundy ahnt schon, was der Junge will und überwacht vorsichtig seine Schritte – doch das größere Problem für den Fan-turned-Attentäter ist das generelle Verbot von Feuerwaffen in ganz Dodge City. Die Colts muss jeder, der einreitet, abgeben.

So geht die Knarre bis auf Weiteres flöten, doch sowieso müssen erst einmal die Rinder in den Corral am Stadtrand, wo Jeb dann auch gleich ein „großer Mensch mit schwarzem Haar, tiefblauen Augen, staubbedecktem schwarzen Stetson und schwarzem Lederzeug“ auffällt. Kurz darauf kommt er auch an dem ersten Sternträger vorbei, der sich aber – hier die erste historische Figur – als der spätere Marshal von Kansas, Ham Bell, entpuppt.

In der ersten Nacht hat Trask Stallwache, doch er scharrt (auch im Folgenden) sowieso nur mit den Hufen, weil er noch nicht in die Stadt kann. Dabei trifft er den schwarzhaarigen Fremden wieder, der ihm eine Zigarre spendiert.

Am nächsten Morgen macht er sich dann auf zur Stadterkundung, bei dem ihm ein junges Mädchen auffällt, welches ihn beobachtet. Er prägt sich die Topographie ein und wandert dann auf den Boot Hill, wohin das Mädchen ihm folgt, um ihn dort anzusprechen.
Laura Higgins, so ihr Name, zeigt ihm das Grab seines Bruders und erzählt ihm, sie würde im „Long Branch Saloon“ arbeiten. Sie berichtet ihm, dass sie mit ihrem Vater, offenbar einem Falschspieler, durch den Westen gezogen war, bis dieser einen Mann getötet hatte. Irgendwann kam es erneut zu einer Schießerei und ihr Vater zog den Kürzeren – gegen Doc Holliday. Seitdem folgt sie Holliday, um mitanzusehen, wie er endlich erschossen wird.

Ihre Motivation ist also brennender Hass, egal ob der Doc in Notwehr geschossen hat oder nicht. Leider passiert das nicht so schnell, denn Holliday ist schnell und in Dodge auch noch mit eben dem berühmten Marshal befreundet, der schon so viele schießwütige Männer ausgeschaltet hat. Seitdem hetzt die junge Frau diverse Männer gegen Holliday auf, darunter auch Jebs Bruder Con – aber das erzählt sie ihm natürlich nicht.

Im Long Branch begegnet Jeb kurz Doc Holliday, gerät dann aber auf der Straße in eine Schlägerei, als er nicht mit einem anderen Cowpuncher pokern will. Er teilt ordentlich aus, gerät aber ins Hintertreffen, als der Mann in Schwarz wieder auftaucht und zu seinen Gunsten ins Geschehen eingreift.

Jeb dreht jetzt langsam am Rad, vor allem als er erfährt, dass der Vieheinkäufer schon am nächsten Tag kommen soll – der Aufenthalt in der Stadt verkürzt sich also.

Wieder geht Trask in die Stadt, wieder spricht er am Marshals Office einen Sternträger an: diesmal ist es Bat Masterson (nächste historische Figur). Weil er unbedingt seine Waffe will, wendet er sich bald darauf erneut an Masterson, der ihm erzählt, wo die Waffen verwahrt werden – und ihm den gut gesicherten Schuppen sogar noch zeigt.

Trask wird immer wütender und will das sogar an Jim Soundy auslassen, der ihm immer noch besorgt folgt, doch in einem unbeachteten Moment, kann Soundy ihn ausknocken. So verpasst Jeb die Ankunft eines schwarzhaarigen Mannes mit Lederzeug im Office: niemand anderes als Wyatt Earp!

Kaum wieder auf den Beinen hat Trask weiter nur einen Gedanken: Revolver!

Also folgt er einem der jungen Deputys, Kid Farhey, schlägt ihn nieder und stiehlt dessen Waffe. Leider rennt er mit dem Ding in eine Gruppe von Männern und die Waffe fällt ihm aus der Hand unter den Vorbau des Hauses. Jeb gerät so wieder in eine Prügelei und wieder haut der Marshal ihn raus und lädt ihn dann zu einem Drink ein.

Da grüßt endlich in Jebs Beisein jemand Earp und Trask sieht klar, wen er vor sich hat.

Bei dem Versuch, die Waffe zu finden, wird er Zeuge, wie Earp einen weiteren Störenfried ausschaltet – und ihn auf der Straße bemerkt. Wutentbrannt schlägt er den in der Nähe wartenden Soundy zusammen.

Earp dreht seine nächtliche Runde, denkt ein wenig über Holliday nach und wird dann von Farhey über den Waffendiebstahl informiert. Trask kehrt ins Camp zurück und geht dann aber wieder in die Stadt, um noch einmal die Waffe zu suchen, wobei er aber erneut von Earp überrascht wird. Er zieht Leine, während Earp die Waffe unter dem Vorbau findet.

Am nächsten Morgen greift Earp ein, als die Männer an den Corrals die Rinder quälen. Jeb führt Rede gegen den Marshal, doch der geht nicht darauf ein, sondern befragt ihn wegen des Überfalls. Jeb leugnet jedoch alles.

Inzwischen ist der Aufkäufer der Rinder schon mit Bradley in Verhandlung und die Zeit läuft davon. Soundy versucht erneut, Jeb davon zu überzeugen, dass der Mann, der ihm von Cons Ende erzählt hat, Butch Keeton, nicht vertrauenswürdig ist. Doch Trask ist bis in die Haarspitzen blockiert und will nichts hören und nicht sehen. Stattdessen will er den Marshal notfalls unehrhaft umlegen. (Übrigens fängt dieses Verhalten jetzt schon an, dem Leser tierisch auf den Keks zu gehen und wir sind gerade erst in der Mitte!)

Erneut rennt Trask durch die Stadt und will einem alten Mann einen Revolver abkaufen, bemerkt aber zu spät, dass er es mit dem Dorfdeppen und seiner Spielzeugwaffe zu tun hat.
Daraufhin sammelt Laura Higgins ihn wieder ein, doch deren fürsorgliche Versuche, ihn als Killer zu motivieren, scheitern daran, dass er keinen Revolver hat. Also will sie ihm einen besorgen – wobei die beiden fundamental aneinander vorbei reden, da Laura natürlich Holliday umgelegt sehen   will und er ihr nicht erzählt, dass er den Marshal meint.
Bei dem Versuch, ihrem Chef im Saloon dessen Revolver zu entweden, wird sie jedoch erwischt. Wieder läuft Trask erfolglos durch die Stadt.

Doch da: ein Zug läuft ein. Wegen eines Lokschadens muss der Transport einer Armeeabteilung unter dem Kommando von Captain Shay dort ausharren – bei sich führen sie einen neuartigen Sprengstoff, der die ganze Stadt zerstören könnte und gut gekühlt werden muss.
Jab belauscht das Gespräch, dass Earp mit dem Captain führt, wird dabei jedoch fast erwischt.

In der Stadt sind die Verhandlungen über den Rinderkauf schneller als erwartet zuende und die Revolver der Trailmänner werden wieder herausgegeben, dürfen aber erst draußen vor der Stadt verteilt werden. Dort bekommt er endlich seine Waffen wieder, doch Soundy schlägt ihn erneut nieder, bis sie sich von der Stadt entfernt haben. Rachedurstig hält Jeb dennoch bis in die frühen Morgenstunden aus und reitet dann in die Stadt zurück. Dort geht er wieder zu Laura Higgins, die ihn anspornt, von ihm allerdings wie Dreck behandelt wird.

Schließlich geht er auf die Straße und fordert den Marshal auf, herauszukommen.
Earp folgt der Aufforderung, kommt aber ohne Waffe. Stattdessen summiert er alles auf, was Trask bisher getan hat, um an eine Waffe zu kommen und was Wyatt längst ermittelt hat. Er weigert sich, eine Waffe zur Hand zu nehmen und enerviert Trask solange, bis der ihm sogar in den Rücken schießt. Allerdings sind seine beiden Revolver leer – geleert vor der Rückgabe von Earp (tolle Leistung, das nicht vor dem Angriff zu überprüfen!).

Wieder läuft Jeb davon, als gerade eine Tanztruppe in die Stadt rollt. Die lenkt – natürlich – die ganzen Soldaten ab, die prompt die Bewachung des Zugs vernachlässigen. Und das bringt Trask auf die fatale Idee, doch den Sprengstoff namens Dynolit zu klauen und später die komplette Stadt zu sprengen.

Er klaut den relativ kleinen Behälter und bringt ihn zu Lauras Zimmer. Die ist nach dem miesen Ausgang des Duells nicht eben erfreut, bekommt aber daraufhin von unserem texanischen Schläger die Fresse poliert und dann noch eine Karaffe über den Schädel. Laura überlebt das, aber Jab ist ziemlich ausgeklinkt jetzt.

In der Stadt geht die wilde Suche los, aber Trask versteckt den Behälter in einem Korb vor der Tür von Laura. Die Sache wird der geschundenen Frau zu heiß und als sie zugibt, Con geliebt zu haben, lässt Trask sie bei Nacht und Nebel abreisen.

Dann geht er in den Saloon, wo mit Trask in eine Schlägerei gerät, der ihm partout nicht zuhören will. Das erregt jedoch die Aufmerksamkeit einer üblen Familientruppte, der Alims, die sofort auf Seiten des Texaners Trask stehen und den Marshal nicht erkennen. Es kommt zu einer wahren Schlacht und als es um Earp schlecht aussieht, kommt Holliday in letzter Sekunde dazwischen.

Earp sperrt Trask ein und will natürlich nur etwas über den Verbleib des Behälters erfahren, der jedoch hartnäckig schweigt. Der Marshal hat Angst, dass die fehlenden Kühlung den Sprengstoff versehentlich zündet. Also fangen er und Holliday über die weiteren Folgen an zu bluffen, tun so, als wäre der Sprengstoff bereits gefunden. Er entlässt Trask und redet ihm ins Gewissen, da Con offenbar wie ein Wilder um sich gefeuert hatte, um sich dann selbst durch eine abgeprallte Kugel tödlich zu verletzen. Bezüglich der abwesenden Laura erzählen sie ihm, sie habe ihn verraten.

Geschafft und verärgert wünscht Trask, die Ladung wäre „vor ihrer Tür“ hochgegangen, was Earp den entscheidenden Hinweis gibt. Der Sprengstoff wird geborgen und Earp gibt Trask seine Waffen – geladen diesmal – zurück. Geschlagen sieht Trask der Sprengstoffübergabe zu und reitet dann von dannen…

»Der Trailkoch hatte zur Abwechslung einmal braune Bohnen mit Steak gemacht. Meistens gab es sonst Steak mit braunen Bohnen...«
(Das Maximum an Witz im Oeuvre Kanns)
Nennen wir es ruhig beim Namen: dieser Roman ist wieder mal eine endlose Studie der Frustration.

A.P. Kann hat seine historischen Figuren zwar außerordentlich gut im Griff und verleiht den Figuren des Earp und des Masterson einen Hauch von Größe, ohne sie jedoch überirdisch werden zu lassen, aber der Rest an Plot hier machte die Lektüre nach und nach zu einer Qual.

Der Roman startet praktisch mit angezogener Handbremse (keine Revolver in der Stadt), lässt dann endlos die Räder durchdrehen (ich brauche einen Revolver!) und fährt sich dann irgendwann fest (der Revolver ist leer!!!).

Aus solchen Frustrationsstudien haben andere schon hervorragende Romane gemacht, aber dazu bedarf es guter und komplexer Figuren, denen der Leser auch mit der nötigen Portion Verständnis für dessen Nöte und Rachegefühle folgen kann.
Das ist hier aber nicht der Fall: Jeb Trask ist ein hohler Pappkamerad, dessen einzige Charaktereigenschaft sein Rachedurst ist – etwas Positives, sei es auch noch so klein, hat er nicht an  sich. Er brennt zu Beginn, er brennt durch den Roman, er brennt bis zum Schluss und darf dann nicht mal verlöschen, man dreht ihm einfach den Docht kleiner.

Bruder tot, Mama gestorben, das reicht als Motivation, da können ihm noch so viele Leute sagen, dass es Notwehr oder angemessen gewesen sein soll; dass sein „Zeuge“ nicht gerade ein vertrauensvoller Typ sei, das interessiert alles nicht.
Auch nicht, dass sich der Marshal durch den ganzen wundersamen Roman hindurch immer wieder als Ansprechpartner oder Helfer bzw. Retter in der Not betätigt und kluge und besonnene Entscheidungen trifft. Jeb Trask nimmt es wahr, sieht es ein und schaltet dann wieder auf „TÖTEN, TÖTEN, TÖTEN“ und tötet doch im ganzen Roman eigentlich nur eines: mangels seiner Lernfähigkeit das Interesse des Lesers.

Die Kombination mit der rachedurstigen Laura Higgins entwickelt sich nie so richtig, das Aneinandervorbeireden ist geradezu sensationell begriffsstutzig von beiden Seiten. Wie Laura Higgins es geschafft haben soll, vor ihm schon drei Männer dazu zu bringen, auf Earp mit der Waffe loszugehen, wird in keiner Zeile deutlich. Und bei ihm scheitert sie auch mit ihrem spröden Charme, den sie aber auch nicht eben üppig einsetzt, genauso wenig wie etwa körperliche Reize.

Aber um die ist es sowieso seltsam bestellt, denn wirkt sie bei ihrem Erstauftritt noch mädchenhaft unberührt, wird und erscheint sie bei jedem weiteren Erscheinen älter, müder und unattraktiver, mitgenommen und immer stärker geschminkt. Steckt da ein Plan dahinter oder konnte sich da jemand nicht entscheiden, wie die Figur zu zeichnen war.

Der Roman ist erst zur Hälfte um, als die Kaspereien langsam ermüden – allein schon der K

Aber Jeb Trask hat in diesem Roman sowieso weder Hunger noch Müdigkeit noch so etwas wie einen Penis, sondern dreht im Leerlauf frei.niff, den gestohlenen Revolver binnen einer Viertelseite wieder zu verlieren, entlockt dem Leser nur ein sattes Aufstöhnen. Ununterbrochen hat Trask Konfrontationen, in denen er austeilt und einsteckt, immer wieder die gleichen Diskussionen, die er vermeidet, immer wieder die gleiche Bindungsflucht, wenn ihm jemand helfen will.

Und das müsste dann eigentlich tragisch enden, denn die Handreichung Gottes (=des Autors), den Zug mit dem Sprengstoff in die Stadt kommen zu lassen, quietscht schon in allen Gelenken (und wird vom Verfasser mit schön doomigen Worten aus dem Aktenzeichen XY-Kontekt begleitet, die Unheil erahnen lassen) mit Blick auf das Ende. Dann wird der gute Böse von Wyatt Earp auf offener Straße erniedrigt und darf im Anschluss seine brutale Frustration sowohl an seinem Kumpel als auch in einer besonders fiesen Gewaltorgie auch noch an Laura ausleben, womit er auch noch die letzten Credits beim Leser verspielt.

Und schließlich muss dann auch noch ein schöner Bluff her, um die Situation gewaltfrei zu bereinigen (immerhin: das ist löblich!), ehe dann endlich (AUF DER LETZTEN SEITE) der berühmte Marshal sich bequemt, nach minimum fünf anderen vergebenen Möglichkeiten dem kleinen Arschloch endlich zu erzählen, was mit seinem Bruder wirklich geschehen ist.

Und da endlich macht es klick, weil er sich gleichzeitig plötzlich von der Frau verraten fühlt, an der er noch keine Minute auch nur den Hauch von Interesse hatte.
Und dann kommt er auch noch straffrei davon.

Da wird dann die Frustration auf den Leser übertragen, denn wenn jemand mal so richtig miese Karten aufgehäuft hat, dann Jeb Trask.
In einem Unger-Roman wäre er mit Blackout in der letzten Szene noch übergriffig von drei Kugeln gefällt worden, hier gibts eine Lektion vom großen Westmann (den man übrigens „Waiett Örp“ ausspricht, wie man lautmalerisch unter dem Titel auf Seite 2 hilfreich informiert wird).

Was Earp und Co angeht, so kommen sie zwar nicht porentief rein daher, haben aber offenbar alles ihrer Funktion als ordentliche Gesetzeshüter untergeordnet und beschweren sich höchstens mal über die mäßige Bezahlung. Earp strahlt hier durch und durch als hart arbeitender und deduktiv höchst aufgeweckter Ehrenmann, der es weder nötig hat, einen Colt noch seinen Stern zu tragen, weswegen Trask ihn auch den halben Roman nicht erkennt. Da wird schon fleißig an der Mythenbildung geschraubt, aber wenigstens kann der Marshal hier nicht übers Wasser laufen und die paar Inserts bezüglich seiner Beziehung zu Holliday sind sogar recht ordentlich – schade, dass das hier nicht im Mittelpunkt steht.

Also: gutes Vokabular, mäßiger Plot, aber bei der zu schaffenden Menge vielleicht kaum verwunderlich, dass sich Kann hier mehrfach in Endlosschleifen wiederholt, immer wieder zurück auf Los und erneut eine Runde durch Dodge City startend.
Aber ein Alltime-Classic kann ich ihm leider jetzt nicht bescheinigen.

Und wer ganz genau hinschaut auf das Cover, der erkennt vielleicht sogar einen sehr untypischen Westerner, der hier für das Bildchen herhalten musste: es ist Georg Thomalla, der später alberne deutsche Komödien drehte und viele Filme mit seiner tollen Synchronstimme veredelte.

So, und jetzt drehe ich noch einmal die Trommel und lasse Oakland nochmals zu seinem Recht kommen, der schuldet mir noch was…bis bald!

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Kommentare  

#1 Harantor 2019-01-08 14:14
Ich bin mit der Earp-Story nie so recht warm geworden ... Diese Ausführungen sind für mich exemplarisch

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