Hard SF - Brandon Q. Morris, »Enceladus«
Hard SF
Brandon Q. Morris, »Enceladus« ...
Hard SF
Hard SF ist eine Unterart der Science Fiction, die aufbauend auf die "harten" naturwissenschaftlichen Fakten und den aktuellen Stand der Technik eine Vision der Zukunft entwirft. Nun werden die naturwissenschaftlichen Fakten permanent aktualisiert und es gibt immer wieder neue Erkenntnisse. Eine solche wissenschaftliche Mission war die Cassini-Huygens-Mission, die von 2004 bis 2017 unser Wissen über den Saturn und sein ausgedehntes Mondsystem erweitert hat. Dabei wurden dort Hinweise auf die Existenz von Wasser unter der Eiskruste von Enceladus entdeckt.
Der Autor
Der Physiker und Weltraumspezialist Brandon Q. Morris hat jetzt eine mehrteilige Serie aufgelegt, die diese aktuellen Forschungsergebnisse verarbeiten soll. Im ersten Band geht es um den Mond Enceladus. Spätere Bände werden auch den ebenfalls um Saturn kreisenden Titan und den Jupitermond Io behandeln. Brandon Q. Morris ist dabei ein Pseudonym hinter dem sich Matthias Matting verbirgt. Der 1966 geborene Matting hat an der TU Dresden Physik studiert. Von Februar 2015 bis Dezember 2017 war er Vorsitzender des deutschen Selfpublisher-Verbandes. Er hat verschiedene Sachbücher, aber auch Belletristik veröffentlicht.
Die Geschichte
Im Jahre 2033 finden Wissenschaftler in den Daten der einer Sonde ELF (Enceladus Life Finder) Hinweise auf biologische Aktivitäten auf dem Eismond Enceladus. Eine internationale Expedition mit sechs Astronauten soll sich auf den Weg machen und den unter der Eiskruste verborgenen Ozean von Enceladus auf Leben untersuchen. Dazu wird ein spezielles Tauchboot entworfen und 2045 in der Antarktis einem Praxistext unterworfen. Als es dabei zu einem Softwareproblem mit dramatischen Folgen kommt, wird der deutsche IT-Spezialist Martin zur Hilfe geholt. Es gelingt ihm, zwei unter dem Eis eingesperrten Astronauten zu helfen. Einer der beiden verletzt sich allerdings schwer und kann nicht mehr an der Enceladus-Mission beteiligen. Martin erhält das Angebot, seine Position einzunehmen und willigt ein. Er erhält eine Kurzausbildung für Astronauten. Drei Männer und drei Frauen machen sich wenige Monate später an Bord der ILSE (International Life Search Expedition) auf den Weg zum fernen Saturn. Die Besatzung ist international zusammengestellt. Ein Russe, ein Japaner, ein Deutscher (Ersatz für einen Inder), eine Chinesin, eine Italienerin und eine Amerikanerin.
Der zunächst unspektakuläre Alltag der Astronauten und der Aufbau der Station, die für zwei Jahre ihr Zuhause sein wird, werden geschildert. Morris orientiert sich dabei an realistischen Modellen für Gewächshäuser, Erzeugung von Schwerkraft, Krafttraining der Astronauten etc. Bald jedoch gibt es eine erste Katastrophe. Ein zweites unbemanntes Schwesterschiff, die ILSE 2, wird Opfer einer Kollision. Damit sind viele Vorräte der Expedition verloren. Ein weiteres unvorhergesehenes Ereignis, ist die Schwangerschaft der Kommandantin, die eigentlich als unfruchtbar galt. Die Frage steht im Raum, ob eine Abtreibung vorgenommen werden soll. Schließlich gelingt es trotz aller Widrigkeiten, den Saturnmond Enceladus zu erreichen. Martin, der inzwischen mit der Chinesin Jiaying liiert ist, gehört zum Landeteam. Und er ist auch an Bord des Tauchboots, das den unter der Eiskruste verborgenen Salzwasserozean erkundet.
Extras
Am Ende des Buches findet sich die "Die neue Biografie des Enceladus". Dort findet man so ziemlich alle aktuell verfügbaren Informationen über diesen Saturnmond. Dazu gehören seine Bahndaten, Angaben zu seiner Oberfläche, Details zu der besonders interessanten Südpolarregion und zu der nur in Spuren vorhandenen Atmosphäre des Mondes. Besonders aufschlussreich sind die Ausführungen zum inneren Aufbau des Himmelskörpers, speziell zur Wasser und Eis Zone. Abgerundet wird es mit Theorien zur Entstehungsgeschichte von Enceladus und Daten zur bisherigen Erforschung des Mondes. Schließlich werden die Möglichkeit einer bemannten Mission und die wissenschaftlichen Spekulationen über die Möglichkeit von Leben auf Enceladus präsentiert.
Meine Einschätzung
Enceladus ist jedem zu empfehlen, der sich mit den jüngsten Ergebnissen zur Erforschung des Sonnensystems befassen will. Manchmal ziehen sich die technischen Einzelheiten, doch insgesamt schafft es der Autor, den ganzen Plot spannend und abwechslungsreich zu gestalten. Obwohl es zur Zeugung und Geburt des ersten Weltraumkindes kommt, bleibt das Ganze doch jugendfrei. Alle Personen gehören zu den "Guten". Probleme bereiten die Natur und die Technik.
Enceladus
Foto des Autors: Birgit-Cathrin Duval