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Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie war das mit Burton C. Mossman?

Eine Frage an Dietmar KueglerWie war das mit Burton C. Mossman?

Dietmar Kuegler erinnert auf Facebook immer wieder an bestimmte Daten und Ereignisse der amerikanischen Geschichte. Diese mehr oder weniger kurzen Vignetten sind interessant und ausgesprochen informativ und auf jeden Fall lesenswert.

In Absprache mit Dietmar Kuegler werden wir diese Beiträge im Zauberspiegel übernehmen.

Dietmar KueglerDietmar Kuegler: Am 30. April 1867 wurde eine bemerkenswerte Person der Geschichte von Arizona geboren: Burton C. Mossman war der erste Captain der ARIZONA RANGERS, einer paramilitärischen Polizeitruppe. Sie entstand nach dem Muster der Texas Rangers, gewann aber nie deren Popularität. Nichtsdestotrotz – Mossman nimmt in der Geschichte Arizonas einen Ehrenplatz ein.

Geboren in Illinois, ist über seine Kindheit und Jugend nur wenig bekannt. Mossman verließ mit 21 Jahren sein Elternhaus und ging nach Westen. Er ließ sich in New Mexico nieder, fand Arbeit bei Viehzüchtern und gründete bald seine eigene Ranch. Im Alter von 30 Jahren besaß er eine Ranch in New Mexico und war zugleich Manager einer der größten Ranches in Nord-Arizona mit mehr als 60.000 Rindern, der "Aztec Land and Cattle Company", die auch als "Hash Knife Ranch" bekannt wurde.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich die Rinderzucht im Westen gewandelt. Die Zeit der „Rinderbarone“ war weitgehend vorbei. Die großen Ranchbetriebe gehörten Aktiengesellschaften, deren Inhaber nicht selten in Europa saßen. Auch große Cowboy-Mannschaften gehörten der Vergangenheit an. Die meiste Zeit des Jahres standen die Rinderherden unbeaufsichtigt auf den ausgedehnten Weidegebieten. Das wurde von Viehdieben ausgenutzt, die noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts äußerst aktiv waren.

Die Viehzüchterverbände hielten mit Weidetektiven dagegen. Aber das reichte nicht. Um 1900 stand die große Ranch Mossmans aufgrund der Viehdiebstähle fast vor dem Bankrott.

Arizona schuf 1901 eine Polizeitruppe, die vor allem den Viehdiebstahl und den Schmuggel von Rindern über die Mexiko-Grenze verhindern sollte. (Die Bezeichnung „Ranger“ leitete sich von den großen Weidegebieten, den „wide open ranges“ ab.)

Burt Mossman hatte sich in den zurückliegenden Jahren nicht nur als erfolgreicher Züchter und Verwalter bewährt, sondern auch persönlich gegen Viehdiebe gekämpft. Er war ein exzellenter Reiter und guter Schütze. Als der Gouverneur einen Kommandeur für die neue Ranger-Truppe benötigte, fiel seine Wahl auf Burt Mossman, der die Berufung zum Captain nach einigem Zögern akzeptierte.

Genaugenommen hatten die Arizona Rangers allerdings eine längere Tradition. Erstmals war eine solche Truppe 1858 – vor 160 Jahren – als „Arizona Territorial Rangers“ in einem Goldrauschgebiet entstanden, um für Gesetz und Ordnung zu sorgen und frühe Siedlungen gegen Apachenüberfälle zu sichern. 1860 patrouillierten Arizona-Rangers an der Grenze zu Mexiko, und bei Ausbruch des Bürgerkrieges bildete die 75 Mann starke Truppe eine Art konföderierte Miliz, die das Gebiet von Arizona für die Südstaaten sichern wollte – ein Vorhaben, das scheiterte.

1865 wurden die Rangers nach der Kapitulation der Südstaaten aufgelöst. Die Kompanie, die durch Parlamentsbeschluß 1901 entstand, hatte mit den alten Rangers nichts mehr zu tun. Vorgesehen war eine Art Ranch- und Grenzpolizei. Die Truppe sollte neben Mossman als Captain aus 1 Sergeant und 12 Polizisten bestehen. Die ersten Aufgaben wurden von diesen Männern so effektiv erfüllt, dass die Einheit 1903 zunächst auf 26 Mann vergrößert wurde. Und sie wuchs weiter. Die meisten dieser raubeinigen Reiter waren Veteranen von Theodore Roosevelts „Rough Riders“ aus dem Spanisch-Amerikanischen Krieg. Aber es ritten auch ehemalige Cowboys in den Kompanien, die die Viehgebiete und die Methoden der Rinderdiebe kannten.

Mossman leistete die Aufbauarbeit. Innerhalb eines Jahres stellten er und seine Reiter 125 Viehdiebe; ein Ranger verlor im Kampf sein Leben. Mossman knüpfte freundliche Kontakte zu den mexikanischen Rurales, der Grenzpolizei Mexikos, so daß es zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit kam. 1902 legte er seinen Stern nieder. Ihm folgte Captain Thomas Rynning.

Die Arizona-Rangers profilierten sich als höchst effektive, schlagkräftige Truppe, aber im Februar 1909 entschied das Parlament, sie wieder aufzulösen. Bis dahin waren 107 Männer mit den Rangers geritten. Mehrere der Männer, die unter Mossman gedient hatten, nahmen danach noch wichtige Polizeifunktionen in Arizona ein. Beispielsweise wurde Captain Harry Wheeler zum Sheriff des Cochise County gewählt, und Thomas Rynning wurde Direktor des Zuchthauses Yuma.

1957 entstanden die Rangers erneut, diesmal zunächst als Traditionsvereinigung. Zu den Gründern gehörten auch ehemalige Angehörige der Truppe. 2002 wurden die Arizona Rangers seitens des Staates als unbezahlte Hilfspolizei anerkannt. Seitdem sind sie wieder öffentlich präsent und leisten auf Anforderung lokaler Polizeibehörden freiwillig Dienste als Ordner, Wachleute und Sicherheitskräfte. Ihr Hauptquartier ist in Bisbee, südlich von Tombstone.

Mossman kehrte, nachdem er die Rangertruppe aufgebaut hatte, auf seine Ranch zurück. 1944, als er an Viehzuchtbetrieben nicht nur in Arizona, sondern auch in Mexiko und Montana beteiligt und Mitinhaber von mehr als 1 Million Rinder war, zog er sich aus dem aktiven Geschäftsleben zurück. Er ließ sich endgültig auf seiner Ranch in Roswell (New Mexico) nieder und starb 1956 im Alter von 89 Jahren.

Meine Fotos zeigen Burt Mossman, seinen Nachfolger Tom Rynning, mehrere Fotos der historischen Arizona Rangers, und einen Repräsentanten der heutigen Arizona Rangers, den ich in Tombstone getroffen habe.

Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de

Das Magazin für Amerikanistik, Juni 2018Die aktuelle Ausgabe

 

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