Goodbye Google Glass?
Goodbye Google Glass?
Heißt das, das Thema Google Glass ist durch?
Dann wären ja Skeptiker beruhigt: Erstens sieht Google Glass nicht besonders schick und elegant aus, aber das ist natürlich Geschmackssache. Zweitens aber könnten jetzt alle erleichtert aufatmen, die sich schon in einer Zukunft sahen in der man umlagert ist von Leuten, die mit Google Glass Photos und Videos aufnehmen und die sofort online stellen. Die Rede war ja schon von sogenannten Glassholes - also Assholes with Glasses - die gegen jede Etikette verstießen. Wobei sich allerdings auch sagen lässt, dass unsere Vorstellung von Etikette - und ich meine damit nicht das, was der Herr von Knigge mal ursprünglich meinte auch wenns vielerorts so gesagt wird - sich immer weiterentwickelte. Letztendlich würde man auch für Google Glass ein gesellschaftliches Einvernehmen finden. Wird man auch finden müssen, weil Google Glass keineswegs ad acta gelegt worden ist.
Zu früh haben sich also die Kritiker des Ganzen gefreut: Google Glass wechselt sozusagen nur die Abteilung, wie man auch bei Fortune etwa nachlesen kann. Berichte über den frühzeitigen Tod eines interessanten aber nutzlosen Experiments sind also übertrieben - auch wenns bei einigen deutschen Fachblogs und -webseiten so klingen mag. Google Glass wird aus der Abteilung Google X ausgegliedert und in die Hände von Tony Fadell gelegt. Der ist der CEO von Nest. Nest? Nest? Was war das noch? Richtig: Nest stellt Thermostate her, die sich smart nennen und mit dem Smartphone der Wahl auch steuern lassen. Google hatte die Firma letztes Jahr aufgekauft - und wenn man sich die Bemühungen um ein selbstfahrendes Auto ansieht ahnt man, dass Google wohl nach und nach im Sinn hat sich als Anbieter von intelligenter Software fürs Haus zu etablieren.
Nein, die Kritiker haben sich zu früh gefreut: Google Glass ist sozusagen dem Kükenalter entschlüpft und auf dem Weg erwachsen zu werden. Google lässt auch selbst keinen Zweifel daran, dass das Projekt an sich weiterentwickelt werden wird. Dann halt in einer eigenen Abteilung. Dass die Verkäufe der bisherigen Versionen gestoppt werden schmeckt einigen Early-Adoptern, darunter Sascha Pallenberg etwa, so gar nicht. Klar. Die bleiben jetzt alle auf teurere Hardware sitzen für die es kein Update mehr geben wird. Zwar kann ich den Rant etwas nachvollziehen, aber andererseits habe ich auch etwas geschnieft als es für die Flip-Kamera kein Update mehr gab und als Apple beschloss das erste iPad nicht mehr zu aktualisieren habe ich auch dämlich geguckt. Schön, im Gegensatz zu Google Glass waren das jetzt keine Experimentier-Hardware-Geräte. Im Grunde ist es aber die gleiche Wette: Ich hab mir vor einigen Jahren ein Jawbone-Fitnessband zugelegt und darauf gewettet, dass es das länger geben wird. Ich hätte auch in Nikes Fuelband investieren können, das gabs meine ich schon zu Kaufen in Deutschland. Meine Wette ging dann halt auf - die von den Google-Glass-Explorern dann leider nicht. Deswegen ist es ab und an Mist Early-Adopter zu sein: Manchmal zahlt man halt drauf.
Jedenfalls: Google hat das Projekt Datenbrille nicht aufgegeben und wird es weiter entwickeln. Vielleicht wird die Datenbrille dann auch etwas eleganter. Aber eines ist klar: Die Entwicklung der Benutzeroberfläche wird selbst dann voranschreiten wenn Google wider Erwarten - daran glaube ich aber nicht, Google Glass als Steuerzentrale neben dem Android-Smartphone fürs smarte Heim ist eigentlich eine unübertreffbare Kombination - die Datenbrille ein für allemal einstellen sollte. Wobei: Wie war das noch mit dem Interface bei William Gibson?
Kommentare
www.microsoft.com/microsoft-hololens/en-us
Die ersten Tester-Reaktionen fallen ausgesprochen positiv aus, wie zB. diese:
venturebeat.com/2015/01/21/i-tried-minecraft-with-microsoft-hololens-and-now-i-dont-want-to-work-anymore/