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Nichts ist für immer - Mehr von (müden) alten Helden

Zauberwort - Der Leit(d)artikelNichts ist für immer
Mehr von (müden) alten Helden

Manchmal lese ich gern Kleinanzeigen in der örtlichen Presse. Wenns um Computer geht, wundere ich mich manchmal über die Preisvorstellungen der Inserenten für ihre Rechner. Gelegentlich mache ich mir auch den Spaß und rufe an. Auf die Frage warum der Rechner denn so teuer ist, kommt immer prompt fast gleichlautend die Antwort: »Der war mal sehr teuer!« Aber sie betonen den Satz falsch. Diese sollte eigentlich auf ›war‹ und nicht auf ›teuer‹ liegen …


So ähnlich ist es mit der Unterhaltung. Konkret auch bei John Sinclair. Auch der war mal sehr erfolgreich. Auch hier sollte die Betonung auf ›war‹ statt auf ›erfolgreich‹ liegen. Gerade die Unterhaltung ist etwas sehr auf den Zeitgeist und Moden bezogenes Thema.

Daher halte ich es für wenig zielführend, immer die Vergangenheit zu schauen. Sinclair hatte seine große Zeit, den Zenit, in den Achtzigern. TV-Film und –Serie waren Flops. Die Hörspiele laufen, aber nicht mehr so gut wie vor zehn Jahren und zuletzt hieß es, die Serie verkaufe nur noch etwa 10.000 Hefte. Das ist – wenn man es drastisch formuliert – nur noch ein Bruchteil dessen, was noch vor 30, 35 Jahren verkauft wurde.

Daher haben die Kommentatoren zu ›Die alten Helden sind müde - In den Ruhestand mit ihnen …‹ recht, wenn man ein paar Jahrzehnte zurückblickt, Sinclair war ein Erfolg. Aber ist der Erfolg in der Vergangenheit auch ein Garant für die Zukunft?

Doch wohl eher nicht?

Man werfe mal einen Blick auf den Fußball. Würde eine Mannschaft heute noch so spielen wie in den Sechzigern (mit Mitteläufer) oder den Siebzigern (mit Libero), müsste sie sich zum einen nicht nur vorwerfen lassen, antiquiert zu spielen, sondern zum anderen mit Sicherheit auch sportlichen Misserfolg hinnehmen müssen gegen modern mit hoher Variabilität spielender Mannschaften.

Und man sehe die gelegentlichen Wiederholungen von WM-Spielen der Fünfziger über die Siebziger bis hinein in die Neunziger an. Gerade in den Fünfzigern bis in die Siebziger wirkt das Spiel, verglichen mit heute, behäbig und langsam.

Damit beenden wir den Exkurs in die Welt des runden Leders und richten unseren Blick wieder auf die Unterhaltung. Man sehe sich die hochgerühmten Durbridge-Straßenfeger an. Was in den Sechzigern zeitgemäße, hochspannende Unterhaltung war (die Betonung liegt auf dem ›war‹), hat heute einen vergilbten, antiquierten Charme. Nostalgie pur. Würde man noch heute so Fernsehen und Kino produzieren, die Zuschauer würden eine solche Serien nicht mehr sehen wollen.

»Jerry Cotton« und sein Clon »John Sinclair« entstammen den Traditionen dieser Zeit. Damit kann man doch in der Zukunft nichts werden. Nur weil viele noch die Namen kennen, ist es doch nicht so, dass auch jeder deren Abenteuer lesen, hören oder sehen will.

Es gibt tausend Dinge, an die man sich mehr oder weniger gern erinnert und sie lösen die warmen Gefühle an frühere (bessere?) Zeiten aus, aber gekauft und benutzt werden die Gegenstände heutzutage nicht mehr. Es ist wie mit dem Fußball. Namen wie Fritz Walter und Franz Beckenbauer kennen noch viele, aber die Art, wie zu ihrer Zeit Fußball gespielt wurde, will heute keiner mehr sein. Oder eben die Durbridge-Mehrteiler oder die Art und Weise, wie die ›Gentlemen zur Kasse baten‹ ist antiquierte Unterhaltung, an die man sich noch gern erinnert, die aber so heute keineswegs mehr mattscheiben- oder leinwandtauglich ist.

Da ist der Thomas Morus zugeschriebene Spruch vom Weitergeben der Flamme und nicht dem Bewahren der Asche dann wieder. Cotton und Sinclair sind Asche. Bastei (und nicht nur die) wären gut beraten, nicht die Asche ihres alten Erfolgsrezepts aus den Fünfzigern (geklont in den Siebzigern) immer wieder zu schüren. Sie darf in Ruhe ausglühen bzw. sie sollte es, denn ein Erfolgsrezept für die Zukunft ist das nicht mehr.

Erfolgreiche Unterhaltung (wir wollen uns nicht in einen Geschmacksstreit begeben und von Kategorien wie ›Gut‹ oder ›Schlecht‹ reden, denn Unterhaltung wird in der Regel am kommerziellen Erfolg gemessen) ist keine Kunst (im bildungsbürgerlichen Sinn), sondern die breite Masse ansprechendes (Kunst-)Handwerk und im eigentlichen Sinne trivial. Daher gilt in der Unterhaltung im Allgemeinen und für Heftromane (und deren Nachfolger in Taschenheft und eBook) im Besonderen tatsächlich das, was schon seit Jahrhunderten gilt: Erfolge und Trends preiswert zu vervielfältigen. Aber dazu muss ich nicht das vervielfältigen, was einmal erfolgreich war, sondern was jetzt und in nächster Zeit erfolgreich sein wird.

Unsere Zeit wird schnelllebiger. Wenn man am Ende der Nahrungskette sitzt, sprich Trends vervielfältigt, sollte man zunehmend schneller reagieren und gar nicht mehr an Endlosserien denken, die in 20 Jahren und 1000 Nummern noch erfolgreich ist, sondern variabel den Markt vrfolgen und auch mit kurzlebigen Projekten reagieren.

Dazu passt auch die grundsätzliche Idee einer 360°-Verwertung. Nur dann muss man Stoffe zusammen mit anderen Verwertern entwickeln und sich selbst mit gedruckten Erzeugnissen (ob analog oder digital) von vornherein als Zweitverwerter platzieren. So reagiert man nicht, sondern agiert und kann mitbestimmen.

Aber dazu brauche ich keine alten Hüte aus dem Schrank zu holen …

 

Kommentare  

#46 Mike 2014-04-07 13:23
Jeder hat sein natürlich eigenes Argumentationswirrgefasel, um seine Vorurteile zu rechtfertigen. Diskutieren ist dann schnell ermüdend, denn egal, was man sagt, es wird einem dann eines dieser Scheinargumente an den Kopf geworfen. Und die Meute kann sich dann um diese Argumentationsbrocken streiten und auf noch größere Abwege geraten. Dann garnieren wir das noch mit abstrusen Allgemeinplätzen wie "nichts ist für die Ewigkeit" oder "das braucht niemand", und schon sind wir im Strudel einer klassischen Netzdiskussion.

Das Wort "brauchen" ist übrigens das wohl hinterwäldlerischste Wort, das es gibt, ein Scheinargument sondersgleichen. Als ich mir ein Macbook kaufen wollte, hörte ich laufend dieses Wort. "Brauchen" tut man einen Platz zum Schlafen und eine Feuerstelle. Also: Dieses Wort ist für den Mülleimer, und jedes Argument, in dem es vorkommt, genauso.

Es ist ein Unterschied, ob ich sage, John Sinclair ist unmodernisierbar, oder ob ich sage, dass man in dem Verlag niemanden zutraut, Sinclair zu modernisieren, oder ob ich sage, dass diese Modernisierung "kein Mensch braucht", weil man genausogut "was Neues" machen kann.

Also, über welches Argument reden wir? Da müssen wir uns schon ein wenig festlegen, unabhängig davon, dass alle genannten Einwände himmelschreiender Quatsch sind. Warum sollte man "John Sinclair" nicht modernisieren können? Es wimmelt darin von leicht zugängiglichen Archetypen der Belletristik, genau das, was eine Sache zeitlos macht. Die Modernisierung wurde bereits eindrucksvoll mit den Hörspielen demonstriert. Warum sollte das im Verlag niemand können? Wir sprechen hier ja nicht vom Öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

Natürlich kommt spätestens jetzt schnell das "brauchen"-Argument. Nur: Warum spielte 1993 Harrison Ford Dr. Richard Kimble in dem Film "Auf der Flucht", obwohl damals nur die wenigstens wussten, dass es 30 Jahre zuvor eine gleichnamige TV-Serie gab, worauf das ganze basierte? (Die jungen Kinogänger wussten es sicher nicht.)

Warum bringt man "Iron Man" ins Kino, obwohl viele junge Kinogänger wahrscheinlich gar nicht wissen, dass dieser auf einer Comic-Reihe basiert, in welcher die "Eiserne" mehr an einen klassischen Taucheranzug erinnerte?

Warum macht Moffat nicht eine neue Krimireihe mit einem originellen Helden? Warum machte er "Sherlock", obwohl die Figuren nur noch die Namen und die völlig überzeichneten Charakteristika mit den Originalhelden gemein haben? Viele Fans von "Sherlock" haben wahrscheinlich nie eine klassische Sherlock-Geschichte gelesen.

Wozu die Jugend erneut mit den "Fünf Freunden" ins Kino locken?

Wer diese Fragen nicht beantworten kann oder will, der braucht nicht so zu tun, als hätte er Argumente. Der kann weiter in seiner kapitalistischen Ideologie schwelgen, wonach Dinge "tot" sind, weil sie wirtschaftlich nicht ansteigen oder die Renditekurve nicht nach oben zeigt. Es gab Zeiten, da interessierten sich Fans für Inhalte, nicht für Verkaufszahlen, die waren brav das Problem des Verlags, und wenn Serien endeten, dann lebten diese in Fanstorys und Fanzines fort.

Heute schwandroniert man dann gerne vom "Zeitgeist". Wobei natürlich vorher schon feststeht, was der Zeitgeist ist. Der "Frozen"-Soundtrack hat drei Zusatztracks, wenn man sich die Download-Version holt. Holt sich der Fan deswegen den Download, "beweist" das den Zeitgeist.

Dieser Zeitgeist ist nämlich an ALLEM schuld. Er ist schuld, dass "Wetten dass...?" innerhalb kurzer Zeit die Hälfte seiner Zuschauer verliert. Dass dies gerade an der Anbiederung an den Zeitgeist und an einem Moderator mit der sympathischen Ausstrahlung eines Guido Westerwelle gelegen haben könnte, will man nicht wahrhaben, selbst wenn zeitgleich "Dalli Dalli" zurückkehrt.

Nichts ist so unerschütterlich wie der Glaube an die eigenen Vorurteile. Wenn Jahr für Jahr jede ernsthafte Studie ergibt, dass die hirnverbrannte "Five a Day"-Regel, wonach man fünfmal am Tag Obst und Gemüse essen soll, gar nichts bringt, dass also alle Aufklärungskampagnen verschwendetes Geld waren, dann korrigiert man den Fehler eben, indem man die "Ten a Day"-Regel erfindet. (Ist tatsächlich kein Witz!)

Also: Warum der Erfolg vom Marvel-Universum im Kino, obwohl sich die Comics seit Jahrzehnten schlecht verkaufen?

Weil in unserer Welt der Markenname einen Vorteil hat. Mag sein, dass ein Zwölfjähriger heute noch nie von "John Sinclair" gehört hat. Aber sein Vater hat es. Und der liest vielleicht von einer Neuauflage. Und er berichtet, weil er zufällig Redakteur ist, als News-Fitzel darüber in einer Zeitung.

Ein bekanntes Element kann den Unterschied darüber machen, ob etwas in Millionen Twitter-Meldungen, in Millionen Newsletter und Millionen Blogs auftaucht oder nicht.

Ein anderer glaubt zwar, "John Sinclair" nicht zu kennen, hat den Namen aber doch schon mal irgendwo gesehen oder gehört. Da war vielleicht der Mitschüler, der immer von "Sinclair" sprach, was sich unbewusst ins Gedächtnis eingeprägt hat.

Das Bekannte und Vertraute hat immer eine größere Anziehungskraft, gerade in unserer heutigen Zeit, wo wie mit Unterhaltungsangeboten überschwemmt werden. Und es hat einen größeren Verbreitungseffekt in einer Welt, wo sich nur wenige Infos durchsetzen können.

Wenn Moffat die Sherlock-Serie neu macht, wird darüber wahrscheinlich mehr geschrieben als über irgendeine Krimi-Reihe.

Und das zeigt: In einer Welt, in der niemand mehr Hüte "braucht", ist ein alter Hut, von dem man schon mal gehört hat, tausendmal mehr wert als ein neuer Hut, den kein Mensch kennt.
#47 Lefti 2014-04-07 14:28
@Mike:
Ich kann Dir nur beipflichten, Mike!
Du hast absolutly recht!
Ich bin auf Deiner Seite!

Ich glaube, den Begriff 'Zeitgeist' haben hier im Zauberspiegel unsere Mädels ;-) eingebracht! Die solltest Du diesbzgl. mal befragen. :P

IronMan und altmodischer Taucheranzug? :-?
Sah für mich eher wie eine Ritterrüstung aus. ;-)

Zitat:
Also: Warum der Erfolg vom Marvel-Universum im Kino, obwohl sich die Comics seit Jahrzehnten schlecht verkaufen?
Da halte ich es wie Captain Jack Sparrow: 'Aber: sie verkaufen sich!' ;-)

PS: Ich möchte noch drauf hinweisen, dass mit 'Frozen' Disneys Eiskönigin gemeint ist. - Nur für die Unwissenden. ;-) Das musst Du dazu schreiben, Mike. :roll:
#48 Alfred Wallon 2014-04-07 14:50
Trotzdem ist und bleibt es so, dass die Verkäufe einer Heftserie für deren Existenz Voraussetzung sind. Wenn die Verkaufszahlen sinken, dann wars das eben.

Man kann selbst aus Heftromanen noch etwas machen, wenn man das Konzept ändert und ein gescheites Marketing betreibt. Aber dazu muss es auch Leute an den entscheidenden Stellen geben geben, die sich über solche Dinge such den Kopf zerbrechen und Dinge ändern WOLLEN.

Jugendliche - und somit zu einem nicht unwesentlichen Teil auch Neuleser - nehmen doch gar nicht wahr, dass es Heftromane gibt. Wo sind denn die Radio- oder TV-Spots? Wo ist die Anzeigenwerbung außer in den eigenen Heften?
#49 Pisanelli 2014-04-07 18:58
Also, wenn meine Eltern mir erzählt hätten, dass sie Heftromane toll fanden/finden, wäre das als Jugendlicher genau der Grund gewesen, davon die Finger zu lassen :-* Werbung über die Eltern funktioniert ja wohl so gar nicht. Aber ist natürlich billiger als selber welche zu kreieren. Wenn das die Hoffnung der Verlage ist, dann tun mir die Verantwortlichen echt leid. Dann sind sie ja wohl über den Punkt totaler Verzweiflung lange hinaus...
#50 Kaffee-Charly 2014-04-07 22:44
zitiere Lefti:
(...)
'Taschenbücher' müssen schon Brikettform haben, um sich gut zu verkaufen. Nicht umsonst haben 'Taschenbücher' seit nicht ungeraumer Zeit Paperbackmaße und einen Umfang von mindestens 400 - 500 Seiten. Nicht wenige Bücher, deren Auflagen in den 1970er Jahren mit kleinen Buchstaben eng geduckt wurden und so wirklich nur einen 'Taschenbuch'-Umfang von mageren 175 Seiten hatten werden in Neuauflagen großzügig mit großen, lesbaren Lettern und dickerem Papier gedruckt, damit die Seitenzahl ansteigt und das Brikettformat erreicht wird.
(...)

Das ist übrigens einer der Gründe, warum ich immer mehr auf eBooks umsteige.
Meinen eReader kann ich in die Jackentasche stecken, die Ziegelstein-Tabus leider nicht.
Einen Heftroman kann ich auch nicht einfach in die Tasche stecken, ohne das Heft dabei zu beschädigen.
Und weil Heftromane nicht in einem handlicheren Format zu bekommen sind (das "Taschenheft"-Format ist ein Schuss ins Knie), kaufe ich sie erst gar nicht mehr in gedruckter Form, sondern höchstens noch als elektronische Ausgabe (falls es überhaupt eine gibt).
#51 Mike 2014-04-08 09:29
zitiere Pisanelli:
Also, wenn meine Eltern mir erzählt hätten, dass sie Heftromane toll fanden/finden, wäre das als Jugendlicher genau der Grund gewesen, davon die Finger zu lassen :-*


Ich habe überhaupt nicht von Heftromanen gesprochen. "John Sinclair" ist eine Marke, die im Bereich Hardcover, Taschenbuch und Hörspiel Erfolge feierte.

Auch ansonsten gehen Deine Einwände an dem vorbei, was ich geschrieben habe. Dennoch will ich darauf antworten, denn auch hier kommt das meiner Meinung nach falsche Vorurteil zum Tragen: "Kinder finden doch eh alles uncool, was Erwachsene ihnen empfehlen."

Es wäre schön, wenn die Welt so funktionieren würde. Dann würden Jugendliche nämlich erkennen, dass im höchsten Maße uncoole Krawattenträger über 40 hinter der ganzen Zigarettenindustrie stecken, und dass die gar nichts Cooles haben.

Fakt ist aber: Kinder, deren Eltern rauchen, rauchen viel häufiger als Kinder, deren Eltern Nichtraucher sind. Würde Deine These stimmen, dass das Heranwachsen aus einem einzigen Abnabelungsprozess besteht, müsste es umgekehrt sein.

Diesen großen Abgrenzungskonflikt halte ich ohnehin für eine Erfindung. Ich sehe schon das Klischee vom Jugendlichen, der heimlich "John Sinclair" unter der Bettdecke liest, während die Walddorf-Eltern, die, wenn sie denn einen Fernseher hätten, dort regelmäßig "Monitor" schauen würde, über den Schund entsetzt sind.

Ich glaube, in mehr Familien als man denkt wanderte so ein Heft durch die ganze Familie. Heute scheint mir die Grenze noch durchlässiger geworden zu sein. Der Papa nutzt genauso die Playstation wie der Sohn. Eltern wie Kinder lesen mal ein "Lustiges Taschenbuch", dann einen "Harry Potter", und die Mama geht mit der Tochter in den neuen "Twilight"-Film.

Abgesehen davon: Werbung funktioniert nicht, indem der Papa zum Sohn sagt: "Du, da kommt was mit John Sinclair, das habe ich als Kind gelesen." Mundpropaganda ist EIN Element von Werbung. Viel wichtiger sind aber die vertrauten Begriffe. Da mag jeder von uns glauben, dagegen gefeit zu sein, aber es ist Teil des Überlebensinstinkts, auf das Bekannte und Vertraute zu setzen.

Daher werben Kinotrailer mit Namen der Stars, mit den Titeln der Filme, welche die "Macher" vorher produziert haben. Daher müssen in jedem "Star Trek"-Film Klingonen vorkommen ... In unserer Zeit der Informationsfülle ragen die Elemente heraus, die uns bekannt vorkommen. Mehr denn je.

Und wenn man nicht gerade die letzten Jahre in einer Höhle lebte, muss man doch erkennen, dass sehr viele Serien und Filme auf "vertraute" Elemente setzen. Da gibt es die Serie, die auf "Psycho" oder "Schweigen der Lämmer" basiert, da gibt es die Fantasy-Serie, die auf eine erfolgreiche Fantasy-Buchreihe setzt, und im Kino wimmelt es vor klassischen Superhelden, von denen noch vor zehn Jahren jeder allein bei der Vorstellung den Vogel gezeigt hätte, dass diese völlig antiquierten Helden Blockbuster-Filme bekommen.
#52 Andreas Decker 2014-04-08 13:10
zitiere Kaffee-Charly:
Das ist übrigens einer der Gründe, warum ich immer mehr auf eBooks umsteige.
Meinen eReader kann ich in die Jackentasche stecken, die Ziegelstein-Tabus leider nicht.


Ja, das ist einer der Vorteile, nicht wahr? :D Und natürlich die lesefreundliche einstellbare Buchstabengröße (sprich, für die Alten unter uns) Ich habe diverse Klassiker erneut gekauft, weil mir die Buchausgabe einfach zu anstrengend geworden ist.
#53 Harantor 2014-04-08 13:22
@Mike vergleich nicht immer Äpfel (Iron Man & Co.) mit Birnen (sinclair und Co. Das sind zwei völlig verschiedene Klassen...
#54 Kerstin 2014-04-08 14:14
Zitat Mike:

"Es wäre schön, wenn die Welt so funktionieren würde. Dann würden Jugendliche nämlich erkennen, dass im höchsten Maße uncoole Krawattenträger über 40 hinter der ganzen Zigarettenindustrie stecken, und dass die gar nichts Cooles haben."

Sag das den Kids doch mal, vielleicht hilfts ja.

Nochmal Zitat Mike:
"Fakt ist aber: Kinder, deren Eltern rauchen, rauchen viel häufiger als Kinder, deren Eltern Nichtraucher sind."

Aber eben nicht immer. Meine Schwester und ich haben unsere Lungen nie zur Giftmülldeponie gemacht, während unsere Eltern sich beide zu Tode geraucht haben. Wir haben aber auch beide deutlich mehr Bildung abbekommen als unsere Altvorderen - und lesen lieber etwas Anspruchsvolleres als diese.

Die Konsalik- und Simmelbände standen herum, wenn mein Vater ins Krankenhaus musste, wurden auch Bergromane gekauft.

Das hätte ich lesen können, hatte aber keinen Bock drauf, bzw. ich habe ein paar von den Simmels gelesen und war die dann für alle Zeiten leid.

Die würde heute auch keiner mehr anfassen, weil daraus ein Zeitgeist spricht, der aktuell allenfalls noch lächerlich wirkt. Diese ach so mondänen, cocktailschlürfenden Jetsetter taugen heute höchstens noch zum Fremdschämen oder Totlachen. Das ist eben auch so eine Sache, die sich total überlebt hat. Mir fällt auf Anhieb auch nichts ein, wie man diese Storys moderner gestalten könnte, ohne sie bis zur Unkenntlichkeit zu verändern.
#55 Cartwing 2014-04-09 07:17
um mal wieder auf den Artikel zurückzukommen: Klar könnte man Sinclair jetzt langsam in den Ruhestand schicken, zumal ja schon verschiedenes versucht wurde, was nicht klappte, wie die Comics oder die TV Serie. (Wobei letztere vielleicht heute bessere Chancen hätte, wenn man sie den heutigen Mystery / Action Standards entsprechend inszenieren würde.)

Auf der anderen Seite haben wir nun so lange darauf gewartet, dass endlich mal andere Autoren an der Serie mitschreiben bzw. diese übernehmen, haben uns schon vor Jahren ausgemalt, was diese alles verändern/ verbessern könnten. Also warum nicht diesen letzten Versuch, wieder Qualität in die Serie zu bringen noch mitnehmen?
#56 Lefti 2014-04-09 18:01
Was sind denn 'heutige Mystery / Action Standards'? :-?

Nun ist es ja so, dass ich manchmal an der... an der Dingens sitze. Also dort, wo dat Wasser entspringt... Ihr wisst schon wat ick meine. ;-)
Jedenfalls habe ich mal einen echten weiblichen John Sinclair-Fan, neudeutsch à Female Fan, also quasi eine Fannin, zu olle John Sinclair befragt. Sie, also der Female Fan ;-) , behauptete, er, bzw. 'sie' könne ob der Spannung eines John Sinclair-Roman eben diesen gar nicht mehr aus der Hand lege', bis er (der Roman) nicht komplett verschunge' sei.
Man müsse sie quasi vom Schmöcker erst regelrecht 'loseisen'! :D
Ergo: müssen wir davon ausgehen, dass Spannung ersteinmal im Roman, bzw. in der Roman-Serie vorhanden ist!
Da gibt es nichts darn zu rütteln.
Wenn älteren Fans - ich nenne sie hier mal 'Altfans' die Spannung nicht mehr gefällt, dann liegt es daran, dass
a.) sich der 'heutige Standard' geändert hat, was ihnen jedoch nicht gefällt, oder
b.) genauso geblieben ist, wie früher und man sich daran gewöhnt hat, bzw. für den Altfan nichts Neues bietet.
So siehts aus, Freunde! :roll:
#57 Alfred Wallon 2014-04-10 08:19
Der "heutige Standard" wäre in meinen Augen zunächst einmal ein gewaltiges optisches Facelift der Serie.

Ich bin gestern durch Zufall bei googeln auf die Horror-Serie HORROR FACTORY von Bastei gestoßen. Ich werde mir mal ein paar ebooks davon kaufen, weil die Gestaltung der Titelcover sehr interessant wirkt.

Ich habe von dieser Serie bisher nichts mitbekommen.Ich weiß nicht, ob in den Heften dafür Werbung gemacht wird, weil ich keine Hefte mehr lese...
#58 Mikail_the_Bard 2014-04-13 16:56
zitiere Mike:
Es ist ein Unterschied, ob ich sage, John Sinclair ist unmodernisierbar, oder ob ich sage, dass man in dem Verlag niemanden zutraut, Sinclair zu modernisieren, oder ob ich sage, dass diese Modernisierung "kein Mensch braucht", weil man genausogut "was Neues" machen kann.


Ich denke mal hier werden alle 3 Punkte diskutiert. Ich persönlich denke: a) man kann JS modernisieren aber b) besser ist man baut die Serie neu auf (von Bd.1) sowie Perry Rhodan Neo (obwohl mir die nicht so zugesagt hat!) und c)ob man dem Verlag da zutraut ist ne andere Schiene, denn der Verlag macht das, was für ihn die Bilanz vorgibt.
Was das Problem bei der Modernisierung und dem "Neuaufbau" ist sind die "Altlasten" (sieh bei Zamorra) die mitgeschleppt werden müssten oder die man sich besser entledigt (dann aber ohne Rücksicht auf das 'Fan'gebrüll!).
Bd.1 sollte dann aber mit einem John Sinclair anfangen, der noch keinen Kontakt mit dem Übernatürlichen hatte und dabei dann das Kreuz bekommt... langsm uns logisch aufbauen. Nicht der 'Überheld' der sich aus dem Gespöttel der Kolegen nichts macht. Das ist vielleicht auf den ersten Blick kein 'Brüller' aber nur so kann man das Ganze neu 'stricken'. Jane, Bill, Sheila, Suko etc - also der 'harte Kern' müsse wie bei PRN auch mit eingebaut werden.
Ein Mamutprojekt das auf Jahre hinaus vorgeplant werden müsste...
... und da sind wir schon beim Punkt. Das kostet zuerst mal Geld und bringt nix ein. Dann wenn die Serie käme - wie schnell ist das investiert Geld in die Vorarbeit wieder drin? Man muss ja dran denken das es kein 'Hobbyautoren' sind die das Ganze aufbauen und die Exposés sowie Romane schreiben, sondern (entschuldigt das Wort) Lohnschreiber!
Und nun sind wir an den Punkt wo man sagen kann: machen wir was Neues das nicht auf JS aufbaut. Ist zwar im Prinzip der selbe Arbeitsaufwand - nur ohne Altlasten.
Schauen wir mal was Bastei mit J.S anstellt - vielleicht werden wir ja positiv überrascht und ich werde auf meine alten Tage nochmal zum J.S. Leser. ;-)

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