Ich bin frei! - Aus der Zielgruppe gealtert
Ich bin frei!
Aus der Zielgruppe gealtert
Als ich noch werberelevant war, plagte mich ständig die auf mir lastende Verantwortung. Würde ich einem gewissen »Jumbo Schreiner« nicht beim Verzehr von Fastfood aller Art zu sehen, verliert der arme Mann dann sein Job? Was würde Sonja Zietlow machen wenn ich ihre Rankingshows nicht schaue? Bekommt Heidi Klum eine weitere Staffel ihrer Suche nach Fotomodellen genehmigt, wenn ich nicht einschalte, oder wird diese oder jene Soap abgesetzt, wenn ich zeitgleich eine Doku auf Phoenix ansehe oder eine DVD einlege?
Das war hart. Ich war Teil des relevanten Publikums. Die Sender bauen auf mich, ob ich nun ein Gerät der GFK auf dem Gerät hatte oder nicht. Ich war Teil der statistischen Masse.
Nun kann ich völlig ungeniert leben und mit der Fernbedienung machen, was ich will, ohne dass es jemanden schadet oder ich wegen Schuldkomplexen zur Therapie muss, weil es wieder ein Skripted-Reality-Format nicht geschafft hat. Der Werbewirtschaft ist es künftig egal was ich mache. Ob ich nun Jumbo, Heidi, Zietlow einschalte ist vollkommen egal.
Und ich werde mir die Freiheit nehmen, den Hamburgeresser, das nervende Supermodell und die Ex-Stewardess (oder war sie Pilotin?) zu ignorieren. Denn wie man Burger isst, weiß ich selbst. Darüber hinaus waren mir Supermodels (und Models) ziemlich egal. Dazu konnte ich Rankingshows (ob mit oder der Zietlow) noch nie ausstehen, die aber immerhin die hinteren Reihen deutscher Prominenz am Leben erhielten, weil diese den Unsinn in sinnfreien Einblendung auch noch komplett unwissend kommentieren dürfen.
Ob nun neue Superstars und Stimmen (mit der Halbwertszeit von sechs Monaten), kann mich nicht mehr tangieren. Bis gestern musste ich mich noch fragen, ob ich aufgrund meiner Relevanz noch hätten hinsehen sollen (und wenn es nur die Werbeblöcke zwischen den mehr oder weniger gelungenen Gesangsdarbietungen sind).
Nein, nun habe ich meine Freiheit zurück. Nicht mehr relevant zu sein, hat auch sein Gutes. Mir steht es nun frei, während der Werbeblöcke zu zappen und mir eine bessere Sendung zu suchen. Ich brauche nicht mehr den Botschaften der Werbewirtschaft zu lauschen, die mir glauben machen wollen, dass es dem Coca Cola-Konzern um den Fußball der Amateure und Fans geht, obwohl der Konzern doch an jeder Bande in jedem großen Stadion vertreten ist. Ich muss nicht mehr zur Kenntnis nehmen, dass ein arroganter Analphabet sich weigert, in Fachbücher zu blicken, den Irrtümern der Menstruation zu folgen oder mir von Knorr, Maggi und Co weismachen zu lassen, zu blöd zum Würzen zu sein.
Ich bin frei!
Obschon am Himmel dräut die neue Zielgruppe, die nun bis zum Alter von 59 reichen soll.
Nee!
Nicht mit mir.
Ich bin frei und ich werde diese neue Zielgruppe ignorieren … Die kann mich mal. Ich werde mich nicht noch mal für die TV-Sender und ihren Unsinn verantwortlich fühlen. Nie wieder! Das können andere für mich machen.
Ich bin frei …
Und wenn ein gewisser Sheldon Cooper diesen Text lesen würde, könnte er sich nun fragen, ob dieser Text nicht einfach nur Sarkasmus sei.
Wer es wissen will, dem teile ich die Antwort dann gerne am 13. Mai mit …
Kommentare
Aber dir ist sonst schon klar, dass du da einem Trugschluß unterliegst? Jetzt wirst du interessant für die Werbung von Pflegemitteln für dritte Zähne, Treppenlifte, Rheumasalbe und Pflegedienste.
Gerade, wo du denkst, du bist raus, ziehen sie dich wieder rein
Der 50. Geburtstag ist der 1. Tag im 51. Lebensjahr.
Also, ich muss schon sage', dafür, dass ihr alle angeblich wenig TV seht (weil ihr lieber eine werbefreie DVD schaut oder Ähnliches macht), kennt ihr Euch alle doch sehr gut mit den aktuellen Werbespots und Sendungen aus. - Und das gibt mir zu denken...!
Ich dagegen bin völlig werberesistent! Aber sowas von!
Oh, da fällt mir gerade ein, dass ich für mein Auto noch Additive und Reifens besorgen muss. - Natürlich nur LIQUI MOLY und ADVANs von Yokohama...
Obwohl, die Irrtümer der Menstruation könten noch interessant sein. Kommt zumindest auf die Optik des beigefügten Mädels an.