Das klassische Gut-Böse-Schema oder die Resozialisierung der Feinde?
Das klassische Gut-Böse-Schema
... oder die Resozialisierung der Feinde?
Es wird klar gehandelt von dem Sofortumschalter und seinen Mannen, die genau wissen, was und wie sie es zu tun haben, den Feind zu bekämpfen. Die Situationen sind klar und die Gegner benannt: Arkon, Antis, Druuf, Cardiff, Blues, MDI, Uleb etc. Manchmal liegt noch recht wenig an Information über den Gegner vor, das macht die Zyklen dann erst einmal etwas spannender, bis genug Material herangeschafft ist, um den Gegner beurteilen oder aktiv und effektiv bekämpfen zu können. Fast immer aber in der Frühzeit des Zyklus ist das Feindbild klar und auch die zu erreichenden Ziele von Perry und seiner Crew.Etwa gegen die Uleb versucht man sogar,sich mit den Zweitkonditionierten (ZKN) zunächst zu verständigen, die aber wegen ihrer Symboflexpartner „hirnverbrannt“ sind, so dass sie nicht objektiv überlegend und sachabwägend reagieren können.Die Indoktrination durch die Uleb ist zu stark. Das führt also letzten Endes zum Untergang von beiden Völkern (wobei zu streiten ist, ob man die ZKN als eigenes Volk ansehen kann. Schließlich gab es nur 10.000 „Stück“).
Bei den Folgezyklen hat man es nicht immer mit ganzen, bösartigen Völkern zu tun. Die Takerer etwa werden weder vernichtet noch resozialisiert. Damit musste Ovaron, der Ganjo alleine fertig werden in Gruelfin. Klar ist aber, dass die frühen Führer der Entscheidungswege, etwa K.H. Scheer, durch ihre Exposes eher zur klaren Kante neigten als zur Überredung und Umkehr, um den Feind zu bekehren.Schließlich war er immer ein bißchen der Säbelrassler. Aber das der Serie gut. Schon bei Voltz kann man diese Tatsache als anders empfinden. Bei ihm ist nicht mehr jeder Feind so als böser Gegner dargestellt, der einfach den Weg des Perry kreuzt, stört und dadurch beseitigt werden muss. Jetzt haben auch die Gegner stärker durchdachte Beweggründe, die manchmal in Zwangs-oder Notlagen herüberkommen.
Der Gegner ist also nicht notgedrungen ein Feind. Wenn man ihm wieder auf die Beine helfen kann, also „resozialisieren“, dann ist das Problem gelöst, Friede, Freude, Eierkuchen und ein Vurguzz obendrauf (Bardioc und die Kaiserin von Therm etwa).Da freut sich der kosmische Entwicklungshelfer, der ja nicht immer nur mit dem großen Stock draufhauen will.Die Frage ist also, welche der beiden Betrachtungen im Perry besser herüberkommt. Natürlich wird eine Geschichte erzählt und der Zeitgeist der Realität beeinflusst im Hintergrund die Handlung.Manche Kritiker oder Leser (oder Nichtleser) lästern oder lächeln über die Erzählung des klassischen Freund-Feind-Schemas. Sie halten diese Art der Betrachtung für gestrig, überholt, den Sechzigerjahren angepasst.Heute sind wir ja alle zivilisierter, als die Enkel des Friedens, die wir sind, und die wir keine persönlichen, allgemeinen Notlagen des Volkes kennengelernt haben. Deshalb wurde auch der Schwarm trotz aller Mumienflüche der "neun Imginären"und der totalen Auslöschung des Karduuhl-Volkes resozialisiert und zunächst wieder auf die Reise geschickt, um etwas Leben und Intelligenz im All zu verbreiten..
Manche Leser oder Kritiker meinen auch, die SF wird höherwertiger, vielleicht ethisch anspruchsvoller, wenn man den Feind nicht einfach immer niederblastet … sondern ihm hilft, ihm eine Krücke bietet oder einen Rollstuhl oder wenigstens ein Glas interstellaren Wasserstoffes und ihn dann in den Frieden des Heimes abfahren kann.Die Frage ist also, ob die Serie her so oder so dargestellt werden sollte. Ich selbst bin für den klaren Kurs. Nicht erst unnötig reflektieren, keine Selbstzweifel, keine Nabelschau. Da ist der Feind. Der Feind ist der Feind und muss bekämpft und besiegt werden, weil unsere Interessen konträr zu seinen gehen.Perrys Interessen ... und die des Lesers (es sei denn, dieser wäre ein Caotarch. ;-) ). Diese Schnittmenge ist leer, also kann es keine Diskussionen oder Verhandlungen geben. Showdown im letzten Band des Zyklus, keine Rente für den Gegner, der dann aufs Altenteil geschickt wird, sondern gnadenlosen Kampf bis aufs Vibromesser oder die Transformkanone und ab in die Finsternis mit ihm.
Ich selbst halte derlei Handlungen für spannender und schneller, dem Anspruch der SF-Reihe eher angemessen, denn hohe Science-Fiction soll das Heftchen ja nicht sein. Natürlich aber kann man im Gegenteil dazu einen gewissen Anspruch schon stellen wollen und sagen, dass ein wenig an sozialen Verknüpfungen mit dem beschriebenen Gegner ruhig eingebaut werden kann. Alles im Kosmos verstehen, heißt ja auch, alles verzeihen.Ist der Gegner eigentlich ein Opfer, so muss er natürlich therapiert werden, der Glückliche. Auch Atlan ist ja schließlich Kosmopsychologe.Solcherart Darstellung kann also ruhig mal in einem Zyklus vorkommen, solle aber nicht die Regel sein, denn die grundlegende Richtlinie einer Actionserie, die der Perry ja auch sein will, verbietet derlei auf Dauer. Zuviel Eierkuchen ist nicht gut für den Magen … andererseits hat die Rhodanserie auch nicht den Anspruch, eine Reihe über Mil-SF sein zu wollen, die Raumschlachten oder planetaren Kommandounternehmen mit Schussgewalt sind doch nicht so häufig, wie sich mancher Leser wünschen mag.Andere eher nicht.Perry ist schließlich nicht immer im Krieg.
Manchmal ist er eben auch nur auf Reconaissance untwegs, agiert eher wie ein Detektiv oder Agent, der den Nebel des Krieges erst einmal klärt. Man benötigt ja Information für ein Urteil und für eine Handlung. Das gilt auch für die Einschätzung des Gegners.Schließlich muss erst herausgefunden werden, ob der potentielle Konfliktpartner auch wirklich ein Feind ist. Das kann dann auch schon mal zwanzig Hefte oder mehr kosten, bis genug Information da ist, um klare Action einzufordern (oder rein theoretisch auch zu verwerfen, womit wir keine Handlung mehr hätten und einen neuen Gegner auftun müssen, der den alten bedroht. So kann man ja auch zu Hilfe eilen und der Handlungsfluss ist gewährleistet).In diesem Sinne sollte die Richtlinie mehr die klare Aktionshandlung sein als die Resozialisierung aktueller oder ehemaliger Gegner
© 2019 by H. Döring
Kommentare
mit diesem Text machst Du es aber den Kritikern einfach, Dich und Deine Meinung abzuschmettern.
Im Grunde wünscht Du Dir (Mhm forderst Du) mehr Action in der Serie, wobei Du unter Action Kampf und ja Krieg verstehst.
Du favorisierst ein klares Gut-Böse-Schema. Wasser auf den Mühlen, derjenigen, die Romanhefte als "Schund" brandmarken.
Komplexere Ausgangslagen und Lösungswege werden mit dem Begriff Gegner "resozialisieren" abgewertet.
Deine Wortwahl in diesem Zusammenhang wertet andere Auffassungen stark ab: "unnötig reflektieren" "keine Selbstzweifel"Zitat: Ich vermisse da Empathie und Selbsterkenntnis. Die Realität, unser ganzes Leben ist komplex, um nicht zu sagen kompliziert. Einfache Antworten a la Trump führen selten weiter.
Es gibt komplexe Probleme mit komplexen Lösungen in der Realwelt. Und es gibt einfache Probleme mit einfachen Lösungen. Auch im Heftroman.Man darf und soll ruhig komplexe Themen beschreiben, so man sie denn in den Griff bekommt (etwa als Expokrat oder/und Autor) aber die Dinge grundsätzlich auch nicht komplizierter machen als sie sind.Die Aussagen im Artikel bemühen sich um bjektive Darstellung ... aber ich muss bejahen, dass ich einen "Heftgegner" von Perry lieber (literarisch) niederschießen würde, als seine Seele zu retten.Es sind Raketenheftromane, die Spannung pur rüberbringen müssen ... keine T#tscheleinheiten. Empathie gehört zu den Mutanten ... ich weiß nicht, wo ich als Leser Empathie beim Perry unterbringen soll und mit wem.Soll ich Perrys Gegner bedauern?
Ich kann da durchaus beide Seiten verstehen. Es bringt aber nichts, in das eine Extrem (Scheer) zurückfallen zu wollen oder das andere Extrem (Voltz) beizubehalten. Eine Mischung von beidem zur rechten Zeit am rechten Platz würde die Serie jedoch wesentlich interessanter und spannender gestalten.
Schließlich ist der Mensch durchaus zu humanistischem handeln fähig, aber der Humanismus ist ihm sicherlich nicht mit den Genen in die Wiege gelegt worden. Die Mischung beider Seiten würde da eigentlich jeden Leser befriedigen und die Spannung ordentlich heben. Von daher würde ich durchaus dazu tendieren, zur Hälfte die humanistische Herangehensweise von Voltz herunter zu schrauben um den nun vorhandenen Freiraum mit Scheers Dampfhammermethode aufzufüllen.
Darüber hinaus ist die Serie schon seit einer Ewigkeit weder dem Scheer-Konzept noch dem Voltz-Konzept gefolgt. Eigentlich hat sie gar kein Konzept mehr. Vielleicht wäre es mal an der Zeit, sich mit den aktuellen Abläufen zu beschäftigen, statt 50 bzw 30 Jahre alte Handlungsphilosophien nachzutrauern oder zu verdammen.