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Papier, Audio und Binär - Der Heftroman und die Zukunft

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumnePapier, Audio und Binär
Der Heftroman und die Zukunft

Der Heftroman stirbt seit den frühen achtziger - vielleicht eher noch seit den späten siebziger - Jahren in seiner klassischen Ausprägung im Format 15 x 22 cm. Immer weniger Hefte werden verkauft, die Zahl der Serien und Reihen, der Verlage und der Verkaufsstellen schrumpft. Erste Symptome dieses Abstiegs traten in den späten Sechzigern auf, als sich nicht nur Zauberkreis auf hohem Niveau Sorgen machte, was die verkauften Auflagen anging.
Gleichzeitig ist das Interesse an ›trivialer‹ Unterhaltung so groß wie nie. Jede ›Daily Soap‹, jede TV-Serie, jeder ›Blockbuster‹, Bestseller und jeder Erfolg von ›Cora‹ zeigen deutlich, dass der Trend zu trivialer Unterhaltung ungebrochen ist.

Wie muss/kann/soll nun das Romanheft bzw. ein vergleichbares Produkt in der Zukunft aussehen, damit es sich wieder vom Sterbebett erhebt? Was muss man ändern? Wie macht man es fit für die Zukunft? – Wir haben mit ein paar Ideen gespielt...

Horst von Allwörden und Uwe WeiherUwe Weiher: Bevor man in die Zukunft schaut, ein kleiner Blick in die Vergangenheit! Der Heftroman hat eine über hundertjährige Geschichte! Wenn man der Wiki vertraut, liegt der Höhepunkt in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Damalige Konkurrenten waren der Stummfilm, die Tageszeitung mit ihren Fortsetzungsromanen und das Buch. Der Heftroman hat dann das Radio (Hörspiel), die Schallplatte, die Zeitschriften, das Fernsehen, den Tonfilm, den Farbfilm, die Leihbüchereien, das Farbfernsehen, das Taschenbuch und die Kassette erfolgreich überlebt. Erst die Videotheken, DVDs und die privaten Fernsehkanäle gefährdeten den guten alten Heftroman und haben ihn beinahe vollständig verdrängt.

Was ist eigentlich der Kern des Heftromans? Was macht ein Produnkt zum Heftroman? Kürzlich wurde hier geschrieben, das Format Heftroman sei einfach die wirtschaftlichste Methode ein gewisses Produkt zu drucken. Ist es wirklich so einfach? Oder ist der Heftroman ähnlich wie früher die Singel Ausdruck einer Konstanten, die auch in anderen Medien/Trägern weiter existieren kann?

Inhaltlich gab es eigentlch nur zwei Themen im Heft: Abenteuer und Liebe. Das erste für Männer, das zweite für Frauen. Das eint alle Hefte. Aber danach wird es schon schwierig, allgemeine Aussagen zu treffen. Es gibt zum einen die Serien, entweder bestehend aus Fortsetzungsromanen oder aus Einzelabenteuern ein und derselben Heldentruppe, zum anderen die Reihen, Einzelromane ohne Verbindung. Es gibt/gab die unterschiedlichsten Genres. Krimi, Abenteuer, Western, Science Fiction, Grusel, Fantasy u.a.. Aber auch diese Aussagen wurden schon widerlegt. Viele Reihen hatten integrierte Serien wie z.B. Utopia oder Geisterkrimi. Die Erdballromane vereinigten gar die unterschiedlichsten Genres in einer Reihe. Das ging von Liebe über Krimi bis hin zum Western. Und auch die Formalien sind nicht so unumstößlich, wie sie uns vielleicht erscheinen. Es gab Romane mit weniger als 66 Seiten und die Großbände mit deutlich mehr Seiten. 

Heute verstehen wir unter einem Heftroman etwa 50 Textseiten, ein Titelbild, ein- oder zwei Leserseiten und eine Vorschausseite. Das ganze ist konkurrenzlos preiswert und erscheint in regelmäßigem Abstand. Was muss sich ändern, was muss bleiben, damit der Heftroman eine Zukunft hat? Und welche Chancen und Möglichkeiten eröffnet das E-Book?

Horst von Allwörden und Uwe WeiherHorst von Allwörden: Halten wir uns nicht zu lang in der Geschichte und der Vergangenheit auf. Die wird ohnehin viel zu oft beschworen, wenns um das Heft geht. Die glorreichen Zeiten werden besungen, als würden Glenn Miller & Co. heute noch die Popcharts dominieren. Alles hat seine Zeit und da geht eine Ära zu Ende. 
 
Da werden alte Erfolge und Storyformate beschworen, die inzwischen längst unterhalb einer Schwelle laufen, die in den erfolgsverwöhnten Sechzigern die Einstellung zur Folge gehabt hätte. Viele, die Heftromane machen und auch manche, die sie lesen, hängen in der Vergangenheit fest (und das seit Jahrzehnten).
 
Blicken wir also auf den aktuellen Zustand, stellen eine Diagnose und leiten daraus die Therapie ab. Die Auflagen fallen. Es wird von verkauften Auflagen von weit unter 10.000 Exemplaren bei  so manchen Serien - aus durchaus gut unterrichteten Quellen - gemunkelt. Die durchschnittliche verkaufte Auflage bei Bastei liegt knapp über 10.000 Exemplaren (das kann man  aus öffentlich beklannten Zahlen errechnen). 1968 wurde »Rex Corda« bei um die 40.000 verkauften Exemplare eingestellt. Helut Peschsagt es in einem Interview mit uns zur »Fantasy«-Heftreihe so: »Der ›Markt‹ ist eine relative Größe; vermutlich wäre man heute bei manchen Serien dankbar für die Auflage von ›Fantasy‹.« Da zeigt sich also der Niedergang des Heftromans und das sehr deutlich. Die Zahl der Verkaufsstellen schrumpft, die Anzahl der Verlage und Serien auch. - Gesund ist anders. Den Heftroman umweht mehr der Geruch eines Kadavers.Wer da nochdas Hohelied auf den Heftroman als zukunftsfestes Format singt ist nichts anderes als eine Art Literaturromantiker oder Nostalgiker.
 
Der Zustand des Heftromans ist eigentlich nur katastrophal zu nennen.  Aber eben nicht hoffnungslos, denn es gibt Bedarf an trivialer, schnell zu konsumierender Unterhaltung. Aber es müssen sich Dinge ändern. Viele Dinge. Und alte Zöpfe müssen abgeschnitten werden. »Perry Rhodan« beweist das immer wieder aufs neue. Nicht umsonst ist das die Nummer 1. Ein Beispiel von dem andere nur lernen können. Der ›Erbe des Universums‹ funktioniert gar im klassischen Format. Warum? Weil man ihn alle paar Jahre, ohne die Vergangenheit zu verraten, dem Zeitgeist anpasst. Aber auch, weil die Serie auch als eBook und Audio-Book zu beziehen ist. Da stellt man sich für die Zukunft auf.  

Ich glaube auf absehbare Zeit bleibt eine gedruckte Ausgabe  aber das Maß der Dinge. Dies ist das Herzstück einer Veröffentlichung im Sektor Heft/Taschenheft. Da führt kein Weg dran vorbei. Fragt  sich nur wie die aussieht bzw. aussehen muss.  Mein Favorit ist das Taschenheft. Immer noch, trotz des Kelter-Sommer-Desasters. Aber: Um erfolgreich zu sein,  müssen sich Ansichten und Einstellungen ändern, die zu Dogmen verkommen und bei Verlagen - aber auch Autoren und Lesern - fest verkrustet sind und als nahezu unabänderliche Wahrheit gelten. »Tradition«, lässt uns bereits Thomas Morus (1478 - 1535), der Autor von »Utopia«, wissen, »ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme.«

Und Morus ist hier komplett wegweisend. Es gilt Asche und Flamme zu trennen, sich von den klassischen Dogmen des Heftromans zu verabschieden, die seit Jahrzehnten einer Weiterentwicklung dieser Publikationsform entgegenstehen.  Da wäre zunächst das überlebte Format. Auch wenn Kelter und die Verantwortlichen dort, sich wieder einen Eimer voll Ausreden geschaffen haben, um das klassische Format (15x22 cm, geheftet, Softcover) weiter zu pflegen, ist das Taschenheft das erfolgversprechende Format.  Es gibt zum Ersten mehr Verkaufsstellen, die Taschenhefte feilbieten und dort werden diese dann oft besser präsentiert. Dazu ist zum Zweiten  die Tatsache, dass der Marktführer in Sachen Taschenheft ›Cora‹ sich selbst  auf sein Kerngeschäft aus den USA beschränkt und neben sich sehr viel Platz für weitere Angebote lässt. Diese sollten aber inhaltlich nicht so sein sein als wären  sie in den Fünfzigern entwikelt worden, als »Jerry Cotton« das Licht der Welt erblickte. Selbst ein »Perry Rhodan« könnte heute nicht so beginnen, wie er 1961 begonnen hat bzw. ein Zyklus im Stil der ›Dritten Macht‹ bringen.  Das wäre ein Flop. Da würde auch die ›Nummer 1‹ zur ›Nullnummer‹. Man darf dem Massenpublikum heute keine SF mehr anbieten, die so geschrieben ist wie es 1961 modern war. 
 
Das fällt erst recht auf, wenn ich mir mal ein paar ›Cora‹-Taschenhefte zu Gemüte führe. Die spielen vor dem Hintergrund der heutigen Zeit bzw. sind selbst als historische Romane nicht altbacken. Viele der Liebes- und Arzt-Romane, die heutzutage aus Basteis und Kelters Werkstätten hat man das Gefühl, die Ära Adenauer wäre noch nicht vorbei und der Nierentisch das Nonplusultra des Wohnraumdesigns und Suerbruch würde noch operieren. Es gilt also bei der Stoffentwicklung davon Abschied zu nehmen, daran festzuhalten, dass Verlage sich auf alte und zum Teil noch laufende Erfolgsmuster beziehen, die außerhalb des Heftromans überlebt sind (man ist versucht bei der Stoffentwicklung in Sachen Heft das böse Wort von der ›literarischen Inzucht‹ in den Mund zu nehmen). Nicht nur der Durchschnitt der ZDF-Zuschauer lesen Heftromane und auch ältere Leute sind längst nicht alle mit ihrem (Lese-)Geschmack in den späten Fünfzigern oder frühen Sechzigern hängen geblieben.        
 
Aber allein mit der gedruckten Ausgabe ist es heute nicht mehr getan, denn andere Formate stehen und werden im Laufe der Zeit an Bedeutung gewinnen. Das eBook kommt, das Handy hat längst das Stadium des Telefons hinter sich gelassen und gilt mehr als Multimedia-Gerät. Und da ist noch das Web. Das eBook bietet auch heute Chancen. Wie sagte Ralf Alkenbrecher vor anderthalb Jahren im Interview mit dem Zauberspiegel: »... die elektronischen Ausgaben zum Beispiel der Perry Rhodan Serie verkaufen sich auch heute schon in guten vierstelligen Auflagen, obwohl es bisher wenig Reader oder readerähnliche Geräte gibt.«. Sicherlich noch kein tragfähiges Konzept, aber die Jungens, die »Perry Rhodan« machen, dürften da schon den einen oder anderen Euro verdienen und - IMHO - noch viel wichtiger: Sie etablieren sich im eBook-Markt, sind dabei und können dort Perspektiven entwickeln. Dazu kommt, dass sie Erfahrungen sammeln, um sich fit zu machen für den Zukunftsmarkt eBook.
 
Diese Perspektiven sind eben nicht nur monetäre. Damit lassen sich auch neue Publikationsformate  und Serienrhythmen entwickeln. Wie Uwe schon mal in dem fingierten Interview mit Mike B. Harris spielerisch entwickelte.   
 
Horst von Allwörden und Uwe WeiherUwe Weiher:  Ja, wie ist das mit dem Internet? Gibt es dem alten Format den Gnadenstoß oder ist Rettung in Sicht? Für die Zukunft verheisst das E-Book bisher ungekannte Möglichkeiten. Da ist zum einen die unbegrenzte Verfügbarkeit. Gerade bei den Serien ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Alle bisher von einer Serie erschienenen Bände sind dann permanent abrufbar.

Der geneigte Leser kann also alles nachlesen, was sein Herz begehrt, ist nicht länger auf Zweitauflagen oder Nachdrucke im Rahmen der Kleinverlage angewiesen. Dazu kommt, wenn die Verlage flexibel sind, kann der Leser ganz nach seinen Wünschen Aufholjagden mit alten Romanen starten. Wenn zum Beispiel Abos angeboten werden, dann könnte problemlos der gewohnte 14-tägige oder wöchentliche Rhythmus gewählt werden, aber für Schnellleser eben auch zwei oder drei Titel die Woche. Noch zweckmäßiger ist vielleicht das Flatrate-Modell. Der Käufer ordert eine bestimmte Anzahl von Titeln und kann dann diese nach eigenem Gusto, seiner eigenen Lesefluss angepasst runterladen. Auch ein Angebot, jeden Tag nur ein Kapitel eines Romans runterzuladen, wäre angesichts der modernen Technik vielleicht einen Versuch wert.
 
Der zweite Punkt ist eine inhaltliche Spreizung des Angebotes. Das betrifft zunächst einmal Titelbilder und Zeichnungen. Denkbar sind aber auch andere Gimmicks, die der Käufer ganz nach eigenem Ermessen kaufen kann oder nicht. Ja es geht sogar noch weiter. Vorstellbar wäre, verschiedene inhaltliche Fassungen anzubieten. Das geht von der Länge bis hin zu speziell abgestimmten Fassungen, etwa Ü-18 Ausgaben. Aber auch generell könnte man einen "normalen" Roman in einer "Gold-Edition" oder Ähnlichem in Taschenbuchlänge anbieten. Oder besonders betonte "Action"-, "Horror- oder sonstwie speziell gelagerte Angebote einer bestehenden Mainstreamserie anbieten. Überhaupt sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt. Für Serien mit mehreren Handlungsebenen (Perry Rhodan) könnte der Leser sein Abo auf eine dieser Ebenen beschränken. Oder anders herum, denken wir einmal an Maddrax und die dortigen Spinoffs, könnte es mehrere ergänzende, vertiefende oder Randpunkte des Geschehens betreffende Zyklen geben, die der Leser mitnehmen kann oder eben auch nicht. Oder man macht thematische Abos. Um noch mal bei Perry Rhodan zu bleiben. Der Leser kann alle Romane zu einer bestimmten Person oder einem bestimmten Thema (etwa Blues oder Alaska Saedelaere) abonnieren und zwar, das ist dann der Clou, aus allen Heft- und Taschenbuchserien.
Horst von Allwörden und Uwe Weiher
 
Horst von Allwörden: Ja, da liegt die Zukunft. Durch Web und digitale Publikation zusätzliche Inhalte schaffen, Anreize generieren, Lücken in den Senrien füllen. Das Netz für virales Marketing nutzen. Auf den Homepages können Angebote gemacht werden, die Romane ergänzen. Da liegt ein weites Feld voller Möglichkeiten. Anmationen, Soundfiles, Grafiken, weiterführendes Hintergrundmaterial. Spiele. All das was den das Publikum an ein Erzeugnis binden kann. Parallel zur laufenden Handlung, eine tägliche Dosis von seiner Lieblingsseie, zum Beispiel das Tagebuch des Helden. Vielleicht in einiger Zukunft (zumindest Teile der Angebote) kostenpflichtig als Flatrate oder Einzelangebot. Nicht alles muss kostenlos sein.  
 
Deutschland ist nicht Japan, aber dort sind in den Bestsellerlisten immer wieder Printausgaben von Fortsetzungsromanen zu finden, die ursprünglich auf dem Handy publiziert worden sind und den zunächst dem Leser häppchenweise serviert wurden. Die Wiederkehr es klasssischen Fortsetzungsromans, angepasst an die Aufmerksamskeitspanne moderner Medienkonsumenten. Da gibt es Möglichkeiten auch hier Dinge anzuschieben. Wenn ich das recht erinnere wurde auf der letzten Buchmesse ein Projekt dieser Art mit Hohlbein angekündigt.

Ein Weg für den Heftroman? Ja! Natürlich. Ergänzend zu Serien können hier Soloabenteuer beliebter Sidekicks angeschoben werden, ergänzende Geschichten zu Zyklen erscheinen. Das Tagebuch ›Perry Rhodans‹, ›Atlans‹ oder auch das ›John Sinclairs‹, Dokumentationen der Rechcherchen ›Bill Conollys‹, ein Nebenabenteuer ›Phil Deckers‹ zum aktuellen Roman. ›Dr. Franks Stationsschwester‹ erzählt. Zahllose Möglichkeiten bieten sich an, drängen sich auf. Zunächst mehr als Marketingexperiment zur Leserbindung, nach und anch als kostenpflichtige Ergänzung, zu guter letzt vielleicht gar als Ersatz... Das günstige eHeftroman nach dem Gusto der Leser.
 
Neue Stoffe können auf diese Weise getestet werden. In Kooperation mit Mobilfunkanbietern, Internetprovidern, e-Book-Anbietern oder was es da noch alles an Firmen geben mag, die in Zukunft auf dem Markt der Publikatiosnverbreitung Bedeutung gewinnen mögen.     
 
Bin ja mal gespannt, wann die Zukunft beginnt oder ob sich das Heft vorher erledigt hat...?

Kommentare  

#31 koldir 2010-09-10 19:02
zitiere Wolfgang Trubshaw:
Ich möchte jetzt hier nicht den Eindruck erwecken, eine Lanze für Bastei zu brechen, aber ich bilde mir ein, dass es von MX irgendwann mal ein Probe-e_Book als Testballon gegeben hat, nur offenbar ist es nicht erfolgreich gewesen.
(Aber vielleicht verwechsle ich da jetzt auch etwas, und es war gar nicht Bastei mit MX...)


Das war "Sanatorium der Cyborgs":

www.bastei.de/beitrag/standardbeitrag_571168.html
#32 Pisanelli 2010-09-10 19:56
Tja, ich sehe da zwei "Probleme" - erstens, das Heft ist schon alt. Kennt man schon. Zweitens, es kostet soviel wie das echte Heft. Also, wenn alt, dann bitte günstiger. Oder gleich das neueste Heft - da zahle ich dann auch den Preis.
Ach ja, und drittens: wie war das mit der Werbung *seufz* ich wette, 90 % der Leser haben dieses Angebot gar nicht mitgekriegt. Ich habe es auch erst auf Nachfrage erfahren, als wir mal im Forum über ebooks diskutierten.
Und übrigens, wenn man in den App Store geht, dann kostet es sogar 1,99 ?!!! HÄH ?!?
@ Sarkana: ich weiß, ich habe meine Argumentation bzgl. der Existenzberechtigung von Verlagen sehr ins Extrem getrieben - mit Absicht. Natürlich - in einer Hinsicht werden "Anbieter" wichtig bleiben, in Bezug auf Werbung und Präsentation. Aber auch da könnte es in Zukunft entsprechende Portale im Netz geben. Natürlich würde sowas extra kosten und natürlich würde man E-Books dann nicht für ein paar Pfennige kriegen. Aber man sollte sie erstmal überhaupt kriegen. Und der Preis, der Preis regelt sich dann schon über den Markt. Wie das immer so ist. Ich glaube allerdings auch, dass die Lage so schlecht nicht sein kann. Die E-Books bei VPM sollen recht gut laufen (Zahlen gibt es natürlich keine). Aber ich glaube, wenn übel aussehe, kriegte man das irgendwie mit.
#33 Guido 2010-09-10 21:18
An Postman: wie kommst Du darauf, dass es bei eBooks keinen Zwischenbuchhandel gibt?
#34 Lefti 2010-09-10 23:06
Zitat:
Uwe Weiher: ... Für die Zukunft verheisst das E-Book bisher ungekannte Möglichkeiten. Da ist zum einen die unbegrenzte Verfügbarkeit. Gerade bei den Serien ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Alle bisher von einer Serie erschienenen Bände sind dann permanent abrufbar.

Der geneigte Leser kann also alles nachlesen, was sein Herz begehrt, ist nicht länger auf Zweitauflagen oder Nachdrucke im Rahmen der Kleinverlage angewiesen. Dazu kommt, wenn die Verlage flexibel sind, kann der Leser ganz nach seinen Wünschen Aufholjagden mit alten Romanen starten. Wenn zum Beispiel Abos angeboten werden, dann könnte problemlos der gewohnte 14-tägige oder wöchentliche Rhythmus gewählt werden, aber für Schnellleser eben auch zwei oder drei Titel die Woche. Noch zweckmäßiger ist vielleicht das Flatrate-Modell. Der Käufer ordert eine bestimmte Anzahl von Titeln und kann dann diese nach eigenem Gusto, seiner eigenen Lesefluss angepasst runterladen. Auch ein Angebot, jeden Tag nur ein Kapitel eines Romans runterzuladen, wäre angesichts der modernen Technik vielleicht einen Versuch wert.

Der zweite Punkt ist eine inhaltliche Spreizung des Angebotes. Das betrifft zunächst einmal Titelbilder und Zeichnungen. Denkbar sind aber auch andere Gimmicks, die der Käufer ganz nach eigenem Ermessen kaufen kann oder nicht. Ja es geht sogar noch weiter. Vorstellbar wäre, verschiedene inhaltliche Fassungen anzubieten. Das geht von der Länge bis hin zu speziell abgestimmten Fassungen, etwa Ü-18 Ausgaben. Aber auch generell könnte man einen "normalen" Roman in einer "Gold-Edition" oder Ähnlichem in Taschenbuchlänge anbieten. Oder besonders betonte "Action"-, "Horror- oder sonstwie speziell gelagerte Angebote einer bestehenden Mainstreamserie anbieten. Überhaupt sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt. Für Serien mit mehreren Handlungsebenen (Perry Rhodan) könnte der Leser sein Abo auf eine dieser Ebenen beschränken. Oder anders herum, denken wir einmal an Maddrax und die dortigen Spinoffs, könnte es mehrere ergänzende, vertiefende oder Randpunkte des Geschehens betreffende Zyklen geben, die der Leser mitnehmen kann oder eben auch nicht. Oder man macht thematische Abos. Um noch mal bei Perry Rhodan zu bleiben. Der Leser kann alle Romane zu einer bestimmten Person oder einem bestimmten Thema (etwa Blues oder Alaska Saedelaere) abonnieren und zwar, das ist dann der Clou, aus allen Heft- und Taschenbuchserien.

Horst von Allwörden: Ja, da liegt die Zukunft. Durch Web und digitale Publikation zusätzliche Inhalte schaffen, Anreize generieren, Lücken in den Senrien füllen. Das Netz für virales Marketing nutzen. Auf den Homepages können Angebote gemacht werden, die Romane ergänzen. Da liegt ein weites Feld voller Möglichkeiten. Anmationen, Soundfiles, Grafiken, weiterführendes Hintergrundmaterial. Spiele. All das was den das Publikum an ein Erzeugnis binden kann. Parallel zur laufenden Handlung, eine tägliche Dosis von seiner Lieblingsseie, zum Beispiel das Tagebuch des Helden. Vielleicht in einiger Zukunft (zumindest Teile der Angebote) kostenpflichtig als Flatrate oder Einzelangebot. Nicht alles muss kostenlos sein.

...
Ein Weg für den Heftroman? Ja! Natürlich. Ergänzend zu Serien können hier Soloabenteuer beliebter Sidekicks angeschoben werden, ergänzende Geschichten zu Zyklen erscheinen. Das Tagebuch ?Perry Rhodans?, ?Atlans? oder auch das ?John Sinclairs?, Dokumentationen der Rechcherchen ?Bill Conollys?, ein Nebenabenteuer ?Phil Deckers? zum aktuellen Roman. ?Dr. Franks Stationsschwester? erzählt. Zahllose Möglichkeiten bieten sich an, drängen sich auf. Zunächst mehr als Marketingexperiment zur Leserbindung, nach und anch als kostenpflichtige Ergänzung, zu guter letzt vielleicht gar als Ersatz... Das günstige eHeftroman nach dem Gusto der Leser.
Für all' die o.g. Beispiele und Möglichkeiten braucht man kein eBook oder eReader. Das ist alles seit weit über 10 Jahren möglich. Jeder Verlag hat/hatte die Möglichkeit seine Serie(n) durch Zusatzkontent zu bereichern. Es spricht gar nichts dagegen alte Bücher und/oder Romanheft-Serien einzuscannen und als (kostenpflichtigen) Download auf der Homepage anzubieten.

Auch der Zusatzkontent wie beispielsweise Soundfiles, Grafiken, weiterführendes Hintergrundmaterial, Spiele, Soloabenteuer beliebter Sidekicks, ergänzende Geschichten zu Zyklen und und und... Dazu brauche ich kein eBook. Klappt alles via Internet ohne eBook.
Ein eBook ist natürlich in gewissen Situationen praktischer als ein Desktop-PC oder ein Notebook. Zum Beispiel in der U-Bahn oder am Strand...
Allerdings hätte ich lieber einen Knick im Buch/Heft, wenn es mir runterfällt, oder ein paar nasse Seiten und Sand dazwischen, als ein kaputtes eBook...
...wenn ich auf die Idee kommen würde, im Bus, der U-Bahn oder am Strand zu lesen. :sigh:

Wird o.g. Zusatzkontent angeboten, wird aus der Heftroman-Serie ein Produkt, eine Marke. Der Heftroman selbst ist dann nur noch ein Teil davon.
Und wer soll diesen ganzen Schnullefax betreuen?
Als Beispiel möchte ich die www.Maddrax.de -Seite aufführen. Die wird seit langer Zeit nicht mehr gepflegt. Ganz einfach deswegen, weil sich der Aufwand nicht rentiert. - Ein paar neue Cover-Bilder werden eingestellt. Dat is alles. Um o.g. Zusatzkontent zu bekommen, brauche ich Leute, die diesen Kontent produzieren. Und die wollen bezahlt werden. Die Kosten müssen sich mit den Einnahmen decken. Davon abgesehen geht Bastei bei MX mit Zusatzkontent (P&P-RPG und Hörspiele) in kleinen Schriten in die richtige Richtung.

ab18-Kontent??? :lol:
Wie soll denn der aussehen? :lol:
Soll ich mir das vielleicht so vorstellen, daß bei einem unter18-Kontent etwa so geschrieben wird: Aruula und Matt haben Sex Punkt oder: Die Taratze wird erschossen Punkt
Und beim ab18-Kontent wird die Sexszene in allen Einzelheiten beschrieben und bei der Taratze erfahre ich, daß ihr Gehirn rausgeschossen wurde? :D
Oder sollen die Mädels auf den ab18-Titelbildern nackter sein? :D

Zum Thema (illegale) Tauschbörsen im Internet: Jeder könnte doch schon jetzt ein Buch einscannen und als Download anbieten. Da muß man nicht auf eBook-Versionen warten. Wird so etwas schon gemacht? Ist da überhaupt Nachfrage?

Zum Thema Sammler:
Es gibt Sammler und Sammler. Es wird bestimmt auch Sammler geben, die ihre Bücher nur als pdf.-Datei sammeln. Andere müssen Ihre Sammlung sehen, spüren, darin blättern, begreifen, riechen - und falls mal ein riesenhafter Komet einschlägt und dessen Einschlag überlebt, hat man 'ne Menge Brennstoff für den darauf folgenden Dauerwinter... :D
Es gibt auch Sammler und Fans, die mit ihrer Sammlung arbeiten. Nun... Einige davon werden ein eBook als hilfreich ansehen.

Ich persönlich habe alle CDs digitalisiert. Paßten alle auf die MicroSD-Card von meinem Handy. Tolle Sache. Die CDs sind in Kartons im Stauraum deponiert, wieder mehr Platz im Wohnzimmer. Darüber hinaus hat ein Bekannter mir 200 GB an Musikdaten rübergeschaufelt. So sammel ich Musik, aber Bücher? Nee...

Zitat:
Der Zustand des Heftromans ist eigentlich nur katastrophal zu nennen. Aber eben nicht hoffnungslos, denn es gibt Bedarf an trivialer, schnell zu konsumierender Unterhaltung.
Es gibt immer mehr Unterhaltungsmedien und andere Freizeitbeschäftigungen. So wird das Stück vom Kuchen für den Heftroman immer kleiner. Das heißt nicht, daß er schlecht ist. Nur das der Bedarf (momentan) nicht da ist. Ich will damit sagen, daß ein Produkt vom Markt verschwinden kann, auch wenn es gut ist.
Da gibt es so einige Beispiele für. :-|
Dagegen hat sich der Heftroman sehr lange gehalten.
Ich sehe auch die Heftroman-Zukunft bei "Print on Demand", nur da werden wir mit 1,60 Euro nicht mehr auskommen...

Zitat:
Sarkana: Und ja, Deutschland ist nicht Japan. Da ist, wie auch in den USA, eBook weitaus verbreiterter und wird viel besser angenommen.
Dafür hat Deutschland das beste und sicherste öffentliche Telekommunkiationsnetzwerk der Welt. Nicht alles aus Japan und de USA ist gut. Wir haben zum Beispiel keine Walfang-Flotte. Find ich gut! Kenn' ich gar nichts!
#35 Harantor 2010-09-10 23:43
Zitat:
Es gibt immer mehr Unterhaltungsmedien und andere Freizeitbeschäftigungen. So wird das Stück vom Kuchen für den Heftroman immer kleiner. Das heißt nicht, daß er schlecht ist. Nur das der Bedarf (momentan) nicht da ist. Ich will damit sagen, daß ein Produkt vom Markt verschwinden kann, auch wenn es gut ist.
Jepp. Oft gehört, mag auch zum Teil richtig sein. Das Heft wurde ein paarmal von Produktivitätssteigerungen durch technischen Fortschritt gerettet. Aber ich sage: Das Heft ist zum Teil aus Traditiosngründen (Bastei) oder Mangel an Alternativen (Kelter) noch am Markt. Und eine gewisse Anzahl an Serien/Reihen braucht es eben, um präsent zu sein... Und auch Gutes kann veraltet und überholt sein. Eben verbesserungwürdig... Aber da das Heft zu seinen besten Zeiten, erfolgreiche Formate adaptiert und vervielfältigt hat, wäre es doch an der Zeit mal wieder zurück ans Reißbrett zu gehen und die - von mir - oft beschworenen zeitgemäßen Stoffe zu adaptieren, zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, statt immer nur von 'alten Zeiten' zu zehren. Es gibt heute soviele Medienen, die Stoffe für eine Heftumsetzung haben, dass man sich das sehr genau ansehen muss und herausfinden muss, ob die jeweiligen Nutzer a) leseaffin sind und b) welche Formate gelesen werden. Und dann kann man zuschlagen. Großer Vorteil: Man hat eine Zielgruppe vor Augen. Von diesem Punkt aus, kann auch nutzerorientierte Zusatzinhalte generieren. Man muss es nur wollen und in diesem Fall auch Geld investieren.

Das Heft in seiner jetzigen Form ist nicht mehr zu retten, da es überkommen ist. Das kann noch ein paar Jahre austrudeln, aber es wirds ich erledigen. Aber die Zahlen und die Entwicklung der letzten 20 - 30 Jahre sprechen eine deutliche Sprache. Das Beschönigen der Lage bringt nichts.

Maddrax.de war ein Versuch. Und klar kostet die Präsenz Geld. Aber gutes Marketing kostet immer. Nur manchmal bringt es Nichts, weil eine infach nur in die Pampa des Webs gehauene Website es auch nicht allein bringt. Zum anderen bedarf es einen langen Atem, bevor die Effekte wirksam werden. Das Web entwickelt sich erst. - Oder aber der Träger ist zu schwach. Man denke, im Durchschnitt hat jede Bastei-Serie pro Nummer nur noch knapp über 10.000 Käufer. Ich bezweifele, dass MX zu den überdurchschnittlichen Titeln (was die verkaufte Auflage angeht) gehört. Und so muss ich mit einer solchen Seite weniger die Aufmerksanmkeit der paar Fans weecken, sondern Leser und Interessenten ansprechen. Und jetzt kommt der Kasus Knacktus. Wie sollen die MX finden?

Ich weiß nicht, wer als große Zielgruppe in Frage kommt, die man mit MX bewerben will. Das Wissen um Zielgruppen und Interessenten muss dazu kommen. Aber woher das Wissen ziehen. Das kostet noch mehr Geld.

Ich persönlich hoffe sehr, dass es gelingt gezielte Angebote zu etablieren. VPM nutzt da auch Partner fürs eBook. Waru nicht Bastei. Zumal Stefan Lübbe Partner sucht für Reisen etc. Da könnte er seine serien ja auch von Partnern in Lizenz vermarkten lassen. Und das Pferd von hinten aufzäumen. Über die eBook-Vermarktung nach und nach den Zusatzkontent entwickeln. Das kostet, aber alles was sich lohnt kostet zunchst mal. Aber wenn man im Hause Lübbe das Heft wirklich als 'Urheberrechtsgoldstaub' sieht, dann sollten sie das Gold langsam zu waschen beginnen, bevor es zu spät ist.
#36 Wolfgang Trubshaw 2010-09-10 23:57
Ich habe einmal beobachtet, wie eine Software-Pyramide (diese billigen Spiele - kennt man vielleicht?) mit dem Transporter im Laden transportiert worden ist.

Die war direkt auf einer Euro-Palette schon komplett vorgeschlichtet drauf. Also die Trenner zwischen den Stapeln der jeweiligen Games, samt dem Karton-Aufbau oben und allem. Und war als solches fix-und-fertiges Ganzes zwecks Transport in Cellophan umwickelt auf der Palette. Wurde im Laden hingestellt, Cellophan runter, und fertig.

Man könnte sowas, bloß mit Heftromanen (zu Bündelpreis quasi in Form so einer "Pyramide" als Verkaufseinheit) an Diskonter liefern und dort in jedem Aldi, Pennymarkt, etc. hinstellen.
#37 Pisanelli 2010-09-11 12:59
MX-Homepage: naja, wie soll die Seite gefunden werden, wenn sie noch nicht einmal mit der Bastei/Lübbe-Seite verlinkt ist??? Ich habe immer auchdas Gefühl, dass man deswegen im Heftbereich nichts machen will, weil man die hochwertigen Produkte nicht zu sehr in Zusammenhang bringen will mit dem Heftroman, der immer noch einen schlechten Ruf genießt, man sich quasi dafür schämt. Dabei - im Falle der MX-Seite kann ich es nicht verstehen, die ist nämlich wirklich toll gemacht. Es ist sehr schade, dass sie aufgegeben wurde. Aber immerhin steht sie noch im Netz und wer will, kann sich ein paar Infos holen.

Auf Anfrage, wie es denn mit den E-Books bei Bastei steht folgende Antwort von Mike Schönenbröcher:

"Zu Cotton und Sinclair wird es bald eBooks bei Bastei geben (habe die Anzeigen schon im Vordruck gesichtet), MX wird momentan vorbereitet und startet vorauss. bei Band 250. Ich hoffe, bei Erfolg werden die alten Bände dann nachgereicht."
Also, da tut sich was - was allerdings "bald" heißen soll, weiß ich nicht.

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