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Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie war das mit William Clark?

Eine Frage an Dietmar KueglerWie war das mit William Clark?

Dietmar Kuegler erinnert auf Facebook immer wieder an bestimmte Daten und Ereignisse der amerikanischen Geschichte. Diese mehr oder weniger kurzen Vignetten sind interessant und ausgesprochen informativ und auf jeden Fall lesenswert.

In Absprache mit Dietmar Kuegler wird der Zauberspiegel diese Beiträge übernehmen.

Dietmar KueglerDietmar Kuegler: Am 1. August 1770 wurde einer der bedeutendsten amerikanischen Entdecker geboren: WILLIAM CLARK. Er war Co-Kommandant der LEWIS-&-CLARK EXPEDITION. die bis heute als eines der erfolgreichsten Forschungsunternehmen aller Zeiten gilt. Lewis & Clark öffneten Amerika den Weg nach Westen.

Er war das 9. von 10 Kindern einer Pflanzerfamilie in Virginia, die aus England oder Schottland eingewandert war. Im Jahr 1785 zogen die Clarks nach Kentucky und gründeten bei Louisville die „Mulberry Hill“-Plantage. Die Region, in der William Clark aufwuchs wurde schließlich dem Staat von Missouri zugeschlagen.

Da es in dem Gebiet keine Schulen gab, wurde William Clark daheim unterrichtet. In jener Zeit gab es noch keine Standardisierung der geschriebenen amerikanisch-englischen Sprache, so dass seine späteren Aufzeichnungen über die Expedition bis heute eine Herausforderung für Historiker sind. Er buchstabierte die Wörter so, wie er sie hörte. Allerdings zeigte sein bildhafter, exakter Schreibstil, dass er ein belesener Mensch mit grundlegender Bildung war.

Die Familie Clark unterstützte die amerikanische Revolution. Williams zweitältester Bruder, George Rogers Clark, stieg bis zum General der Continental-Armee auf. Er lehrte William später Überlebenstechniken in der Wildnis, die ihm während der Expedition sehr zugute kamen.

Mit 19 Jahren trat Willliam in die Miliz ein und nahm an mehreren Indianerfeldzügen an der Wildnisgrenze teil. 1790 hatte er es bereits zum Captain einer Milizkompanie gebracht. Angeblich wurde er mit einer Mission betraut, die Creek und Cherokee aus den Grenzkriegen im Südosten herauszuhalten, angeblich erreichte er um diese Zeit auch schon New Orleans. Aber viele Ereignisse seines Lebens zu dieser Zeit bleiben Spekulation.

1792 wurde William Clark Leutnant unter General Anthony Wayne und war an den Indianerfeldzügen im Nordwesten beteiligt. In der Schlacht von Fallen Timbers, 1791, kommandierte er eine Schützenkompanie.

1796 hatte Clark gesundheitliche Probleme. Er nahm seinen Abschied aus dem Militär und kehrte auf die Familienplantage zurück.

Die Anfrage von Captain Meriwether Lewis 1803, sich als sein Partner an der geplanten Expedition zur Erforschung eines Weges nach Westen zu beteiligten, kam für ihn vermutlich überraschend. Lewis hatte vom 3. Präsidenten der USA, Thomas Jefferson, den Auftrag erhalten, ein „Korps der Entdeckung“ aufzustellen. Mit dem Kauf von Louisiana hatten die USA ihren Landbesitz gerade regelrecht verdoppelt. Die Expedition hatte die Aufgabe, nicht nur das Land bis zum Pacific zu erkunden, sondern auch freundschaftliche Kontakte mit den Indianervölkern dieser Gegenden zu knüpfen. Lewis hatte zusammen mit Clark in der Miliz gedient. Seine Wahl hätte nicht glücklicher sein können.

Beide Männer bildeten ein geradezu ideales Team. Lewis war ein eher emotionaler, oft launischer und depressiver Mensch, Clark war ein Pragmatiker und glänzender Organisator. Sie ergänzten sich bestens, und ihre menschliche Beziehung war so ausgeglichen, dass es während der zwei Jahre dauernden Expedition nicht ein einziges Mal zum Streit kam.

Offiziell war Meriwether Lewis der Captain und Kommandant. Das Kriegsministerium lehnte eine Erhebung von Lieutenant Clark zum Captain ab. Lewis sorgte vom ersten Tag an aber dafür, dass Clark gleichwohl als „Captain“ bezeichnet und von der Mannschaft als gleichberechtigter Kommandeur angesehen wurde. Tatsächlich hielten beide Männer den Rangunterschied so geschickt geheim, dass bis heute immer noch geglaubt wird, beide wären Captains gewesen.

Clark brachte seinen Sklaven York mit, der eine wichtige Rolle beim diplomatischen Kontakt mit Indianervölkern spielen sollte, die den schwarzen Mann mit größtem Respekt behandelten.

Clark war der Landkartenzeichner der Expedition, der auch die besten Tagebucheinträge hinterließ und für die Versorgung und die Ausrüstung verantwortlich war. Die Leistungen der Expedition aufzuführen, würde den Rahmen dieser kurzen Abhandlung sprengen. Lewis & Clark knüpften allein mit über 50 Indianervölkern freundliche Beziehungen.

Nach erfolgreicher Rückkehr der Expedition ernannte Präsident Jefferson Clark zum Brigadegeneral der Miliz im Louisiana-Territorium und zum Superintendenten für Indianerangelegenheiten. Clark entschied sich, seinen Amtssitz nach St. Louis zu verlegen, wo er für den Rest seines Lebens blieb.

Unter US-Präsident James Madison wurde Clark 1813 auch zum Gouverneur von Missouri ernannt. Seine Hauptaufgabe blieb allerdings die Pflege der Beziehungen zu den Indianervölkern des Oberen Missouri. Historiker halten ihn heute für einen der geschicktesten Diplomaten im Umgang mit den verschiedenen Stämmen. Er verstand es, ein takt- und respektvolles Verhältnis zu den indianischen Führern aufzubauen, die ihn regelmäßig in St. Louis besuchten und von ihm häufig zu Besuchen in der Hauptstadt Washington vermittelt wurden. Clark akzeptierte die kulturellen Unterschiede und erkannte die indianische Lebensart an. Bei den Indianern, mit denen er verhandelte, stand er in hohem Ansehen.

1808 hatte er Julia Hancock geheiratet. Das Paar hatte 4 Kinder. Als seine Frau 1820 starb, heiratete Clark ihre Cousine, Harriett Radford. Aus dieser Ehe gingen weitere drei Kinder hervor. Neben diesen Kindern gab es auch einen Sohn mit der Schwester eines Nez Perce-Häuptlings, der allerdings schon 1877 an Malaria starb.

William Clark starb am 1. September 1838. Er liegt in St. Louis begraben. 2004, zum 200-Jahres-Gedenken an die legendäre Expedition, fanden an seinem Grab Feierlichkeiten statt, bei denen Sprecher der Shoshone, Osage und Mandan daran erinnerten, dass Clark als Indianeragent viel für diese Völkre getan hatte.


Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de

Das Magazin für Amerikanistik, September 2020Die kommende Ausgabe

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