Ein Autor der leider nicht so fleißig war, wie er hätte sein können - Kurt Luif zum 75.
Ein Autor, der leider nicht so fleißig war, wie er hätte sein können
Kurt Luif zum 75.
Mit der Science Fiction kam Kurt Luif mit 12 Jahren in Berührung, als ihm ein Freund einen Jim Parker-Roman schenkte. Vorher hatte er aber auch einige der Bildheftchen verschlungen. Kurt Luif durchkämmte die Romanschwemmen und hatte bald alle Jim Parker. In einem Zeitungskiosk bei dem er seine SF-Literatur kaufte lernte er 1956 einen Jungen kennen Dieser erzählte ihm von der Wiener SFCD-Gruppe und fragte ihn, ob er mal zu dem Treffen kommen mitkommen wolle. Hier fand er endlich Gleichgesinnte, und konnte mit ihnen über die von ihm so geliebte Science Fiction diskutieren. Die meisten hatten so wie er erstmals Kurzgeschichten durch das Utopia Magazin entdeckt, aber da schieden sich die Geister, die meisten fanden die Romane besser, Kurt war eher ein Story-Fan.
Seine erste Story „Der Mörder“ erschien 1959 im Fan-Magazin IGWU Super-Nova Nr. 6. In FAN (Futurian Amateur Nachrichten) Nr. 1 erschienen im August 1960 die Stories „Mahlzeit“ und „Geheimdienst“ von Kurt Luif. Im gleichen Jahr erschien in der PIONEER-Ausgabe Nr. 1 die Story „Der Angriff“. Seine Mitarbeit bei PIONEER in Sachen Storyschreiben bestand aus den vier weiteren Stories: „Wirtshaus“(Pioneer 15 - 1963), „Blumen in den Augen“(Pioneer 17 – 1964 unter dem Pseudonym Konrad Schwagerka), „5xLuif“ (Pioneer 20 - 1965) und „Treffen der Talente“ (Pioneer 22 - 1965).
Die Story "Blumen in den Augen" erlebte nach der Pioneer-Ausgabe nach vier weitere Veröffentlichung: In der spanischen Anthologie Nueva dimension Nr. 6 erschien diese Story 1968 unter dem spanischen Titel "Flores en sus ojos". Nach Amerika hat Kurt Luif die Story auch verkauft. Sie erschien dort 1968 im "International SF Magazine 2" unter dem Pseudonym Claus Felber mit dem Titel "Flowers in his eyes". 1979 erschien die Story dann in der von Uwe Voehl herausgegebenen Anthologie "Galgenpuppe" (Vampir-Taschenbuch 78) unter seinem Pseudonym Neal Davenport. 1982 erschien diese Story nochmals in der spanischen Taschenbuchreihe biblioteca basica de ciencia in der Anthologie Nr. 7 "Terror y ciencia ficcion".
Seine Profi-Karriere begann aus meiner Sicht mit der Gründung der literarischen Agentur PANORAMA, die er zusammen mit Helmuth Mommers und Ernst Vlcek 1964 gründete. Ernst Vlcek interessierte sich nicht besonders für die Agentur-Arbeit und hörte bald auf. Mommers verschwand grußlos in die Schweiz (wie Kurt Luif sagte) und seit 1966 führte sie Kurt Luif allein. Ihm wurde bald klar, dass die Verlagswelt nicht auf sie drei gewartet hatte. 1966 schaffte er es eine Western-Anthologie an den Heyne-Verlag zu verkaufen. Ab 1967 durfte er sich Autor nennen, denn sein erster Roman erschien als Utopia-Kleinband Nr. 537 „Menschheit in Ketten“ unter dem Pseudonym Claus Hartmann. Weitere zwei Manuskripte lagen zur Begutachtung vor, wurden aber nicht genommen. 1967 erschien dann noch die Story „Herbert sah gebrochen aus“ in dem Pabel-Humor-Magazin „Spaß muß sein“ Nr. 19.
In der damaligen Wirtschaftskrise Mitte/Ende der sechziger Jahre stellten die Verlage Serien ein oder verlangsamten den Erscheinungsmodus. Da war kein Platz für Newcomer, wie es Kurt Luif nach einem Jahr einsah. Er suchte sich wieder einen festen Job. Die Agentur lief so nebenher. 1970 wagte er einen neuen Versuch. Er schaffte es einen SF-Roman an den Zauberkreis-Verlag zu verkaufen, dann noch einen. Hauptsächlich schrieb er – zum Teil mit Biggy Weiser, seiner damaligen Freundin, damals Kurzgeschichten für diverse Zeitschriften wie Neue Revue, usw.
Im Oktober 1970 vermittelte Kurt Luif die Perry Rhodan-Serie nach Japan.
Endlich 1971 ging es wieder aufwärts. Ein geplanter SF-Roman für die Andromeda-Serie des Astro-Verlages wurde zwar gecancelt (Nr. 17 (?)), aber er stellte für den Heyne-Verlag und dessen Chefredakteur Kurt Bernhard drei Horror-Anthologien zusammen, die dann jährlich erschienen. Es gab zwar noch zwei weitere Horror-Anthologien, die Kurt Luif zusammengestellt hat, die aber unter dem Namen des Redakteur G.S. erschienen sind.
In der Zauberkreis-SF-Reihe veröffentlichte Kurt 1971 + 1972 jeweils einen SF-Roman unter dem Pseudonym Jörg Spielmans.
Als Neal Davenport schrieb er 1972 für die Kommissar Wilton-Reihe vier Romane.
Das Jahr 1972 brachte noch mehr Arbeit, denn Kurt Bernhardt war nach dem Zusammenschluß von Moewig, Pabel und Semrau zur Verlagsgruppe Pabel-Moewig-Semrau, der Chefredakteur dieser Verlagsgruppe geworden, und setzte sich mit Kurt Luif in Verbindung, den er als Horror-Spezialisten ansah. Man wollte sich an die Erfolgsgeschichte der Dan-Shocker-Grusel-Romane des Zauberkreis-Verlages anschließen und plante eine eigene Reihe.
Kurt Luif war in der Anfangszeit (1972 - 1974) der Vampir-Horror-Reihe neben Hugh Walker und diversen Übersetzungen unter zwei Pseudonymen tätig. Einerseits benutzte er sein Fledermaus-Pseudonym James R. Burcette um eine Frankenstein-Trilogie zu schreiben, andererseits schrieb er unter Neal Davenport. Dieses Pseudonym wurde sein bekannteres, denn nachdem er Ernst Vlcek dazu überreden konnte, eine Serienidee für die Vampir-Horror-Reihe zu konzipieren - die Dämonenkiller-Serie - wurde er von Vlcek als zweiter Autor vorgeschlagen. Kurt schrieb von den 17 DK-Abenteuern in der Vampir-Horror-Reihe acht Romane. Die restlichen neun steuerte Ernst Vlcek (sechs als Paul Wolf und drei als Ernst Vlcek) bei.
Kurt Luif schrieb nicht nur zwischen 1973 und 1977 insgesamt 45 Romane für die DK-Serie, sondern betreute auch von Band 18 bis 149 die Leserkontakt-Seite und schrieb zwei umfangreiche mehrteilige Artikel-Reihen mit den Titeln „Hexenglauben“ und „Magie“ dafür.
Nachdem vier Romane von der BPS beanstandet wurden waren, durfte die Serie für mindestens ein Jahr verkauft werden.
Ernst Vlcek entwarf den Hexenhammer, der 1978 mit Band 265 in der Vampir-Horror-Reihe startete. Natürlich war Kurt Luif wieder mit von der Partie und schrieb die Hexenhammer-Romane 3, 5 und 7. Dann hatte er keine Lust mehr, denn die Thematik lag ihm nicht und er gab die Exposés für Band 10 und 14 wieder ab.
Viel lieber ergriff Kurt Luif 1979 die Chance wieder DK-Romane zu schreiben, als der Vampir-Horror-Redakteur Rainer Delfs den Vorschlag machte, die bisherige DK-Taschenbuch-Reihe umzugestalten.
Nachdem Ernst Vlcek mit Band 52 den Neustart eingeleitet hatte, folgte Kurt mit Band 53, dann war wieder Ernst an der Reihe mit den Bänden 54 + 55. Mit Band 55 startete man nach drei Soloabenteuern den Merlin-Zyklus. Die Bände 56 - 58 wurden von Kurt geschrieben. Die eigentliche Nummer 59 "Coco und der Gummitod" von Paul Wolf wurde auf Band Nr. 60 verschoben, denn nach nicht einmal einem Jahres war das Konzept der Taschenbuchreihe wieder geändert worden.
Gleichzeitig wurde die neue Fantasy-Reihe Mythor aus der Taufe gehoben und dafür war Ernst Vlcek als Exposé-Autor gebraucht. Auch Kurt Luif steuerte 1980 zwei Bände für die Mythor-Serie bei (Nr. 28 und 35). Zusätzlich gestaltete er mit zwanzig Fantasy-Autoren-Porträts die erste Zeit der Fan-Seite. Zu einer längeren Zusammenarbeit mit Ernst Vlcek bei der Mythor-Serie kam es nicht, weil sich Kurt Luif mit dem zuständigen Redakteur (Schelwokat) nicht verstand.
Zwei Jahre lang schrieb Kurt Luif keine Heftromane, dann wurde er 1982 als Autor für die Magier-Serie des Zauberkreis-Verlages (Band 18, 23, 24 und 30) geholt.
Im April 1983 startete die Dämonenkiller-Serie als Neuauflage. Nachdem der Verlag die Nummer 7 ("Amoklauf" von Neal Davenport) nicht gebracht hatte, war die Nummerierung durcheinander, sodann es kam zu einem Leserprotest. Die Chefredaktion gab grünes Licht für ein neues DK-Abenteuer, für das Ernst Vlcek ein Exposé entwarf, das Kurt Luif schreiben durfte. Als Band 34 erschien "Der schwarze Hengst" im November 1983. In den Jahren 1984 + 1985 erschienen weitere DK-Nachdrucke von Kurt Luif bis Band 130.
Dann kam der Schock. Die Verlagsleitung hatte die glorreiche Idee gehabt, die Serie ab Band 131 mit neuen Romanen erscheinen zu lassen und Ernst Vlcek als Exposé-Technokrat in Ruhestand zu schicken.
Auch die LKS-Betreuung gab Ernst Vlcek mit Band 145 an Kurt Luif ab. Kurt Luif hatte die undankbare Aufgabe, die zahlreichen Beschwerde-Brief zu beantworten und die Leserkontaktseiten zu betreuen. Er machte seine Sache wieder perfekt und schrieb nebenher noch die Bände 133, 134, 138, 142, 150, 160, 164 und 168.
Der Pabel-Verlag hatte seinen Fehler mit dem Einzelromane-Konzept eingesehen und mit Band 164 startete einen neuer DK-Zyklus. Leider war das zu spät, denn nachdem der Chefredakteur Werner Müller-Reymann im Mai 1986 bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war, wurde bei einer Krisensitzung in Rastatt, die Entscheidung gefällt, fünf Serien einzustellen. Dazu gehörte auch die Dämonenkiller-Serie. Die Verkaufszahlen waren nach Band 130 derart in den Keller gefallen, daß der Verlag auch dem neuen - alten - Konzept DK-Romane nach Exposé schreiben zu lassen, keine Chance mehr gab.
Eigentlich sollte Kurt Luif die Nummer 172 schreiben, aber eine Sehnenscheidenentzündung hinderte ihn daran (also durfte W.K. Giesa einspringen). Seinen nächsten DK-Roman - Nr. 177 - hatte er gerade angefangen, als der Entschluß fiel die DK-Serie einzustellen. Damit war Kurt Luif als Autor erst mal weg vom Fenster.
1990 – (nach 1984 und 1986) - veröffentlichte er noch zwei Kommissar X-Romane unter seinem Pseudonym Neal Davenport. Zu weiteren KX-Romanen kam es leider nicht, da man sein Exposé für einen weiteren abgelehnt hat und Kurt daraufhin keine Lust mehr hatte.
Er sprach mit seinem Freund Franz Schicker, der Redakteur beim »Sport« war und seit fast 20 Jahren zu seinen besten Freunden zählte. Schicker sprach mit dem Zeitungsherausgeber, und ab 1991 hatte Kurt diesen Halbtagesjob und dafür Kurt Luif einen guten Lohn. Dazu kamen die Rhodan-Japan Provisionen. Kein Reichtum, aber er konnte davon leben.
In der Dämonenland-Reihe des Bastei-Verlages erschienen zwar in den Jahren 1988 - 1995 noch fünf Nachdrucke von ihm, aber der geplante 3. Dick-Collins-Roman (welchen er 1981 schon zu 75% geschrieben hatte), den er für die Dämonenland-Reihe zu Ende schreiben wollte, wurde erst in der Fantastik-News Nr. 100 im Jahr 1997 veröffentlicht, nachdem ich ihn genervt hatte, diesen Roman endlich zu Ende zu schreiben. Damit war seine Schriftsteller-Karriere beendet.
In den letzten Jahren war es um Kurt Luifs Gesundheit nicht so gut bestellt, und er genoss sein Rentnerdasein.
Kurt Luif ist am 21. April 2012 gestorben und wurde vor fünf Jahren am 14.05.2012 auf dem Wiener Friedhof Mauer im 23. Wiener Bezirk beigesetzt.
Mit dem heutigen Tag starten wir dann eine kleine Werkausgabe zum Thema Luif. Jeden Monat ein Roman. Der Zauberspiegel und ich hoffen, dass es gefällt.
Weitere Artikel über Kurt Luif und die Interviews
Männer des Grauens: Kurt Luif
Kurt Luif-Biografie - Aus der Sicht eines ewigen Dämonenkiller-Freaks (und Kurts größter Nervensäge)
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KOMMISSAR X - Die Serie, Teil 12: Kurt Luif
Kurt Luif alias Neal Davenport ist tot
Kurt Luifs Beerdigung am 14.05.2012
... Kurt Luif über Leben, Schreiben, SF, Vampire und Dämonen (Teil 1)
... Kurt Luif über Leben, Schreiben, SF, Vampire und Dämonen (Teil 2)
Gedankensplitter über das Schreiben von Kurzgeschichten
© Uwe Schnabel 2017
Kommentare
Claus Hartmann, Die Schläfer der Ewigkeit
Was die berühmte "glorreiche Idee" angeht: Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass je ernsthaft zur Debatte gestanden hat, ob Vlcek den DK in der Zweitauflage als Exposéautor fortführen soll.
Zu der Zeit war er längst der Exposéautor von Rhodan in einer sehr turbulenten Zeit nach Voltz`Tod. Er hat in einem Interview erzählt, wie schwer allein das schon zu stemmen war. Es ist eigentlich schon überraschend, dass er die Zeit gefunden hat, 131/132 umzuschreiben.
Ich glaube, die Idee, ohne Exposés weiterzumachen, war eher der Not geschuldet. Einem anderen Autoren wird die Redaktion eine Fortsetzung wohl nicht zugetraut haben. Was ich soweit von Luif im Interview gelesen habe, kann ich mir auch nicht vorstellen, dass er sich dazu berufen gefühlt hätte.
Die Entscheidung wegen der DK-Umstellung fiel sehr plötzlich. Kurt Luif und Ernst Vlcek wurden als letzte informiert. Die Verlagsleitung hat noch nicht mehr den Versuch gemacht Kurt zu fragen. Es ging vorallem um die Einsparung von Exposé-Kosten. Immerhin haben bei der Erstauflage Ernstl das Exposé bezahlt bekommen, und Kurt bekam immerhin die Hälfte. Geht man einfach mal von ca. 700 DM aus, ging es um Einsparung von 1000 DM pro Heft, das sind im Jahr 50.000 DM. Die Honorar für die neuen Romane der Zweitausgabe wurden ja auch auf 1.400 DM gesenkt.
Man wollte einfach Geld einsparen und dachte es geht gut...