Eigentlich wollten wir gewinnen - Ein Experiment
Eigentlich wollten wir gewinnen
Ein Experiment
2006 hatte ich, damals noch beim Geisterspiegel gesagt, ich würde das Ding (eben den DPP) gern mal gewinnen (für das verantwortete Magazin). Ich sprach nur für mich, weil ich nicht wusste, ob das auch für die anderen galt. Nun gut, ab 2007 war ich wieder mit dem Zauberspiegel verantwortlich. Den mache ich aber nicht, um Preise zu gewinnen. Der Zauberspiegel ist mein Kind, das ich 1982 mit Norbert aus der Taufe geboben. Mein Engagement dort ist wesentlich persönlicher als für alles andere. Da brauche ich keine Preise, Orden oder Ehrenzeichen.
Aber dennoch wollte ich es wissen. Und ging es an das Experiment ...
Im Jahr 2014 brachten wir als zu Beginn der Vor- und Hauprunde keine Meldung. Der DPP wurde von uns totgeschwiegen, als gäbe es ihn nicht. Erst als im Oktober auf der murmann'schen conähnlichen Mini-Messe mit Lesemarathon (genannt Buchmesse- oder BuCon) die Gewinner bekannt gemacht wurden, nahmen wir von der Veranstaltung öffentlich Notiz.
Das Ergebnis 2014: Wir schafften es nicht einmal auf die Shortlist des DPP. Damit wussten wir also nun was passiert, wenn man so gar nichts sagt. Es reicht nicht, um die Hauptrunde zu erreichen. Man generiert keine Aufmerksamkeit.
Dieses Jahr war das ein bisschen anders. Vom Start der Vorrunde (was im englischen Sprachraum so schön Longlist genannt wird) ritten wir darauf herum, für den Zauberspiegel zu stimmen. In der Meldung und auf einem kleinen Banner warb ich um Stimmen. Ich animierte ein paar genrefremde Freunde zu stimmen. Dieser Vorgang wiederholte sich während der Hauptrunde, die wir diesmal locker erreichten.
Aber den großen Schritt machte ich dann doch nicht. Ich mobilisierte nicht meine zahlreichen (mehrere hundert) amerikanischen Facebookfreunde nicht für uns zu stimmen. Der dortige Streit um Blockabstimmungen für die HUGOs hatte sie sensibel gemacht. Ich erörterte das Vorhaben in einem Chat. Obwohl ich ja gar keine Blockabstimmung, sondern nur Stimmen für den Zauberspiegel wollte (und der Chatpartner das Experiment auch ganz interessant fand bzw. findet), riet er mir davon ab, mich bei den Freunden jenseits des Atlantiks um Stimmen zu werben. Die sind gerade so sensibilisiert, dass das nicht gut wäre und man mich - eher unabsichtlich - mit den »Puppies« (sad wie mad) in einen Topf werfen würde.
Kurzum ich hielt es mit einem Hans Albers Lied und hielt die Füße still, aber mir war klar, dass es so nicht für den Sieg reichen würde. Das war das Ziel gewesen. Ich wollte auf der murmann'schen conähnlichen Mini-Messe mit Lesemarathon den DPP erhalten, um das Experiment zu krönen.
Also erwartete ich, dass die platte Werbung um Stimmen zumindest für Platz 2 reichen würde (und das hat ja auch geklappt). Aber der Effekt, dass Klappern zum Handwerk gehört ist schon deutlich geworden. 2014 haben wir die Vorrunde nicht überstanden, 2015 einen glorreichen zweiten Platz erreicht.
Nun gut. Wir werden das Experiment nicht nochmal machen. Wir werden es wieder so handhaben wie wir es von 2007 bis 2013 gemacht haben. Wir bringen die Meldungen zum Start der Vor- und Hauptrunde (ohne den Zusatz: Stimmt für uns). Auch das Banner mit dem Aufruf für uns zu stimmen, werden wir nicht mehr auf die Seite nehmen.
Denn wir machen den Zauberspiegel nicht, um den DPP zu gewinnen. Davon hängt unser Engagement nicht ab. Der Preis hat seinen Wert und jeder, der ihn gewinnt sollte sich darüber freuen. Aber jeder Preisträger sollte sich auch darüber im Klaren sein, dass der DPP keinesfalls die Strahlkraft hat, dass daraus eine landesweite Popularität entsteht oder die Auflagen durch die Decke gehen. Er ist was es ist. Ein Preis, der von einem kleinen, interessierten Kreis vergeben wird.- Es ist eine Ehre, aber keine von großer Außenwirkung.
Aber beim Zauberspiegel engagiert sich keiner, dessen Seligkeit davon abhängt, dass murmann'schen conähnlichen Mini-Messe mit Lesemarathon (genannt Buchmesse- oder BuCon) der Herausgeber eine Trophäe in die Höhe reißt und wie Oliver Kahn brüllt: »Da ist das Ding!«. Und das ist, um mit Klaus Wowereit zu sprechen, auch gut so. Denn der Spaß am Fanzine machen darf sich weder aus Trophäen speichern oder das jeder Beitrag von Tausenden von Leuten gelesen oder kommentiert werden speisen. Die eigene Lust an der Sache muss dabei im Vordergrund stehen.
Also: Weiter gehts mit der alltäglichen Arbeit am Zauberspiegel ... Auch ohne den DPP.
Kommentare
Der BuCon hat seinen Charme verloren. Ich sehne mich zwar nicht zu den Zeiten zurück, da es kein Programm gab. Auch die Rückkehr in Hinterzimmer und Pfarrheime muss nicht sein (das war vor 30 Jahren nett, aber nicht mehr heute). Aber dieses Überladen mit Lesungen (ich kann ohnehin nur einer folgen) und Panels schadet dem für mich eigentllchen Sinn eines Cons: Der Begegnung. Daher habe ich mir eine ironische Distanz aufgebaut und lästere gern mal ab ...
@Toni: Ja, die chaotischen Cons ... Ich hab mal einen in Machtolsheim besucht, da war der Doppelgänger vom Walter Ernsting (aka Clark Darlton) anwesend. Frag nicht, wie der die Jung-Fans verarscht hat. Vom Programm, das es damals tatsächlich auch schon in Ansätzen gab (der Herausgeber Manfred Knorr des damals neu gegründeten Magazins für den phantastischen Film "Vampir" zeigte seine Nullnummer herum und erzählte ein bisschen was zum Thema Film und Film-Magazin-Machen), bekam man nur Rudimentäres mit. Aber die Freundschaften, die damals entstanden, die halten bis heute.
Überhaupt: Verkaufen. Damals hätte jeder Autor, der auf einem Con sein eigenes Zeug an den Mann bringen will, eher Häme und Spott geerntet. Heute ist das "voll cool", erst recht mit Autogramm und "Selfie". Facebook hat da schon Hemmschwellen abgesenkt, find ich. Aber es ist, wie es ist. Und die BuCon-Macher find ich trotzdem heldenhaft in ihrem Bestreben, für Freaks so eine kleine Zusatzveranstaltung zur FBM zu stemmen. Wir haben in der damals so genannten "Alternativ-Szene" bei der ersten Mainzer-Minipressen-Messe mitgemacht, das war höllisch viel Arbeit. Ach, und übrigens, BuCon nochmal: Hat das Ding nicht mal der Scheff des Phantasik-Clubs "Die Minimurkse" aus der Taufe gehoben?
Und jetzt: ein Schlückchen Espresso auf den 2. Platz, Horst :)
Der Preis ist von begrenzter Außenwirkung, aber völlig OK und als ehre zu betrachten. Auch wenn bereits seit einiger Zeit damit geworben wird, aber ich denke so mancher Käufer weiß gar nicht was der DPP eigentlich ist. - Vielleicht wäre eine Verleihung auf der Messe an einem Publikumstag besser und auch der Con auf oder am Rande der Messe auch besser.
Und besten Dank für die Glückwünsche. Auch ohne DPP werden wir weiterhin einen guten Zauberspiegel machen ... Dank all der Leute von Andreas bis Wolfgang, ohne die das hier nur ein magerer Blog wäre.
Eine herrliche Zeit...
Ach so... lang lebe der Zauberspiegel (2ter ist doch grandios).
- Und, Harantor, wie geschrieben, ich versteh voll und ganz, was Du meinst. Es sollte schon auch um den "Spirit", um das Miteinander-Reden, Sich-Kennenlernen, geh`n auf Cons, nicht nur um Panels und Verkaufen. Nicht alles, was einen Wert hat, muss auch einen Preis haben. Äh ... und das war jetzt kein fieses Wortspiel gegen den DPP.
Auch von mir ein Dankeschön an die Mitarbeiter, Artikel- und Listenschreiber des ZS. Aber dazu hab ich ja schon mal in einem Kommentar zur Werkliste von Vampir-Autor "Cedric Balmore" ein paar Takte geschrieben.