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iBeacon: Botschaften im Ladengeschäft

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneiBeacon: Botschaften im Ladengeschäft

Bisher wird das Smartphone der Wahl beim Einkaufen ja nur dazu genutzt um mit dem Verkäufer über den Preis zu feilschen, weil der Preis ja online so viel günstiger ist. Das klappt bei Büchern oder dem Kulturgut Zeitung nun nicht unbedingt, aber natürlich für alles andere was man so kauft. Merkwürdigerweise nicht bei Hygiene-Artikeln - ich habe wenn ich das recht überlege auch noch nie jemanden gesehen, der beim Drogeriemarkt die App der Wahl zückt nur um zu gucken ob es das Shampoo irgendwo oder online noch billiger gibt.


Offenbar haben wir für alles unsere Grenzen. Demnächst könnte es aber so sein, dass, wenn man ins Geschäft geht und beim Shampoo-Regal vorbeigeht, man eine Nachricht aufs Handy bekommt. In der könnte stehen, wenn man doch schon Shampoo kaufe, wäre ein Conditioner vielleicht nicht schlecht. Klingt unwahrscheinlich? Die Technik dazu gibts schon und sie wird auch in den USA schon benutzt: iBeacons.

Richtig, der Name verrät es schon: iBeacons kommen von Apple. Die Technik stammt von denen. Im Prinzip sind das kleine Minisender, die in einer Senderschlaufe Informationen ausstrahlen. Diese können dann von Smartphones gelesen werden. Klingt jetzt in unseren datenschutzgewohnten Ohren erstmal nach jeder Menge ungewolltem Spam und Positionsverräterei - allerdings sammeln die Minisender an sich keine Daten. Das überlassen sie den Apps, die auf den Smartphones installiert sind. Wer also keine App installiert wird, beim Einkaufen im Drogeriemarkt weiterhin unbelästigt bleiben. Jedoch, wenn man durch das Installieren der Apps Punkte bei einem bekannten Rabattmarkensystem sammeln kann und gleichzeitig dann die Meldungen bekommt - ich bin mir sicher, der Großteil der Drogeriebesucher würde das mit Freuden machen. Weil: Klar, wir sind alle für Datenschutz, aber sobald wir Rabattpunkte sammeln können, verraten wir doch gerne, was wir wann wie genau eingekauft haben. Die Gier des Menschen ist schon eine merkwürdige Erfindung.

iBeacons könnten kreativ eingesetzt das Verkaufserlebnis vervielfachen: Würde Amazon Ladengeschäfte betreiben, wäre der Hinweis "Nutzer, die das kauften, kauften anschließend das" sicherlich als Info auf der App verfügbar und gleichzeitig würde wohl ein virtueller Pfeil herumschweben, der auf das passende Sortiment zeigt oder einen hinführt. Letzteres ist bei unübersichtlichen Bahnhöfen übrigens keine schlechte Idee und so weit ich weiß, gibts für iBeacons als Wegweiser schon einige Konzepte. Bei der Bahn. Ob die verwirklicht werden, ist allerdings noch fraglich. So weit in die Zukunft wagt die Bahn sich nun nicht, das mit dem Internet unterwegs klappt ja schon mal so lala... Aber klar: iBeacons, die ständig ein Signal abstrahlen und damit helfen könnten, sich besser in einem Gebäude zu orientieren, wären mal was Sinnvolles.

Dass das Marketing und die Werbung feuchte Augen bekommen, weil man endlich Möglichkeiten hat, den Nutzer direkt anzusprechen ist klar. So krass wie in Minority Report, als Tom Cruise an Werbeplakaten vorbeigeht, die ihn direkt mit Namen ansprechen und identifizieren, so weit wird es wohl nicht kommen. Das können iBeacons nicht. Die sind nur die Sender und strahlen halt dumpf ihre Botschaften ab. Der Konsument müsste halt dann eine App installieren, um diese Signale empfangen zu können und das muss er nach wie vor mit vollem Gewissen tun. Falls genügend Anreize gegeben werden, sollte das kein Problem sein - wie schon erwähnt: Wir lieben es, mit ganzem Einsatz Punkte zu sammeln. Für das Ladengeschäft bieten sich da wirklich neue Möglichkeiten, fragt sich aber, ob der Deutsche das auch möchte.

Vermutlich eher nicht. Oder vielleicht doch. Keine Ahnung. Muss man sehen, wenn die ersten Großversuche hierzulande anlaufen, in den USA testet man die neue Technologie schon etwas länger. Allmählich sinken auch die Preise für die Hardware. iBeacons sind allerdings eine interessante Technik und wesentlicher Bestandteil von smARTPlaces - Orten, die mit dem Besucher interagieren. So kann ein Museum iBeacons nutzen, um Tipps fürs Haus zu geben, kann - wie unlängst bei WigaOpenAir passiert - mit den Nutzern per App interagieren und den Besuch damit einladender und besser gestalten. Da Apps auch Daten anonymisiert sammeln können, wäre dann sogar der Datenschützer begeistert, wenn das Museum eine vollere Bandbreite für den Besucher aufwarten kann. Mit Augemented Reality und perfektem Storytelling.

Aber bis sich das durchsetzt: Das wird dauern. Deutschland hat zwar eine digitale Agenda, aber eigentlich ist das ja nur eine Absichtserklärung. Was sich in Bezug momentan auf Internet, digitaler Verwaltung und Co. tut ist wenig bis gar nicht vorhanden. Na ja, aber sobald Politiker den Nutzen von iBeacons entdecken, werden die garantiert gefördert. Kennt man ja.

Kommentare  

#1 G. Walt 2014-09-26 22:30
Eine deart nervige App käme mir nicht aufs Telefon. Nein nicht mal mit Rabattpunkten, die ich eh etwas zwiespältig betarchte - dienen sie doch nur dem Zweck der Kaufanimation (also etwas anderes zu einem vermeintlichen Schnäppchen zu erwerben)
#2 Kerstin 2014-09-28 11:09
Du lieber Himmel, das ist ja eine Horrorvorstellung, wenn das wahr würde!

Bis jetzt komme ich noch um die Anschaffung eines iPhone herum, weil ich das nicht brauche. Aber so eine App käme mir bestimmt nicht drauf!

Und auf die nervige Frage an der Ladenkasse, ob ich die Punkte sammele, antworte ich immer: Ich habe nicht mal in Flensburg welche, da werde ich hier bestimmt nicht damit anfangen.

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