Dämonenjäger Isaac Kane, Band 2
Dämonenjäger Isaac Kane
Band 2: Die Rückkehr des Gehängten
Gagdrar ist verwundet von Vincent Manor entkommen und plant die nächsten Schritte gegen Isaac Kane und Ian West, um sich wegen der erlittenen Schmach zu rächen. Dazu belebt er den Frauenmörder Finlay Pearce wieder, der vor über 130 nach einer Mordserie von den Einwohnern Hadleighs gestellt und dann getötet worden ist. Im Sterben bat der Schlächter den finsteren Mächten seine Dienste an, sollten sie ihm die Möglichkeit zur Rache an seinen Mördern und deren Nachkommen geben. Gagdrar bietet ihm die Freiheit und seine Rache, sollte er seinen Widersacher Kane töten. Der Drang des Frauenmörders auf Genugtuung ist hingegen derart ausgeprägt, dass er den Pakt bricht und sofort auf Rachetour geht. Der verwundete Gagdrar ist zu geschwächt, um die Einhaltung des Paktes einzufordern.
Pearce kann den ersten Nachkommen seiner Häscher ermorden und zieht sich erst einmal zurück. Der ermordete Dan Kemp ist allerdings nicht vollständig tot, sondern treibt als Wiedergänger sein Unwesen. Die Vorgänge rufen die Organisation der Dämonenjäger auf den Plan, die ausgerechnet Isaac Kane nach Hadleigh schickt, um sich der Geschehnisse anzunehmen. Unterstützung erhält er von Chris, der als Fahrer für die Organisation arbeitet, die Ereignisse in Hadleigh aber nicht überlebt. Kane erfährt über die Vorgänge von vor 130 Jahren und mit Unterstützung des örtlichen Polizisten kann er den Widergänger Finlay Pearce zur Strecke bringen.
Der erste Band und der Teaser haben das zu Grunde liegende Seriensetting vorgestellt und den Handlungsrahmen grob abgesteckt. Isaac Kane wird zum Dämonenjäger und handelt im Auftrag einer Organisation, deren Umrisse der Leser erst im Wagen kennt.
In diesem zweiten Band besteht der Titelheld seinen ersten Einsatz ohne Ian West. Die Geschichte beginnt sehr atmosphärisch und besticht vor allem durch diese dichte Stimmung. Es deutete sich bereits im Teaser und im ersten Band an, dass Ulrich Gilga vor allem auf diesem Gebiet punkten kann. Der Leser darf die Ängste und Befürchtungen hautnah miterleben und lässt sich von der spannenden Entwicklung mitreißen.
Inhaltlich erwartet den Leser mit den Vorgängen um Finlay Pearce eine Wiedergängerstory, die von Ulrich Gilga routiniert aufgebaut ist. Allein das ist schon ein Qualitätsmerkmal, wenn man bei einem zweiten Band eines zuvor unbekannten Autors von Routine sprechen kann. Die Geschichte beginnt im Jahre 1850 und schildert atmosphärisch die Ereignisse um die Tötung Finlay Pearce's. Da fällt es gar nicht schwer ins Gewicht, dass der Serienheld erst nach der Hälfte des Romans in Erscheinung tritt.
Die atmosphärische Erzählweise wird mit dem Auftritt Kanes unterbrochen und der Leser erhält weitere Informationen zur geheimnisvollen Dämonenjägerorganisation. Dabei greift Gilga in die volle Trivialliteraturkiste und stellt dem Leser eines dieser Konstrukte hin, die er annehmen kann, oder nicht. Auf Plausibilität ist das nicht zu überprüfen und der Leser ist angenehm an Larry Brents PSA erinnert. Diese Organisationsstruktur verfügt über erhebliche finanzielle Mittel und ist bestens zu staatlichen Behörden vernetzt. Nicht erklärbare Phänomene und Vorgänge werden von den oberen Polizeibehörden sofort an die Organisation weitergeleitet und natürlich operieren deren Agenten weltweit. Der Leser erfährt, dass in Großbritannien 15 aktive Agenten im Einsatz sind und es scheint wohl nur eine Frage der Zeit zu sein, bis der der Titelheld auf einen seiner Kollegen trifft.
Der Kontakt zu Untoten scheint für die Polizeibehörden kein neues Spielfeld zu sein. Das erinnert an Tony Ballard, in dessen Serie der Kontakt zu übernatürlichen Wesen auch etwas völlig Normales schien. Das Waffenarsenal von Isaac Kane wächst in diesem zweiten Band an. Neben dem Silberschwert aus dem ersten Band erhält er jetzt einen Dolch, an dem die abgeschlagene Kralle Gagdrars angebracht ist und tödliche Auswirkungen auf seine Gegner hat. Nahezu jeder klassische Dämonenjäger verfügt über ein ausreichendes Arsenal an Waffen, wobei die Anzahl der Artefakte bei John Sinclair wohl nicht zu übertreffen ist. Ulrich Gilga geht offen damit um, dass er Anleihen an den klassischen Serien nimmt. Leser, die genau das wollen, werden hier bestens bedient. In der letzten Hälfte des Romans wird die Handlung wieder etwas atmosphärischer und endet schließlich in Szenen, die mehr Action versprühen.
Einige Leser werden eher die stimmungsvolleren, atmosphärischen Szenen mögen. Andere wollen mehr über die Hintergründe des Serienkosmos erfahren. Und wieder andere wollen eine actionorientierte Handlung, in der der Held die bösen Monster erledigt. Dieser zweite Band ist eine wohltuende Mischung, die wohl allen interessierten Lesern gerecht werden wird.
Der Verfasser dieser Zeilen mag die atmosphärischen Szenen am liebsten lesen. Gilga benötigt viele Worte, um eine unheimliche Stimmung zu erzeugen. Davon lässt sich der Leser gern mitreißen. An der einen oder anderen Stelle entsteht der Eindruck, dass der Autor durch das Korsett eines Heftromans eingeengt ist. Interessant wäre eine Geschichte in der Länge eines Taschenbuchs, in dem sich der Autor nicht an eine Seitenzahl gebunden fühlt. Vielleicht ein Roman um den jungen Ian West?
Mit der Einführung des Fahrers Chris mag der Leser vermuten, dass um Isaaca Kane ein Cast herum aufgebaut wird. Bereits im ersten Band ist der Leser dem jungen Mann begegnet, von dem er in diesem zweiten Band noch etwas mehr erfährt. Doch der Autor lockt den Leser damit schön auf eine falsche Fährte und überrascht zum Ende mit dessen Tod.
Ulrich Gilga
15.12.2023
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Ulrich Gilga