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Hey, Werbefuzzis! Mehr Recherche bitte!

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneHey, Werbefuzzis!
Mehr Recherche bitte!

Was passiert, wenn eine Webseite wie - sagen wir mal diese? - einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht? Und irgendwie von Anderen als wichtig wahrgenommen wird? Na? Richtig: Man bekommt lauter tolle Emails, die einem darin bestärken, dass die Webseite so wichtig ist, dass man gerne irgendwie Links austauschen, Graphiken annehmen oder eventuell sogar wegen "Synergien" in Kontakt miteinander treten möchte.


Das ist irgendwie - bezaubernd. Charmant. Da möchte jemand, dass man auf seine Sachen verlinkt, weil man ein großer, wichtiger Faktor im Internet geworden ist. Hach, Bauchpinsel! Toll! Wie wichtig ist man doch! Hach! Und manchmal, manchmal passt das, was einem da angeboten wird auch tatsächlich zur Seite. Also in diesem Fall: Eine Angebot für einen Bannertausch für ein Fantasybuch. Oder Western. Oder den neuesten Science-Fiction-Roman, in dem Doctor Who vorkommt! Die neuen Comics, in denen Doctor Who vorkommt! Das Boxset der letzten Staffel von Doctor Who! Ein Pullover mit Dalek-Motiven! - Okay, den letzteren könnt ihr direkt mir zu Heilig-Abend zuschicken, aber egal: Wer ein Angebot zu machen hat, der sollte vorher schon mal recherchieren, was die Seite zu bieten hat, die so mächtig und wunderbar und einzigartig ist, dass man einen Vorteil davon hat.

Linktausch per se ist ja nun nichts Verbotenes, Google hat nur was dagegen, wenn man Links direkt kauft und verkauft. Was, wenns denn aufgedeckt wird, zu einem negativem Ausklang für beide Seiten kommen kann. Aber da Links immer noch die Währung im SEO sind - neben einigen anderen Faktoren, die wir allerdings teilweise auch gar nicht wissen, weil wir nicht wissen wie der Google-Algorithmus funktioniert, wir wissen ja auch nicht wie der von Facebook so direkt funktioniert, worüber wir uns immer aufregen, seltsamerweise sind wir da gelassener beim Google-Algorithmus. Offenbar weil der uns immer noch das liefert, was wir wollen. Genau die richtige Information zum richtigen Zeitpunkt. Falls jemand mal mit BING oder DuckDuckGo gesucht haben sollte, wird schon einen gewissen Unterschied festgestellt haben. (Andere erinnern sich noch an die Zeiten, als Yahoo und Lycos und AltaVista meinten, sie würden die besten Suchmaschinenergebnisse der Welt anbieten. Es ist also nicht so, dass Google auf alle Zeiten das Monopol hat, sobald jemand was Besseres erfindet ist Google draußen. Wie jetzt Yahoo. Was macht Yahoo eigentlich nochmal, nachdem es Tumblr gekauft hat? Und Flickr?)

Jedenfalls: Es ist bauchpinselnd, wenn einem per Mail angeboten wird Links zu tauschen. Was aber, liebe Werbefuzzis, nervt: Ihr schaut euch nicht immer unbedingt genau an, was die Webseite als Thema hat, oder? Ich meine, der Zauberspiegel ist mit Sicherheit keine Webseite, auf der eine Infographik zu Instagram besonders gut ankommen würde. Glaubt mir das einfach. (Ich kann die Zugriffszahlen meiner Kolumne sehen, immer wenns um spezielle Internetthemen geht passiert da relativ wenig, aber ich muss ab und an mal drüber schreiben.) Der Zauberspiegel beschäftigt sich nicht großartig mit Instagram und der Frage, wie man dort Influencer gewinnt um seine Produkte promotet zu bekommen. Wirklich nicht. Also, wenn wir hier einen Instagramm-Account hätten - haben wir einen? Gute Frage, aber recherchiere ich mal nach der Kolumne, weil: Warum sollte man sowas vorher... Genau. Also wenn wir einen Instagramm-Account hätten gäbs da bestimmt jede Menge Zombieselfies. Cowboys. Doctor Who! Daleks! Cybermen! Okay, letzteres nur, wenns MEIN Instagram-Channel wäre. Aber die Richtung wäre ja schon mal richtig. Nein, eine Infographik darüber wie toll und schön Instagram als Social-Media-Kanal funktioniert ist für unsere Leser einfach nicht relevant. Wirklich nicht.

Zwar mögen unsere Leserinnen sicherlich auch modebewußt sein, aber - Zalando, wirklich! Wir schreien hier nicht vor Glück. Wir sind ein Fanzine für fantastische Literatur - und Western - und so. Hier schreit man nicht vor Glück, hier schreit man, weil einen der Werwolf gleich packt! Oder wenn einen der Werwolf gleich packt? Also jedenfalls schreien wir hier vor Angst, Panik, Schrecken und Entsetzen! Und nicht, weil der neueste Nike-Schuh von Kanye West entworfen wurde. Okay, wenn ihr uns jetzt verraten könntet, wie schnell man mit diesem Schuh auf der Flucht von Vampiren, Zombies, Monstern und Daleks sein kann, dann wäre das ja eventuell mal ein Argument, aber wirklich: Sowas testet ihr gar nicht. Tsk. Gerade das aber interessiert doch unsere Leser! "In diesen Schuhen entkommt John Sinclair garantiert jedem Dämon" ist viel catchier für uns als "Schrei vor Glück." Wir - schreien - nicht - vor - Glück! (Okay, abgesehen von den Stunden, in denen die holde Schönheit und der heldenhafte Retter sich zurückziehen um - ähm - nun, um das Happy End... Hüstel. Aber selbst dann sind in der Regel keine Schuhe im Spiel.)

Liebe Werbefuzzi, es geht euch natürlich um Reichweite und schön, dass diese Seite welche hat - ich glaube, der Google Page Rank existiert nicht mehr, sonst könnten wir noch ein wenig besser nachsehen wie einflussreich der Zauberspiegel im Internet ist. Nur: Könntet ihr in Zukunft besser mit den "Synergien" haushalten? Euch mal kundig machen bevor ihr irgendwelche Sachen anbietet? Mal richtig nachschaut, was an Inhalten auf der Webseite drauf ist statt nur eine per Roboter erstellte Mail mit Platzhalter-Stellen an denen flugs der Name der Webseite eingefügt wurde loszuschicken? Damit könntet ihr etwas Energie sparen und wir sparen etwas, was auch uns wichtig ist: Nerven nämlich. Jetzt entschuldigt mich, ich muss meinen Instagram-Account pflegen, ich habe etliche Dalek-Photos noch nicht hochgeladen...

Kommentare  

#1 Kerstin 2016-12-16 10:03
Recht hast du. Egal, auf welcher Seite im Netz man unterwegs ist, die Werbung, die sich da ungefragt anschleicht, passt eigentlich nirgends richtig zum Inhalt der Seite.
(Sonst bliebe für die Seiten über die aktuelle Lage wohl auch nur noch Werbung für Pfefferspray, Schlagstöcke, Schutzbunker und Survival-Ausrüstung übrig.)
Und dann wundern sich die Werbefuzzies, wenn die Leute von der vielen Reklame genervt sind? Man liest einen Artikel, logischerweise ein Thema, das einen interessiert, sagen wir mal als Beispiel eine Info über eine historische Persönlichkeit. Und plötzlich baut sich ein Pop-Up auf, auf dem ein Auto abgebildet ist. Häh? Hat Kaiser XY vor 1000 Jahren so eine Karre gefahren? Eher ist er wohl mit einem PS geritten, oder?
Man klickt auf eine andere Seite, immer noch über diesen mittelalterlichen Herrscher und sein Lebensumfeld. Und dann startet ein Werbefilmchen, das ein Maschinchen anpreist, um die Augenbrauen zu perfektionieren. Was soll das? Weder seine Hoheit damals hat so ein Ding verwendet, noch hab ich das nötig. Meine Augenbrauen sind naturschön genug.
Klickt man eine Werbung weg, öffnet sich wie zur Strafe gleich eine neue. Diesmal vielleicht Modeschmuck. Der Kaiser begnügte sich mit Siegelring, Krone und anderen Reichsinsignien. Und vom Bildrand her kommt ein Angebot für Rasenmäher-Ufos reingerutscht. Ich erinnere: Der Herrscher hatte ein Pferd, das nebenbei auch als Rasenmäher fungierte. Der Gaul wird aber auf jeden Fall das Hundefutter verschmähen, das als nächstes angepriesen wird.
Noch schlimmer ist es, wenn es eine Doku auf Youtube zu dem Thema gibt. Alle paar Minuten preisen Versicherungen ihre Dienste an, Sportgeräte werden angeboten, Reiseportale wollen einen in die Ferne locken usw. Nix davon passt zu dem Thema, um dessen Willen ich vor dem PC sitze.
Und richtig weh tut es, wenn ich auf Youtube Musik hören will, Rock, Death Metal oder was in der Art. Vor den Videos kommen tatsächlich Werbespots für Babysachen, Hautpflege, Schminkzeug, gefühlsduseliges Weihnachtskram und anderes, was da nun absolut nicht hinpasst.

Ich hab das noch so gelernt, dass Werbung nur dann nützt, wenn sie bei der richtigen Zielgruppe ankommt. Deshalb machen ARD und ZDF ja so fleißig Reklame für Gebissreiniger, Treppenlifte und Seniorenwindeln.

Und im Internet soll dieser Grundsatz nicht gelten? Werden gestandene Metalfans etwa Tussi-Zeugs kaufen, nur weil sie vor dem gewünschten Lied Reklame dafür gesehen haben?

Tatsache ist, dass es sowohl den Betreibern der Seiten als auch den Werbetreibenden scheinbar total egal ist, ob die Werbung Erfolg hat. Die Agenturen bekommen ihr Geld danach, wie oft die Reklame gezeigt wird und damit haben sie ja erreicht, was sie wollten. Den Seitenbetreibern ist wichtig, dass sie ihr Geld für die Veröffentlichung bekommen, ebenso wie bei den Fernsehsendern für die Anzahl der Ausstrahlungen bezahlt wird. Und die Damen und Herren in den Aufsichtsräten und Vorständen der werbenden Firmen kriegen ihr Geld sowieso, selbst wenn die Firma so gut wie pleite ist, die Arbeiter keinen Lohn mehr kriegen, aber die Schlipsträger noch Boni beanspruchen.
Der Erfolg von Werbemaßnahmen ist kaum im einzelnen nachzuweisen. Jeder kann sagen: Ich habe meinen Teil des Kontraktes erfüllt. Ob sich die Verkaufszahlen dadurch erhöhen, ist ja nicht Bestandteil des Vertrages.

Fazit: Ich habe mit dem aufgezwungenen Ansehen von Reklamemist schon viel Zeit verloren. Kaufen tu ich absolut nix davon. Weil ich das nicht brauche, ganz gleich, wie oft die mich mit der Reklame berieseln. Meinen Bedarf ändert das nicht im Geringsten. Und wenn es eine Ware gibt, die ich gern kaufen würde, kann es passieren, dass ich von der ständigen, aggressiven Reklame dafür so abgenervt bin, dass ich einen unüberwindlichen Widerwillen gegen das Produkt entwickelt habe und lieber ohne auskomme oder bei der Konkurrenz etwas Vergleichbares erwerbe. Das kann ich dann benutzen, ohne ständig einen dümmlichen Werbejingle im Ohr zu haben.

Und noch was: Sollte ich je ein Paket mit Zalando-Schuhen bekommen, womöglich noch mit hohen Absätzen: Ich würde schreien! Aber nicht vor Glück, sondern vor Wut, weil ich die Treter mit Sicherheit nicht bestellt habe und auch nicht zu bezahlen gedenke.

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