Auf der Kriechspur: SF-Raumfahrt ohne Überlichtgeschwindigkeit - und: Rezension PR 2719 „Enterkommando GOS'TUSSAN“
Auf der Kriechspur
SF-Raumfahrt ohne Überlicht
und: Rezension Enterkommando GOS'TUSSAN
Es gibt allerdings auch Geschichten von interstellaren Flügen, die unterhalb der Lichtgeschwindigkeit bleiben. Geschichten von riesigen Archen, die sich langsam einem anderen Stern nähern und in ihrem Bauch entweder Reisende in Kryostase transportieren oder sogar nur eine Fracht aus befruchteten Eizellen, die am Ziel zu Kolonisten und Nutztieren ausgebrütet werden. Manchmal fallen diese Archen auch etwas kleiner aus und fliegen mit Lichtsegeln, die das Licht zunächst der Sonne und später des Zielsterns zum Beschleunigen und Abbremsen nutzen - wobei man vom Startplatz aus mit Lasern noch eine ganze Weile Schubhilfe leisten kann.
Allerdings wird es für die Kolonisten schwierig, wenn während ihrer Flugzeit daheim oder anderswo doch der überlichtschnelle Raumflug entwickelt wird und bei ihrer Ankunft dann die schönsten Grundstücke schon bebaut sind.
Natürlich gibt es auch die Idee von riesigen Generationenraumschiffen, in denen erst die entfernten Nachfahren der Startbesatzung das Ziel erreichen werden. Als Gerard O'Neill in den 70er Jahren seine Kolonien im Weltraum skizzierte, da war das praktisch schon eine Blaupause für ein Generationenraumschiff – nur dass O'Neills Kolonien keinen Antrieb hatten,weil sie ja an den Lagrange-Punkten L4 und L5 bleiben sollten.
In den meisten SF-Geschichten um Generationenraumschiffe geht das Wissen um die Mission und das Ziel irgendwann verloren, üblicherweise zusammen mit dem Bewusstsein, in einem Raumschiff unterwegs zu sein, und oft auch mit den technischen Kenntnissen, um die Heimat am Laufen zu halten. Obwohl eine lasergestützte Standleitung zur Heimatwelt da Abhilfe schaffen kann, die ständig die notwendigen Lektionen und vorformulierte Antworten auf lebenswichtige Fragen wiederholt; denn die Antwort auf eine tatsächlich gestellte Frage würde naturgemäß erst viele Jahre später gegeben werden können.
Die Genetik kann ebenfalls Probleme verursachen. Schließlich ist ja irgendwann jeder mit jedem verwandt, und mal eben frisches Blut einheiraten zu lassen ist während des Fluges nicht möglich. Und ob die Generationen der Schiffsgeborenen in ihrer doch recht hygienischen Umgebung ein starkes Immunsystem entwickeln können, das ist auch noch eine ungeklärte Frage ...
Eine Frage, die in diesem Kontext selten gestellt wird, ist allerdings die, was eine im Weltraum geborene Mannschaft dazu bringen sollte, einen Planeten besiedeln zu wollen anstatt ihn lediglich als potentielle Quelle für Ressourcen wahrzunehmen – und das müssten schon Ressourcen sein, die man nicht einfach aus Asteroiden und Kometen heraus schmelzen kann. Aber warum sollte es nicht eine Kombination aus beidem geben, also ein Generationenraumschiff auf Rundkurs durch die Sonnensysteme mit tiefgekühlt eingelagerten Kolonisten als Passagieren?
In den frühen Jahrzehnten von Larry Nivens „Known Space“ flog man in Raumschiffen mit Fusionsantrieb von Stern zu Stern und bewegte sich dabei nahe an der Lichtgeschwindigkeit, so dass relativistische Effekte für die Mannschaft weniger Zeit vergehen ließen als für den Rest des Universums. Auch der Krieg mit den Kzinti spielte sich auf diese Weise ab; Flotten von Raumschiffen stürzten sich durch die Nacht zwischen den Sternen und folgten Hilferufen oder Befehlen, die auf längst überholten Einschätzungen der Lage beruhten. Wer unter solchen Umständen ein Imperium aufbauen will, findet sich in einer ähnlichen Lage wie die Spanier in Mittelamerika oder die Engländer in Indien und Australien.
Man kann zwar eine Menge Konquistadoren losschicken, die irgendwo eine Fahne in den Boden rammen, aber die Kolonien brauchen dann nicht nur fähige Vizekönige/Gouverneure/Statthalter vor Ort, sondern auch Mittel, sich ihrer Loyalität zu versichern. Sonst hat man über kurz oder lang einen Unabhängigkeitskrieg mit sehr, sehr langen Nachschublinien vor sich ...
Ein Universum mit unterlichtschneller oder beinahe lichtschneller Raumfahrt ist ein Ort für Abenteurer und für Einzelgänger, denn selbst mit einer Rückfahrkarte kann man nicht mehr in die Heimat zurück, die man kannte.
Bei Perry Rhodan wird normalerweise mit Überlichtgeschwindigkeit geflogen. Allerdings hat es doch in ein paar Romanen Ausnahmen gegeben.
Als es die Besatzung des terranischen Flottentenders DINO-III im Zuge ihrer Nachschubmission für die CREST III ebenfalls 52.000 Jahre in die Vergangenheit verschlug und sie sich nicht mit der CREST treffen konnten, weil diese bereits einen weiteren 500-Jahre-Zeitsprung in Richtung Gegenwart hinter sich hatte, da deponierten sie ihre Fracht und legten Hinweise aus, die nur Terraner ihrer Gegenwart deuten können würden. Und dann verschwanden sie zunächst aus der Geschichte, um auf einem lemurischen Geheimstützpunkt die gewaltige mobile Kampfstation OLD MAN zu erbauen und sie im relativistischen Dilatationsflug in die Gegenwart des Jahres 2406 zu bringen, wo sie der bedrängten terranischen Flotte hätte beistehen sollen. Dieses Zieldatum hat OLD MAN dann auch nur relativ knapp verpasst und erschien 2435 n. Chr. pünktlich zu PR 300 über Rubin …
Im nicht besonders langen Altmutanten-Zyklus, der auf den Einfall des Schwarms folgte, spielt das Volk der Asporcos eine Rolle. Die Asporcos fliegen mit unterlichtschnellen Großraumschiffen, deren Technologie nicht wesentlich über dem Niveau des 21. Jahrhunderts lag – oder jedenfalls dem Niveau, das man im 20. Jahrhundert für das 21. Jahrhundert erwartete. Entsprechende Risszeichnungen erschienen in PR 655 (Forschungs- und Kolonialraumschiff), PR 671 (Raumfähre), 679 (Robot-Raumsonde) und 687 (Robotsonde – der Teil, der auf Planeten landet) und sind aus heutiger Perspektive schon beinahe für Ingenieure interessant ...
Abseits der Heftromane schilderten die sechs Taschenbücher des Lemuria-Zyklus die Begegnung von Terranern und Akonen des 15. Jahrhunderts NGZ mit den Sternenarchen, lemurischen Generationenraumschiffen, die von der Erde aus gestartet wurden, bevor die Lemurer die überlichtschnelle Raumfahrt entwickelten und sich die Galaxis untertan machten.
Ich sehe ja ein, dass der Verlust des Herzens eine traumatische Angelegenheit ist. Erst recht für einen Zellaktivatorträger. Aber langsam wär's mal wieder gut, Herr Admiral Tekener.
Nicht gut sieht es aus für die stärkste Militärmacht des Galaktikums. Die Atopen haben das Arkon-System besetzt und wollen jetzt mal so richtig nachhaltig für Frieden sorgen.
Der Imperator selbst muss einen Fluchtweg aus seinem manövrierunfähig gemachten Flaggschiff finden und dabei den Enterkommandos der Onryonen ausweichen, die endlich mal einen der gesuchten „Fraktoren“ in die Finger bekommen wollen. Sein Stellvertreter Tormanac da Hozarius erfährt, wie genau die Atopen sich das Frieden stiften vorstellen, und es verschlägt ihm den Atem.
Ja, die Entwicklung in der Erstauflage erinnert einerseits an das Konzil der Sieben und andererseits an den missionarischen Eifer der frühen Kolonialmächte. Die Atopen sind da, um die Unwissenden zu erleuchten und ihnen den Frieden der Atopischen Ordo zu bringen – ob die das nun wollen oder nicht. Widerstand ist zwecklos.
Die Richter haben sich gut informiert über die Vergangenheit der Mächte der Milchstraße – aber das ließe sich ja noch mit ihrem Zugriff auf NATHANs Datenbanken erklären. Verwunderlich ist allerdings, was für einen Haufen Raumschiffe diese Typen zur Verfügung haben. Die können doch nicht alle mit/auf dem Mond in die Milchstraße gekommen sein?
Alles in allem zwei spannende Erzählstränge in einem Heft. Mich macht es nur noch neugieriger, was wirklich hinter dem Tribunal steckt.
Kommentare
Da wird noch ein riesen Geheimnis drum gemacht. Muss ja nicht schon alles nach 19 Wochen erklären, bleibt einem für den Rest-Zyklus nicht mehr viel.
Laut Auskunft des Verlags im Forum sind sie tatsächlich nicht vom Mond. Man darf gespannt sein. Lässt sich für mich irgendwie an wie der legendäre Laren-Zyklus: Perry wird so lange in die Ecke gedrängt, bis der Gegner zunächst gewonnen hat und Perry aus dem Unter- respektive Hintergrund in die Offensive gehen muss. Im Sinne der Spannung drücke ich den Atopen die Daumen, dass sie es besser machen als die Laren oder die Terminale Kolonne.