Hans Kneifel: Der stumme Robot - Perry-Rhodan-Planetenroman Band 35
Hans Kneifel: Der stumme Robot
Perry-Rhodan-Planetenroman Band 35
Handlung:
Im Jahre 2404 untersucht die Solare Abwehr eine Roboterhand mit eingebauten Waffen und sehr leistungsstarker Technologie, die auf einem Raumhafen gefunden worden ist. Allan D. Mercant erteilt einem Agenten einen Suchauftrag auf einem der Planeten, die von diesem Raumhafen aus in der fraglichen Zeit angeflogen wurden. Es handelt sich um den Planeten Chephren Nova im System der Sonne Pharao, 22.299 Lichtjahre von der Erde entfernt, nahe dem Zentrum der Milchstraße gelegen. Auf Chephren Nova ist in den letzten Jahren eine neue Siedlungskolonie entstanden.
Auf der Erde bereitet sich der Schauspieler Tarn Oliver Sagarra auf ein neues Filmprojekt vor, bei dem die Firma Terra Cine Productions auf Chephren Nova drehen wird. Der Film soll ein spannender Actionfilm werden, bei dem eine neue terranische Kolonie gegründet und gegen Intrigen der Akonen verteidigt wird. Die weibliche Hauptdarstellerin Nysa Anderson flirtet mit Sagarra, und beide verbringen den Abend zusammen in seiner Wohnung.
Das Filmteam fliegt etwas später nach Chephren Nova. Wesentliche Mitglieder sind der Kameramann McColt und der technische Berater Gary Bogart. Auf dem Planeten übernimmt die Siedlerin Birgit Belle, die auch als Komparsin mitwirkt, die Betreuung der Besucher. Die Dreharbeiten beginnen wie geplant.
Tarn Sagarra und Nysa Anderson machen mit einem Gleiter einen Ausflug in die unberührte Natur. Plötzlich treffen sie auf einen geheimnisvollen Fremden, der eine Frau trägt. Der Fremde greift sofort an. Ein Schuss aus einer Strahlwaffe verfehlt Sagarra, der in den Nahkampf geht, jedoch bewusstlos geschlagen wird. Nysa gelingt die Flucht, und sie holt Hilfe.
Sagarra wird leicht verletzt aufgefunden, aber er hat ein interessantes Objekt bei sich: Er konnte dem Fremden einen Finger abbrechen, und dieser ist ein technisches Gerät. Also muss der Fremde ein Roboter sein. Gary Bogart spricht mit Sagarra, und dieser erkennt in ihm einen Agenten der Galaktischen Abwehr, der ihn jedoch um Stillschweigen bittet.
Die Dreharbeiten werden fortgesetzt. Bogart und Sagarra besuchen gemeinsam eine Bar, wo Sagarra zu seiner Überraschung die fremde Frau wiedersieht. Er spricht sie unter einem Vorwand an und erfährt, dass sie Tresca Rauden heißt und in der Raumhafenverwaltung tätig ist. Dann verlässt die Frau die Bar.
An einem der folgenden Drehtage kommt es zu einem Stromausfall, da die Noascas, einheimische mäuseähnliche Tiere, die Metall fressen, über die Kupferkabel hergefallen sind. Weitere Probleme gibt es aber nicht.
Dies ändert sich etwas später. Ein Rudel Fenneks, einheimische wolfsähnliche Raubtiere, greifen einen Teil des Filmteams an. Im Chaos greift auch der fremde Robot an, und ein Siedler wird erschossen. Der Roboter flieht trotz eines Strahltreffers durch Sagarra. Sagarra wird unter Mordverdacht festgenommen, aber Bogart kann seine Freilassung erreichen.
Eine Untersuchung der toten Fenneks zeigt, dass diese mit einem aggressiven Virus infiziert waren, doch wurde zum Glück keiner der Menschen verletzt, so dass dieser Angriff folgenlos bleibt. Bogart durchsucht Tresca Raudens Wohnung, wo er Aufzeichnungen in tefrodischer Schrift entdeckt. Er versieht Tresca Raudens Gleiter mit einem Peilsender.
Ein weiterer Drehtag findet in den Djoser Plains in relativ großer Entfernung zur Hauptstadt statt. Zum Schutz der Filmcrew sind Polizisten als Statisten eingeschleust worden. Da greifen würfelförmige Flugroboter das Lager an. Es gelingt jedoch, den Angriff ohne Menschenverluste abzuwehren, und Bogart weiht die restliche Kerntruppe des Filmteams in die Hintergründe ein.
Gary Bogart gelingt es später, Tresca Rauden in ihrer Wohnung zu überraschen und mit seinen Entdeckungen zu konfrontieren. Sie bietet die Zusammenarbeit an, da sie selbst panische Angst vor dem Roboter hat, der Ougyn heißt, nicht sprechen kann und in Wahrheit das Gehirn eines tefrodischen Geheimagenten in einem Cyborgkörper ist. Ougyn beabsichtigt, das galaktische Zentrum am folgenden Tag mit einer Spezialbombe zu vernichten! Bogart und Tresca kommen sich auch menschlich näher.
Tresca Rauden verrät den Standort des tefrodischen Stützpunkts auf Chephren Nova. Gemeinsam mit Bogart, Sagarra, verschiedenen Crewmitgliedern, Birgit und Soldaten beginnt ein Vorstoß in die gegnerische Basis. Es kommt zu einem Kampf mit dem Roboter, in dessen Verlauf Tresca zum Schein Bogart und Sagarra gefangen setzt, um ihr Leben zu retten. Anschließend lenkt sie den Roboter ab und aktiviert die Selbstzerstörungsanlage der Basis.
Da aber das Bombenschiff noch startklar ist, ist die Gefahr noch nicht gebannt. Weitere Gefechte finden statt, bevor der Robot, der versucht, zum Schiff zu gelangen, auf Birgit trifft, die ihn mittels eines leistungsfähigen Gabelstaplers zermalmt (Lange bevor Alien II gedreht wurde, wo Ripley dass elbe mit der Königin macht.). Auf dem Weg zur Bombe fallen Zerstörungen durch die Noascas auf, die offenbar die Funktionsfähigkeit der Anlagen beeinträchtigt haben. Die Bombe wird entschärft.
Am Schluss des Romans wird der Film der Öffentlichkeit vorgestellt, doch er erhält eher mäßige Kritiken, abgesehen von großem Lob für die gelungene »Tricktechnik«, vor allem beim Angriff der Würfelroboter.
Tarn Sagarra und Birgit, aber auch Tresca Rauden und Gary Bogart haben zueinander gefunden, und auch Nysa Anderson hat einen neuen Lebenspartner.
Kritik:
Kneifel legt hier einen spannenden Agentenroman vor mit ausgezeichnet durchkomponierten Charakteren. Auch die Hauptfigur, der Schauspieler Saggara, zeigt sich nicht nur als strahlender Held.Von diversen persönlichen Problemen abgesehen, welche die Hauptfiguren mit ihren privaten Bäumchen-Wechsel-Dich Spielchen in ihren Beziehungen zueinander treiben, ist der Roman neben der Agentenhaupthandlung gleichzeitig eine Art stille Parodie auf das Filmgeschäft à la Hollywood&Co, wie man an einer von Kneifel im Roman beschriebenen Drehbuchseite des geplanten Filmes erkennen kann.Das ist witzig für die Handlung (und der Leser erkennt, dass HK auch Drehbücher hätte schreiben können).
Diesmal sind es wieder einmal die Tefroder, die im Auftrag der MdI handeln und das Solare Imperium bedrohen.Als ich den Roman damals zuerst las, war ich schon von der Spannung des feindlichen Robotkörpers fasziniert, die bereits zu Romanbeginn mit der fremden Kunsthand zelebriert wird.Ermüdend war aber ebenfalls schon damals die künstliche, all zu lockere Atmosphäre der privaten Beziehungen.Da ich mich nicht in Schauspielerkreisen zu bewegen pflege, weiß ich nicht, ob die moralischen Zustände dort wirklich so überlocker sind, aber das ist ja auch egal. Gezeigt wird ja nicht die Gegenwart sondern die vierhundert Jahre später extrapolierte Zukunft.Natürlich schönt Kneifel hier wieder, wie er das als Ästhet immer tut.
Seltsam kommen einnem als SF-Leser nur die beschriebenen Kupferkabel vor, aber vielleicht werden auf einer fernen Kolonialwelt eben noch antike Technologien eingesetzt.Der Roman entstand schließlich, bevor es Glasfaser in der Realwelt gab.Dennoch hätte ich mir hier etwas Anderes, Futuristischeres gewünscht. KHS hätte freiliegende Feldleiter eingebaut mit energetischer Überkupplung.Auch hier hätte man einen Erzähl-Kniff finden können, wie die einheimischen Nagetiere, die Noasca, diese Technik beschädigen.Aber so war es eben wohl etwas suggestiver.Für seine Zeit war der Roman nicht schlecht.Heute ist er einer der wenigen im Perryversum, die als PLR-TB etwas abfallen.Mit einer leichten Modernisierung könnte er aber auch noch neben den anderen Bänden der Reihe oder jedenfalls neben den übrigen von Kneifel bestehen.Im Zaubermond-Verlag gelang es immerhin, diesen Band zusammen mit „Der Grenze des Imperiums“, der Geschichte des interstellaren Architekten und Baumeisters Kelly Morteen zusammen herauszubringen.Zwei Außenseiterbände sozusagen, die sich aber in Kneifels Art, das Perryversum zu sehen und zu beschreiben, gut ergänzen und deren Hauptaufgabe es eben auch ist, die Verdichtung dieses Erzählraumes durch zusätzliche Beschreibungen zu erreichen.Würde ich hier werten, bekäme der Band gerade noch drei von fünf Supernovas.Mit Modernisierung könnte er es aber, wie oben bereits gesagt, auch auf vier hell strahlende Sonnen bringen.
Der stumme Robot
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Kommentare
a) In meiner Erinnerung soll die Bombe der Meister nicht das Zentrum der Galaxis zerstören. Sie soll in einem Ring aus interstellarem Wasserstoffgas, der um das Zentrum herum liegt, eine Fusionsreaktion auslösen und die entstandene Plasmafackel so ausrichten, dass sie das Solsystem erreicht und Terra vernichtet.
Das klingt aber erst mal nicht sehr bedrohlich. Schließlich muss diese Fackel über 22.000 Lichtjahre bis zum Ziel durchqueren. Wenn die Agenten der Meister jedoch an dieser Stelle noch einen Situationstransmitter ins Spiel bringen können ... dann sollte man wohl doch besser präventiv eingreifen.
b) "Der stumme Robot" mit dem tefrodischen Agenten Ougyn und seinem Robotkörper erschien 1967. Zwei Jahre später startete die Atlan-Serie. Gleich im ersten Roman muss der USO-Spezialist Sinclair Marout Kennon von Lepso fliehen; sein Fluchtraumschiff wird dabei getroffen und er erleidet schwerste Verbrennungen. Auf Tahun kann man nur noch Kennons Gehirn retten, das zeitnah in eine Ganzkörperprothese aus einem Spezialverbundwerkstoff eingepflanzt wird.
Hat sich Scheer da von Kneifel inspirieren lassen?
Kneifel mag vielleicht geklaut haben, aber so ganz neu ist das Thema nicht ...
Zum anderen sind erste schriftliche Vorarbeiten zur Atlan-Serie bereits im Februar 1967 geschehen; da war Kneifels Roman noch nicht aktuell.
Man vergleiche etwa auch außerdem Manzo vom ZbV und Goratschin.
Ich glaube, er hat beide gemischt.Torby mit Manzo ergibt Goratschin.