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Ich setz mich zum Lachen vor den Fernseher - Meine Vorliebe für Sitcoms

Zauberwort - Der Leit(d)artikelIch setz mich zum Lachen vor den Fernseher
Meine Vorliebe für Sitcoms

Der eigentliche Anlass für diesen Artikel ist der Start des »The Big Bang Theory«-Prequels »Young Sheldon«, das am Montag nach der ›Mutterserie‹ erfolgreich bei PRO7 angelaufen ist. Ich bin seit Jahren Anhänger dieser Art von Serien und genieße sie mit Wonne, aber über manche Serie kann ich einfach nicht wirklich lachen. Die Serie über den jungen Sheldon gehört dazu. Nun habe ich mich gefragt, was für mich eine gute Sitcom ausmacht.

»M*A*S*H«, »Cheers«, »Frasier«, »Home Improvement«, »Golden Girls«, »Malcolm in the Middle« »Scrubs« »The Middle«, »Modern Family« und nicht zuletzt »The Big Bang Theory« sowie ein paar weitere waren für mich (teilweise nur zu ihrer Zeit) Höhepunkte des Fernsehens, denn nicht jede der Serien altert so, dass sie auch mit einigen Jahrzehnten auf dem Buckel noch ansehbar ist. Aber das liegt ja in der Natur der Unterhaltung. In der Regel ist sie zeitbezogen und zehn Jahre später hat sie im günstigsten Fall eine hübsche Patina angesetzt. Im ungünstigsten Fall ist die Serie altbacken, fad und hat den Witz eingebüßt. Dennoch habe ich bei diesen Serien oft und gerne gelacht (und wenns nur zur Erstausstrahlung war).

Dieses fünfundzwanzig Minuten-Format der Sitcom hat in mir einen Liebhaber gefunden. Gut, nicht alles trifft mein Humorverständnis. Da gab es »Two Broke Girls«. Die Serie hatte eine tolle Grundidee, aber die Witze waren so plump, vulgär und die Darstellerinnen sahen immer so aus, dass sie anzeigten: Jetzt kommt die Pointe und ich jetzt reiß den Witz. Zumeist war es dann was über Sex oder Körperausscheidungen, die sich auf dem Niveau schlechterer Herrenwitze bewegten. Für mich nicht goutierbar. Auch bei Favoriten bei vielen anderen Zuschauern blieb mir das Lachen oft im Halse stecken, aus fast denselben Gründen wie bei den »Two Broke Girls«. Der Witz war mir zu plump. »Love and Marriage« (dt. Eine schrecklich nette Familie) erreichte mich nicht, obschon die Dumpfbacke und Al schon Momente hatten, aber ansonsten habe ich bei dem was ich gesehen habe kaum gelächelt. Das war nichts für mich.


Comedyserien erreichen mich dann, wenn Dinge zusammenkommen wie ...

  • … liebenswerte Typen
  • … die in Fettnäpfe treten
  • … und aus diesen nur unter Mühen wieder herauskommen
  • ... jede(r) aus dem Maincast bekommt seine/ihre Momente
  • … und es tolle, schräge und/oder sympathische Haupt- und/oder Nebenfiguren gibt
  • … und die Gags nicht allzu plump sind
  • ... und sich nicht ständig auf dem Niveau von Verdauungsendprodukten und Genitalien (und deren Einsatzmöglichkeiten) bewegen

Ich liebe zum Beispiel Familien-Sitcoms. Da wäre mein Favorit »The Middle«. Im Mittelpunkt steht die Familie Heck. Zwei Sitcom-Veteranen spielen die Eltern. Neil Flynn (Scrubs) und Patricia Heaton (Everybody loves Raymond). Er ist der wortkarge Ehemann (Mike Heck), sie die oft überengagierte Mutter (Frankie Heck). Die drei Rollen der Kinder sind ebenso toll besetzt. Aus bestimmten Gründen ragen zwei davon heraus. Die Tochter Sue Sue Heck (Eden Sher) ist ein Stehaufmännchen, die immer das Positive findet und sich durch nichts zurückwerfen lässt (und sie wird oft abgelehnt, wenn es um Aktivitäten geht). Sue wird grandios von Eden Sher gespielt. Fantastisch kann man nur sagen.  Dazu noch der Jüngste Brick Heck, der von Atticus Shaffer gespielt wird. Er ist in Bücher verliebt und großer Fan des (fiktiven) SF-/Fantasy-Epos ›Planet Nowhere‹. Die Gags sind oft situativ und haben nicht diese Holzhammerpointen. Die Figuren werden von den Autoren liebevoll gepflegt und sind nie überkandidelt. Und was sehr wichtig ist: Die Familie Heck wird nicht vorgeführt.

Hinzu kommen wiederkehrende Figuren wie die Glossners. Das sind die asozialen Nachbarn der Hecks mit Mutter Rita an der Spitze. Diese wird überzeugend und witzig dargestellt von Brooke Shields. In »The Middle« gibt es einige diese wiederkehrenden Rollen, die man einfach lieb haben muss. Manche sind dann auch mit Überlegung besetzt. Doris Roberts, die in »Everybody loves Raymond« Patricia Heatons Schwiegermutter spielte trat auch als Bricks Lehrerin »The Middle« auf. Bekanntes wurde hier dann auf witzige erneut aufgegriffen. Herrlich gemacht. Ein weitere tolle Rolle ist Frankies Vater. Sie wurde von dem jüngst verstorben Jerry van Dyke gespielt: Van Dyke ist der jüngere Bruder von Dick van Dykle. Aber in »The Middle« hatten beide in der Edpisode »Two of a Kind« einen tollen Gastauftritt. Das siund nur zwei Beispiele für gelungene Gastauftritte.

»The Middle« ist in Orson/Indiana in der tiefsten Provinz angesiedelt. Es geht in der Regel um den Alltag dort. Die Hecks schlagen sich mit Alltagsproblemen herum und man erlebt wie sich Figuren von Fettnapf zu Fettnapf hangeln (insbesondere Frankie). Ich kann jeden, der Sitcoms liebt, diese Serie ans Herz legen. Sie läuft täglich auf PRO7. In den USA läuft gerade die finale 9. Staffel. Wer sich einen Eindruck verschaffen will, sollte sich Clips bei Youtube anschauen und den Schwerpunkt dabei auf Sue und Brick legen.

Die Serie ist als Familiencomedy noch liebenswerter als »Home Improvemet«, aber nicht so anarchisch wie »Malcolm in the Middle«, eine Serie in der das ganze Ensemble brillierte und die hervorragend besetzt war. Bryan Cranston hatte als Hal in dieser Serie schon große Momente. Aber auch der Rest der Besetzung bekam immer wieder Gelegenheit, die Talente zu zeigen. Wie es in guten Ensemble-Comedys sein muss.

Ich könnte jetzt jeden meiner Favoriten durchgehen und erklären, warum ich diese Serie liebe bzw. geliebt habe. Das würde aber hier zu weit führen. Kommen wir also nun zu »The Big Bang Theory« und »Young Sheldon«.

Ich liebe »The Big Bang Theory« und bin der Meinung, dass diese Nerds nicht respektlos behandelt werden, denn für eine Sitcom ist es wichtig, dass die Protagonisten durch Massen von Fettnäpfchen waten. Daher sieht es nicht immer so aus, als werden die Hauptfiguren solcher Serien mit Respekt behandelt. Aber gerade, wenn der (die) Held(en) nicht in Schwierigkeiten geraten und sie sich lächerlich machen, dann ist das respektlos.

Nun ist der schrägste Vogel in »The Big Bang Theory« Sheldon Cooper (Jim Parsons). Über ihn haben wir Laufe der Jahre (Staffeln) viel erfahren. Auch aus seiner Kindheit, die - weil sie auch so fern war - gern zum Mythos verklärt wurde und jede Menge Details als Gaghintergrund benutzt wurden. Diese Kindheit war ein Vehikel wie Figuren in Comedyserien, die nie in Erscheinung treten. Da sind (als Beispiele) aus »Cheers« Norm Petersons Frau Vera, aus »Home Improvement« Als Mutter, aus »Frasier« Niles Cranes Frau Maris oder in »The Big Bang Theory« selbst Howards Mutter. Man braucht, um hier und da mal ein Details aus Sheldon Coopers Kindheit und Jugend in einer Folge unterzubringen keinesfalls eine wirklich schlüssige Backgroundgeschichte. Es ist nur ein Vehikel für einen, mehrere oder gar viele Gags. Manches an Sheldon wurde gar fallengelassen. In den ersten Staffeln war Sheldons phänomenales Gehör ein Thema. Mittlerweile gilt das nicht mehr. Aber Sitcoms sind nicht unbedingt der Hort einer konsistenten Serienentwicklung oder überhaupt einer Entwicklung.

Bis »Young Sheldon« als Serienidee geboren wurde und der Familienhintergrund vom Witzsteinbruch zum Serienhintergrund mutierte. Aber da stand ein ganzer Haufen Ballast im Raum. Sheldons Verhalten, wenn seine Freunde sich streiten, hatte zum Hintergrund, dass seine Eltern sich richtig gefetzt haben und Sheldon dadurch traumatisiert ist. Das wird in der dritten und vierten Staffel oft thematisiert, als Leonard und Penny ihre erste Beziehung hatten und sich stritten und sich trennten, weil Wil Whreaton ein Bowlingmatch gewinnen wollte. Insbesondere das Bild des Vaters in »The Big Bang Theory« ist das eines Säufers und Ehebrechers, der mit der Pistole auf Sammelteller der Mutter schießt und der im Auto "Fahrwhisky" verwahrte. Das Familienleben war eher eine Katastrophe, denn ein witziger Serienbackground. Auch seine Erinnerung an die von ihm besuchten mehr oder weniger höheren Lehranstalten ist doch eher die eines von Rowdys gequälten jungen, der noch als nahezu vierzigjährigen Physiker durch die Uni rennt und in Erinnerung daran "tut uns nichts" brüllt. Solide Grundlage für Witze ...

Das muss ich nicht sehen, zumal Sheldon erst aus seiner emotionalen Verkrüppelung gezogen wird, nachdem in der Serie neben Leonard, Howard, Raj auch noch Penny, Bernadette und insbesondere die von Mayim Bialik gespielte Amy Farrah Fowler in sein Leben treten. Also bekommt man einen gefühlsmäßig unterentwickeltes Kind zu sehen, dass in einer kaputten Familie aufwächst und von Mitschülern gequält wird. Nee, kein Serienhintergrund für mich.

Gut, in der Pilotfolge kam zumindest der Vater eher abweichend rüber. Er war mehr ein hilfloser Trottel, als der saufende Fremdgeher ... Aber das war wohl nötig, um »Young Sheldon« nicht in die Kategorie Drama unterzubringen. So wirkt der Säufer mehr wie ein netter Trottel.

Und daher muss »Young Sheldon« heute darauf verzichten, dass ich zusehe. Für mich ist de Serie zu Ende. Es ist zwar ein reizvolles Thema aus der Kindheit eines Genie eine (Comedy-)Serie zu machen, aber Sheldon ist dafür nicht geeignet. Ein anderes Genie wäre interessanter gewesen. Aber gut, ein Spinoff erschien Serienschöpfer Lorre und dem US-Sender (CBS) wohl einfach zu verlockend. In den USA wird es dann auch ne zweite Staffel geben. Aber auch diese wird ohne mich stattfinden.

Kommentare  

#16 Alisha Bionda 2018-01-21 10:08
Ich bin auch seit Jahrzehnten ein großer Fan von Sitcoms. Mittlerweile sind etliche ältere Kult (wie GG, KoQ etc pp) und neuere haben Einzug gehalten.
Die Mischung machts.
Für TBBT konnte ich mich nie erwärmen.
Ich mochte früher zwar auch andere Serie, das hat sich aber für mich völlig "ausgeschlichen" - daher sehe ich weder GoT oder anderes, da mich auch eher die humorigen Stoffe zum "Relaxen" einladen.

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