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Die Ambivalenz des Funktionierenden - Visionen und Realitäten

1Die Ambivalenz des Funktionierenden
Visionen und Realitäten

Schon früh übt sich die Person des Perry Rhodan mithilfe arkonidischer Positroniken in der Technik zur Auswahl möglicher Zukünfte. Kurt Mahr lässt das in den frühen Bänden sehr schön beschreiben, wenn Perry sich durch die berechneten Möglichkeiten der Zukunftswahl für die Menschheit tastet. Naturgemäß ergaben sich zunächst mehrere Millionen Pfade der Auswahl, die er mit Hilfe der Positronik und seiner Ethik einzugrenzen wünscht.

Da haben wir den planenden, den aktiv handelnden Perry, der noch nicht durch kosmische Ereignisse in den Zwang gebracht und noch nicht nur herumgestoßen wird … sondern hier will er noch selbst agieren, führen, planen, leiten und steuern … nicht nur reagierend Situationen abdämpfen, sondern selbst aktiv handelnd eingreifen. Er weiß noch nicht genau, was wirklich funktioniert, glaubt, ES würde ihm vielleicht helfen, weiß noch nicht viel über die Möglichkeiten von Superintelligenzen und selbst deren zwar große, aber beschränkte Macht.In der Frühzeit der Serie funktioniert noch viel im aktiven Teil der Handlung, selbst die Expokraten sind noch (geistig) jung. Es herrscht Aufbruchsstimmung, sowohl in der Weltraumpolitik der Realität als auch im Perryversum des Scheer, Mahr  und Darlton.Hoppla. Der Terraner kommt … und mischt erst einmal die Galaxis auf. Solange das Solare Imperium existierte, gab es diese Emotion in der Serie. Eingebremst wurde dann das Tatkräftige durch die Lareninvasion … und die Liga freier Terraner später agiert ja ohnehin dem damals aktuellen Zeitgeist der Realität folgend ganz anders. Larmoyant, zögernd, reagierend anstatt zupackend und vorwärtsstürmend, erscheint  nun die Serie.

Der Sturm und Drang  der Handlung ist nun  wohl vorbei.Gebremst und passiv wirkt die Reihe auf mich unter Voltz. Frischer Wind im Sinne offensiver Aktionen kommt mit Feldhoff wieder ins Spiel.Hier sind die Terraner, wenn auch oft selbst in Problemen, wieder zupackend dabei, erst offen nach draußen, später in der TRAITOR-Zyklenreihe zunehmend defensiv, aber das ist der Natur der Sache geschuldet. Gegen einen solch übermächtigen Gegnger kann man einfach nicht offensiv auftreten. Nur Nadelstiche sind möglich in gut erzählten Kommandounternehmen.Dennoch kommt die Serie  früher und später oft in gebremstem Schaum daher. Die Visionen der Frühzeit sind vielleicht verlorengegangen, andererseits hat sich die Menschheit, ob nun geplant oder nicht, bereits weit und verstreut über viele Galaxien ausgebreitet … viele Aktionen dieser Art waren von Perry ungeplant, aber von ES initiiert (Explosion des Zellaktivators, Versetzung der späteren Goldenen Menschen in den „blauen Nebel“ usw.)...aber natürlich auch einige der Handlungen von den Terranern (mit)-gesteuert, z.B. die Auswanderung nach Anthuresta.

SAN existiert ja auch noch als Leitstern.Die Visionen einer kosmischen Gemeinschaft sind also nicht verlorengegangenm sie werden nur neu formuliert und anders fokussiert.Anstatt die Menschheit allein vorwärts zu bringen, wird statt dessen die intergalaktische Vision der Solidarität alles Lebendigen beschworen, das konstruktiv aufbauen soll. Das ist eine sehr gute Idee, die sich aber leider eben nur schwer in Handlungen von Abenteuerromanen umsetzen lässt … obwohl ich selbst hier viele Ideen für neue intergalaktische Expeditionen, etwa im Explorerbereich oder für Prospektoren, habe. Allein, damit kann man kaum einen abendfüllenden Zyklus ausbreiten.

War der Perry also eine Zeitlang nur der Punkt auf dem I kosmischer Geschehnisse, der sozusagen den Schlusstein auf Dinge setzte, die bereits Jahrmillionen vor ihm begannen (der gelbe Meister etwa), so beginnt die Prägung der direkten Aktion doch vielleicht wieder in den neuen Zyklen. Das werden wir ja sehen. Im Augenblick agiert Rhodan recht aktiv, im vorigen Zyklus war er ja getrieben durch die Gefahr des fünfhundertjährigen Gefängnisses, angedroht vom atopischen Tribunal, eher passiv unterwegs.Der Gehetzte, nicht der Aktive. Vielleicht kann es Rhodan aber wieder einmal gelingen, seine Visionen zu bündeln und aktiv in die Handlung einzubringen. Das hängt natürlich von der geistigen Grundeinstellung der  jeweiligen Expokratierier ab.Inwieweit sie sich vom Kanon entfernen oder ihre eigenen Experimentierfreuden ausspielen wollen oder sich vom Zeitgeist beeinflussen lassen.Man kann jedenfalls nur hoffen, dass Perry auch weiterhin sowohl zuupackend als auch visionär agiert.

© 2018 by H. Döring

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