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Irren ist menschlich? - ... oder die strategischen Fehler der Unsterblichen!

1Irren ist menschlich?
... oder die strategischen Fehler der Unsterblichen!

Ja, auch Perry Rhodan macht Fehler. Er, als Person, ist natürlich gemeint. Nur dass seine Fehler zwei Basen haben.

Erstens haben sie weitaus ›reichweitigere‹ Folgen als die kleinen  Fehler von ›nur‹ Sterblichen im Perryversum oder der Wirklichkeit (obwohl die wahrhaft Mächtigen auch ihre Riesenfehler machen, die dann ganze Völker betreffen).

Zweitens sind die Fehler zu unterscheiden, in diejenigen, die der Rhodanfigur von den Autoren/Expokraten in die Handlung gelegt werden und in die, welche von selbst und ungewollt in der Serie auftreten.

Am Anfang der Reihe befragt der ewige Perry ja noch den arkonidischen Automaten, extrapoliert für die Menschheit in die Zukunft. Er trachtet nach der Vermeidung von Fehlern, versucht, die Dinge vorherzusehen, damit er rechtzeitig handeln kann. Agieren, anstatt nur zu reagieren. Doch schon von den „Springern“ (Mehandor) wird er überrascht. Später verliert der rote Zukunftsfaden der bewussten Handlungen sich etwas. Siedlerabenteuer zeigen allerdings noch in der relativen Frühphase der Serie mit der räumlichen Expansion der Menschhheit, dass Rhodan doch noch immer Pläne hat, die er auch zielgerecht  umsetzt. Bis dato war ja auch alles gut. Jetzt kommt der erste große, strategische Fehler: Im Blueszyklus. Hätte man Gatas und die anderen Blueskräfte wie Latos, Apas und so weiter, rechtzeitig richtig  abgerüstet, so hätten die Blaufelligen Arkon III nicht  zerstören können im Band 199, als Paukenschlag des ausgehenden Kurzzyklus.Natürlich hätte man auch Akon = Drorah miteinbeziehen müssen in die Unterdrückung von Intrigen.Na ja, geschenkt (Fahrradkette und so …).

Der nächste  große Fehler befindet sich im MDI-Zyklus: die Sprengung der Sonnentransmitter. Holla, die Waldfee: Nicht nur geht asr Andromeda-Sechseck drauf, nein das ganze Zentrum wird beinahe gesprengt, und sämtliche (bekannten)  Transmitter zwischen Milchstraße und M 31 werden instabil und letztlich in einer <Kettenreaktion  zerstört.Sogar das Sonnensechseck in der heimatlichenGgalaxis. Damit hatte Rhodan nicht und Kalup erst recht nicht gerechnet  ...geschweige denn NATHAN, der diese Gefahr natürlich auch nicht erkannt hat.Dieses Hyperinmestron war doch ein fieses Weltuntergangs-Gerät. Immerhin kann die Flotte größtenteils über die Maahk-Bahn höfe zurückgeführt werden, was ja auch der Intention der Autoren und von K.H. Scheer als Expokrat entsprach: dass die Terraner sich zum Ende des Zyklus aus Andromeda wieder zurückziehen. Auch Adams war ja schon ganz nervös wegen der hohen Kosten des ganzen, weit-fernen Unternehmens der Solaren Flotte.(Auch ohne die Inflationsversuche der MDI). Ja, Kriege und Geld … die ewige Frage,seit Rom, ob sich das rechnet.

Der nächste, sehr große, strategische Fehler ist natürlich im Uleb-Zyklus, auch M 87-Zyklus genannt. Dieser Fehler führt die Erde an den Rand der Vernichtung. Natürlich ist das auch alles so gewollt von Scheer und Voltz, nur wird es nicht wirklich logisch konsequent und konsistent  hergeleitet. Da hat der zunächst technisch  überlegene Feind nur eine sehr  beschränkte Offensivkapazität, denn es gibt nur zehntausend Dolans, und auch acht Millionen existierende Uleb können höchstens achttausend Komusraumer bemannen. Diese sind ja keine Einmannschiffe, wie bei den Halutern.Jeder vernichtete Dolan zählt also.Aber man murkst herum mit Verständigungsversuchen, lässt halbherzig die Feinde entkommen (Band 351).

Auch in den Schlachten um das Sonnensystem, lässt man den Feind teilweise wieder abziehen, anstatt nachzusetzen, und die beschränkte Angriffskapazität des Feindes weiter oder gar ganz zu reduzieren.All diese Fehler in der Strategie des Notwendigen führen dann natürlich im kulminierenden Band 398 („Das Ende der Dolans“) auch beinahe zum Ende des Solaren Menschhheit bzw. der terranischen Erdbevölkerung. Natürlich soll das ganze Szenario nur dazu dienen, damit Scheer ab Band 400 die „Menschheit im Zwielicht“  beschreiben kann. Wurde die SF als solche also vielleicht sogar besser, differenzierter, so kam sie aber damals bei den Lesern gar nicht gut an.

Der nächste große Fehler war die Nichtverbreitung des Kpl-Projektors in der ganzen Galaxis durch Terra bei der Lareninvasion, Ja, Hotrenoor-Taak, der Oberlare, besaß eine Million SVE-Raumer in der Galaxis, aber die Galaktiker, Akonen, Blues, Posbis usw. hatten zusammen mit den Terraner sicher genauso viel Schiffe, wenn nicht mehr unter beeaffneter Bemannung. Eine Großproduktion wäre möglich gewesen, auch in versteckten Basen. Damit hätte man die Laren flugs wieder aus der Galaxis geworfen. Aber diese konsequente Handlung entsprach ja nicht der Intention von Willy Voltz, der unbedingt das Solare Imperium zerschlagen wollte. Also musste der Feind wieder einmal zu übermächtig daherkommen.Außerdem war es ja noch nicht Usus, dass die galaktischen Völker Waffen- oder sonstige Technik miteinander teilten (denn selbst die allen anderen Offensivwaffen überlegene TF-Kanone war ja noch alleiniger Besitzstand von Terra).Auch in den späteren Zyklen finden wir ähnliche Geschehnisse.

Also ist das Irren nicht nur sehr menschlich, sondern wird den handelnden Unsterblichen leider allzusehr von der (damaligen) Expokratur in die Geschichte gesetzt. Vielleicht macht das die Personen der Protagonisten ja für den Leser sympathischer, menschlicher … aber das Erzählte nicht unbedingt zwingend logischer.Auch für Autoren und die Entwerfer der Handlungen sollte doch eine gewisse Konsistenz zwingend sein. Ja, Fabulieren macht Spaß … aber bitte lasst die Logik in der Handlung. Zur Not muss der Perry sich eben mal wieder selbst an den NATHAN setzen (terranische Außenstelle der Inpotronik) und ein bisschen die Stränge der möglichen Zukünfte extrapolieren … und auf  eigenständige Fehler minimieren lassen. Immerhin gilt: nicht jeder große Fehler ist vom Perry verursacht, jedenfalls nicht vom Echten. Der aktuelle Weltenbrand der psychischen Zerrüttung der galaktischen Völker wurde ja auch ohne ihn ausgelöst … nur durch ein Double mit verursacht. Nicht jeder strategische Fehler stammt also von den (echten)  Unsterblichen. Dennoch  gibt es ja das geflügelte Bonmot, dass sich durch Romane und Leserkreise zieht: Die Unsterblichen beseitigen diejenigen  Probleme, für deren Entstehen sie erst verantwortlich sind. So schließt sich der Kreis zur aktuellen Tagespolitik in der Wirklichkeit 0.1., insbesondere in der Flüchtlingsdebatte.

© 2018 by H. Döring

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2018-11-06 15:31
Die Darstellung der Handlung entspricht nicht den Fakten. Was die Argumentation hinfällig macht.

Nehmen wir die 300er-Bände. Rhodan ist in der Handlungsebene Erde nicht anwesend, also kann nur Bull mit den "schweren, strategischen Fehlern" gemeint sein.


Zitat:
Da hat der zunächst technisch überlegene Feind nur eine sehr beschränkte Offensivkapazität, denn es gibt nur zehntausend Dolans,
Das ist richtig. In Band 350 fliegen aber gerade mal 500 (!) von den 10000 Dolans an. Dem gegenüber stehen 101 aufgerüstete Geschütze gegenüber (wovon 22 fest stationiert auf OLD MAN sind), die die Schiffe der Angreifer vernichten können. Dazu kommen die 70000 Schiffe der Terra-Posbi-Allianz, die praktisch hauptsächlich für die 79 FpF-Kreuzerals Schutzschild dienen.

369 Dolans werden vernichtet. Zitat Seite 63: "Bull jagt mit allen FpF-Einheiten die fluchtartig zurückweichenden Dolans."

Also wo lässt man da die "Feinde halbherzig entkommen"? Die Zahlen im Text und der Text sagen etwas anderes. (Und 1968 hat Scheer angesagt, wo der Weg hinführt. Dass das Konzept Zeitpolizei letztlich wenig Sinn ergibt, das kann man Voltz nun wirklich nicht in die Schuhe schieben.)
Zitat:
Jeder vernichtete Dolan zählt also.Aber man murkst herum mit Verständigungsversuchen, lässt halbherzig die Feinde entkommen (Band 351).
In 350 wird nichts verhandelt, sondern nur gekämpft, in 351 "murkst auch kein Unsterblicher mit Verständigungsversuchen" (wie können sie es wagen?) herum. Bull schickt ein Einsatzkommando auf einen speziellen Dolan – den von Tro Kohn -, um ihn zu erobern. Später wird aus der Situation heraus versucht, mit dem einen (!) Zweikonditionierten nach der Schlacht in einem anderen Teil der Galaxis auf einer Dschungelwelt zu reden. Am Ende lässt man ihn in der Tat entkommen – den einen Zweikonditionierten -, weil sich die strategische Lage geändert hat. Das ist faktisch etwas völlig anderes, als hier dargestellt wird.

(Wie plausibel das alles ist, ist ein ganz anderes Thema. Eine derartige Schlacht mit den geschilderten Waffen hätte das ganze System vernichten müssen. Ein abstürzendes Großschiff würde nach der heutigen Wissenschaft schon für einen Extinction event reichen. Aber das Szenario ist seit jeher in der Serie tabu, und das aus nachvollziehbaren Gründen.)

Auch die zeitliche Abfolge des Laren-Zyklus erzählt eine andere Geschichte, als hier suggeriert wird. Da geht es im Text um einen Zeitraum von 13 Monaten, bis Rhodan und Terra von der Bildfläche verschwinden, und die Hälfte der Zeit spielen die Terraner die Statthalter der Invasoren. Atlan und das NEI brauchen später trotz der Larenherrschaft 20 Jahre, um zumindest die galaktischen Völker an einen Tisch zu bringen. Wie realistisch das sein mag oder auch nicht, bleibt jedem Leser selbst überlassen, aber bei dem Szenario hätte auch eine weitergereichte Waffe nichts verändert.

Dass es manche Leser langweilt, dass der Laren-Zyklus hier am Ende mit relativ friedlichen Mitteln beendet wurde statt mit blutigem Supermilitarismus a la Warhammer 40K, sei ihnen unbenommen. Aber das ist ein anderes Thema.
#2 Heiko Langhans 2018-11-06 15:49
You´re a better man than I am, Decker Din 8)
#3 AARN MUNRO 2018-11-07 08:49
Grundsätzlich hast Du Recht, Andreas Decker ... Rhodan war in Band 350 noch in M 87,aber auch Bull ist ein Unsterblicher ...
Voltz lässt in Band 351 die Dolans nicht konsequent verfolgen ... das psychologische Spielchen um Tro Kohn ist ihm wichtiger, als Feinde auszumerzen, mit denen man nicht reden kann.Rhodan kommt in Band 369 zurück und die Dolans greifen erneut an in Band 376. Auch hier lässt man den Rest einfach wieder abfliegen, anstatt sie konsequent zu bekämpfen.In den 90ern, als sich das Geschehen in die KMW verlagert, macht man mit Neo-Bilatium herum, nur mit der CREST V; anstatt konsequent mit der Flotte die Konusraumer zu bekämpfen und zu zerstören. Das hätte den Uleb nämlich sehr weh tun müssen, es gab nur acht Millionen von ihnen.Nur ein einziges Mal tauchten dreitausend Dolans auf (in einem Nebensatz, auch Im Si Ba), die abgewehrt wurden, aber nicht konsequent vernichtet. Davon ist jedenfalls nirgendwo die Rede.Die Offensivkapazität des Gegners wird also nicht ebenfalls offensiv bekämpft. Dagegen versucht man (natürlich, um spannende Abenteuer zu erzählen, was ja legitim ist), diesen Krieg mit Kommandounternehmen zu gewinnen, was totaler Unsinn ist.
#4 Andreas Decker 2018-11-07 13:54
zitiere AARN MUNRO:
Voltz lässt in Band 351 die Dolans nicht konsequent verfolgen ... das psychologische Spielchen um Tro Kohn ist ihm wichtiger, als Feinde auszumerzen, mit denen man nicht reden kann.


Scheer hat das in seinem Expo für 351 schon richtig gemacht. (Es ist völlig unerheblich, wer den Roman geschrieben hat, das hätte auch Ewers nicht anders erzählt.) Du hast nur 70 Kanonen, die dem Feind schaden können, mehr nicht, hast keine Informationen, ob der Feind in der nächsten Stunde nicht mal eben 500 neue Schiffe schickt und von vorn anfängt. Da schickst du deine Wunderwaffen doch nicht auf eine blinde Jagd hinaus in die Galaxis in der Hoffnung, noch ein paar Schiffe abzuschießen. Um das völlig schutzlose System jeglicher Verteidigung zu berauben.

Zumindest da war Scheer plausibel. Wenn man 350/51 kritisieren will, dann wie wenig Sinn der Plot an sich macht. Da greifen die seelenlosen Typen mit dem Computerhirn in einem Pulk an und lassen sich zusammenschießen? Statt sich zu zerstreuen und von allen Seiten anzugreifen? Das ist doch nicht die spanische Armada.

Offenbar ist Scheer beim Schreiben aufgefallen, wie unsinnig sich die ach so überlegenen Bestien verhalten, denn er thematisiert es im Heft. Zitat: "Tro Kohn hätte unter Umständen anders gehandelt, wenn er nicht verstört gewesen wäre. Etwas in seinem Unterbewusstsein flüsterte ihm zu, ein Volk, das sich mit solchem verteidigte, müsse unschuldig sein" Da erzählt der allwissende Erzähler seinen Lesern völligen Stuss. So funktioniert nur das Rhodan-Universum. Auch schon 1968. M 87 gehört zu meinen Lieblingszyklen, aber man darf genau wie bei MDI nicht zu sehr am Konzept rütteln.

Trotz solcher Augenblicke, von denen es hier einige gibt, ist es auch nach fast 50 Jahren immer noch ein spannender und rasanter Roman.

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