Professor T: Mordfälle und Familiengeheimnisse
Professor T
Mordfälle und Familiengeheimnisse
Ich muss gestehen: Ich habs nicht so mit Polizeiserien. Ja, sicher mag ich ›Life On Mars‹, ›Sherlock‹ und ›Profiler‹ und ›Monk‹ und ... okay, ich hab es nicht so mit stinknormalen Polizeiserien. Es muss schon irgendwas Besonderes dabei sein. Wie etwa: Ist er in der Zeit zurückgereist oder doch nur im Koma? Wie arrogant kann eigentlich ein Detektiv sein? Wer gewinnt letzten Endes: Profilerin oder Jack? Und wie schafft ein Detektiv es mit diversen Krankheiten zu ermitteln? In die letzte Kategorie fällt eindeutig Professor T.
Dass das ZDF eine belgische Serie gleichen Namens adaptiert hat, das muss ja nun nichts Schlechtes bedeuten. ›Stromberg> orientierte sich ja auch leicht - öhm - am britischen <The Office>. Das belgische Original von Professor T. hat übrigens derzeit auch drei Staffeln erreicht und das Format an sich erobert wohl auch die Welt: Es gibt längst eine französische Variante. Ableger-Serien in den USA oder in Italien sind noch geplant. Die Welt mag halt Ermittler mit gewissen Ticks.
Jasper Thalheim ist jedenfalls ein ziemlich brillanter Kriminologe, der an der Uni Köln lehrt. Der Professor leidet unter Zwangsstörungen - so unter anderem ist er an absoluter Hygiene-Freak, der ständig blaue Handschuhe trägt und der sein Desinfektionsspray immer in Griffweite hat. Außerdem ist er nicht gerade sozialkompetent und geht mit seinem Verhalten der Polizei, die er als Sachverständiger berät, durchaus auf den Senkel. Dass seine ehemalige Geliebte bei der Kripo Köln gelandet ist macht das alles nun nicht unbedingt leichter. Für Jaspers Verhalten gibt es einen Grund: Sein Vater hat Selbstmord begangen und Jasper entdeckte als erster die Leiche. Jedenfalls ist das der Familienmythos ...
Mit Quoten von um die drei bis vier Millionen ist die Serie beim ZDF ziemlich erfolgreich. Das liegt sicherlich an Jasper Thalheim selbst, dann auch an dem Team, das er berät. Klar, die Mordfälle sind auch ungewöhnlich - eine strahlenverseuchte Studentin stirbt in Jaspers Büro, eine Maske spielt eine Rolle und sicherlich macht es Spaß die Suche nach dem Täter als Zuschauer*in zu begleiten. Dabei spielt bei Professor T. aber auch die Dynamik der Charaktere untereinander eine Rolle. In der aktuellen Staffel etwa werden die Karten neu gemischt: Neuer Chef des Teams, der offenbar Dreck am Stecken hat, Familiengeheimnisse werden erforscht und am Schluss ist nichts mehr so wie es war.
Was Professor T. besonders gut kann: Konsequenzen aus Handlungen erforschen. Während bei anderen Serien da gerne mal drüber gewischt wird, exerziert Professor T. Dinge bis zum bitteren Ende durch. Einfache Lösungen gibt es hier nicht. Das Unangenehme wird nicht verdrängt, nach einer Folge ist nicht alles wieder gut und angenehm. Jetzt kann man durchaus kritisieren, dass die Hauptcharaktere sich nicht allzu sehr verändern: Jasper bleibt der, der er war, auch wenn er einige Dinge in der aktuellen Staffel anders sieht. Und wenn wir schon von Plots reden: Die Nebenhandlung um den neuen Chef hätte man auch innovativer gestalten können. Dafür ist das Ende der Staffel dann sehr konsequent. Und manchmal werden einige Charaktere dann auch sacht beiseite gestellt, wenn sie ihren Zweck erfüllt haben - siehe Staffel Drei die Geschichte mit - hmm, ich darf nicht spoilern, richtig? Richtig.
Wobei Professor T. manchmal einem als Serie auch auf die Nerven gehen kann: Ja, das Licht ist sehr stylisch gehalten. Ja, diese Traumsequenzen sind nett in Szene gesetzt. Aber manchmal schwappt diese Überstilisiertheit, die immer bei Jasper und seiner Familie auftritt - nicht zu Unrecht, diese Familie ist alles andere als normal - auch auf die Szenen über, bei denen die Kripo-Charaktere in den Vordergrund treten. Dass diese auch nicht unbedingt normal agieren, sei mal dahingestellt, ab und an frug ich mich auch: Warum zum Teufel musst du jetzt unbedingt noch ... Seufz. Ja, ab und an haben die Charaktere einige unglaubwürdige Züge. Irgendwie haben die halt alle einen an der Waffel. Mehr oder weniger.
Allerdings: Es gibt dann wieder Szenen, die brillant gefilmt sind - auch wenn Slow-Motion manchmal etwas überstrapaziert wirkt und man dann extrem auf die Dramadrüse drückt. Einige Kameraeinstellungen überraschen einen dann doch oder die Idee bei einem Gespräch zwischen T. und einem aus dem Team Gesten zu choreographieren - das hat durchaus was.
Da die Staffeln nur um die vier Folgen haben und sie alle in der Mediathek des ZDF zu finden sind, kann man schnell mal ein Wochenende nutzen und sich alle Folgen anschauen. Wie geschrieben: Es ist vielleicht nicht alles großartig, was in der Serie vonstatten geht. Aber wenn in dieser Serie jemand stirbt, dann hat das durchaus Konsequenzen und bei Gott, das Finale von Staffel Vier hat derartig in die Magengrube ... davon muss man sich dann etwas erholen. Wirklich.
Kommentare
Genau wie beim Mentalist. Da war es fast der gleiche Ansatz und am Ende abstruser Unsinn.