Sex and the Future
1953 dann hielt plötzlich der SEX Einzug in die Science Fiction. Den Startschuß gab Philip José Farmer 1953 mit "The Lovers". Auch Robert Heinlien leistete seine Beiträge, weniger mit Beschreibungen vollzogenen Geschlechtsverkehrs als vielmehr mit zukünftigen Modellen des Zusammenlebens wie etwa den Troikaehen auf dem Mond in "The Moon is a harsh mistress" von 1966, wo mehrere Männer und einige Frauen eine Gruppenehe führen.
In den 70er Jahren war dann praktisch alles möglich; Joe Haldeman führt seinen Soldaten William Mandella in "Der ewige Krieg" in eine Zukunft, in der Homosexualität die staatlich geförderte Norm ist und Heterosexuelle (wie etwa die Veteranen des Krieges, die per relativistischer Zeitdilatation so etwa alle hundert Jahre mal in der Heimat vorbeikommen und den gesellschaftlichen Veränderungen ziemlich ratlos gegenüberstehen) als primitive Anachronismen gelten.
Es ist schon eine ziemlich bizarre Szene, wenn die Schiffsärztin sich bei dem Gedanken schütelt, einen Mann in sich zu spüren - und dann vom männlichen Stellvertreter des Kommandeurs hört: "Das sagen Sie nur, weil Sie es noch nicht ausprobiert haben!"
In anderer Hinsicht hatte man sich jedoch sechs Jahre früher schon auf viel dünneres Eis gewagt, damals, als Ronald Tekener und die Kartanin Dao-Lin H'ay sich ihre Liebe zueinander eingestanden (PR 1606). Ein Mensch und eine Katzenfrau? Bis dahin war man ja immer noch irgendwie über gemeinsame Wurzeln miteinander verwandt gewesen ...
Und Uwe Anton hat es im ersten Band des Andromeda-TB-Zyklus "Die brennenden Schiffe" so richtig krachen lassen zwischen Tess Qumisha und Benjameen da Jacinta.
Fartokal begleitet auch den TANEDRAR-Bestandteil Tarfalla auf seinem tollkühnen Ausflug ins Innere des Kosmonukleotids TRYCLAU-3, der mit einer Vergiftung durch negative Psiqs endet, die Tarfalla zahllose Zukunftsvisionen von immer neuen ins Reich der Harmonie einfallenden Mächten zeigen zum Beispiel QIN SHI. Es gelingt den anderen TANEDRAR-Komponenten zwar, Tarfalla zu dekontaminieren, aber die Erinnerung an die Visionen prägt dem Reich der Harmonie eine xenophobe Grundstimmung auf.
Michael Marcus Thurner nimmt uns an der Hand und zeigt uns das Werden einer Zivilisation von einer Weichenstellung zur nächsten. Und er zeigt uns auch Fartokal Ladores Weg als Erfüllungsgehilfe TANEDRARs, der sich schon bald danach sehnt, einfach nur wie andere in der Superintelligenz aufgehen zu können anstatt wieder und wieder zum Dienst befohlen zu werden ...
Als der Oberkommandierende der Topsider Chrekt-Orn den Thort zur Kapitulation auffordert, schlagen Tako und Anne ihm ein riskantes Unternehmen vor: sie wollen dem Topsider eine Falle stellen und Chrekt-Orn als Geisel nehmen. Der Plan geht zwar auf, aber der Gefangene erweist sich als weitaus entbehrlicher für den Kriegsverlauf als gedacht.
Reginald Bull und seine Truppe proben ein Theaterstück, um sich eine Gelegenheit zur Flucht zu verschaffen: eine Aufführung vor möglichst großem Publikum wird es erforderlich machen, sie aus ihrem speziell gesicherten Quartier in eine größere Halle zu bringen. Und so wird vor den Augen der staunenden Fantan-Leute (und einiger Unither, Cheborparner und anderer Gäste) Gilbert und Sullivans Piraten von Penzance aus dem Gedächtnis improvisiert, mit einem Besun-Ausbruch als Finale!
Kerlons Ewige Bastion erweist sich als Wunschtraum und Illusion eines einsamen alten Mannes, der zu viele Kälteschlafpausen hinter sich gebracht hat. Dafür hat er eine großartige Geschichte zu erzählen, wie sein Kommandeur ihn aus dem Larsaf-System zur Wega schickte und wie die Arkoniden dort für Frieden zwischen den Ferronen sorgten. Und immerhin ist das Herz der Ewigen Bastion noch in brauchbarem Zustand: die TOSOMA X, ein Schwesterschiff der zerstörten GOOD HOPE.
Wim Vandemaan hat einen Roman aus liebevoll gemalten Wortgemälden abgeliefert. Pigell ist nicht einfach der typische undurchdringliche Fremdweltdschungel voll mörderischer Bestien Pigell steckt voll atemberaubender Schönheit wie Pandora bei Avatar. Die Handlungsebene bei den Fantan schäumt über vor witzigen Dialogen und bizarren Einfällen - Und das Beste, sagte Manoli. Ich erinnere mich kaum an Details! Wir werden alles improvisieren können. Ja, wo sonst singen die Piraten von Penzance auf ihrem nachgebauten Piratenschiff O sole mio, Santa Lucia und die amerikanische Nationalhymne?
Kerlons Erzählung sorgt für den epischen Anteil: Erinnerungen an den Methankrieg, der Pakt mit dem ersten Thort und das lange Warten. Und zum Schluß hören wir Thora lachen.
Ich schätze, ich bin ein Vandemaan-Fan.