Hans Kneifel: Aufruhr in Terrania - Perry-Rhodan-Planetenroman Band 51
Hans Kneifel: Aufruhr in Terrania
Perry-Rhodan-Planetenroman Band 51
Handlung:
Januar 2436: Die lange Abwesenheit Perry Rhodans und vieler weiterer Unsterblicher beunruhigt die Bevölkerung des Solaren Imperiums. Auch und gerade in der Hauptstadt Terrania drückt sich dies zunehmend in Streiks und Unruhen sowie der Bildung undurchsichtiger Sekten aus. Die Unsicherheit steigt, und die Wirtschaft bekommt die Auswirkungen zu spüren.
Auch Sherman Ravage, der es mit harter Arbeit und etwas Glück zum Leiter des Exportbüros seiner Heimat Kishanpur gebracht hat, hat mit einer Flut von Auftragsstornierungen zu kämpfen. Das ist jedoch nicht der Grund, weshalb sein Leben neuerdings dicht am Abgrund steht. Es sind Dinge aus der Vergangenheit, die ihn eingeholt haben. Dinge, die ihn erpressbar machen und von der CONDOS VASAC genutzt werden, um ihn gefügig zu machen. Mithilfe seiner Verbindungen, der Nähe seines Wohnortes zur Solaren Administration des Solarmarschalls sowie seiner schwachen telepathischen Gabe, die er bisher geheim gehalten hatte, soll er ein Attentat auf Julian Tifflor ausüben. Als spätester Termin wurde ihm der 15. Februar genannt.
Ein Restaurantbesitzer wird bei Leutnant Finn Caolcrod von der Stadtpolizei von Terrania vorstellig, um ein zufällig mitgehörtes Visiphongespräch zu melden. Darin war von einem Anschlag auf Tifflor die Rede, der von jemandem durchgeführt werden soll, der erpresst wird. Der Leutnant vertraut seinen Instinkten, die ihm sagen, dass die Geschichte wahr ist, und informiert die notwendigen Stellen. Auch dort wird die Warnung ernst genommen, doch die Informationen aus dem Gespräch sind zu vage, um einen Verdächtigen zu ermitteln. Daher soll Finn einen Teil seiner Zeit dafür nutzen, Augen und Ohren offen zu halten und zu versuchen, den Kreis möglicher Verdächtiger einzuengen. Er soll Orte besuchen, an denen man sich trifft, und sich mit Leuten unterhalten, die vieles erfahren und denen vielleicht etwas aufgefallen sein könnte. Eine der Personen, mit denen er sich unterhält, ist Nicolee Coover, eine Grafikerin der Zeitschrift blue nebula.
Nicolee hat indessen Probleme gänzlich anderer Natur. Sie ist eine Nachkommin einer jungen Frau, in die Julian Tifflor vor fast fünf Jahrhunderten verliebt war. Über die Generationen wurden aus dieser Zeit Erinnerungsstücke vererbt, die sich nun in Nicolees Hand befinden und die sie nutzen möchte, um den Unsterblichen kennen zu lernen. Sie bittet Finn Caolcrod, für sie die richtigen Fäden zu ziehen, um trotz Tifflors engen Terminplans ein Treffen zu ermöglichen. Der Leutnant lässt sich überreden, und bereits am nächsten Tag steht die Grafikerin vor dem Solarmarschall. Sie verliebt sich endgültig in ihn, und es gelingt ihr, auch sein Interesse zu wecken. Die Briefe und Fotos sowie die Uhr, die Mildred Orsons Tifflor nie geschenkt hatte, behält Nicolee als Unterpfand für weitere Treffen.
Bereits vor ihrem Treffen mit dem Solarmarschall sind Nicolee und Sherman Ravage sich in einem Café begegnet. Ein zufälliges Zusammentreffen, ein kurzes Gespräch, bei dem er ihre Sympathie gespürt hat, aber auch die Gedanken auffangen konnte, die sie beschäftigten. Daher weiß er von der Uhr, und damit hat er das fehlende Stück für seinen Plan. Er besorgt ein zweites Exemplar der Uhr, deren Bezeichnung er aus Nicolees Gedanken hat. Auch ihre Adresse hat er, und er nutzt ihre Arbeitszeit, um in ihre Wohnung einzudringen und die Uhren auszutauschen. Er will das Original präparieren, da er Sorge hat, es könnte verborgene Merkmale tragen, die Tifflor bekannt sind. Unter einem Vorwand bringt er einen alten Freund dazu, die von ihm benötigten Mikroschaltungen in der Uhr einzubauen: Ein winziges Funkmikrophon, ein Empfänger, der das Gehörte auf eine bestimmte Wortfolge untersucht und bei positivem Befund einen bestimmten Impuls aussendet, und ein Mikrotonbandgerät, das durch diesen Impuls aktiviert wird. Der Freund verspricht, die Uhr am nächsten Abend fertig zu haben.
Finn ist noch immer auf der Suche nach möglichen Wegen für ein Attentat auf Tifflor. Die mögliche Vorgehensweise, dass eine neue Bekanntschaft einen gefährlichen Gegenstand in die Nähe des Opfers bringt, lässt ihn an Nicolee denken, und er besucht sie. Er will wissen, warum sie Tifflor sehen wollte. Sie erzählt ihm von den Erbstücken und gesteht ein, dass sie sich in den Solarmarschall verliebt hat. Finn lässt sich die Uhr zeigen und untersucht sie, kann jedoch nichts Verdächtiges daran entdecken. Gemeinsam gehen sie anschließend in eine neue Bar, in der sie auch auf Ravage treffen, der diese Bar von seinem Freund empfohlen bekommen hat. Auch Finn ist während einer seiner Durchsuchungsaktionen im Umfeld der Administration Ravage bereits begegnet. Er hält ihn für einen verschlossenen Mann mit tiefen Sorgen, bringt ihn jedoch nicht mit dem Attentat in Verbindung. Nicolee stellt auf einmal fest, dass Ravage sie auf eine Art an Tifflor erinnert, nur ist er melancholischer, und vielleicht auch etwas menschlicher. Die drei unterhalten sich kurz, dann muss Finn gehen. Nicolee und er sprechen weiter miteinander, und es entwickelt sich Zuneigung zwischen den beiden. Sie lädt ihn auf einen Kaffee zu sich ein, und er nimmt an. Er spürt, dass sie an der Grenze steht, sich in ihn zu verlieben, und auch ihm geht es nicht besser. Doch als er geht, erhält Nicolee den ersehnten Anruf von Julian Tifflor, und die Waage schlägt wieder zur anderen Seite aus. Die Hoffnung auf Glück, die Sherman für kurze Zeit hatte, schwindet wieder, und er fährt in seinem Plan fort.
Er holt am folgenden Tag die Uhr ab und nimmt einige Modifikationen vor: Das Abspielgerät tauscht er gegen eine Mikrobombe aus, die hochgehen wird, sobald die Codeworte gesprochen werden. Sherman tauscht die Uhr zurück, dann wartet er, bis Tifflor zehn Tage später ein Treffen mit Nicolee verabredet. An diesem Tag behält Ravage die Gedanken des Solarmarschalls genau unter Beobachtung, bis er genau die Worte kennt, mit denen Tifflor die junge Frau begrüßen will. Diese Worte programmiert er in das Empfangsteil ein. Wochenlang hat ihn sein Gewissen verfolgt, und auch jetzt wieder denkt er alles genau durch, doch am Ende kommt er immer wieder zum selben Schluss. Die CONDOS VASAC bedrohte inzwischen mehr als nur seinen Ruf und seinen Wohlstand. Sie hatten ihn gefoltert und ihm bewiesen, dass auch seine Sekretärin nicht vor ihnen sicher war. Endloser Schmerz für ihn, der Tod für seine Sekretärin und ewige Schande für seine Familie standen gegen die Leben von Tifflor und Nicolee. Er hat nicht die Kraft, sich anders zu entscheiden. So installiert Ravage das Empfängerteil auf dem Dach eines Gebäudes in der Nähe der Administration, damit die Elektronik ihn später nicht verrät. Er beglückwünscht sich zu diesem Entschluss, als einige Stunden später Finn Caolcrod mit einigen Männern vor seiner Tür steht, um seine Wohnung zu durchsuchen. In der Nacht kann er nicht schlafen, weil er immer wieder die Explosion und ihre Folgen sieht.
Shermans Freund hat indessen ein immer stärkeres Gefühl, dass etwas mit seinem letzten Auftrag nicht gestimmt hat. Eine halbe Stunde vor dem Treffen von Nicolee und Tifflor ruft er Shermans Sekretärin an und erhält von dieser die Bestätigung, dass Sherman bedroht und erpresst wird, doch sie weiß nicht genau, wozu er gezwungen werden soll. Zu diesem Zeitpunkt bricht etwas in Sherman. Er gibt der Sekretärin Anweisung, bei der Polizei um Schutzhaft zu ersuchen und sich auf Finn Caolcrod zu berufen. Diese berichtet das dem Freund, der sofort die Polizei kontaktiert. Sherman hat inzwischen Nicolee angerufen und beschworen, ihr Apartment nicht zu verlassen. Sie hat ihn gebeten, zu kommen, und er hat versprochen, es zu versuchen. Als er mit dem Gleiter seine Garage verlassen will, wird er von einem anderen Gefährt behindert, in dem einer seiner Folterknechte sitzt. Ravage hat keine Hemmungen mehr, er schießt und rammt das Fahrzeug, und es gelingt ihm, es aus dem Weg zu schieben und den Mann zur Flucht zu zwingen. Dann rast er durch Terrania, ohne auf Verkehrsregeln oder die ihn verfolgenden Polizeifahrzeuge zu achten. In einer wilden Jagd durch die Stadt gelingt es ihm, seine Verfolger abzuhängen. Sein früherer Wohlstand macht sich bezahlt, er hat den stärkeren Motor. Nur Finn Caolcrod ist dicht hinter ihm, als er endlich Nicolees Apartmentblock erreicht. Sherman stürzt aus dem Wagen und die Treppe herauf zu Nicolees Wohnung. Sie öffnet, schon fertig angezogen für den Besuch bei Tifflor. Er reißt ihr die Tasche aus der Hand, um zu sehen, ob die Uhr darin ist. Da sagt Nicolee die Worte, die Sherman in den Empfänger programmiert hat: »Sie sind also doch noch gekommen ...« Drei Sekunden Verzögerung liegen zwischen Impuls und Explosion. Sherman schickt Nicolee zum Antigravschacht und stürmt durch die Wohnung zum Fenster, um die Uhr hinauszuwerfen. Doch die Zeit, die er gebraucht hat, um Nicolee zu warnen und das Fenster zu zerschlagen, war zu lang. Als die Uhr seine Hand verlässt, endet die dritte Sekunde.
Im Polizeipräsidium treffen alle zusammen, und die Berichte ergänzen sich zu einer Geschichte. Nicolee ist aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht, doch sie steht unter Schock. Dem Bildschirm, über den Julian Tifflor die Geschehnisse verfolgt, schenkt sie keinen Blick.
Kritik:
Es handelt sich hier um eine Art Kriminalroman.Die eigentlich recht klare Grundhandlung ist natürlich durch die Verstrickung verschiedener Personen und der Gangster der Condos Vasac erzeugt und entwickelt.Jeder Charakter kommt gut ausgearbeitet herüber.Es entstehen gute Bilder im Kopfkino beim Lesen; man hätte hier also auch eine gute Vorlage für eine Verfilmung vor sich.Allerdings nicht repräsentativ als Perry-Rhodan-Film, sondern einfach als ein guter SF-Film Noir. Dafür wäre die Handlung gut geeignet.Immerhin war dieser Roman ja auch Vorlage für eines der drei ersten Hörspiele auf der EUROPA-Schallplatte.Obwohl dies hier nicht das Hauptanliegen ist, sondern der Roman, sei erwähnt, dass er auch dort in dem Grundgerüst seiner Haupthandlung gut herüberkommt.Auch hier ist Kopfkino pur, was bei Hörspielen naturgemäß leichter zu erzeugen ist als bei reiner Textexzerption.
Bis heute habe ich die Worte des Kishanpuraners im Kopf.Also handelt es sich hierbei einmal um einen Band, der nicht irgendwo im Weltraum spielt, sondern auf der Erde,Terra und sogar in Terrania. Kneifel setzt diese Übung gut um, denn das, was von der Hauptstadt der Erde geschildert wird, überzeugt beim Lesen und verdichtet so den Perry-Kosmos.(selbst dann, wenn es nur eine "Spiegelung" etwa von München oder einer anderen heutigen Großstadt ist). Auch zur damaligen Zeit (1968), gab es bereits eine Karte von Terrania-City als eine Art Risszeichnung und die Schilderung der großen Stadt gelingt Hans Kneifel hier außerordentlich.Dadurch wird das Ambiente der Serie noch verstärkt, wenn die Handlung selbst eben auch eher banal herüberkommt: ein geplantes Attentat auf den Solarmarshall Julian Tifflor durch die Verbrecherorganisation der Condos Vasac,deren ursprüngliche Beherrscher, die außergalaktischen, wasserstoffatmenden Grossarts, allerdings chronologisch erzählt bereits seit der inneren Erzählzeit des MDI-Zyklus (2407) ausgeschaltet sind, obwohl sie dort im eigentlichen, direkten Perryversum der Hauptserie nicht vorkommen, sondern nur im begleitenden und unterstützenden Atlan-Zyklus.Hier haben wir es also mit der neuen, reorganisierten, wahrscheinlich von Akonen (Energiekommando) und Antis geführten CV zu tun, die rein innergalaktisch agiert.Das passt zu einigen der 370er Bänden der damaligen Serie.
Jedenfalls gelingt Kneifel hier eine spannende Kriminalstory mit überzeugenden Protagonisten, manipulierten Zivilpersonen und Verbrechern.Weltraumkrimis mochte ich schon bei Kurt Mahr, der sie aber naturgemäß meist auch in den fernen Kosmos verlegte. Kneifel gelingt hier trotz des dünnen Plots eine gut erdachte und abgerundete Story, die in fast allen Belangen überzeugt und mit einer Pilotenuhr sogar eine Art McGuffin enthält.
Aufruhr in Terrania
© 2021 by H. Döring
Kommentare
Die Chronologie ist zugegeben kompliziert: Das erste Exposé zur Atlan-Serie ist bereits 1967 entstanden, aber Kurt Bernhardt bekam kalte Füße, weil er eine Übersättigung des Marktes befürchtete (das war auch die Zeit von Ren Dhark und Rex Corda). Ronald Tekener wird in PR 355 erstmalig erwähnt, aber der verschobene Start des Ablegers, der Tausendjahresprung zwischen PR 399 und 400 sowie die zunächst wohl nicht geplante Aktivatornahme Tekeners resultierten schließlich in dem unbeholfenen "echten" Hauptseriendebüt des Smilers in PR 680.
Das Hörspiel hatte ich im Text oben erwähnt.Sehr lebendig und kurzweilig.
PS: "Wir Kishanpuraner können fremde Gedanken hören!" Manchmal eine wirklich nützliche Fähigkeit.
"... deren ursprüngliche Beherrscher, die außergalaktischen, wasserstoffatmenden Grossarts, allerdings bereits seit dem MDI-Zyklus (2407) ausgeschaltet sind."
... was ja chronologisch gesehen nicht falsch ist.Natürlich kamen die Grossarts nicht im PR-Zyklus vor, aber der Zeitvergleich (2407) stimmt.Soll ich den Satz jetzt ändern, um Missverständnisse zu vermeiden, Heiko?
Ist geändert.