Retro ist schick … aber nicht echt! - Über das wahre Alte und das Neualte, Gekünstelte …
Retro ist schick … aber nicht echt!
Über das wahre Alte und das Neualte, Gekünstelte …
Ich mag nicht immer jeden Stil jeden Autors, doch auch das ist in Ordnung. Im Großen und Ganzen glätten sich die kleinen Schwächen aus und ich lese diejenigen Bereiche der Hefte, die sich mit SF ´befassen und überblättere nutzloses, psychologisches Geschwafel oder Familiengeschichten. Die meisten Autoren arbeiten gut, überzeugend. Was will man eigentlich mehr: ein typischer, durchgeknallter Wissenschaftler (Bievre alias RC), ein gut herüberkommender Ilt (Gucky natürlich), Rhodan überzeugend, Alaska sehr gut in all seinen Zweifeln hinter der Maske, auch die Hauptpersonen der Geschichte, die beiden Zeitspringer, die dabrifanischen Agenten, wurden sehr und mehr als ausreichend mit Entwicklunggeschichten unterfüttert, also war ein Roman fast unnötig. Die Action wirkt, also die Handlung überzeugt, die psychologische Entwicklung wird überblättert, eben ein überflüssiger Füllroman, doch das Retrogefühl kommt nicht so voll und toll herüber, wie man es erwartet hat.
Wir befinden uns schließlich in der Zeit des Solaren Imperiums, als das ATG-Feld aktiviert wird und die antiterransiche Koalition ins Leere trifft, weil das Ghost-System sich fünf Minuten in der Zukunft verbirgt. Es wird ausreichend mit „ Jawohl Sir!“ um sich geworfen, Rhodan wird ununterbrochen als „Großadministrator“ angeredet. Die Personen siezen sich, es wird salutiert und strammgestanden, also sollte doch eigentlich alles vorhanden sein, was eine militärische Struktur ausmacht … hmmm … dennoch wirken die Retroansätze nicht so recht. Waren sie im Original damals echt bei KHS, HGE oder sogar HK, so erscheinen die Begriffsbildungen mitunter wie eine Parodie, wie in einer billigen Klamauk-Komödie. Das Gute ist, das diese Begriffe nicht so oft verwendet werden, man konzentriert sich auf die Handlungen der Zeitsprünge, das seltsame Verhalten der Cynos, deren unlogisch wirkendes Benehmen und ihre Fähigkeiten, die weit über das hinausgehen, was im Schwarmzyklus geschildert wird. Spiegelfelder werden so oft gewechselt wie die Kleider, wo sie im S-Zyklus eher starr waren, und nur der Halbcyno Rorvic ohne sein Bhavacca Kra' dauernd seine Festform verlor.
Auch muss der Kleinzyklus ja logisch implementiert werden, damit er widerspruchsfrei in den Kanon eingepasst werden kann, schließlich hat Rhodan ja im Schwarmzyklus keine Erinnerung an Cynos, Obelisken oder einen ominösen Ort wie Terminus.Wieder einmal muss die jetzige Handlung im Gedächtnis genullt werden; das wäre nicht das erstemal in der Serie.Ist also eigentlich vom Hintergrund her langweilig, ein Sturm im Wasserglas. Zwölf Bände lang wird eine Geschichte erzählt, die doch nicht im Schwarmzyklus vorkommen kann.Dann sind doch Handlungen in Kurzzyklen besser, die nicht durch Gedächtnislöschung der Protagonisten in den Hauptkanon eingepasst werden müssen. Das wirkt dann einfach erzähltechnisch überzeugender. Aber hier muss ich das jetzt natürlich hinnehmen. Bis jetzt habe ich mich auch prächtig amüsiert. Jede Menge coole Sprüche. Nur die Einschränkung auf Terra und Nosmos wirkt etwas seltsam: In der Zukunft ist das Solare Imperium zerstört und auch das Dabrifanische, erzählt die Zeitspringerin. Und wo ist der Rest der Welt? Carsual? ZGU? Akon?Arkon? Die zu dieser Zeit Blues heißenden Eastside-Völker? Werden alle nicht erwähnt.
Auch der dem Zyklus den Namen gebende Planet Terminus, wohl eine Art Zentralwelt des heimlichen Imperiums der Cynos, ist bis zum Ende von Band 5 nicht wirklich vorgekommen.Aber wahrscheinlich lagert er noch bei Isaac Asimov, in dessen Foundation-Zyklus er ja eine Rolle spielt … alle Wege führen bekanntlich dorthin (oder nach Trantor).
Ich warte auch weiterhin gespannt auf die nächsten Bände, um zu sehen, wie gut die Handlung vorangeht, wie gut die Autoren (die meisten) die Geschichte herüberbringen, um mich zu amüsieren über all die toll geschilderten Charaktere, die Action zu genießen, das Psycho-Geschwafel oder die Sozialentwicklung Minderprivilegierter zu überblättern, aber in die gute Action der Außenhandlung einzutauchen. Hoffentlich treten nicht zuviele Logikfehler auf. Hoffentlich wird die Retroschiene nur marginal benutzt! Doch es gilt eben SF zu lesen. Mal sehen, was noch kommt! „Jawohl, Großadministrator, Sir!“
© 2017 by Holger Döring
Kommentare
Ich selbst mag keine Entwicklungsromane in der SF, jedem anderen sei es unbenommen. Aber das ist kein Kritikpunkt an der Serie! So ist das eben heute und ich nehme mir diejenigen Teile heraus, die mir gefallen. Wenn zu lange Rückkopplungen über innerspace-Darstellungen kommen, springe ich vor, bis die Handlung weitergeht. Ohnehin ist ja nicht jeder Roman gleich gewichtet..