Weiter, weiter und immer weiter - 11 Jahre online
Weiter, weiter und immer weiter
11 Jahre online
Was könnte ich noch schreiben was ich in den zurückliegenden Jahren - seit wir am 31. Mai 2007 gegen 20:30 Uhr MESZ online gegangen sind - nicht ohnehin schon alles geschrieben habe.
Was ich immer wieder gern tue mich im Namen von Bettina und mir bei den Mitarbeitern für ihre Arbeit zu bedanken. Ihr seid alle großartig und ich hoffe, ihr bleibt uns lange erhalten. Auch unser letzter Neuzugang, Frank Brenner, sei hier nochmal einfach herzlich willkommen geheißen. Leider hat uns Sarah Höller wieder verlassen, weil die Doppelbelastung aus Mutter und Vollzeitjob keine Mitarbeit in regelmäßiger Form mehr zulässt. Ich hoffe, das ändert sich wieder. Sie ist uns herzlich willkommen.
Dann bedanken wir uns natürlich auch bei unseren Lesern, die uns zum Teil über Jahre gewogen sind und auch bei jenen, die nur die Suche nach einer bestimmten Information hier geführt hat. Wenn wir uns eines wünschen, häufigere Kommentare. Darauf freuen wir uns wirklich, selbst wenn die Auslassungen mal nicht schmeichelhaft sind, denn daraus können wir Lehren ziehen oder es entzünden sich lebhafte Diskussionen. Darauf freuen wir uns.
Wir bedanken uns auch bei denen, die uns im Ausland für unsere Interviews Rede und Antwort standen. Ich bin froh um jedes Interview, das da kommt.
Auch gilt unser Dank bei den zahlreichen Partner in Presseabteilungen und PR-Agenturen, die uns immer wieder mit Informationen und Rezensionsexemplaren versorgen. Diese sind dann auch sehr gelassen, wenn es uns mal nicht gefällt was wir lesen, hören oder sehen durften. Es gibt da einzigartige Exemplare unter den Pressemenschen.
Ich will, auch wenn ich das auch jedes Jahr sage, nochmals hervorheben, dass es kein Thema für den Zauberspiegel gibt, das zu speziell ist und ansonsten kaum eine Sau interessiert. Wir müssen da nicht Rücksicht auf eine möglichst hohe Besucherzahl oder ein breites Publikum nehmen.
Ich möchte hier mal unseren Mitarbeiter Matthias Käther zitieren, der von Michael Schmidt interviewt worden ist.
Ja, Zauberspiegel… Als ich mit Ulrike am Feature über Groschenhefte gearbeitet hab, brauchte ich harte Fakten, nicht nur das übliche überhebliche, aber substanzlose Geschwafel des gehobenen Feuilletons. Also: Zahlen, Daten, Auflösung von Pseudonymen, Zusammenfassungen von Inhalten, sowas. Und in diesen Dingen ist der Zauberspiegel einfach großartig. Er stürzt sich in die unsolidesten Themen mit solidestem Ernst und zum Teil einer Sorgfalt, die ich bei den „Großen“ manchmal vermisse. Klar, stilistisch ist das nicht immer auf dem Niveau der „Zeit“ oder der „Frankfurter“, aber man lernt viel über Trivialliteratur. Vieles nur dort. Nach anfänglichen Gast-Kommentaren von mir zu Artikeln hat mich Horst von Allwörden eingeladen, für ihn zu schreiben.
Das ist eine interessante Erfahrung! Weil du fragst: Es ist sicher kein Unterschied, ob ich nun Rundfunksachen über Musik oder phantastische Literatur mache, man muß ähnliche Regeln beachten. Beim Zauberspiegel muß man überhaupt keine Regeln beachten, nicht mal Rechtschreibregeln. Das genieße ich, ich kann mich sonntags hinsetzen und eine Kolumne schreiben, zu einem Thema, das mich grade beschäftigt, und ich muß mich nicht fragen, wen das interessiert. Und sei es ein Artikel über einen total miesen SF-Roman der Fünfziger von Wolf Detlef Rohr, der schon wieder so bescheuert ist, dass es einen freut. Egal. Alles geht, auch wenn ich manchmal denke, ich bin da mein einziger Leser. Was solls, Ingeborg Bachmann sagte mal, man ist sowieso immer der Leser seiner selbst, egal was man liest.
Damit will ich nicht behaupten, das Radioarbeit mich thematisch einengt. Ich bin immer wieder zutiefst dankbar dafür, dass meine Chefs beim Rundfunk mir nicht reinreden. Es sind einfach die technisch-organistorischen Zwänge, die manchmal nerven. Das fängt ja schon damit an, dass ich heute entscheiden muß, was ich in drei Monaten machen will in meiner Sendung, weil die Planung so lange vorgreift. In der entscheidenden Woche hat man aber vielleicht gar keine Lust auf Mozart und schwelgt grade im Rossini. Und nach einer Stunde muß ich fertig sein, weil die Nachrichten kommen, egal wie spannend das Thema ist. Bei Plattformen wie dem Zauberspiegel kann ich viel spontaner sein, auch in Länge und Form.
Und ja, Matthias hat recht. Selbst wenn er sein einziger Leser ist (was er nicht ist ), er hat im Zauberspiegel ein Forum. Wir müssen nicht was bestimmt erfolgreiches machen, das über 100 oder mehr Zugriffe am ersten Tag hat, aber wir können. Darum bin ich auch ganz froh, wenn Konrad Wolfram sich in die Untiefen der älteren (Trash-)Filme begibt, Andreas Decker das trivial-phantastische aus Frankreich thematisiert (auch hier sind beide nicht ihre einzigen Leser) oder G. Walt das kommerzielle Hörspiel unter die Lupe nimmt oder sich Ingo Löchel sich durch die John Sinclair-Serie schlägt.
Keiner von Ihnen muss dabei die Vorgabe erfüllen soundso viele Zugriffe am ersten Tag zu erreichen. Kein im Zauberspiegel erscheinender Beitrag muss das. Das entwickelt sich ganz von selbst. Aktueller Quotenkönig ist dabei Uwe Schnabel, der mit seinen Beiträgen über den Dämonenkiller bis zu 2.500 Zugriffe in den ersten 24-36 Stunden erzielt. Wir haben Beiträge online mit fast sechsstelligen Zugriffszahlen. Es gibt aber auch welche, die in Jahren nicht über 400 oder 500 Zugriffe hinaus gekommen sind. Aber das ist eben völlig egal. Das ist unser Programm und dabei bleibt es dann auch.
Ich bin, das wissen die Götter, froh, dass der Zauberspiegel kein Blog ist, sondern eine Teamproduktion. Bettina und ich allein hätte das nie fertig gebracht. Und damit stürzen wir uns ins 12. Jahr und dann wollen wir mal sehen, was mir dann so einfällt ...
Kommentare
Also dann mal hoch die Tasse Kaffee. Auf die nächsten 11 Jahre.
Meine Lust, weitere Artikel zu verfassen, steigt bereits wieder. Deswegen darf ich hier ankündigen, dass ich mich diesen Herbst in einer neuen Serie mit deutschsprachigen Autoren beschäftigen werde, die der sogenannten "Hochliteratur" zuzurechnen sind, aber auch interessante Werke für Freunde utopisch-phantastischer Literatur geschaffen haben. Der Bogen wird sich etwa von Franz Kafka bis Günter Grass erstrecken.
Momentan ist es tatsächlich immer noch so, dass meine Zeit meistens nicht mal zum Reinlesen reicht (manchmal, so wie heute, aber dann doch :). Das wird aber bestimmt auch irgendwann wieder anders. Und dann komme ich sicher wieder auf den Herrn Redakteur zu - der Zauberspiegel ist ein tolles Format und ein tolles Hobby!
Frei nach der Devise: Leben und leben lassen