Mehr als nur Cowboys und Indianer
... Cowboys und Indianer
2011 veröffentlichte Filme wie TRUE GRIT belegen eindeutig, dass die Geschichten aus dem amerikanischen Westen auch heute noch zu greifen verstehen, dass die Faszination, die von den Landschaften des amerikanischen Westens ausgeht noch immer ihren Reiz ausübt.
Mit dem Western als amerikanischem Gründungsmythos beschäftigt sich hier in Deutschland - die GASW (Deutsche Gesellschaft zum Studium des Western / The German Association for the Study of the Western), die vom 23. Juni bis zum 26. Juni 2011 im Ev. Augustinerkloster in Erfurt ihre 22. internationale Jahrestagung ausrichtete. Zahlreiche Wissenschaftler, Sammler und andere Interessenten aus den USA und Deutschland beschäftigten sich an vier Tagen intensiv mit dem Thema der amerikanischen PULP WESTERN und ihrem Umfeld.
Kenneth E. Hall, Professor an der East Tennessee State University, bot in seiner Keynote Lecture "The Era of the Pulp Western" am folgenden Morgen einen umfassenden Überblick, bevor sich Peter Bischoff, der Vorsitzende der GASW, zusammen mit Peter Noçon (beide: Münster) eingehend mit "Frank Gruber as Pulp Author and Fiction Writer" befassten. Sozialgeschichtliche Komponenten von Literatur stellte Christian Krug (Universität Erlangen-Nürnberg) ins Zentrum seiner Ausführungen über "Verlagswesen, Leserschaft und Autoren". Franziska Dokter aus Soest zeigte in ihrer Analyse "Romanzen im Rinderland", dass Western-Pulp-Stories durchaus auch spannende Unterhaltung für ein weibliches Publikum boten. Mit ihrem Beitrag über "Injuns and Spicks" beschloss Birgit Hans (Professor an der University of North Dakota, Grand Forks) die Vortragsreihe am Freitag.
Am Samstagmorgen standen ausgewählte Pulp-Autoren im Mittelpunkt. Stephen L. Tanner (Ralph A. Britsch Humanities Professor emeritus of English, Brigham Young University in Provo, Utah) behandelte "Ernest Haycox in the Pulps". Aus München war Thomas Jeier angereist, einst als Herausgeber der inzwischen legendären Heyne-Western fungierend und selbst als Autor bestens bekannt. Er sprach über "Louis L'Amours Anfänge in den Pulps". Sanford E. Marovitz (Professor emeritus, Kent State University) bot mit seinen Informationen über "Elmer Kelton's Apprenticeship in the Pulps" einen weiteren Höhepunkt der Konferenz.
Über die amerikanischen Verhältnisse hinausgehend zeigte Karl Jürgen Roth (Siegen) mit "... mir kannst du nicht mehr helfen", dass auch im Deutschland der 1930er Jahre Wildwestromane eine beliebte Lektüre waren. Insgesamt waren alle Anwesenden begeistert von einer gelungenen Konferenz, die durch eine Plenumsdebatte zur Thematik "Erzähltechniken und Sprache in ausgewählten Pulp-Stories" abgerundet wurde.
Der stimmungsvolle Gewölbekeller des Augustinerklosters diente als Kulisse für vertiefende Gespräche in gemütlicher Runde sowie für musikalische Unterhaltung während der Abendstunden. Ich werde mit Begeisterung an die Vorträge, die Diskussionen und die vielen guten Gespräche mit amerikanischen und deutschen Freunden zurückdenken - und ich freue mich schon auf die nächste Tagung im Schloss Friedewald (Westerwald) im kommenden Jahr.
Die Deutsche Gesellschaft zum Studium des Western / The German Association for the Study of the Western hat ihren Sitz in Münster. Sie unterhält dort ein Forschungszentrum mit weltweit einzigartiger Bibliothek. Gesammelt werden Western aus den Vereinigten Staaten, aber auch aus Deutschland oder anderen Ländern sowie die entsprechende Sekundärliteratur, zudem weitere Medien (Filme, Hörspiele etc.). Nach Anmeldung ist die Bibliothek für wissenschaftliche Zwecke zugänglich. Neben jährlichen internationalen Konferenzen und regelmäßigen Filmabenden veröffentlicht die GASW mit Studies in the Western ein Jahrbuch, welches in deutscher und englischer Sprache zentrale wissenschaftliche Beiträge zum Thema Western sammelt.
Kommentare
Vielleicht kommt ja noch mehr zum Thema Westernroman und / oder Westernheft?