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Invasion aus dem Weltall: Was haben wir, das die wollen könnten?

1Invasion aus dem Weltall: 
Was haben wir, das die wollen könnten?

Fremde Eroberer aus dem Weltraum haben eine lange Tradition in der Science Fiction, seit H.G. Wells die Marsianer über uns kommen ließ. In „Lifeforce“ wollten die Besucher unsere Lebensenergie. In „Skyline“ ging es um menschliche Körper als Rohmasse für extraterrestrische Kampfzombies. Bei „V – die außerirdischen Besucher kommen“ wollten sie unser Wasser für ihren austrocknenden Heimatplaneten und waren auch der schmackhaften Biomasse namens Mensch kulinarisch nicht abgeneigt.


Im Land der GötterWas genau die Angreifer in „Independence Day“ eigentlich haben wollten ist zumindest mir nie klar geworden, aber jedenfalls waren wir im Weg und mussten weg.

Wesentlich nachvollziehbarer ist mir da schon die Invasion der Außerirdischen in der Fernsehserie „Defiance“: ihr Sonnensystem ist untergegangen, und sie haben so viel Bevölkerung wie möglich in Archen gepackt und in das nächstgelegene Sonnensystem geschafft, das einen Planeten mit annehmbaren Umweltbedingungen bot. Nur schade, dass da schon jemand lebt, aber wenn man keine Wahl hat …

„Alien Nation“ präsentierte uns einen riesigen Sklaventransporter, der mit einer Maschinenpanne havarierte und auf dem dann ein Aufstand der Sklaven ausbrach, die auf der Erde Zuflucht suchten.

Wesentlich weniger nachvollziehbar ist die Präsenz der Eroberer auf der Erde in „Battlefield Earth“ - außer natürlich, um den unterworfenen Erdlingen jemanden zu geben, gegen den sie erfolgreich rebellieren können. John Travoltas intriganter Chef-ET Terl jedenfalls empfindet die Erde als so ziemlich den letzten Ort in der Galaxis, wo er stationiert sein möchte.

Also – was haben wir, was die wollen könnten?

Lassen wir mal die klassische Antwort der Pulp-SF außen vor: unsere Frauen sind es vermutlich nicht. Auch alles, was es auf der Erde an anorganischen Rohstoffen gibt, kann man eigentlich viel einfacher im Weltraum abbauen – außer man findet die notwendige Technik zu teuer und setzt auf Handarbeit durch unterworfene Zwangsarbeiter.

Die Welt der HyperkristalleEine Eroberung kommt hingegen sehr wohl in Betracht, wenn es um organische Stoffe geht. Die gute alte Erde als planetenweite Plantage für das galaktische Äquivalent von Hanf, Schlafmohn oder Kokablättern, betrieben entweder als direkte Kolonie oder als „Bananenrepublik“ unter der Verwaltung eingeborener Marionetten? Das mag sich rechnen. Und man sollte auch nicht den Ansatz von „Dark Angel“ vergessen, bei dem ein extraterrestrischer Drogenhändler seine Opfer erst mit Heroin vollpumpte, um ihnen dann das vom Drogenrausch ausgeschüttete Endorphin aus dem Hirn zu extrahieren. Die Gewinnspanne krimineller Operationen ist jedenfalls überzeugend hoch.

Mit Sklaven kann man auch in einer HiTech-Zivilisation noch Profit machen. Leiharbeiter aus Billiglohnländern können hier und heute ein Lied davon singen – allerdings meist in Sprachen, die wir nicht verstehen. Auch hier kann man sie entweder selbst einfangen oder aber sich mit den lokalen Häuptlingen verständigen, die für ein bisschen hochstehende Technik ihre Landsleute bestimmt zu Tausenden zur Verfügung stellen.

Riskant ist es allerdings, den Sklaven Waffen in die Hände zu drücken und sie als Söldner zu vermieten. Es könnte ja sein, dass sie auf dumme Ideen kommen und sich gegen ihre Herren wenden wollen.

Bei Perry Rhodan lernen die Terraner schon recht früh diese Seite der geschäftstüchtigen Galaktischen Händler kennen: die Patriarchen treffen sich auf Goszuls Planet, um darüber zu beraten, wie mit diesen Neulingen umzugehen wäre, die mal eben ihre eigenen Handelsverträge mit den Nachbarn abgeschlossen haben. Goszuls Planet ist eine Kolonie der Arkoniden, die in die Barbarei zurückgefallen war und sich dann auf den langen Weg zurück zur Zivilisation gemacht hatte, als der Patriarch Goszul ihre Welt wiederentdeckte. Goszul fand, ein solches Reservoir an billigen Arbeitskräften dürfe man nicht einfach so verschwenden, und die Goszuler arbeiteten fortan in Fabriken für seine Sippe.

An diesem Grundprinzip hat sich auch dreitausend Jahre später noch nichts geändert: auf Caiwan arbeiteten die eingeborenen Caiwanesen für ihre arkonidischen Oberherren und bauten die  Hyperkristallvorräte ihres Planeten ab. Als „Belohnung“ durften sie die minderwertigste Sorte behalten und damit selbst Handel treiben – jedenfalls so lange, bis die Hyperimpedanzerhöhung den bis dahin ziemlich wertlosen Khalumvatt stark im Wert steigen ließ.

Das tödliche ParadiesDie Kolonne TRAITOR machte dann schließlich Nägel mit Köpfen und zerlegte kurzerhand den gesamten Planeten, um möglichst schnell an die Kristallvorkommen zu gelangen. 

Damit verglichen hatten die Rubiner tatsächlich das große Los gezogen, als ihr Planet mit seinen reichen Howalgoniumvorkommen 2433 von Roi Dantons Freihändlern entdeckt wurde. Unter den Mehandor wäre es ihnen vermutlich anders ergangen.

Und jetzt zum Invasionsgrund „Volk ohne Raum“: in den Gründertagen des Solaren Imperiums hat man sich tatsächlich wenig darum geschert, ob eine potentielle Kolonialwelt schon intelligente Ureinwohner hatte oder nicht. Die Terraner siedelten sich an, und fertig - beispielsweise in PR-TB 21 „Das tödliche Paradies“ auf dem Planeten Zirkon mit seinen überaus humanoiden Einwohnern. Die Terraner schulterten bereitwillig „des weißen Mannes Bürde“ und brachten den Eingeborenen die Segnungen der technischen Zivilisation (oder jedenfalls so viel davon, wie sie für angemessen hielten).

Na gut, ab dem MdI-Zyklus mit seinen Enthüllungen über das Großreich der Lemurer stellte sich dann heraus, dass sowieso praktisch alle Humanoiden mehr oder weniger entfernte Verwandte der Terraner waren.

Die Gataser waren da weit weniger zurückhaltend. Wenn ihnen ein Planet gefiel, aber schon beispielweise von „bleichen Pelzlosen“ (Tsi-yhü'iitschyn) bewohnt wurde, dann brachte man diese lästigen Störenfriede wie in PR 172 geplant eben einfach alle um.

Kommentare  

#1 AARN MUNRO 2016-06-21 09:02
...in der Realität wollen sie wahrscheinlich nur unsere Gene...und interstellare Raumfahrt wird ebenso wahrscheinlich nur von postttechnologischen Zivilisationen betrieben...weil der Aufwand einfach zu hoch ist...also keine Invasion, keine materielle Ausbeutung, kein Traitor usw. Zumindest denke ich so...lassen wir uns zukünftig überraschen... ;-)
...aber ein sehr hübscher, gut recherchierter Artikel...danke dafür...

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