Was mir im Zuge der DSGVO durch den Kopf geht
Was mir im Zuge der DSGVO durch den Kopf geht
In heutiger Zeit ist so ein Experte viel wert für einen Webseitenbetreiber. Doch wie ist das eigentlich alles gemeint und braucht man dieses eigentlich alles?
Ich habe ein wenig nachgedacht. Wie war es eigentlich in der Zeit ohne Internet? Vielleicht bin ich einer der Wenigen in den Reihen der ZS-Leser, der sich daran noch erinnern kann. Ich erlebte das sogenannte analoge Zeitalter mit all seinen Tücken kennen und erlebte den Start des digitalen. Bereits 1993 habe ich Online-Banking gemacht und die Anfänge im Netz erlebt. Es hieß damals BTX (Bildschirmtext) und ich wählte mich mit einem Modem mit 24 Kbits Geschwindigkeit ein. Jeder Verbindungsaufbau dauerte einige Sekunden. Spiele spielte man von Diskette oder wahlweise auch schonmal von CD. Es gab einige wenige ambitionierte Seiten im Netz die sich mit Fanthemen beschäftigen (Heftromane, Filme, Hörspiele). Aber so richtig angekommen im WWW war man noch nicht. Im Fernsehen wurde kaum darüber berichtet. AOL war in aller Munde. Doch ich machte bereits viele Dinge im Netz, die ich heute noch tue. Als das Internet laufen lernte wurde der PC erst richtig interessant für den Normalbürger. Bis dahin war dieses Feld eher den Spiele-Nerds und Programmier-Freaks überlassen gewesen.
Das Thema Datenschutz im Netz war aber kein Thema. Jedenfalls nicht bewusst. Ich denke das kam erst alles mit Facebook und Co. Auf. Das Netzwerk, in dem jeder alles freiwillig teilt und wo sich jeder nachher beschwert, dass man alles über ihn weiß.
Früher habe ich meine Fotos nicht geteilt – das stimmt. Ich habe sie Freunden und Bekannten gezeigt. Okay. Aber vorher musste ich sie entwickeln lassen. Im Fotolabor. Das hat manchmal Tage gedauert. Auf diese Weise hatten andere Zugang zu meinen Fotos. Mitarbeiter des Fotolabors, Mitarbeiter des Fotogeschäftes. Ich wusste nicht mal im Einzelnen wer diese Leute waren. Doch eine Datenschutzerklärung musste ich bei Abgabe des Fotofilms nie unterschreiben. Ich bekam meine Bilder nach einigen Tagen ausgehändigt, zahlte ein paar Mark und fertig. Wenn ein pikantes Bild dabei gewesen wäre, wüsste ich nicht wer es gesehen hat, wer es vervielfältigt hat und eventuell weitergereicht oder gar zu Geld gemacht hätte.
Doch diese Frage stellte sich damals nicht. Man hatte das BGB und bei Bedarf auch das StGB als Grundlage. Und das kannte man nicht im Einzelnen, aber man wusste es schützt den Bürger. Heute ist das genauso mit den Gesetzesbüchern. Und dennoch bedarf es dieser Datenschutzerklärungen, die alle nur verunsichern anstatt zu beruhigen.Ich frage mich wirklich manchmal ob die Datenschutzgesetze als Grundlage ungenügend sind. Selbst in Arbeitsverträgen lese ich heute von Datenschutzklauseln laut Datenschutzgesetz. Gilt es unbedingt darauf zu verweisen?
Wenn ich früher ein Brief verschickt habe, konnte ich nie wissen wer ihn mitgelesen hat. Der Postbote, der Sortierer, der Staat??? Schon damals wäre es doch - wenn auch mit einiger Mühe - möglich gewesen zu erheben wer, wohin, wieviele Briefe schickt.
Doch kein Gedanke daran. Ich konnte mich auf das gesetzlich verankerte Postgeheimnis verlassen und kann es noch heute. Und die Shops. Damals kaufte man ja alles im stationären Handel vor Ort. Ich habe selten Sätze gelesen, die so falsch sind wie dieser. Schon damals gab es den Versandhandel. Per Katalog wurde bestellt was das Zeug hielt. Versandhäuser wie OTTO, Quelle, BADER oder Neckermann waren die Nutznießer. Datenschutzerklärungen gab es in der Form wie heute nicht. Die Adresse wurde übermittelt und alles was sonst wichtig war. Sind Sie Sammelbesteller? Wenn man ja angekreuzt hatte, durfte man gleich die Adresse seiner Mitbesteller mit eintragen usw.
Schon damals wäre es doch - wenn auch mit einiger Mühe - möglich gewesen zu erheben, wer, was, für wen und wieoft bestellt.
Und ausgerechnet diese Versandhaäuse haben fast alle den Sprung ins digitale Zeitalter verschlafen. Die wenigen, die es noch gibt, gibt es noch weil sie (wenn auch spät) nachgezogen haben.
Und im analogen Zeitalter, wo fast alles so gab wie heute, nur etwas anders, dachte niemand an ein abhörsicheres Telefon. Auch hierfür galt bis zur privatiesierung das Postgeheimnis. Jetzt heißt es wohl anders.
Und heute: Okay wir sind im Internet nicht nur in Deutschland, sondern weltweit unterwegs. Aber eines sollte so klar wie damals. Wenn ich im Netz Dinge teile und Dienste in Anspruch nehme, so tue ich das immer im Austausch mit meinen Daten. Und in besonderen Fällen wie Facebook auch mit meinen Bildern. Und ich bin zumindest in Europa auch auf der sicheren Seite, wenn sich jeder an das Datenschutzgesetz hält. Hundertprozentige Sicherheit habe ich damals wie heute nicht.
Ich würde mir die gleiche Rechtssicherheit wie damals wünschen. Dann bedarf es keiner ellenlangen Datenschutzerklärung, sondern einfach nur dem Gesetzbuch. Ist es nur das Misstrauen in den Staat, dass wir all das benötigen.
Kommentare
Zusatz:
Nu ist aber erst mal gut, ich habe Hunger und der Elektrogrill lacht mich aus der Küche an.
Als Verlag braucht man kein Kommentarfeld - wäre ich der Meinung ich bräuchte eins, müsste ich mich drum kümmern was man machen müsste, damit das gesetzkonform ist.
Ich denke, das kann man schon von den Leuten erwarten.
Natürlich, "Du" kannst vieles voraussetzen - es gibt aber noch sehr, sehr, sehr viele Menschen die gucken ungläubig, wenn Person A in Hamburg per Mail ein Foto verschickt und das sofort bei Person B in München auf dem PC auftaucht. Wie Zaubererei - man soll da nicht zu viel von such auf andere schließen...
Da brauche ich nicht von mir auf andere schließen. Zumal könnte es mir auch egal sein, da ich weder einen Shop, noch eine Website oder einen Blog habe.
Allerdings sollte man jetzt nicht so tun, als ob die DSVGO das beste aller Welten ist, was sie mit Sicherheit nicht ist. Eher ist da verdammt viel verkehrt gelaufen und das darf und sollte man auch kritisieren (können). Ob es was ändert (glaube ich zwar nicht), steht auf einem anderen Blatt.
Und so nebenbei, man sollte sich auch nicht selbst widersprechen, denn auf der einen Seite bist du der (deiner persönlichen Sichtweise geschuldet) Ansicht, das man von den Leuten wohl erwarten kann, das sie alles auf gesetzeskonformen Stand halten und kurz danach stellst du die "viele Menschen" hin (Foto per Mail), als kämen sie gerade aus der Steinzeit und würden eh nichts begreifen. So kann ich mir auch ein jeweils passendes Bild über andere zusammenbauen, wie ich es gerade für meine Argumentation brauche. Allerdings zeigt sich da für mich, dass man auch gerade das Feld einer vernünftigen Diskussion wohl verlassen hat. Aber was soll ich mich hier über Sachen aufregen, die mich eh nicht jucken. Von daher c'est la vie.
Wenn das mal alles so richtig ist ...
Freu dich doch, den Cookie kriegste auch völlig umsonst. Ich muss meine Kekse immer kaufen.
Ja, ich bin für Datenschutz, aber: sollte man es nicht auch mir überlassen ob ich der Seite xyz meine Daten gebe oder nicht? Wenn ich auf sagenwirmal den Zauberspiegel gehe, dann weiß ich doch, dass diese Seite ein paar Sachen speichert. In der Sekunde, wo ich die Seite aufrufe willige ich doch ein - und genau DAS gehört ins Gesetz! Zumindest für "Nicht-gewerbliche" Seiten und Foren. Ich glaube kaum dass "Oma Inges Kochweltblog" jetzt (um irgendeine Seite zu erfinden) mit den drei Daten die man hinterlässt die Weltherrschaft an sich reißen kann, oder gar die User erpressen wird...