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Von Helden und Schelmen - Figurenaspekte in der Serie

1Von  Helden  und  Schelmen
Figurenaspekte in der Serie

Zweifellos ist Perry Rhodan als Serie  ja eine klassische Heldenreise. Der Held an sich kommt in den Mären und Mythologien seit der Antike vor, seit Gilgamesch, Achilles und Siegfried.

Auch Perry Rhodan ist ein Held. Helden sind per se nicht intelligent, aber natürlich intelligente Wesen. Sie sind nicht intelligent im Sinne von Rückkopplung, von Listigkeit, von Verschlagenheit.

Sie sind meist bieder, aufrichtig, klar geradeaus denkend, ehrliche Wesen und von der Richtigkeit ihres Handelns überzeugt. Helden zweifeln nicht, denn sie wissen was gut und böse ist. Helden müssen nicht nachdenken über ihr Tun, denn sie handeln immer richtig. (In der Moderne kommt noch der gebrochene Held oder der Antiheld hinzu). Aber der klassische Held hat keinen Makel im Charakter. Er ist hell und klar in der Wahrheit dessen, was er tut und in seinem Bewusstsein ebenso. So agiert auch der frühe Rhodan, DER TERRANER, als dessen Idealbild er in der Serie als Führungsperson und Leitfigur auftreten soll. Eine gewisse Zeit funktioniert das fast vollständig, nur durch geringfügig ironische Szenen gebrochen (etwa, wenn er „Blowing bubbles in the air“ singt im M-87-Zyklus). Später gehen die Autoren anders mit ihm um. Er wird menschlicher, subjektiver dargestellt, darf sich auch mehrmals Schwächen erlauben; sein Familienleben wird gezeigt, er ist nicht mehr die einsame Führungsfigur.

Auch Atlan und Bull sind Helden, selbstverständlich, wobei Atlan dank des Extrasinns der Ark Summia noch etwas selbstkritischer eingestellt ist als der geradlinig gute Perry. Atlan ist also ein Held mit Flecken. Das weiße Fell ist sozusagen schwarz besprenkelt; er ist der realistische Held, nicht der idealistische Held wie Perry. Atlan kann auch pragmatisch sein, sich an die Realitäten anpassen. Perry nicht: er trägt das Gutsein wie eine Fahne vorneweg. Deshalb, wie neulich ein Forist sagte, ist Perry eigentlich der Einsame der Zeit, nicht Atlan, weil niemand an seine Moral heranreicht oder heranreichen kann. Er steht auf dem hohen Podest, das keiner erreichen kann.

Auf der anderen Seite einer Mythenerzählung finden wir den Schelm, den Trickser oder auch Trickster genannt. Dieser ist klug, listig, manchmal sogar hinterlistig, kennt im Allgemeinen nur seinen eigenen Vorteil, handelt nicht sozial für Andere wie der Held. Im Perry ist das natürlich nicht ganz so; hier muss auch der Trickser im Rahmen des Ganzen eingebettet sein. Gucky, der Ilt, der Mausbiber, ist natürlich ein Schelm, ein Trickster, obwohl er auch über beinahe omnipotente Fähigkeiten verfügt, die der Trickser im Allgemeinen nicht besitzt. Im Gegenteil: die Natur hat ihn außer mit seinem fähigen Gehirn ansonsten eher weniger gut begabt, er muss sich durchschlagen und dem Unbill der Welt ausweichen. Was von dem Helden einfach abprallt, muss der Schelm umgehen. Später werden andere Trickster auch als Nebenfiguren in Nebenhandlungen  in die Serie eingeführt. Dazu gehören Walty Klackton, der Teleschizomat oder Galto Quohlfahrt, der menschliche Posbi.  Aber auch Leute wie  Guy Nelson und Graybound gehören dazu. Bei den Springerhändlern und den Barnitern finden wir so manchen Trickster-Schelm, der kurz geschildert wird und dann wieder in den Hintergrund der Handlung tritt.

Auch der tragische Held ist im Perryversum vertreten. Prädestiniert für diese Rolle hat sich Alaska Saedelaere herausgebildet, bereits unter Voltz, der auch jüngst in der Miniserie SOL wieder einmal vorkam. Selbst Antihelden wurden geschildert; das war eine Stärke des frühen Voltz, der Leute wie Henryk  Voyner beschrieb; ein Mann, der einen Zellaktivator fand … und abgab. Wir sehen also, die Heldenreise geht in all ihren Aspekten weiter.

Literatur:
(1) John W. Campbell: The hero of a thousand faces/dt.:der Heros in tausend Gestalten, Suhrkamp, Frankfurt.
(2)Norbert Bischoff: Das Kraftfeld der Mythen, Piper-Verlag

© 2019 by H. Döring

Kommentare  

#1 Laurin 2019-12-31 14:37
Zitat:
" Sie sind meist bieder, aufrichtig, klar geradeaus denkend, ehrliche Wesen und von der Richtigkeit ihres Handelns überzeugt. Helden zweifeln nicht, denn sie wissen was gut und böse ist. Helden müssen nicht nachdenken über ihr Tun, denn sie handeln immer richtig."
Ja, und das funktioniert auch einige Zeit recht gut. Zumindest bis man erwachsen ist und lernen musste, dass die Welt keine Scheibe ist. Spätestens ab diesem Zeitpunkt ist so ein "Held" das langweiligste, was man sich lesend antun kann.
Mal abgesehen davon tue ich mir aus reiner Nostalgie auch mal ab und zu wieder so eine oder zwei Storys in dieser Form nochmals an. Aber ich merke dann selbst bei den guten alten PERRY Romanen, dass ich mir das nicht mehr regelmäßig antun kann, ohne einen Blutsturz zu bekommen. In der Realität ist Mensch eben nicht nur gut und mit Sicherheit nie so ein (Super-)Held.

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