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Wieviel Mitleid braucht ein Hörspiellabel ?

Zauberwind - Der ZwischenrufWieviel Mitleid braucht ein Hörspiellabel ?
... oder die unendlichen Leiden eines Hörspielmachers

Es gibt wohl kaum ein Hörspiellabel was mit solcher Inbrunst Werbung mit der eigenen Krise macht wie das Label HÖRPLANET. Jüngst erreichte mich und viele andere Konsumenten der Hörspiele eine Mail mit einer neuerlichen Wasserstandsmeldung. Ich wusste zunächst nicht was ich davon halten sollte.

Das Ganze ist eine kleine Komödie.


Die Mail trug den Titel  "Und plötzlich ist da gar nichts mehr - Der Hörplanet in der Krise."

Die Krise des Labels ist nicht neu. Doch immer wenn von einer Krise gesprochen wird, dann geht es in erster Linie um das Befinden des Labelchef Dennis Rohling. Sogar ein Bild von ihm im Krankenbett liefert diese Mail. Wie viel Mitleid braucht ein Label, damit Hörer wieder zu den Produkten greifen?

Schlimm genug, wenn es Herrn Rohling schlecht geht. Doch wenn es tatsächlich so schlimm um ihn steht, warum schweigt man dann nicht?

Die Hörspiele des Labels verkaufen sich angeblich schlecht. Genaue Zahlen kennt man nicht. Die meisten Hörspielmacher sind kleine Zwei- bis Drei-Mann-Unternehmen mit einer Investion von viel viel Zeit in ihre Produkte, die sich ohne Zweifel am Abverkauf der Hörspiele kaum auszahlen wird. Das Überleben wird durch eine gehörige Portion Enthusiasmus und durch die Liebe zur Selbstverwirklichung gesichert. Mitarbeiter in Lohn und Brot kann man sich kaum leisten. Viel lieber sind einigen Vertretern da doch willige Diener oder eine Art Faktotum. Beim Hörplanet scheint diese Funktion mindestens zeitweise Michael Eickhorst übernommen zu haben, der als zweiter Geschäftsführer der GbR angegeben ist. Er ist auch der Verfasser o.g. Mail in der u.a. folgendes von ihm steht:

... dass Dennis sich in den letzten Monaten, wenn nicht gar Jahren, nahezu kaputt gemacht hat für das, was er so sehr liebt, unseren Hörplanet. Und ich sitze ja mittlerweile neben ihm im Büro, wenn wir arbeiten, darum muss ich leider sagen, dass man es fast nie merkt. Und das macht mich derzeit so unendlich traurig, dass ich neben meinem besten Freund sitze und nicht merke, wie er innerlich kaputt geht ... (1)

Da reibt sich also einer auf für ein Label, bei dem die Verkaufszahlen offenbar weit unter den Erwartungen liegen. Er arbeitet u.U. Tag und Nacht um Veröffentlichungstermine einzuhalten, die man den Fans versprochen hat. Denn weiter heißt es.

Weil er stark sein will, für mich, für seine Frau, für sich selbst - und nicht zuletzt für alle unsere Fans ... (2)

Hintergrund der Mail ist eine Krankenhauseinweisung des Labelchefs aufgrund eines Migräneanfalls - so die Info in der Mail. Ist der Patient nun Herr Rohling oder der Hörplanet? In der Mail geht es vorrangig um Herrn Rohling. An ihm alleine hängt augenscheinlich der Erfolg oder Nichterfolg des Labels. Der Hörplanet hat in den letzten Jahren beliebte Hörspielserien wie "Lady Bedford" herausgebracht. Auch die Serien "Amadeus" und "Edgar Wallace". All das waren sehr hörbare und unterhaltsame Hörspiele. Handwerklich sogar ganz gut gemacht. Zumindest zu einem großen Teil. Und Künstler neigen manchmal zu Ohnmachtsanfällen bei Übermüdung und in einigen Fällen auch zur Schwermut mit Zügen von ausgeweiteter Selbstdarstellung. Ist Rohling so ein Mensch?

Wenn der Patient todkrank da nieder liegt wünscht ihm ein jeder den schnellen Tod und damit die Erlösung. Zuerst die Ärzte und Pfleger und später sehen auch die Angehörigen der bitteren Wahrheit ins Auge. Das Ende ist dann tatsächlich eine Erlösung und die Befreiung von einer großen Last. Ein Unternehmen das am Ende ist würde die Erlösung sicher auch gut tun. Ein viel zitiertes Ende mit Schrecken ist eben ein besseres als anders herum. Wenn also trotz guter Hörspiele die Verkaufszahlen nicht den erwarteten Erfolg bringen, dann sollte man Schluss machen. Aber der Hörplanet demontiert sich fleißig selbst weiter. Nicht ohne Kritik. Und diese Kritik saß tief. In den letzten Wochen zog sich das Label sogar aus dem Netzwerk "Facebook" zurück. Hier liest man dazu in der Mail:

Klar, dass er immer weniger mit Angriffen von außen umgehen konnte, das fiel mir auf. Und damit meine ich nicht Kritik generell, auch, wenn sich so mancher ja mittlerweile wohl einen Heidenspaß daraus macht, Dennis' Empfindlichkeit gegenüber destruktiven Angriffen als generelle Kritik-Resistenz anzusehen. (3)

Gesundheitliche Probleme von Herrn Rohling waren in der Vergangenheit immer wieder Thema beim Hörplaneten. Das ist eine Sache. Sie zu bewerten steht mir nicht zu und ich lasse das sein, mal abgesehen davon, dass dies nicht ins Netz gehört. Aber gleichzeitig damit Mitleid erregen und zum Kauf von CD´s anregen finde ich sehr bedenklich. Hat man das nötig wenn man doch eigentlich gute Hörspiele macht? Zählt da nicht das Produkt und der Inhalt?  Am Ende der Mail heißt es hervorgehoben:

Wenn du uns in dieser furchtbaren Situation zur Seite stehen willst, dann sind wir dir unendlich dankbar, wenn du so schnell wie möglich ein paar Hörspiele kaufst und uns so Sicherheit gibst. Denn Sicherheit könnte in der aktuellen Situation das einzige Beruhigungsmittel für Dennis' komplett und meine teilweise angeschlagenen Nerven sein. (4)

Dabei redet Herr Eickhorst ganz offen von den drohenden Konsequenzen und eigentlich hätten diese gereicht um den Fan zu informieren - nicht mehr. Er will alle Veröffentlichungen aufschieben und über die Lage beraten. Sehr klug. Noch klüger wäre es daraus die richtigen Entscheidungen zu finden.

Der ganze Text der Rundmail ist hier verlinkt.

(1) - (4) Hörplanet


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