William Voltz: Ins Weltall entführt - Perry-Rhodan-Planetenroman Band 25
William Voltz: Ins Weltall entführt
Perry-Rhodan-Planetenroman Band 25
Handlung:
Im Juli des Jahres 2341 verschwinden auf der Erde insgesamt 25 Kinder. Die Solare Abwehr findet keine Anzeichen für ein Verbrechen, so dass Perry Rhodan ihren Chef, Allan D. Mercant, überreden kann, die Ermittlungen Oberstleutnant Nome Tschato, dem Kommandanten des Schlachtkreuzers LION, zu übertragen. Unmittelbare Motivation für diese Entscheidung ist, dass unter den Verschwundenen Oliver Heintman, der Sohn von Captain Walt Heintman, ist.
Eine Untersuchung von Flugrouten von Passagier- und Frachtschiffen im fraglichen Zeitraum weist auf den Planeten Tigris hin, der in den Plejaden liegt und auf dem sich eine terranische Handelsstation befindet. Außerdem findet Tschato ein defektes Miniaturraumschiff im Garten eines Hauses, aus dem ein Kind verschwunden ist. Er lässt den Techniker Saari M'Nutter, einen Halb-Ara, das Gerät untersuchen und erfährt, dass es einen Hypnosender enthält, der aber nur auf Kinder wirken kann. Auf Tschatos Wunsch hin repariert und verstärkt M'Nutter den Sender, damit dieser auch Erwachsene beeinflusst. Dann fordert er seinen Ersten Offizier, Dan Picot, auf, sich hypnotisieren zu lassen. Picot gehorcht widerstrebend.
Unter dem Einfluss der Impulse versteckt sich Picot als blinder Passagier auf dem Handelsraumer DELLARD, der Tigris anfliegen wird. Tschato fliegt mit der LION Tigris an und lässt Picot beschatten. Dieser verlässt die kleine Handelsstation und marschiert in die Wüste hinaus. Ein Mensch kann hier ohne Atemmaske nur wenige Stunden überleben, so dass Tschato vermutet, dass Tigris nur eine Zwischenstation sein wird. Tatsächlich wird Picot von einem Kleinraumschiff fremder Bauart aufgenommen und abgeholt. Die LION folgt dem Fremdraumer, nachdem Meldung an Perry Rhodan gemacht wurde.
Picot, der den Impulsen durchaus widerstehen kann, wenn er sich konzentriert, trifft an Bord des Raumschiffes auf sieben verwahrloste Kinder, die aber fest unter hypnotischer Kontrolle stehen. Das Schiff fliegt einen Stern vom Sol-Typ im Kramman-Sektor an, der vor circa 80 Jahren bereits von der EX-61 untersucht wurde. Damals wurde kein intelligentes Leben festgestellt. Nach der Landung werden die Kinder und Picot von spinnenartigen Robotern empfangen und zu einer Kuppel geführt. In der Nähe befindet sich ein großes Trümmerfeld, das auf einen Raumschiffsabsturz hindeutet.
Tschato erreicht mit der LION ebenfalls den Planeten. Er will nicht direkt angreifen, um das Leben der Kinder nicht zu gefährden, spricht aber per Hyperfunk mit der Erde und erfährt, dass seinerzeit die EX-61 auf dem Planeten ein Tigerpaar ausgesetzt haben soll. Dann landet Tschato die LION in der Nähe der Kuppel. Kurz darauf umschließt ein von den Fremden errichtetes Energiefeld das Schiff.
Die Terraner können nicht wissen, dass auf dem Planeten vor Jahren ein fremdes Schiff mit 3000 Insassen abgestürzt ist. Drei Überlebende des Absturzes leben seitdem in Lebenserhaltungstanks in der Kuppel. Es handelt sich um einen Oneten namens Kut-Ter, einen Laagor namens Traysch und ein den beiden vom Volk her nicht bekanntes Wesen namens Seth. Da die Roboter der Kuppel nach und nach ausfallen, hat Traysch den Plan entwickelt, Kinder zu entführen und diese als neue Wartungssklaven auszubilden und einzusetzen. Als jetzt die LION landet, ist Traysch zunächst besorgt, fasst dann aber den Entschluss, mit den Kindern als Geiseln die Übergabe des Schiffes zu fordern.
Picot und ein beeinflusstes Kind überbringen Tschato die Forderung. Tschato will grundsätzlich darauf eingehen, aber nach Möglichkeit auf Zeit spielen. Außerdem befiehlt er, die LION fluguntauglich zu machen. Picot kann weiterhin mitteilen, dass drei Fremdwesen in der Kuppel sind. Ein Reptilwesen, ein Wesen mit Menschenkopf und sehr dünnen Gliedern – und ein Wesen, das frappierend an einen Tiger erinnert.
In der Kuppel erinnert sich Seth, ein weibliches Wesen, mehr und mehr an ihre Vergangenheit und erkennt, dass sie mit den anderen nichts gemeinsam hat. Sie verlangt, die Kinder freizulassen, doch Traysch und Kut-Ter nehmen sie nicht ernst. Als Picot versucht, aktiv Anlagen der Kuppel zu sabotieren, kommt es zum Kampf gegen die Roboter. Seth bricht daraufhin aus ihrem Tank aus, zerstört mehrere Roboter und schließlich die Hauptanlage zur hypnotischen Beeinflussung. Dann bricht sie entkräftet zusammen und stirbt. Seth war eine Tigerin, die zufällig mit ihrem Gefährten an der Absturzstelle war, für einen Schiffsinsassen gehalten und in einen der Tanks gelegt wurde. In den Folgejahren entstand bei ihr auf unbekannte Weise Intelligenz.
Inzwischen dreht Walt Heintman in Sorge um seinen Sohn durch und bedroht Tschato, wird aber von diesem entwaffnet. Traysch kann mit Hilfe der Hypnoseschiffe eine gewisse Kontrolle über die Kinder aufrechterhalten. Er lässt seinen Überlebenstank auf ein Fahrzeug landen und will sich an Bord der LION begeben. Den Oneten Kut-Ter will er sterben lassen. Kut-Ter, ein so genannter »Meisterhörer«, war als verurteilter Verbrecher an Bord des Schiffes. Er besitzt die Fähigkeit, Schallwellen ungeheuer zu verstärken, und hat inzwischen ebenfalls Gewissensprobleme wegen Trayschs Plan. Kut-Ter verlässt seinen Tank. Mit Hilfe von Rufen der Kinder, die er verstärkt, zerstört er Trayschs Fahrzeug und Tank, bevor dieser weit kommen konnte. Auch die Hypnoseschiffe stürzen ab.
Tschato und seine Leute erkennen ihre Chance. Die meisten Kinder werden gerettet und an Bord der LION gebracht, aber Picot und drei Kinder sind noch in der Kuppel. Dort kommt es zu einem Nahkampf zwischen Traysch und Kut-Ter. Kut-Ter setzt mit letzter Kraft seine Fähigkeit der Schallmanipulation ein. Traysch wird von einem Trümmerteil erschlagen, dann bricht die ganze Kuppel zusammen und tötet auch Kut-Ter.
Tschato, der die Hoffnung nicht aufgeben will, lässt in den Trümmern suchen. Tatsächlich gelingt es, den schwerverletzten Picot, der die fehlenden Kinder mit seinem Körper abgeschirmt hat, und die letzten Kinder zu bergen. Die LION fliegt zur Erde zurück. Die Hintergründe bleiben den Menschen unbekannt, wenn auch Spezialisten den Planeten anfliegen werden, um die dort vorgefundenen Trümmer und die Leichen von Kut-Ter und Traysch zu untersuchen.
Als Rhodan überlegt, Tschato endlich zu befördern, teilt ihm Mercant dessen eigenmächtiges Handeln mit, nämlich den Einsatz des Hypnoseschiffchens. Im Grunde wäre eine Strafe notwendig, aber so wird nur die Beförderung unterlassen, und die LION geht auf eine neue Mission.
Kritik:
Wieder einmal schafft es Willi Voltz, mit minimalen Mitteln einen Spannungsroman aufzubauen.Wieder einmal kommt Tschato, der „Löwe“, darin vor und die Hauptaufgabe fällt auf Dan Picot, den „armen“ Dan, den 1.Offizier der LION, der immer die nur halblegalen Ideen von Noime Tschato ausbaden muss. Hier gelingt es Voltz dennoch, eine zusammenhängende Geschichte zu konstruieren, in der die Motive sämtlicher Pro-und Antagonisten schön sauber herausgearbeitet sind.
Nur die Tatsache, dass ein mutierter Tiger(in) zu Intelligenz gelangt, ist doch eher unwahrscheinlich. Terraner und Aras hätten dann solche DNA-Sequenzen benutzt, um auch weitere Tierarten mit höherem Denken zu versehen, wie etwa bei David Brins Aufstockungsserie.Davon angesehen sind die egoistischen Handlungen der Verbrecher überzeugend geschildert, ebenso wie ihrer Motivatioben, ihre Fähigkeiten und ihr gegenseitiges Misstrauen. Auch die terranische Seite ist überzeugend dargestellt, wenn Voltz auch mit nur wenigen Begriffsbildungen und einer eher dürren Handlung auskommt.Aber diese Tatsache tut dem Roman trotz der etwas stark wirkenden Naivität nicht groß Abbruch.
Schade nur, dass am Ende „alle tott“, wie es einmal jemand bezüglich einer russischen Theatertragödie formulierte. Voltz zeigt aber, dass er sich sehr einfühlsam in die Zwangs-Probleme anderer Wesen einfühlen kann und, dass er auch in der Lage ist, überzeugende Kreaturen literarisch zu erschaffen.Die dargestellten Zwänge kommen eigentlich beim Lesen in jedem Moment authentisch herüber ebenso wie die darauf agierenden Terraner mit ihren Gegenhandlungen.Man fragt sich zwar, ob diese „Schiffchen“ wirklich den terranischen Abwehrgürtel um das Solsystem durchbrechen können und noch einige andere Dinge, die nicht hundertprozentig logisch durchdacht erscheinen, doch schafft es Voltz dennoch unabhäüngig davon, eine spannende Story zu beschreiben.
Wie es allerdings bei ihm üblich ist, sind seine Protagonisten oft nicht die handelnden Personen , sondern getrieben oder wie hier Dan Picot, nur passiv unterwegs.Die aktive Rolle liegt eher bei Tschato und vor allem bei der Tigerin.Ein durchaus noch lesbarer, unterhaltsamer Roman, den nur beim Lesen irgendwie eine seltsame, depressive Grundform durchzieht, die während des Lesevorganges einfach nicht abzuschütteln ist.
Ins Weltall entführt
v© 2020 by H. Döring