Über die Art, (PR) zu schreiben
Über die Art, (PR) zu schreiben
Allen Anderen sei gesagt, dass gewisse Klassifizierungen und Ordnungssysteme durchaus gemacht werden können, auch in der Literatur, speziell in der Trivialliteratur, der PR ja nun mal angehört und sich ja nicht jeder jeden Schuh anziehen muss. Genug der Vorrede. Worum geht es hier? Erst mal, worum geht es nicht: Ich werde nicht einzelne Autoren der PR-Serie einer Schreibkritik unterziehen, ich werde nicht einmal Namen erwähnen. Es wird hier überhaupt keine Schreibkritik unternommen. Weder von vergangenen noch von gegenwärtigen Autoren. Sondern es geht schlicht um die Frage an einen hypothetischen Autoren: „Wie schreibe ich (PR)?“
Zunächst die klassische Antwort:“ Indem ich Worte hinschreibe, und zu Sätzen verbinde!“
Oder auch : “Ich verwende die Perrypedia bei meiner Recherche!“
So meine ich es auch nicht. Wie meine ich es dann?
Nun, wir wollen folgende zwei Klassifizierungen unternehmen: Es gibt den analytischen Autor und den Intuitiven. Wir können auch sagen, den Objektiven und den Subjektiven Autor. Oder ganz einfach: den Kopf-Autor und den Bauch-Autor.
Was verstehen wir darunter? Begriffe müssen ja definiert werden, bevor man sie in Argumentationen verwendet:
- Ein Kopfautor ist ein Schreiber, der zwar seine Erfahrungen einbringt, Lern-,Studien- und Lebenserfahrungen, der aber aus sich heraus schreibt. Er projiziert die Handlung und die Personen aus sich heraus nach außen. Er abstrahiert von der eigenen Person und Persönlichkeit und kann auch als „allwissender Erzähler“ im Hintergrund fungieren. So ein Autor ist bevorzugt dazu geeignet, in der dritten Person zu schreiben, weil hier seine Stärken am besten herauskommen. Er identifiziert sich nicht unbedingt mit seinen Figuren. Jedenfalls nicht mehr, als es für die Handlung notwendig ist. Dieser Autor ist vor allen Dingen zur objektiven Beschreibung sachlicher Darstellungen geeignet: von Planetenoberflächen bis zu Raumschlachten.
- Ein Bauchautor bringt natürlich ebenfalls seine Lebens-Erfahrungen ein, aber er bringt sich auch selbst ein. Er schreibt nicht aus sich heraus, sondern sich selbst in die Handlung hinein. Er abstrahiert nicht so stark und ist emotioneller beteiligt. Unterbewußte bzw. unbewußte Prozesse fließen stärker in die Erzählung ein. Ein solcher Schreiber sollte bevorzugt die Ich-Perspektive wählen, da hier, in der Identifikation, nicht der Abstraktion, seine Stärke liegt. Er dürfte sich normalerweise stärker mit den handelnden Figuren identifizieren, da er ein Stück von sich selbst in diese hineinlegt, soweit das möglich ist. Er verwendet die Schreibe auch als Therapie, um seine persönlichen Probleme zu verarbeiten, was der Kopfautor nicht tut. Vielleicht macht er dies auch gar nicht bewußt, aber der Leser merkt das (meistens!). So mancher Autor dieser Art hat schon eine kleinere oder größere Lebenskrise literarisch verarbeitet.(Vielleicht sogar, ohne es zu merken, aber der Leser merkts oft).
Dieser Autor ist besonders geeignet zur Beschreibung von PSI-Fähigkeiten und ESP-Phänomenen, wenn sie vom Leser nicht nur abstrakt wahrgenommen werden sollen, von außen, sondern, wenn der Leser sie mitfühlen soll und sie von innen her beschrieben werden.
Auch zur Beschreibung zwischenmenschlicher Beziehungen bis hin zu in der Handlung notwendigen Sex-Szenen ist der Bauch-Autor eigentlich besser geeignet. Aber andererseits schreibt er vielleicht auch besser Familienromane, keine Science-Fiction. Oder Beides. Da scheiden sich eben die Geister. Es gibt jedoch auch Autoren dieser Art, die eine fremde Alien-Spezies besser und einfühlsamer beschreiben können, als dies ein Abstrakt-Autor könnte. Vor allen Dingen aus fremder Sicht, aus erster Person-Perspektive, was ja immer eine reizvolle Art der erzählerischen Perspektive ist. Wo wir ja im allgemeinen heute auch viel weicher, gefühlsmäßiger, einfühlsamer und politisch korrekter geworden sind, als etwa in der Scheer-Ära!
Dennoch bevorzuge ich selbst die Außenperspektive: objektive, sachliche, abstrakte Darstellung: Kosmisches Geschehen, keine Familienprobleme, keine Alltagshandlungen, es sei denn ganz kurz, um die Handlung abzurunden.Das macht den Gesamtrahmen des PR-Kosmos dann auch überzeugender. Und Dialoge, Dialoge, Dialoge. „Reden Sie mit mir!“ Keine „Denkereien“, es sei denn bei Psi-Phänomenen! Hier ist es ein legitim angewandtes Stilmittel, dessen Anwendung ich auch zustimme. Ansonsten kann ich nicht mitträumen,wenn Perry träumt, er muss es mir erzählen! Perry, nicht der Autor. Oder vielleicht gerade der Autor! Denn ich habe keine Messinghaube! Ich kann Perrys Träume nicht real miterleben! Ich kann als Leser nicht in seinen Kopf gucken, auch nicht in den des Autors. Daher lehne ich persönlich solche Stilmittel ab. Da sie aber heute gang und gebe geworden sind, muss man sie eben (seufzend!) hinnehmen.
Selbstverständlich gibt es auch die „Zwischenautoren“, die nicht in eine der beiden Gruppen passen. Diese können prinzipiell beides: die innere und die äußere Beschreibung.
Letztlich ist die oben durchgeführte Zuordnung ja auch nur intervallartig und übergreifend, und es kann nicht generell die eine Gruppe gegen die Andere scharf abgegrenzt werden.
Jeder Leser hat eben so seine Lieblingsautoren, deren schreibe er am meisten genießt.
In diesem Sinne, wünsche ich allen weiter viel Lesespaß mit Perry Rhodan.
(C) 2015 by H. Döring und Aarn Munro
Kommentare
@Harantor: ich hoffe nur, dass ich den armen Marc jetzt nicht aus dem ZS vergrault habe...das wollte ich bestimmt nicht...
Was mich jetzt aber wunder nimmt, lieber Harantor: Wie stehst du zur Forderung der beiden? Wie soll PR (nicht) geschrieben werden? Ist es richtig so, dass Erzählungen "rein äußerlich" geschrieben werden sollen, weil schließlich weder Leser noch Autor wissen können, was in den Köpfen der Figuren geschieht?
Keine Sorge - hast du nicht. Aber dass du immer noch an dieser bizarren Ausgangsidee festhältst ... Tststs.
Stichwort Hanns Kneifel: Müsste der arme Atlan eurer Meinung nach nun alle Einflüsterungen des Extrasinnes wiederholen, weil ein zufällig anwesender Leser sie nicht hören kann?
Im Sinne von:
Atlan warf einen Blick auf seine Pokerkarten.
"Ich erhöhe auf hundert Galax!"
Er stutzte. "Der Extrasinn hat mich gerade einen Narr geschimpft, weil ich mit meiner Straße hätte All-in gehen müssen."
Tekener grinste und warf die Karten auf den Tisch. "Ich steige aus."
Ich bin ganz und gar nicht auf der seite der "beiden" Autoren dieses Artikels, aber darauf kommt es auch nicht an. Es heißt in unserem Impressum nicht umsonst:
Zitat: Würde ich Wert auf eine einheitliche Meinung legen, würde ich vermutlich einen Blog schreiben und würde auch keine Kommentare zulassen, damit meine schöne Meinungswelt nicht gestört wird. Aber mir geht es eben darum, dass ich auch Ansichten, Meinungen und Thesen vorstelle, die durchaus angreifbar sind. Der Verfasser solcher Zeilen muss dann sehen wie er da raus kommt und wie er sich gegen den Ansturm verteidigt. Im besten Fall kommt was dabei heraus. Im schechtesten Fall wurde engagiert diskutiert und man kommt zu keinem gemeinsamen Nenner ...
zitiere Marc A. Herren:
Mir geht es da nicht um den Traffic, sondern um - durchaus - kontroverse Diskussionen. Daher mag ich Texte wie diesen (egal für wie falsch oder richtig ich sie halten mag), denn darum geht es nicht.
Daher erscheinen im Zauberspiegel auch immer wieder Beiträge, die so gar nicht die Zustimmung der User finden. Vergleiche den Kommentar von joe p. hier
www.zauberspiegel-online.de/index.php/zauberwort-leitartikel-mainmenu-136/der-leit-d-artikel-2015/26420-was-man-so-in-der-freizeit-treibt-ueber-hobbies#comment-26762
Aber mit solchen Auffassungen kann und will ich leben. Mir gefällt Vielfalt statt Einheitsbrei.