Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Die ungleichmäßig verteilte Zukunft: Warum wir mehr Best Practice Beispiele brauchen

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneDie ungleichmäßig verteilte Zukunft:
Warum wir mehr Best Practice Beispiele brauchen

"Ich erlebe immer wieder, dass Bücher (wie auch Kultur generell) und die Buchbranche Aggression auslösen." - Wibke Ladwig

Das hat wohl damit zu tun, dass die wenigen, die die Zukunft noch nicht so sehen oder innovativ sind, von der Mehrheit der Kunden eher wahrgenommen werden.


Wer mit "Achtung Buch" wirbt und damit Kunden verschreckt, sollte sich nicht wundern, wenn das eigene Image nicht optimal ist.

Das fällt mir in den letzten Tagen immer wieder vermehrt auf: Es gibt eine Tendenz des Traditionsbeharrens, des "Man-muss-den-Leser-unbedingt-erziehen-Wollen", die in der Branche momentan wieder stärker vorhanden ist.

Warum das so ist? Keine Ahnung.

Und dann gibts natürlich auch diejenigen, die Print für tot erklären weil sie die überlieferten Modelle - Autor, Lektor, Verlag - für unoptimal halten. Diese Leute gab es allerdings schon immer und sie hatten noch nie so gänzlich - na gut, teilweise vielleicht - recht, schließlich haben wir ja jetzt alle unsere Fernseher konsequent wegen des Internets abgeschafft ... Ähm. Also einige. Und natürlich wurde das Kino durch das Fernsehen sowas von verdrängt, da gibts ja kaum noch welche. Hüstel.

Die Frage ist eher: Warum schaffen es so wenige Buchhändler, souverän und konsequent neue Medien zu nutzen? Warum haut man immer auf die großen Online-Buchhändler ein, anstatt sich mal Gedanken zu machen was die Zielgruppe vor Ort benötigt? Warum gibt es so wenige gute Beispiele wie es gelingen kann, Online und Offline für sich zu nutzen?

Und warum tauchen die im Börsenblatt kaum auf? Stattdessen ist gefühlt jeder zweite Artikel dort und in anderen Fachmedien ein "Amazon-ist-ja-sooo-böse"-Artikel. Und wenn dann Amazon in einem Connie-Kinderbuch erwähnt wird, hagelt es Proteste, als ob das das Ende der Welt wäre.

Wie gesagt: Ja, es ist nicht DIE Branche. Es gibt sie nicht. Aber es ist der Teil der Branche, der offenbar immer noch in der Vergangenheit hängt.

 

Kommentare  

#1 Kerstin 2014-10-30 11:43
Zitat:
"Warum das so ist? Keine Ahnung."

Ich nenne dieses Phänomen für mich gesitige Inzucht. Es ist einfach bequemer, gegen alles Neue, Fremde, Innovative zu wettern, als seinen eigenen Standpunkt mal kritisch zu reflektieren und Neuerungen mal ernsthaft zu erwägen. Es ist einfacher, sich mit Gleichgesinnten zusammenzurotten und einen Block zu bilden, in dem sich alle gegenseitig versichern, dass sie doch recht haben.

Zitat:
"Warum schaffen es so wenige Buchhändler, souverän und konsequent neue Medien zu nutzen? Warum haut man immer auf die großen Online-Buchhändler ein, anstatt sich mal Gedanken zu machen was die Zielgruppe vor Ort benötigt?"

Eben weil das Mühe macht, erst eine Zielgruppe festzulegen, dann ihren Bedarf zu ermitteln und diesen auch noch zu erfüllen. Meckern und jammern ist bequemer und einen Schudligen für die Misere hat man dann auch gleich parat.

Das gilt nicht allein für den Buchhandel, sondern für viele Sparten der Wirtschaft. Poltitik und Wirtschaft haben nun mal ein festes Bild von der Bevölkerung, ihren Wünschen und Bedürfnissen, das auf immer weniger Leute zutrifft (Stichwort: Bilderbuchfamilie mit zwei Kindern, Mittelklasse-PKW und Reihenhaus). Diese Familien sind schon deshalb als Zielgruppe so beliebt, weil sie nur wenig Überraschungen bietet und leicht berechenbar ist. Dazu auch leicht lenkbar, weil ja Kindergartentanten und Lehrer sowie der allgemeine Gruppenzwang in den Vorortsiedlungen großen Einfluss auf das Konsumverhalten dieser Kunden haben.

Der Single ohne Kinder lässt sich von diesen Vorgaben schon deutlich weniger beeinflussen. Auf deutsch: Mir geht es am Ar*** vorbei, was die Herrschaften Pädagogen, Nachbarn, Modezaren, Autohersteller oder sonstwas gerade für den letzten Schrei der Lebensführung halten.

Eine Familie aber wird sich mit Rücksicht auf die Notengebung und als Vorbeugemaßnahme gegen Mobbing eher anpassen müsssen.

Der Buchhändler vor Ort tut für sein Geschäft gut daran, eng mit den Schulen zusammenzuarbeiten. Dann hat er immer die von diesen Lehrern empfohlenen Bücher vorrätig. Sichere Sache.

Wie innovativ sind denn diese Lehrer im Hinblick auf neue Medien oder Vertriebswege? Welchen Einfluss hat ein einzelner Schulmeister auf Amazon? Eher wenig, würde ich sagen. Beim Buchhändler an der Ecke können sie da schon mehr Einfluss auf das Sortiment nehmen.

Wenn dann einer kommt, der etwas ganz anderes will, vielleicht sogar Nischenlektüre, dann muss der Händler passen. Bestellt der verprellte Kunde dann bei Amazon, weil er nicht für jedes Buch zweimal antreten will, ist das Geschrei wieder groß.

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles