Hans Kneifel: Am Rand des Blauen Nebels - Perry-Rhodan-Planetenroman Band 8
Hans Kneifel: Am Rand des Blauen Nebels
Perry-Rhodan-Planetenroman Band 8
Zum Inhalt:
Im Jahre 2326: Eine Gruppe von 41 terranischen Studenten und einem älteren Ingenieur, die von Jared Coln geleitet wird, ist seit einigen Jahren mit der Restauration der SHEBA beschäftigt, eines alten Walzenraumers des Springers Sheba-Ret, um mit dem Raumschiff eine Studienreise durch die Milchstraße zu unternehmen. Sie haben das Schiff auf den Namen JUMPING KANGAROO getauft, da es noch ein Transitionstriebwerk besitzt.
Ein Mitglied der Gruppe, Stuart Rushbrook, gewinnt für seine Promotionsarbeit über „Das Prinzip der Anpassung an artfremde Lebensumstände“ im Bereich der medizinischen Grundlagenforschung den Crest-Gedächtnispreis, der mit einer Million Solar dotiert ist. Jared Coln und einige weitere Freunde fliegen mit dem Preisträger nach Terrania City, wo sie mit Perry Rhodan und Reginald Bull zusammentreffen. Coln verliebt sich in Venda Noce, eine Sekretärin der Großadministration.
Einige Zeit darauf ist die JUMPING KANGAROO fertig zum Jungfernflug. Inspektor Bernie von der Raumbehörde schikaniert die Gruppe bei der Abnahme des Schiffes. Obwohl alles technisch in Ordnung ist, verweigert er die Freigabe. Jared Coln ruft daraufhin Reginald Bull zu Hilfe. Dieser trifft zwei Stunden später ein und fordert nach einem kurzen Rundgang durch das Schiff die Studenten zum Start auf. Die Verfolgung durch eine Gazelle mit dem Inspektor an Bord endet für diesen blamabel, als sich Bull zu erkennen gibt. Wenig später landet das Schiff in Terrania City, wo Bull dafür sorgt, dass die technischen Anlagen noch einmal verbessert bzw. überholt oder neueingebaut werden.
Dann startet die Gruppe zu ihrer großen Fahrt. Sie besuchen erst den Planeten Ferrol im Wega-System, bevor sie zu immer neuen Welten aufbrechen. Bei einem Aufenthalt auf Aralon tauschen die Freunde mit den interessierten Aras medizinische Erkenntnisse über die Anpassung von Humanoiden an fremdartige Planeten aus und erwerben umfangreiche medizinische Ausrüstung von den Aras. Dann geht die Reise weiter, und es kommt zur Katastrophe: Die JUMPING KANGAROO führt gerade eine Transition durch, als der Siganese Lemy Danger auf dem Planeten Eysal versehentlich einen Zellaktivator zerstört.
Die resultierende Schockwelle eines Hyperstoßwellengenerators der Blues erschüttert den Hyperraum und reißt das Schiff Millionen von Lichtjahren durch den Raum.
Als die Besatzung wieder zu sich kommt, befindet sie sich in völlig unbekanntem Weltraum, und die meisten Aggregate des Schiffes, insbesondere der Sprungantrieb, sind irreparabel zerstört. Schließlich kann man die Position bestimmen: Die JUMPING KANGAROO ist in der Galaxie NGC 5194 gestrandet.
Der einzige erreichbare Planet hat extreme Bedingungen, zu denen eine Stickstoffatmosphäre, drei Gravos Schwerkraft und 20 Atmosphären Druck gehören. Die Studenten beginnen mit den auf Aralon erhaltenen Techniken, Stuart Rushbrooks Arbeit praktisch umzusetzen. Jared Coln ist einer der ersten, der biologisch umgewandelt wird, um unter den Bedingungen des Planeten überleben zu können. Der neue Körper hat eine golden schimmernde Haut, hohe Körperkräfte, stark erweiterte optische Wahrnehmungen – und er basiert auf einem Stickstoff-Ammoniak-Zyklus.
Nachdem die Freiwilligen demonstriert haben, dass die Umweltanpassung funktioniert, unterziehen sich auch alle anderen Gruppenmitglieder dem Prozess. Sie gründen eine Kolonie auf der Welt, die sie Chromund taufen – Welt der Farben – realisieren aber zugleich, dass sie sich nicht nur räumlich, sondern auch biologisch weit von ihren Mitmenschen entfernt haben
Zur Kritik:
Es handelt sich hierbei um den ersten Planetenroman von Hans Kneifel, der auch außerhalb der Perryserie öfter mit zwei „n“ als Hanns Kneifel figuriert.
Diesen Band hier und Band 10 schrieb HK, wie die übliche Abkürzung lautet, einige Jahre, bevor er professionell mit Band 352 in die Serie einstieg. Schon vorher hatte er als Autor SF-Romane in Serien wie Utopia, Terra oder Terra-Nova veröffentlicht. Einige waren herausragend gut, andere eher mittelmäßig, denn HK musste erst zu seinem Stil finden. Er schreibt typischerweise von idealisierten Personen: die Männer sind alle jung und selbstbewusst, die Mädchen hübsch und anpassungsfähig. Alte, Kranke oder Krüppel kommen nie vor in Hks Geschichten. Jede Person strotzt nur so vor Gesundheit und Kraft oder Lebensfreude - abgesehen von Doc Tarmac in einem späteren PLR: “Die strahlenden Gletscher von Asgaard“.
Immerhin spricht zu seinen Gunsten, dass mit HK die Kultur in die Perryserie einzieht, Kunst und Musik werden erwähnt. Dinge, die ja auch ein gutes Stück unseres heutigen Alltagslebens ausmachen und die ein rundum kultivierter Mensch auch schätzt. Seine Schreibe ist also oft idealisiert, doch drückt er sich nicht um gesellschaftliche oder psychologische Probleme herum. Oft haben seine Helden irgendeine Neurose. Hier, in diesem Band ist es eher Rushbrook, der zwar genial ist, aber kein guter Organisator und auch kein wirklich guter Gesellschafter, wie viele Wissenschaftler, die Smalltalk als Zeitverschwendung betrachten und erst lernen müssen, derlei eigentlich überflüssigen Sermon für Homo sapiens sapiens zu emulieren. Coln hingegen nimmt als Extrovertierter alles klar wahr und organisiert erst die Feier des CREST-Gedächtnispreises und dann auch später bei der Katastrophe die technische Umsetzung der biologischen Umwandlung für den Planeten Chromund. Kneifel beschreibt hier trotz der typischen Überhöhung seiner Personen eine eindeutige Handlung, die von den Studenten gemeistert werden muss, damit sie überleben können. Er beschreibt auch die Verzweiflung die sie zunächst erfasst, als sie erkennen, dass es keine Rückkehr gibt, es kommt zu einem Selbstmord in der Handlung, denn eines der Mädchen bringt sich um. Das ist mutig von dem Autor und wird anerkannt, denn derlei zu bringen ist auch damals keineswegs selbstverständlich. Sie meistern immerhin ihre Situation und werden überleben.
Wie es mit den Personen um Jared Coln weitergeht, wird dann in Band 10 beschrieben. Hier handelt es sich um den ersten Band in den PLRn eines überzeugenden Autors, der später innerhalb und auch außerhalb der PR-Serie noch Vieles bringen wird. Dass die Frauen naturgemäß von einem Macho wie HK nur als Mädchen bezeichnet werden, ist dem damaligen Zeitgeist zu schulden und kann, wenn man möchte, heutzutage in den Zeiten allzu politischer Korrektheit negativ angekreidet werden. Die Mädchen/Frauen sind jedoch selbst als Studentinnen Wissenschaftlerinnen und stehen mit beiden Beinen im Leben. Auch auf Chromund sind sie keine reinen Anhängsel der Männer. Also kann der Band für sich auch heute noch bestehen, wenn man ihn auf die reine Handlung konzentriert. Durchaus noch lesenswert.
Am Rand des Blauen Nebels
(Name aber damals noch unbekannt)
v© 2020 by H. Döring
Kommentare
Das trifft, wenn überhaupt, nur auf die allerfrühesten Texte zu. Gerade als Nebenfiguren treten Alte oder gesundheitlich Angeknackste in großer Zahl auf, meist jedoch als Ratgeber, zwielichtige Gestalten oder Schurken. Den (gesundheitlich) gebrochenen Helden hat Kneifel aber schon früh für sich entdeckt. Eine kleine Auswahl ab 1969:
Sandal Tolk (sogar der Krumme genannt) weist eine leichte Rückgratverkrümmung auf, Joaquin Manuel Cascal ist mit einer künstlichen Schädelplatte versehen, Edmond Pontonac ist gar nur noch ein halber Mensch (Cyborg). Aus den Taschenbüchern wäre noch Maras Lombardi (PRTB 110 & 111) zu nennen.