Neue Besen kehren gut? - Allan Joel Stark neu bei Rettungskreuzer Ikarus
Neue Besen kehren gut?
Allan Joel Stark neu bei Rettungskreuzer Ikarus
Der Autor
Der am 25. Januar 1968 in New York geborene Allan Joel Stark lebt seit 1988 in München. Er schreibt seit 1983 phantastische Geschichten. Bekannt ist seine 6-teilige Asgaroon-Serie, die seit 2014 im Papierverzierer Verlag erschienen ist. Außerdem arbeitet er als Designer und Illustrator.
Wie schreibt nun der Neue? Einen ersten Eindruck vermittelt der Beginn des Romans:
"Lorensen starrte gespannt in die Leere seiner Kabine, während er in seinem Sessel saß und mit den Fingerspitzen auf die Glasplatte seines Scheibtisches trommelte. Kontrolllämpchen an den Wänden glommen und pulsierten leise vor sich hin. Je nach Stimmung erinnerten sie den Captain an bunte Sterne, die einsam in der Nacht funkelten, oder an die Augen von Nachttieren, die ihn wachsam anblickten. Nur ein paar schimmernde Hologramme, die über dem Schreibtisch schwebten, gaben einen hellen Lichtschein ab und erleuchteten den abgedunkelten Raum."
(Der träumende Gott, S.4)
Lorensen fragt sich der Leser? Ja, richtig gelesen. Es geht im Roman nicht um den Rettungskreuzer Ikarus, sondern um den Rettungskreuzer Hyperion. Dieses Schiff stammt aus dem Mossan-Imperium, das seit einigen Jahren mit dem Raumcorps kooperiert. Und Captain der Hyperion ist eben jener Mike Lorenzen, der so beschrieben wird:
"Lorensen war ein ernster Mann, voll konzentriert auf seine jeweiligen Aufgaben. Man sagte ihm einen Mangel an Humor nach, und wie er selber von sich behauptete, war sein Gesicht weder dazu geschaffen, Späße zu machen, noch, darüber zu lachen. Die kantigen Züge und die schmalen Augen wirkten immer streng und nachdenklich. Seine dunklen Haare waren immer gut gekämmt, obwohl er sie sich, angesichts der momentanen Situation, öfter fast ausgerissen hätte."
(Der träumende Gott, S.4)
Es gibt noch weitere interessante Besatzungsmitglieder auf der Hyperion. Da ist etwa Misa Dorkan, ehemalige Angehörige des Raumcorps und frühere Kommandantin eines eigenen Raumschiffs. Sie ist schlank, hat blaue Augen und blonde Haare, die sie zu einem Knoten geflochten trägt. Als Pilotin fungiert Sandy Tannert, eine große schwarzhaarige Frau, die über diverse bionische Optimierungen verfügt, die ihr eine außergewöhnliche Reaktionsfähigkeit bescheren. Es ist unklar, wieweit ist sie Roboter, wieweit noch Mensch. Dann gibt es noch Robert Oortmann, ein attraktiver, athletischer Mann mit braunen Haaren. Das Multitalent ist aus Abenteuerlust an Bord des Rettungskreuzers. Er ist Geschäftsmann, Robotiker, Genetiker und Ingenieur. Dazu kommen die Ärztin Linda Meadows und die beiden Wissenschaftler Dr. John "Birdy" Bejard und Lohanna, ein Außerirdischer von etwa zwei Metern Größe, einem langen Hals und einem pferdeartigen Kopf.
Zur Zeit ist der Rettungskreuzer gerade mit der Evakuierung eines Mondes beschäftigt. Da verlangt einer der Flüchtlinge, den Captain zu sprechen. Angeblich kennt er Lorenzen von früher. Der Besucher macht jedoch keinen sehr vertrauenswürdigen Eindruck.
"Der Mann bewegte sich auf zwei dünnen Krücken vorwärts wie ein langsames Insekt. Schwerfällig zog er die verkrümmten Beine hinter sich her. Die abgetragenen Stiefel schleiften über den Boden, während er sich näherte. Um seinen Kopf trug er ein paar schmutzige Lumpen, die zu einer Art Turban gebunden waren. Eine zerschlissene graue Notdecke aus grobem Stoff hing um seine Schultern. Die eng anliegende Uniform, die er trug, mochte vielleicht einmal hellrot gewesen sein. Jetzt war sie stumpf, fleckig und hatte die bräunliche Farbe von Rost angenommen."
(Der träumende Gott, S.5/6)
Und tatsächlich erinnert sich Lorensen an eine einige Jahre zurückliegende Begebenheit. Damals entdeckte der Rettungskreuzer Hyperion ein mehr als zweitausend Jahre altes Objekt. Es handelt sich offenbar um eine Hinterlassenschaft der Toruk. Diese Zivilisation hatte sich in einem langen Krieg mit der Nachbarzivilisation von Peskan von einer blühenden Hochkultur auf ein erbärmlich niedriges Niveau zurückentwickelt. Die verbliebenen Planeten waren unter den Einfluss der Bergbauunternehmen der Kronnberg Group geraten. An Bord des alten Schiffes befanden sich zwei Stasis-Behälter. Es gelingt die Insassen aufzuwecken. Sie stellen sich vor als Sayor Basory, Herrscher von Toruk und sein Waffenmeister Otay Duul. Die beiden haben mehr als zweitausend Jahre in Stasis verbracht. Sie lassen sich von Lorensen und der Hyperion zurück nach Toruk bringen mit dem Ziel, ihren heruntergekommenen Heimatplaneten wieder aufzubauen. Lorensen widerstrebt es, sich und den Rettungskreuzer in das Vorhaben des Ex-Herrschers verwickeln zu lassen. Tatsächlich erwarten Priester und Bevölkerung die Rückkehr des seinerzeit verschollenen Königs, aber ... er muss zuerst einige gefährliche Tests bestehen. Lorensen und seine Crew finden schließlich auch noch heraus, dass die beiden vermeintlichen Toruk in Wirklichkeit zwei ehemalige Soldaten sind, die sich vorgenommen haben, dem Volk der Toruk zu helfen und die ausbeuterische Bergwerksgesellschaft von ihrem Planeten zu vertreiben. Aber da ist es schon zu spät, der Rettungskreuzer und seine Besatzung sind untrennbar in das Geschehen auf Toruk verstrickt.
Meine Meinung:
Allan J. Stark macht es geschickt bei seinem Einstiegsroman. Er wählt neue unverbrauchte Figuren auf einem anderen Rettungskreuzer. Damit muss er sich nicht mit der Darstellung von Sentenza und Co durch die bekannten Autoren wie Dirk van den Boom oder Irene Salzmann messen lassen. Auch der Plot selbst kommt frisch und flott daher. Lediglich im letzten Romandrittel gibt es ein paar Längen. Ich bin gespannt wie es z.B. mit der Pilotin Sandy Tannert in den nächsten Bänden weitergeht. Wie können bzw. konnten Lorenzen und Co sich aus der verwickelten Situation wieder befreien. Irgendetwas ist ja anscheinend mit dem so bravourös begonnenen Heldenstück der beiden Soldaten schief gelaufen. Bisher ist der Neue ein Gewinn für die Serie!
Der träumende Gott