"Auf seine Art, eine richtige Rampensau"
"Auf seine Art, eine richtige Rampensau"
von Christina Angelidis
Ich wurde gebeten noch ein paar kurze Worte über/zu Horst zu sagen, was mir - wie bereits erwähnt – etwas schwerfällt, weil ich der Meinung bin, dass es da geeignetere Personen gibt, die ihn sehr viel länger und besser kannten als ich. Aber ich versuche es mal.
Wie bereits erwähnt traf ich Horst (und auch Bettina sowie einige Andere) zum ersten Mal auf der Frankfurter Buchmesse 2008 (danke an Stephan für den Hinweis, wann genau das war) 😊
Ich war gerade zur Gewinnerin des Kurzgeschichten-Wettbewerbs vom Zauberspiegel gekürt worden (was ich bis heute nicht verstehen kann, aber lassen wir das) und traf mich mit den Beteiligten bereits früh morgens, wir hatten einen Termin beim Beltz Verlag, der gerade die Warrior Cats Buchreihe veröffentlichte. Und so traf ich also auf Horst nebst (damals noch Lebensgefährtin) Bettina, die fleißig Fotos machte.
Da stand nun dieser (aus meiner Sicht) riesige Kerl, der mich sofort (ungelogen) an eine wilde Mischung aus Käpt’n Iglu und Seeräuber erinnerte. Er war mir sofort sympathisch und nahm mir so die Nervosität quasi vor Allem. Ich meine das erste Mal Buchmesse, fremde Menschen, ein Buchverlag und usw. Sowas kannte ich vorher nicht und ich war recht eingeschüchtert, aber Horst vermittelte mir durch seine bloße Anwesenheit Sicherheit und so konnte ich das alles letztlich genießen. Ich begleitete die Beiden den ganzen Tag, traf auf weitere Zauberspiegel-Mitarbeiter, bekannte und auch weniger bekannte Persönlichkeiten und war beeindruckt. Horst war gefühlt, wie man so schön sagt „auf seine Art eine richtige Rampensau“. Schon sein Auftreten an sich, er war ja doch eine recht imposante Gestalt fand ich ziemlich faszinierend, einen solchen Menschen hatte ich bisher noch nicht getroffen. Selbstsicher, intelligent und freundlich (zumindest habe ich
Fotoihn persönlich kaum anders erlebt). Nicht nur dass mich dieser Besuch auf der Messe regelrecht angefixt hatte, er verhalf mir ein oder zwei Jahre später auch dazu mein damaliges Illustratoren-Idol Luis Royo kurz persönlich zu treffen und bei seiner Signierstunde eins seiner Poster mit einer persönlichen Signatur abzustauben - dieser Schatz hängt noch heute über meinem Bett und wäre ohne den hartnäckigen Horst gar nicht erst in meinem Besitz gekommen.
Übrigens fällt mir gerade zum Thema Rampensau noch eine wilde Autofahrt ein, in der mir Teils angst und bange wurde. Ich besuchte 2009 wie viele andere Zauberspiegel-Kollegen auch die Gordon-Black-Release Party in Neu-Eichenberg. Ein sehr schöner und interessanter Abend. Dort kam ich erneut mit Dingen und Themen in Berührung, die ich mir nie ausgemalt hätte. Egal ob es die Premiere selbst war, die vielen Menschen aus den unterschiedlichsten Branchen, die Talkrunden - quatschen konnte Horst gut, das olle Zirkuspferd (kann mir übrigens jemand sagen, wie und wo ich mir Toxic Lullaby noch ansehen kann, das habe ich nie geschafft leider) Schauspieler, Hörspielmacher, Sprecher … ein Mini—Kino und sogar ein Sprechercasting (wer weiß, eventuell ist mir da eine zweite Karriere flöten gegangen, hätte ich mal teilgenommen 😁 ). Nun denn, aufgrund der Entfernung zu meinem Wohnort war ausgemacht, dass ich die Nacht bei Horst und Bettina verbringe. Was mich zu besagter Autofahrt bringt. Ich war mit dem eigenen Wagen unterwegs (5x geblitzt auf dem Hinweg, teurer Spaß!), kannte mich nicht aus und musste folglich Horst hinterher. Im Dunkeln und es regnete aus Kübeln. Horst, mit Verlaub, fuhr wie ein Berserker (scheiß auf schlechte Sicht und viel zu viel Wasser auf der Autobahn); ich hatte Mühe ihm hinterher zu kommen und ihn nicht aus den Augen zu verlieren, sonst hätte ich direkt die Heimreise antreten können. Endlich in Kassel angekommen war ich froh noch zu leben. Wie sich heraus stellte war der 2. Mitschläfer schon mittags bei den beiden angekommen und hatte das Bett für sich vereinnahmt, so verbrachte ich die Nacht minimal unbequem auf einer Matte auf dem Boden des Arbeitszimmers mit obligatorischem Von Allwörden-Kater auf dem Buckel (Katze auf dem Rücken kannte ich ja schon von zu Hause 😉 ) .
Ich könnte sicher noch einige kleine Erinnerungen teilen, aber diese bleiben in meinem Kopf und Herzen verwahrt.
Ich werde Dich vermissen, Du sturer, liebenswerter Ochse, ich bin froh Dich kennengelernt haben zu dürfen.
© by Christina Angelidis 2023
Foto: Bettina von Allwörden (Meister)