Gegenrede zu Horst Hermanns Leit(d)artikel ... denn sie wissen alles besser ...
Gegenrede zu Horst Hermanns Leit(d)artikel
...denn sie wissen alles besser...
Vielleicht ist es aber auch bloß die Intelligenz-Entropie des Alterns, die ja bekanntlich fortschreitend sämtliche vormals im Kopf gewesene Graue Masse quasi wie durch das Sieb eines Fleischwolfs als seltsame, dünne graue Fäden oben aus dem Kopf raus presst, wo sie dann schön im Winde wehen kann, jene Graue Masse.
Aber blumige Katzbalgereien mal beiseite ist natürlich großteils hochgradiger Dummfug, was da in dem Erguss von uns Horst steht.
Die erste Hälfte seines Artikels besteht daraus, sich über die emotionale Anteilnahme der Fans an dem, wovon sie Fans sind (hier halt die Bastei-Serie Professor Zamorra, der Meister des Übersinnlichen), lustig zu machen. Deren Meinungsäußerungen in einschlägigen Kanälen jegliche Daseinsberechtigung abzusprechen, sie gar mit Hooligans zu vergleichen, wenn sie nichts mehr tun, als dem Aufruf zu Feedback, der bei erwähntem Titel bald händeringend anmutend alle zwei Wochen auf der Leserseite steht, in dem vom veröffentlichenden Verlag zu gerade diesem Zweck zur Verfügung gestellten Forum Folge leisten.
Haha! Die Doofköppe nehmen dieses Lippenbekenntnis eines interessierten Aufrufs ernst! Hihi, die checken gar nicht, dass es den Verlag und die Urheber der Werke ohnehin Null kümmert!
Boah ey, wie kann man nur soooooo vom Zynismus zerfressen sein? (Und da ist ein o mehr dranne, Horst!)
Aber wollen wir unseren Meister Harantor mal zitieren:
Nein Horst, vollkommen falsch! Quasi falsch zum Quadrat. Es stimmt nicht, dass sich nur Vermutungen über die Käufer anstellen lassen. Dies wäre der Fall, wenn es Fans, die sich zu Wort melden, nicht gäbe. Da den Verlagen dann jeglicher Einblick in das inhaltliche Ankommen des von ihnen Veröffentlichten fehlen würde.
Die Fans und deren Meinung, Horst, sind es, von welchen man Rückschlüsse ziehen kann. Noch dazu zunehmend fundiertere, je länger dabei und treuer sie sind. Wenn ein Nicht-Fan, der vielleicht zufällig so ein Heft in die Finger gekriegt hat (nämlich sein erstes und vielleicht für alle Zeiten sein letztes), meint, es wäre etwa zu wenig Action im Roman, mag das nur dieses eine Heft betreffen. Wenn jemand das Gleiche nach 500 Heften zu sagen hat, ist diese Aussage wesentlich fundierter. Der Fan ist Indikator. Der Fan ist Vorkoster. Der Fan ist Kompass.
200 aus 10.000, mein Herr Herausgeber, sind 5%. Mach dich mal schlau, bei wieviel niedrigerem Prozentsatz an Befragten/Wahlberechtigten politische Meinungsforscher Wahlergebnisse prognostizieren können. Eine der urbanen Mythen des Heftromans, diese These. Vollkommener Unsinn!
Und auch hier wieder Hanebüchenes!
Das einzige, was Verkaufszahlen repräsentieren und aussagen, sind ... *Trommelwirbel* ... Verkaufszahlen. Punkt.
Ohne Fans und deren Feedback (auch deren Kenntnis von Konkurrenzprodukten!) hätte der Verlag keinerlei Möglichkeit, den Wert eines Heftinhalts zu verifizieren. Ich kann ein grauenhaftes Heft mit einem Royo-Cover versehen, und es wird sich besser verkaufen, als ein geniales Heft mit einem Cover von der Neunjährigen des Redakteurs drauf. Es mag im Vertriebsgebiet XY einen Strteik/Stau/Wasnich gegeben haben, der bedingt, dass ein Heft Zamorra vielleicht statt 10 nur 9 oder gar nur 8 Werktage ausgelegen hat, und plötzlich sind die bloßen Verkaufszahlen auch runter, und das hat ohne Feedback der Fans Null Aussagekraft.
Also, Horst Hermann, nicht böse sein, aber das war nun wohl wirklich eher ein Leidartikel als ein Leitartikel...
Kommentare
Außerdem gibt es schlussendlich keine 100 Meinungen. Du kannst es aufs Schulnotensystem umbrechen, somit hast du etwa sechs mögliche Meinungen. 100 Meinungen hättest du bei Fragen wie "wer ist der gefährlichste Dämon der Serie" und Ähnlichem, aber nicht dabei, wie gut oder schlecht die Serie ankommt.
Und die blanken Verkaufszahlen allein erklären nun mal wie erwähnt nicht, was die Leute dazu bewog, das zu kaufen. Das tun sie schon bei einer 1-Mann-Serie wie Sinclair nicht, aber bei Team-Serien schon mal überhaupt nicht.
wie der beitrag letztlich wird, weiß weder er noch ich.
hier ein teil aus seiner mail:
"Gestern abend war übrigens ein Fernsehteam von RTL2 bei mir zu Hause, um
mich zum Thema "Haben Fans durch die Möglichkeiten des Internets die Macht,
auf die Produktion von TV-Serien und Filmen einzuwirken?" zu befragen.
Meine "Expertenmeinung" wird dann (in welcher Form auch immer) heute abend
um 20 Uhr bei RTL2-Nachrichten innerhalb eines ca. 1.30 min. langen
Beitrags zu sehen sein."
Du vertrittst die Meinung, dass die Fans durchaus für die Verlage als legitimer Querschnitt der Leserschaft herhalten können. Und hier muss ich Horst recht geben: Dem ist nicht so! Hierzu haben sich die verschiedenen Expokraten und Redakteure bei Perry Rhodan schon negativ geäußert, und dies wird auch bei anderen Serien gelten. Natürlich macht es mehr Spaß, mit Fans zu diskutieren, die eine Serie vielleicht besser kennen als die Autoren, aber Rückschlüsse kann man von einem Fan definitiv nicht ziehen.
Zwei Beispiele:
1. Der gemeine Leser wird sich mit dem Gesamteindruck eines Romans zufriedengeben.
Ein Hardcoreleser findet oftmals einen Roman nur deswegen schlecht, weil in Band 749, Seite 22 linke Spalte 4. Zeile von oben das Nachtregal des Helden als blau geschildert wurde, während in Band 228 Seite 58 rechte Spalte 22. Zeile es buchefarben war - und nirgends in der Zwischenzeit erwähnt wurde, dass der Held sich eine neues Möbelstück zugelegt habe.
Kurz (und ein wenig seriöser): Fans legen Maßstäbe an, die der gemeine Leser nicht hat und die ihm auch wurscht sind, weil letztlich unrelevant.
2. Der gemeine Leser wird sich selten über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren mit einer Serie beschäftigen, bestenfalls aus Gewohnheit tatsächlich länger konsumieren. Werner selbst hat sich in mehreren Artikeln und auch mündlich immer wieder dahingehend geäußert, dass eine Lesergeneration im Heftroman nur 5 Jahre beträgt. Dann ist der Großteil abgewandert... wendet sich anderen Dingen zu, wie auch immer.
Fazit: Es liegt in der Natur der Sache, dass Hardcorefans eine Massensichtweise trüben.
Nachvollziehbares Beispiel aus Perry Rhodan: So um Band 1000 fand wieder einmal die Wahl des besten Romanes einer 100er-Staffel statt und der Fanclub eines Autores hat sich abgesprochen und mit abgestimmt, was allerdings aufkam. Die Wahl war für die Katz'.
Was aber, wenn der Verlag gesagt hätte: Ab sofort müssen sich alle Autoren am Schreibstil des Siegerromanes orientieren?
Oder ein anderes Beispiel: Star Wars. Mit eine der beliebtesten, faszinierendsten Figuren: Boba Fett. Durchaus möglich, dass bei einer Abstimmung, welcher Charakter bevorzugt behandelt werden soll, die Fans ihn mit auf einen der vorderen Plätze hieven würden. Folge: Boba Fett wird die Hauptfigur, und alle bislang begeisterten Zuschauer von Star Wars, die sich eine ausgewogene Mischung erwarten, werden enttäuscht.
Bei Deiner Rechnung 200 aus 10000 ist dir ein kleiner Fehler unterlaufen: Es bleibt bei 2 %. Und in der Politik (weil du hierzu Vergleiche ziehst) gibt es bei der Bundestags- und Landtagswahl die 5-%-Hürde... da fallen die 2% also unter dem Tisch: weil unrelevant und die Demokratie gewahrt bleiben muss. Eben genau so, wie die 2 % Fans kaufmännisch betrachtet unter dem Tisch fallen müssen...
Allerdings gebe ich dir insofern Recht (und dem wird wohl auch Horst nicht widersprechen): Der sich zu Wort meldende Fan hat durchaus Einfluss auf die Handlung: Autoren sind meist kreative Menschen, die sich (nehme ich an) über jegliche Rückmeldung freuen und sich damit auseinandersetzen, abwägen, eingebrachte Ideen weiterspinnen, einarbeiten oder gar komplett übernehmen. Hier kommt die Stärke der Fans zu tragen. Aber eben auf unmittelbarem Wege.
Ich denke allerdings, dass es insbesondere bei PR durchaus reichlich Leser gibt, die länger als fünf Jahre lesen, ohne dadurch zum Hardcore-Fan zu mutieren. Das sind dann wohl die, die immer mal wieder auf der LKS zu lesen sind: "...mein erster Leserbrief seit 30 Jahren...".
Sachen wie Gordon Blacks wechselnder Beruf ^^ jedoch wird zuerst Fans auffallen. Verkaufszahlen für sich dagegen gar nichts aus. Sicher, sind sie toll gilt 'never change a winning Team' - andererseits bedeutet Stillstand letztlich Rückschritt. Insofern ist es eben nicht egal was die Fans meinen - obwohl es doch wieder wurscht ist. Das ist kein Widerspruch. Wenn z.B.: Autoren so überhaupt gar nicht ankommen, ist das zumindest mal verdächtig. ^^ Verkaufszahlen sagen nämlich nicht warum eine Serie erfolgreich ist sondern nur daß sie es ist (oder eben nicht). Meinungen von Fans sind nur sehr bedingt repräsentativ, aber doch einen (zumal dank Internet sehr schnelle) Möglichkeit Feedback zu erhalten. Es ist recht egal ob ein einzelnes Heft gut ankam, aber wenn die Serie nicht gut ankommt ist das was anders. Ich erinnere mal an Mark Hellmann - viel mehr als Geläster kam von Fans dabei nicht wirklich rüber. Einzelne fandens schon toll, aber die Masse eben nicht. Und siehe da, die Verkaufszahlen waren offenbar nicht so toll.
Was ich damit sagen will - weder Horst noch Wolfgang haben Recht. Fans können nützlich sein solange die Macher sich klar sind, das sie nur sehr bedingt repräsentativ sind. Denn gerade in Serien darf man davon ausgehen, daß einzelne Ausgaben keine große Schwankung in der Verkaufszahlendiagrammkurve ergeben. Vorsichtig Figuren oder Handlungen im Rahmen der Möglichkeiten die sinnvoll erscheinen stärker zu betonen ist sicher eine gute Idee. Sie vollständig zu ignorieren ist IMO allerdings nicht weniger Unsinn als wie die Lemminge eben jenen zu folgen. ^^