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Von Erfüllungsgehilfen, Medienhuren und Marionetten ... oder sind wir noch unabhängig?

Zauberwort - Der Lei(d)tartikelVon Erfüllungsgehilfen, Medienhuren und Marionetten...
... oder sind wir (noch) unabhängig?

Es gibt so einige Themen, die verfolgen uns wie Schatten. Sie sind auch dann da, wenn die Sonne mal nicht scheint. Der ›gemeine Hardcore-Fan‹ und sein Verhalten in der ›freien Internetbahn‹ und dem ›Biotop namens Fandom‹ ist eines dieser Themen.

 

Weitere sind der Jugendschutz und die Ideen bzw.  der Aktionismus der Politiker dazu, der Niedergang und das Sterben der Publikationsform Heftroman und noch ein paar andere Themen gehören zu unseren ständigen Begleitern.

Eines von diesen (anderen) Themen ist unsere redaktionelle Unabhängigkeit bzw. die Nähe zu Medienanbietern und die daraus resultierende Berichterstattung. Was ist da noch als ethisch vertretbar zu sehen? Wo überschreiten wir (möglicherweise) Grenzen zur reinen Werbung bzw. zum ›Gefälligkeitsjournalismus‹?

Und uns ist bewusst, dass das jeden Tag wieder eine Gratwanderung ist...

... oder nicht?

Die Medienhure (gezeichnet von Lars Vollbrecht) Wir haben uns ja auch schon des Öfteren mit diesen Themen auseinandergesetzt. Bettina Meister erzählte uns aus dem Leben einer Medienhure, ich untersuchte den Aspekt der Nähe und den draus resultierenden Gefahren.

Machen wir uns aber nichts vor. Egal mit welchen Verlag, Label, Autor oder Regisseur wir etwas ›machen‹, es geht nie darum, einfach nur Spaß zu haben. Sei es, wir berichten in Form von Artikeln. Sei es, wir rezensieren ein - uns zur Verfügung gestelltes -  Medium (Buch, CD, DVD). Sei es, wir führen ein Interview oder weiß der Teufel was es da noch gibt, das alles passiert nicht, weil wir über einen ausgesprochen ausgeprägten persönlichen Charme (mir sagt man ohnehin nach, ich hätte den eines T-34) verfügen. Keine Presseabteilung eines Verlages redet mit uns, weil die Mitarbeiter des Zauberspiegels so gut aussehen wie Models auf dem Laufsteg oder über ein übermäßig gewinnendes Wesen verfügen. Die reden mit uns, weil es ihr Job ist.

Für die Presseabteilungen, Autoren, Regisseure & Co. geht es schlicht ergreifend um einen werblichen Effekt (der in unserem Falle mit im Schnitt fast 1.400 Besuchern pro Tag nicht so gewaltig ist wie bei einem Massenmedium). Aber er ist durchaus vorhanden, so wird uns immer mal wieder versichert. Wir haben uns (Achtung! ›Müffelgefahr‹ wegen Eigenlobs) durchaus einen respektablen Ruf erworben. (›Müffelgefahr‹ zu Ende).

Aber geht es nicht schon bei den Rezensionsexemplaren los. Kürzlich wurde uns von der Presseabteilung eines Jugendbuchverlages ein Buch ans Herz gelegt und ich verteilte die Mail an die Mitarbeiter, um Jemanden zu finden, der sich des Titels annimmt. Eine Mail kam mit den Worten zurück, dass er das Buch nicht will, weil ihm dieses oder jenes zu wider lief. Gleich darauf kam aber jemand, dem das Thema erstmal gefiel. Der Zuschlag ging nun an den Mitarbeiter mit Interesse an dem Buch.

Ist das korrekt? Hätte ich nicht versuchen sollen, den unwilligen und kritischen Geist auf das Buch anzusetzen, weil seine Rezension vermutlich kritisch und (möglicherweise gar) vernichtend ausfällt? Stattdessen wähle ich den Rezensenten mit der interessierten Grundstimmung. Und ja, ich kann damit gut leben. Denn: Auch in der Buchhandlung kaufe ich mir keine Bücher, die mir auf den ersten Blick schon nicht gefallen. Wir versuchen unseren Rezensenten in erster Linie Bücher zu beschaffen, die ihnen von Thema her nahe sind, die ihnen grundsätzlich gefallen könnten. Wenn dem nicht so ist, sagen die das schon bzw. teilen den Lesern das dann schon in einer Rezension mit. So soll es sein. Man muss nicht auf Teufel komm raus Rezensionen mit vernichtendem Urteil provozieren, in dem man Medien jenen gibt, die das Genre schon vornherein nicht mögen, nur um einen besonders bissige, gemeine und verreißende Besprechung veröffentlichen zu können. Das ist Schwachsinn (und letztlich wenig hilfreich für den potentiellen Kauf-Interessenten).

Bei (nahezu) allen Dingen, die wir so treiben, haben wir die redaktionelle Kontrolle über das was wir so treiben. Die Mitarbeiter des Zauberspiegel, Bettina und mich eingeschlossen, schreiben letztlich die Texte und bestimmen die Richtung und geben ihre eigene Meinung wieder. Wir planen mit und bestimmen eben (zumindest) mit, was wir tun oder lassen.

Nur nahezu?

Uschi ZietschJa, genau. Nur nahezu. Es gab einige Ausnahmesituationen, wo wir keine Kontrolle hatten. Ein Beispiel ist der erste Bericht über Uschi Zietsch Schreibworkshop von Maria Herb. Maria ist uns von Uschi auf unsere Anfrage als ehemalige Teilnehmerin ans Herz gelegt worden. Jetzt ist es an Bettina und/oder mir, zu entscheiden, ob man dergleichen nimmt. Und da kommt die Frage des Vertrauens ins Spiel. Uschi wird uns da mit Sicherheit niemanden vermitteln, der ihre Workshops Zeitverschwendung nennt und für ›doof‹ hält, aber – und da haben wir ihr und ihre Eigeneinschätzung vertraut – auch Niemanden, der behauptet, nur in diesem Workshop könne man sich das Rüstzeug holen, um Bestsellerautor zu werden (mal abgesehen davon, dass das kaum jemand glauben würde). Und als wir Andreas Wolz dann in ihrem Workshop untergebracht haben, konnte der Zauberspiegel in Gestalt seines Mitarbeiters, die Berichte von Maria Herb verifizieren (nachzulesen: hier). Und siehe da: Das in Uschi Zietsch gesetzte Vertrauen konnte bestätigt werden. Etwas, dass auch Michel Wuethrich (hier, hier und hier ) bestätigen konnte.

Und dann ist auch der Herausgeber zufrieden.

D*A*S C*A*M*PAnfang Januar haben wir in drei Teilen (hier, hier und hier) unter dem Obertitel »D*A*S C*A*M*P« Erfahrungsberichte über das – erstmalig – veranstaltete Schreibcamp unter der Leitung von Frank Borsch und Michael Marcus Thurner. Einer der Veranstalter (Thurner) und Teilnehmer äußerten sich. Das war vorher abgesprochen (und das Grundvertrauen in beide Veranstalter war das gleiche wie in Uschi Zietsch). Um es ganz klar zu sagen: Dass wir diese Berichte bekommen, war von vornherein abgesprochen und auch, dass die Verfasser aus den Reihen der Veranstalter und Teilnehmer kommen, war klar. Uns ist da nichts von Thurner/Borsch untergeschoben oder konspirativ angeboten worden. Es floss weder Freibier  noch wurden andere Zuwendung monetärer oder sachlicher Art geleistet. Nee. Das Vorgehen war so wie Uschis Workshops. In beiden Fällen war ich vom/für den Zauberspiegel initiativ geworden, um an diese Beiträge zu kommen. Also bitte keine Vorwürfe gegen das Veranstalterduo herauslesen. Es geht um das Grundsätzliche. 

Aber von Anfang an wollten wir wieder eine(n) Mitarbeiter/in in eine der kommenden Wiederholungen einschleusen, um eben selbst herauszufinden, ob das alles auch so nachvollziehbar und richtig ist und den Herausgeber zufrieden zu stellen. Aber damit auch dieser Mitarbeiter nicht nur viel Zeit und Geld opfert, um sich das Schreibcamp anzusehen, hatten wir dazu um Erlass der Kursgebühren gebeten. Denn es sind ja keine unerheblichen Kosten für unsere(n) Mitarbeiter(in).
 
Das wollten wir, weil unser(e) Mitarbeiter/in ja nicht als honorierte Kraft da auftauchen kann  (denn dergleichen - können und wollen - wir nicht zahlen, weil ein Gutteil des Charmes unseres Magazins daraus resultiert, dass wir ›non-profit‹ arbeiten) und sie/er auch ihre/seine Kosten nicht als Spesen bei der Redaktion abrechnet. Denn so wie die Rezensenten eben auch mit entsprechenden (kostenfreien) Rezensionsexemplaren versorgt werden, Mitarbeiter auf Veranstaltungen  (nach Möglichkeit mit kostenlosen) Pressekarten ausgestattet werden, so wollten wir zumindest eben auch einen Rabatt aushandeln, damit der/die Lebensgefährte/in, sie/ihn nicht mit dem Nudelholz mürbe klopft, weil sie/er einen Teil des Familieneinkommens ›auf den Kopf haut‹.

Aber: Die Veranstalter lehnten ab, weil aus Sicht von Borsch/Thurner, die Kursgebühr sehr niedrig ist und ihre Arbeitsleistung sehr hoch. Auf der einen Seite eine nachvollziehbare Begründung, auf der andere Seite brachte das Mitarbeiter von uns auf die Palme, die sich da nicht als journalistischer Arbeiter, die ebenfalls eine Leistung erbringen, gesehen fühlten und auch den Zauberspiegel zum bloßen Werbeträger degradiert sahen, denn sie verwiesen darauf, dass der Zauberspiegel sich einen (Achtung! erneut ›Müffelgefahr‹ wegen Eigenlobs) durchaus einen respektablen Ruf erworben hat. (›Müffelgefahr‹ wieder zu Ende)

Ich muss sagen, ich kann beide Seiten verstehen. Mir ist nicht ganz wohl dabei einfach nur Artikel von Beteiligten zu bringen (trotz des Grundvertrauens in Borsch und Thurner), aber wenn ich ihre Teilnahmegebühren am Camp mit einem Wochenendseminar in der Esoterikbranche (vom Ende der Achtziger mit dem ehemaligen Popsternchen Penny McLean) vergleiche, das bis zu 1000,- DM kostete, empfinde ich das Schreibcamp über eine Woche hinweg fast als Sonderangebot. Andererseits aber eben auch unsere Mitarbeiter, die uns ganz klar (und vielleicht leicht übertrieben?) in eine völlig bedeutungslose Ecke gestellt sahen und zum Erfüllungsgehilfen degradiert meinten, dessen Leistung nichts zählt. Dazu gleich noch mehr. Erst noch eine Beobachtung aus meinem Lieblings-TV-Magazin...

Doch wenn ich im NDR-Medienmagazin »Zapp« sehe wie der »AWD« und »Focus-money« kooperieren und sich so verzahnen, dass bloße Werbung wie sachliche Zusammenarbeit aussehen lässt, dann gehen meine Bauchschmerzen fast wech... Da wurden auch (interne) Papiere veröffentlicht, die belegten, dass diese Aktion nicht der hehren Information dienen, sondern lediglich der Gewinnmaximierung des Strukturvertriebs. Da wurden Sondernummern gedruckt, die zum einen den AWD priesen und zum anderen dessen Gründer Carsten Maschmeyer als Rentenexperten heraustellten (flankiert von der
»Bunte« im gleichen Verlag, die die gesellschaftlichen Aktivitäten Maschmeyers und seiner Lebensgerfährtin Veronika Ferres groß und mit vielen glamourösen Bildern beschrieben). - Und klar ist: In dieser Form machen wir nichts... Das ist nicht mal einem Fanzine zuzumuten. Das ist ja so, als würde ich einen Roman lektorieren und dann jubelnd rezensieren und noch die Leistung des Lektors loben, der den Roman so wundervoll bearbeitet hat. 

Stellt sich nun die Frage des Respekts uns gegenüber. Könnte man sagen: Ja, die Veranstalter haben sich uns gegenüber respektlos verhalten, weil sie zum einen Artikel veröffentlichen ließen, aber b) gleichzeitig eine(n) Mitarbeiter/in von uns (zu reduzierten Preisen) nicht zuzulassen. Auf den ersten Blick: Ja. Auf den zweiten Blick sieht das anders aus, denn weder Marcus Michael Thurner noch Frank Borsch haben uns diese Atikel aufgezwungen. Ich habe  - wie geschildert - Sie darum gebeten, dass wir diese Artikel bekommen. Daher kann man ihnen in diesem Punkt keinen mangelnden Respekt unterstellen, denn sie haben mir eine Bitte erfüllt.

Dass die beiden sich dann entschlossen haben, keine(n) Mitarbeiter/in von uns zu reduzierten Konditionen anzunehmen hat Nichts damit zu tun, denn die Teilnahme am ›Camp‹ war keine Bedingung für die Veröffentlichung der Artikel. Das hätte von vorn herein geklärt werden müssen, haben wir aber nicht. Aber wenn das Eine vom Anderen abhängig gewesen wäre, hätten wir auf die Artikel verzichtet. Selbst auf die Gefahr hin, jemanden zu verärgern... Da sind wir ohnehin recht schmerzfrei.  

Thurner und Borsch jetzt mangelnden Respekt uns gegenüber vorzuwerfen, ist also überzogen. Das gibt meines Erachtens der Ablauf der Dinge nicht her. Aber sollten wir dann vielleicht unsere Regeln ändern, wann was zu machen ist, selbst auf die Gefahr hin auf Interessantes zu verzichten? Sagt es uns, werte Leser...  

Und zu guter Letzt ist da das Vertrauen in unsere Leser, die durchaus erkennen, dass da Veranstalter und Teilnehmer geschrieben haben und die diesen Sachverhalt auch zu bewerten wissen. Die derartigen Beiträge interessieren...

Und dennoch. Irgendwie glücklich bin ich nicht. Und daher stelle ich Euch, unseren Lesern, die Frage. Wie sollen wir uns in Zukunft verhalten?

Reicht das Bauchgefühl, diesen oder jenen zu beurteilen? Oder sollen wir uns Dingen, über die wir keine Kontrolle bekommen, schlicht und ergreifend verweigern bzw. darauf verzichten?

Gespannt erwarten wir die Diskussion...

Kommentare  

#31 Laurin 2011-02-03 16:50
Also, um mal beim Salz in der Suppe zu bleiben. Wer die trotzdem schlürft ist meiner Meinung nach selber Schuld. In dem Sinne bleibt Unsinn für mich Unsinn, oder anders gesagt, auch da muß ich Hermes Recht geben. Aber ich will hier mal kein Streitgespräch vom Zaun brechen sondern einfach mal zwei Fragen stellen:
1. Wie weit deckt sich die Diskussion noch mit dem eigentlichen Artikel? Da schwanke ich doch ziemlich ob hier nicht am Thema vorbeigeschossen wird. Aber vielleicht liege ich da auch falsch?
2. Wo soll die Diskussion nun hinführen? Da hätte ich doch gerne mal Butter bei die Fische, denn irgendwie wird hier wie die Katze um den heißen Brei herumgeschlichen. Zumindest werde ich irgendwie dieses Bauchgefühl nicht los.
Wie gesagt, soll kein Angriff sein, aber die Fragen drängen sich mir irgendwie auf und so werfe ich sie hier einfach mal in die Runde.
#32 Harantor 2011-02-03 18:02
Die Diskussion läuft in verschiedene Richtungen und ich lass sie mal laufen... Ist alles interessant und wird registriert...
#33 Wolfgang Trubshaw 2011-02-03 18:48
Zitat:
Nur die Bücher lesen reicht da meiner Meinung nach nicht, da muss man auch mal Kommentare, Fachbücher etc. wälzen.
Ich habe schreckliche Nachrichten für dich, Pisanelli ... :lol:
Du und ich und alle hier tun genau das. Genau das ist es nämlich, was ein Engagement im Fandom bedeutet.
Zitat:
Ich sage immer, das Auge isst mit. Und eine präzise Sprache beeinflußt nun mal auch den Inhalt, das kann man drehen und wenden wie man will. Es geht mir nicht um Schnörkeleien, es geht um das "treffende" und ansprechende Wort. Und das kann natürlich auch total richtig sein, wenn es frei von der Leber weg gesprochen wird. ich finde nur, man sollte nicht anfangen, überhaupt keine Ansprüche an sich selbst zu stellen. Und manchmal habe ich das Gefühl, das wird schon nur aus Protest gegen die sogenannte "Elite" getan. Das ist doch, Entschuldigung, wenn ich das so hart sage, bescheuert. Warum soll ich mich denn mit weniger zufrieden geben, wenn ich mehr kann?!
Prinzipiell bin ich da mit dir einer Meinung, allein greift deine Intrpretation vielleicht etwas zu kurz.
Es mag Leute geben, die anderer ("höheren") Stil meinen nachahmen zu müssen, und das endet dann in künstlich gestelzten Artikeln, voller unnötiger Fremdworte.
Außerdem gibt es Leute (mich zumindest, und vielleicht bin ich dahingehend ja auch Singularität im Kosmos, glaub ich aber nicht), die deiner "Elite" die Wertigkeit, welche du ihr beimisst schlicht nicht ansatzweise in ähnlichem Ausmaße beimessen. Und die dann eine eher negative Meinung von solcher "Elite" bekommen, und folglich blooooß nicht mit jener "Elite" verwechselt werden möchten, auch nicht Gefahr laufen möchten, den Eindruck zu erwecken, jener "Elite" (die nochmal: für so manchen schlicht keine ist) angehören zu wollen.

Was du zu "Eliten" und Augenhöhe sagst, ist quintessentiell nix anderes als der Klassiker schlechthin: "Na mach's halt besser!".

Jemand rülpst was in ein Buch (um mal von Heftromanen weg zu kommen, zumal auch das durchschnittliche Taschenbuch im Phantastikbereich mir heutzutage die Zehennägel einrollen lässt). Dieser jemand hat dummerweise Germanistik studiert. Und nun kann er sagen: Natürlich kann ich das, ich habe es ja auch studiert. Du auch? Nee? Dachte ich mir ...

Dieses Zusammenrotten in vermeintlichen Eliten und dieser wie ein Schild defensiv nach außen getragene (gerne auch offensiv durch Abqualifikation aller noch so zutreffender Einwände, so diese nicht von "peer" kommen) Elitarismus sind reiner Selbstschutz zerbrechlicher Gemüter, die sich dieses "Habe nun, ach! , ..." nicht eingestehen können.

Mich würde aber ernsthaft und nüchtern interessieren, was du genau vorhast. Also jetzt im Sinne "auf dem Podium" zu sein, statt bloß davor lauschend.

Bis jetzt habe ich den ZS im weitesten Sinne als "Presse" verstanden. Die berichtet. Die hintergrundberichtet. Die vielleicht auch mal "aufdeckt". So etwas sitz nie am Podium. Am Podium sitzt unsichtbar die Bild.

"Unabhängigkeit" im Sinne des Leitartikels ist wohl tausendmal leichter beizubehalten, wenn man nicht aufs Podium will, als wollte man aufs Podium.

"Gestalten" kann auch eine kritische Presse.

Der Zauberspiegel ist ein verzauberter Spiegel. Ein gehyptes Buch "Bis(s) ..." oder ähnliches sieht hinein, und der triviale Schund, der es ist, sieht zurück.
Das Mauerblümchen an obskurem Nischenmarkt-Kleinstverlag-Buch sieht hinein und ein Meisterwerk sieht zurück.

Willst du ernsthaft aufs Podium rauf? Wie stellst du dir das vor? Womit genau und zwecks welchem Endziel genau? (Lass hören, ernsthaft!)
#34 Laurin 2011-02-03 19:20
(#32) Nee Harantor, ich will da auch nix abwürgen, ganz im Gegenteil. Nur hätte ich auch gerne mal genauer gewußt worauf man letztendlich hinaus will. Das ist mir jetzt irgendwie nicht so ganz klar, und ich will da jetzt nichts hineininterpretieren womit ich vielleicht völlig daneben liege. Deshalb ja auch meine Fragen.
#35 Advok 2011-02-03 20:25
Ich stimme Laurin zu: Hier werden viel zu viele Themen angeschnitten, die eine eigene Diskussion wert wären.
Sicherlich kann man vielen Gedankengängen nachgehen - aber hier finden viele 'Schwenks' statt, die oft schön und nachvollziehbar formuliert sind, mittlerweile aber als Themaverfehlung gelten müssen...
Und Antworten/Reaktionen auf Kommentare führen in die irre, wenn sie sich inhaltlich gar nicht mehr auf die Aussagen, auf die man eingeht, beziehen...
Nicht nur Wörter in schönen Sätzen bringen die hier oft geforderte oder gewünschte Qualität, sondern auch der Inhalt. Die Kombination machts.
#36 Harantor 2011-02-03 21:28
Das gibt Stoff für einige "Fragen der Woche", die in der nächsten Zeit zu stellen sind. Ich nehme die Fasern dieser Diskussion als Richtschnur.

Was die Rechtschreibung angeht, dürften wir jetzt mit erst mal einem dauerhaft arbeitenden Korrektor Fortschritte machen. Thomas haut jedenfalls richtig rein.
#37 Lefti 2011-02-03 21:40
Harharharhar! :D

Meine lieben Zauberspiegel-Teilnehmer,

da laß ich euch mal kurz freien Lauf und schon gerät wieder alles aus dem Ruder. ;-)
Es ist einfach herrlich euer Dabakel zu verfolgen! :roll:
Ich hab' schon wieder Tränen in die Augen. 8)

Mich erinnert diese Diskussion an den Film Die Neun Pforten. Yepp, der Polanski-Film mit de Deppen Johnny. ;-) Genauer gesagt, an die Stelle in der die elitäre Oberschicht eine schwarze Messe zelebriert: eine Vorturnerin, die ohne Sinn und Verstand* Sprüche von sich gibt und Sektierer, die ihr beipflichten und alles nachquatschen. Dann betritt in dieser Szene Frank Langella alias Boris Balkan die Bühne und bringt es mit seiner Aussage auf den Punkt: "Geschwafel, Geschwafel, Geschwafel!"
Genau so sehe ich diese Diskussion hier auch. Treffender gehts nimmer mehr.

Mikail the Bard, Harantor und Wolfgang Trubshaw versuchen zwar zaghaft gegenzusteuern, werden jedoch von den anderen Sektierern und Paktieren vehement ignoriert. Daher kann man fast ein Dutzend Postings im Mittelteil getrost vergessen. Ungefähr erst ab Posting # 20 tritt Besserung ein.
Das Debakel... äh, die Diskussion hat mal wieder mit einer Eigendynamik eine Richtung eingeschlagen, die mit dem eigentlichen Thema nichts zu tun hat.
Aber ich wäre nicht der, der ich bin, wenn ich das für euch nicht wieder gerade biegen würde. 8)

Nichts desto trotz möchte ich mich hier an dieser Stelle, in aller Öffentlichkeit bei jedem aus tiefsten Herzen entschuldigen! Jawohl!
Ich gebe hiermit öffentlich bekannt: ich wußte nicht, daß man erst ein Studium in Sachen Medienwissenschaften absolviert haben muß, um einen Film, ein Buch oder ein Spiel rezensieren zu können.
Ich wußte nicht, daß man erst dann ein ECHTER Profi ist, wenn man studiert hat und/oder beruflich rezensiert.

Ich wußte nicht, daß man mehr als nur ein Buch lesen muß, um es zu rezensieren.
Gerade hier, im Zauberspiegel, in einem Fandom, wo viele "nur" ihrem Hobby fröhnen.
Also! Sollte hier jemals jemand auf die Idee kommen, beispielsweise eine Rezension über ein Batman-Comic zu veröffentlichen, dann möchte ich zukünftig(!), daß die komplette Historie von Batman und den DC Comics zum Tragen kommt! Klar soweit? ;-)

Und natürlich sind studierte Literatur- und Medienwissenschaftler kompetenter in ihren Nachforschungen. Ich erinnere nur an die "kompetente", über mehrere Sendungen immer wieder aufflammende Berichterstattung von Frontal21 über Pen&Paper-Rollenspiele, in denen diese "Bücher" als gewaltverherrlichend, jugendgefährdent und als Flucht aus Verantwortung und der Realität bezeichnet wurden.
Oder an Conan und Herr der Ringe. Beides beste Beispiele dafür, daß Literaturwissenschaftler mehr hineininterpretiert haben, als die jeweiligen Autoren es selber taten.

Und man kann sich ja gerade hier in unserem Unterhaltungsbereich, in unserem Hobby der Trivialliteratur nichts selber beibringen - man muß schon Literaturwissenschaft und/oder Medienwissenschaft studiert haben!
Ich glaube, erst dann kann man lesen und es auch verstehen! - Oder sollte ich annehmen, daß es evtl. Leute gibt, die einfach zu gebildet sind, um Trivialliteratur zu verstehen?! :-*
Entschuldigt bitte!
Ich hatte doch keine Ahnung...!!! :oops:

Aber ich habe auch etwas gelernt: egal, über was man auch schreiben möchte, ob hier im Zauberspiegel oder wo anders. Man kann es sich sparen, weil: es steht ja schon im Wikipedia drin'. Und selbst, wenn es nur Wikidünnschiß ist. Es steht im Wikipedia drin.
Und dafür danke ich hier an dieser Stelle vom ganzen Herzen.

Danke auch für die Liste von Filmzeitschriften. Natürlich aus Wikipedia, woher auch sonst. Ja! Genau diese dort aufgeführten Zeitschriften sind wesendlich besser und kompetenter in Sachen Rezensionen, als Rezensionen von nicht bezahlten Freizeit-Rezensenten... :-|

So! Jetzt mal ernsthaft! Zumindest teilweise! ;-) Ich probier jetzt mal, ernsthaft zu sein, okay? :D

Die meisten, die Rezensionen von Spielen, Büchern und/oder Filme schreiben, tun dies nebenberuflich. Teils deswegen, weil man sich auch freizeitmäßig für dieses Medium interessiert. Ergo sind auch diese Leute schon mal Fans (oder Freak, Cracks, Insider oder wie man sie nennen möge). Also Fachleute. Die wenigsten davon sind studierte Literatur- oder Medienwissenschaftler. Wer hauptberuflich rezensiert kann davon kaum leben. Man muß also schon eine ganze Menge verschiedene Medien rezensieren, um so überhaupt hauptberuflich über die Runden zu kommen. Das artet meistens dermaßen in Streß aus, daß eine kompetente Rezension aus Zeitgründen nur schwer gewährleistet werden kann. Dazu kommt noch der meistens knapp bemessene Platz in Printmedien. - Denn nicht überall sind drei Seiten Platz um ein entsprechendes Buch, Spiel oder einen Film zu rezensieren.
Diesbezgl. sind online gestellte Rezensionen privater Natur meistens aussagekräftiger. Man nimmt sich in seiner Freizeit (meistens) nur so viel vor, wie man aus Lust und Laune rezensieren kann. Man hat keinen Streß, kann daher ggf. und wenn gewünscht intensiver nachforschen und darüber hinaus seine ganz persönliche Note einbringen (ich möchte hier Konradis Erlebnis beim Zombiefilm als Beispiel aufführen);-), was in kommerziellen Printmedien meistens nicht möglich oder gewünscht ist.

Zum Schluß möchte ich noch bemerken, daß es Leute gibt, die denken, sie gehören zu irgendeiner Elite - warum auch immer - , obwohl es gar nicht der Fall ist. Wieso nur? :-?
Wenn jemand Medienwissenschaft, Literatur oder Journalismus studiert hat, heißt dies noch lange nicht, daß dieser jemand in diesem Bereich besser ist, als ein Unstudierter.
Das zeigt erst die Praxis.

Aber was red' ich hier, ich bin doch nur ein Schmerbäuchler!*2 :P

*2 Insiderwitz

* Die Aussage "ohne Sinn und Verstand" bezieht auf keine bestimmte Person.

Pisanellis Ansichten bzgl. deutscher Sprache haben mir gefallen.
In diesem Sinne: "Hey Leude, Lefti is' im Jebäude...!" :D

PS: @ Harantor: Dein neues Profilbild gefällt mir sehr gut. Man sieht und erkennt Dich jetzt wesendlich besser.

PPS: Zitat:
Ich sage immer, das Auge isst mit.
Ist falsch. Richtig heißt es: Das Auge liest mit! :D
#38 Pisanelli 2011-02-04 08:44
Ich habe ja immer gesagt, dass ich mich in unsere "Unzulänglichkeiten", so sie denn bestehen, mit einbeziehe. Und ich habe ja auch immer gesagt, dass ich den Zauberspiegel als Fanzine sehe, nicht als Profimagazin. Und - hey, wir haben hier tolle Diskussionen, also erfüllt er wohl einen Zweck.
Eigentlich wollte ich nur sagen, dass man nur dann Ansprüche stellen kann, wenn man welche erfüllt, z.B. Rabatte auf ein Schreibseminar zu bekommen. Ich meine, was sind unsere Ansprüche, welche Ansprüche erfüllen wir und wo stehen wir in den Augen derer, über die wir schreiben? Und da kommen wir ja dann auch wieder auf das Thema zurück: sind wir unabhänige Presse und somit Meinungsmacher und haben darauf zu achten, dass wir objektiv, ungebunden, unbestechlich und wahrheitsgemäß berichten? Oder sind wir Liebhaber, Fans, Konsumenten und Interessenten, die den Produzenten ein Feedback geben und Spaß oder keinen Spaß an der Materie haben? Das eine ist Meinungsmache, das andere ist eine Meinung abgeben. Das ist für mich ein gewaltiger Unterschied.
Im ersten Fall ist das Thema Abhängigkeit/Unabhängigkeit wichtig, im zweiten Fall ist es unbedeutend, da man seine Objektivität eh in die Tonne gekloppt hat bzw. diese nicht unbedingt gewährleisten will.
Von daher ist für mich die Frage: haben wir überhaupt ein Problem mit Abhängigkeiten? Müssten wir uns überhaupt eins draus machen? Oder geht diese Frage am Zauberspiegel nicht vollkommen vorbei? Deswegen habe ich dieses ganze Fass Profi/Laie aufgemacht.
#39 Laurin 2011-02-04 16:01
Okey, jetzt blicke ich da wohl eher durch, Pisanelli.
Ich würde mich da wirklich nie als "Profi" bezeichnen wollen aber irgendwie meine ich doch schon, daß man auch als Laie eine gewisse Objektivität, Ungebundenheit, Unbestechlichkeit und Wahrheitsmäßigkeit an den Tag legen sollte. Fängt ja schon damit an wenn man einen Artikel schreibt und versucht, dem jeweiligen Autor nicht zu doll auf die Füße treten zu wollen. Eben weil man ja Laie ist. Wenn aber der Roman meiner Meinung nach nix ist und ich es an Beispielen benennen kann, dann sollte ich das auch ehrlich so schreiben. Das muß besagter Autor eben aushalten können. Andererseits würde ich aber auch einen Profi nicht unbedingt als "den Meinungsmacher" schlechthin bezeichnen. Auch hier kann ich nur von mir reden, aber auch ein Profi gibt zuerst mal seine Meinung ab. Die kann sich mit meinem Eindruck decken, muß sie aber nicht zwangsläufig. Bei letzterem nutzt ihm sein "Profi" sein nix und bei ersterem frag ich nicht mal nach, ob er ein "Profi" ist! Eigentlich bin ich da bei den "Profis" sogar vorsichtiger weil sie bemüht sind alles aus dem Blickwinkel der vorherrschenden politischen Korrektheit zu beleuchten. Es gibt ja auch Buchseiten im Netz die neben einer ausführlichen Rezension die Meinungen der Leser wünschen und abfragen, ob diese für den Interessenten hilfreich war/ist. Da habe ich nicht nur einmal feststellen müssen das die Leser-Info für mich wesendlich hilfreicher war als die Rezi selbst. Hätte ich mich nähmlich auf letztere verlassen, wäre mir ein gutes Buch durch die sprichwörtlichen Lappen gegangen. In den Punkten fängt für mich Unabhängigkeit schon irgendwie im Kleinen an, denn wenn es da nicht funktioniert, welche Abgründe tun sich dann erst da auf, wo wirklich Geld oder Zuwendungen im Spiel sind. Was richtig ist, ist das man sich klar sein muß in welcher "Liga" man spielt, aber wie gesagt, was Fritzchen im Kindergarten nicht lernt, wird er in der Schule auch nicht mehr hinbekommen, und wenn es nur ein gesundes Maß an Objektivität, Ungebundenheit, Unbestechlichkeit und Wahrheit ist. Zumal auch ein gewisses Maß an Meinung abgeben auch eine Form der Meinungsmache ist (wir reden ja nicht nur ständig mit der Wand ;-) ). Ich sehe die Sache einfach mal so, als Fanzine kann ich nicht in Schuhen laufen wollen, die mir zu groß sind, aber die Schuhe die mir passen sollte ich hegen und pflegen.
#40 Wolfgang Trubshaw 2011-02-04 17:48
Zitat:
Was nicht heißen soll, dass Fan-Meinungen nicht auch ihre Berechtigung hätten. Aber sie sind mit Sicherheit viel zu nah am Objekt, um über den Kreis von Fans hinaus Gültigkeit zu haben.
Sorry, dass ich das hier nochmal aufgreifen muss, aber ich kann nicht anders.

Eine Rezension leidet also unter Nähe zum Objekt? Das ist faszinierend.

Ich habe (wie viele andere hier auch) ungeschaut 2000 Grusel-Heftromane in meinem Leben gelesen. Und deshalb bin ich nicht in der Lage einen solchen vernünftig zu rezensieren? Im Gegensatz zu irgendwelchen anderen Leuten, die zum ersten Mal einen solchen in Händen halten, ja?

Und ab wann verliert man denn diese Fähigkeit, sag?
Schon ab dem zweiten? Dem zwanzigsten? Dem zweihundertsten? Vielleicht ist bei mir ja noch was zu retten? :cry:
#41 Harantor 2011-02-04 18:03
@Pisanelli: So pauschal solltest Du das Wort Fan nicht benutzen. Überflüssig werden Rezensionen von Leuten, die sagen: Egal was in dieser Serie kommt / dieser Autor produziert oder dieser Regisseur dreht: Das ist immer gut. Da brauchste nicht zu lesen. Das nützt niemanden. Und es gibt auch sehr sachkundige Rezis von Fans, die durchaus zwischen ihrer Vorliebe und dem just rezensierten Werk zu differenzieren wissen. Also: Obacht zu pauschal zu urteilen.
#42 Pisanelli 2011-02-04 18:57
@W. Trubshaw: man kann auch 10.000 Grusel-Heftromane gelesen haben und trotzdem keine Ahnung haben, wie gut oder schlecht die Hefte sind! Und ein Zweites ist, dem Leser dann noch eine Rezension zu liefern, die er versteht, die ausdrückt, was man wirklich sagen will und die tatsächlich den Punkt trifft.

Ich weiß, ich gehe hier einigen schon auf den Keks, aber das Thema ist wichtig und deswegen will ich hier meine Überlegungen äußern. Auf welcher Grundlage hat man denn eine Urteilsfähigkeit? Wo steht man denn selber, wenn man eine Rezension abgibt? Teile ich dies dem Leser mit? Und kann der das einordnen? Er kennt mich ja nicht, weiß nicht, was ich alles schon gelesen habe und was nicht, weiß nicht, worauf ich besonders reagiere und worauf nicht, was ich an persönlicher Vorliebe einfließen lasse und was nicht - außer ich teile es ihm mit. Aber da fängt dann schon die Subjektivität an. Und wenn ich meinem Leser das nicht mitteile, dann kann er es höchstens erraten oder weiß "ungefähr" was ich sagen wollte und was nicht (oder er versteht eben überhaupt nicht, was ich sagen will oder was ganz anderes).
Wenn ich ihm aber sagen kann, ich ordne das Werk in einen gewissen Rahmen von ähnlichen Werken ein, die aus gewissen nachvollziehbaren Gründen als zusammengehörig definiert sind, und unterlege das Ganze mit z.B. einer Deutung des Genres oder einer These oder Frage, die ich damit verknüpfe, dann wird das Ganze schon sachlicher und meiner Meinung nach relativ nachvollziehbarer. Der Leser hat feste Paramater, nach denen ich mich richte (und falls nicht, kann er mir das ja zum Vorwurf machen) und an denen er meine Aussagen überprüfen kann. Irgendwas außer mir selbst muß da der Maßstab sein. Es muß ein Maßstab sein, der für alle gilt, wo alle vom Gleichen ausgehen und alle das Gleiche meinen. So funktioniert Wissenschaft. Und die Literaturwissenschaftler/Profis haben diese Art der Herangehensweise eben für die Literatur perfektioniert (in manchen Fällen sicher auch übertrieben, aber das ist AUCH ihre Aufgabe, die Grenzen der Wissenschaft zu testen).

Ich fodere ja gar nicht, dass hier jeder zum Wissenschaftler wird, um Gottes willen, da hätte ich selber keine Lust drauf. Ich habe nur gesagt, dass mir manchmal das Bewußtsein für derlei Überlegungen zu fehlen scheint, weil manche hier anscheinend ihre Bedeutung überschätzen, wenn sie Forderungen stellen und ihre Abhängigkeitsverhältnisse zur Überprüfung hinstellen (um beim Thema zu bleiben).

Eine Rezension ist nicht automatisch deshalb gut, weil man selbst sie geschrieben hat (also in der Person begründet), weil man schon hundert Rezensionen geschrieben hätte (denn Quantität ist nicht immer ein Zeichen von Qualität), weil man die meisten Klicks hätte (was höchstens was über die Beliebtheit aussagt, aber nichts über inhaltliche Qualitäten), weil man schon mit hundert echten Autoren ein Gespräch geführt hätte oder auch weil ich schon tausend gleichartige Produkte gelesen hätte.

Sie ist deshalb gut, weil sie an sehr bestimmten, festgelegten Parametern nachvollziehbar, aussagekräftig und begründet sein sollte. Vielleicht ist sie ganz simpel oder gar trocken geschrieben, aber sie hat die Substanz eines Buches erfasst, hat das Buch in einen Gesamtzusammenhang gesetzt, hat vielleicht noch was zu Stil und Sprache gesagt, zu bestimmten Methoden, die der Autor gewählt hat und hat zu einem daraus folgenden Fazit gefunden.

Das hört sich einfach an, aber SO einfach ist das eigentlich gar nicht. Ich selbst mach mir da auch meist keinen Kopf, aber manchmal denke ich, ich müsste es. Ansonsten gebe ich doch einfach nur meine persönliche Meinung wieder und was ICH in einem Text sehe, aber nicht, was MAN sehen kann. Mit MAN meine ich nicht eine beliebige Aussage, sondern eben eine ganz bestimmte, die allgemeingültig und aufgrund gewisser Definitionen nachvollziehbar und nachprüfbar ist und eben nicht nur persönlich begründet ist.

Dann sind wir bei der "fachmännischen" Rezension angelangt. Auch da wird es noch jede Menge Diskussionsstoff geben, aber alle stehen auf der gleichen Diskussionsgrundlage. Da hat man dann das Fundament zum Mitreden in viel größerem Maßstab, einem Maßstab, den auch völlig Außenstehende nicht mehr ignorieren können - oder die, deren Werke rezensiert werden.
#43 Laurin 2011-02-04 20:37
Oha, da willst du den Zauberspiegel aber jetzt nicht hinbringen, Pisanelli, oder?
Für mich liest sich das nähmlich nicht mehr nach einer "fachmännischen" Rezension sondern nach einer "Interpretation"! Also, ich behaupte da nicht das solche "Profis" nicht irgendwo ihren Platz hätten, aber dem Konsumenten (und damit der Mehrheit z.B. der Buchleser) gehen diese Interpretationen am Allerwertesten vorbei. Als Interessent eines Buches will ich eigendlich folgendes wissen: In welches Genre ist es eingeortnet, liest es sich spannend oder hat es unnötige Längen, wie sind die Charaktere, worum geht es eigentlich und lohnt es sich für mich, es selbst zu kaufen. Anhand der Rezensionen hier kann ich im Text Fixpunkte finden die mir sagen ob mich das Thema des Buches anspricht oder nicht. Wenn mir z.B. Wolfgang Trubshaw sagt das der Grusel-Roman gut ist und es mir an dem einen oder anderen Fixpunkt verdeutlicht ohne ihn in gänze zu spoilern, dann ist das für mich in diesem Moment maßgebender als die Interpretation eines Romans im Gefüge anderer literarischer Werke, denn das sagt mir erst einmal garnichts über den eigendlichen Roman! Das eine Rezension mal nicht so toll geschrieben ist wie eine andere, da will ich nicht widersprechen, aber dennoch kann sie meine Kaufentscheidung beeinflussen. Wäre ich also ein Außenstehender und würde das erste mal in den Zauberspiegel reinsehen und dort Interpretationen, Abhandlungen und Diskussionen lesen die ich wohl als Fachsimpeln eines elitären Kreises definiere, ich hätte hier das erste und mit Sicherheit das letzte mal reingeklickt! Das wissen auch Autoren und z.B. Anbieter von Schreibcamps und als Forum ihrer Romane/Hefte/Bücher hat der Zauberspiegel durchaus ein gewisses Gewicht, auch wenn er nicht der Nabel der Welt ist. Ich vergleiche das gerne mit Künstlern: Da fachsimpeln sie darüber was ein Bild alles aussagen kann obwohl da auf weißem Hintergrund ein roter Farbfleck ist. Okey sag ich mir, lass ihnen den Spaß! Für die breite Masse wird es ein weißes Bild mit einem roten Fleck bleiben und ihre Interpretationen lasse ich (vielleicht) über mich ergehen während ich angestrengt darüber nachdenke wo hier die nächste Pommes-Bude ist, weil ich Hunger habe. Im Internet kann ich mir diese Höflichkeit meiner weiteren Anwesenheit aber getrost sparen. Oder anders gesagt: Bevor ich unsinniger Weise geheiratet hatte war ich zwei Jahre mit einer Lehrerin zusammen (Deutsch/Geschichte/Biologie) die für solche Profis ein einfaches Wort parat hatte - "Fachidioten!" Will damit sagen, selbst studierte Leute sind nicht immer für solche "Profis" zu begeistern. Meine Meinung ist, das Niveau unseres Magazins darf gerne höher sein als das der BILD-Zeitung (auch mit dem einen oder anderen Schreibfehler oder Holpersatz), sollte aber in Augenhöhe mit den Lesern bleiben.
#44 Harantor 2011-02-04 20:47
Beendet das Thema Rezension mal hier, bitte, denn ab Mitternacht geht die Frage der 5./6. Kalenderwoche online, die sich mit diesem Thema befasst...
#45 Mainstream 2011-02-06 23:26
-
Einer glaubt, dass wir schon soweit sind, eine andere denkt, wir müssen
erst auf Augenhöhe kommen. Aber wer sind denn diese Leute um die
wir uns so Gedanken machen?

Von Seiten des ZS wurde angefragt, eine kostenlose Teilnahme, oder
zumindest einen Rabatt auf ein Schreib-Seminar zu bekommen. Und den
Veranstaltern steht es durchaus zu, zu allem Nein zu sagen. Das ist nicht
nur legitim, es ist auch verständlich. Wer möchte bei gerade mal 9
Teilnehmern auf einen Platz, sprich auf 1000 Euro verzichten?

Nun liest man hier in den Kommentaren, das ähnliche Seminare für
wenig, oder für lau z.B. bei den städtischen VHSen angeboten werden.
Warum also ein Schreibcamp?

In einigen Rezensionen konnte ich als Nicht-Leser von Heftromanen,
geradehier auf dieser Seite vernehmen, das Michael Markus Thurner
nicht zu den favorisiertesten Schreibern von PR zählt. Selbstverständlich
ist diese Aussage eine subjektive Meinung des jeweiligen Rezensenten.
Doch woher kommt diese Meinung, und sollte so ein Autor dann auch
Schreibkurse geben?

Was befähigt überhaupt einen Autor, anderen Menschen sein Wissen
zu vermitteln? Jemand der von sich glaubt gut schreiben zu können, kann
automatisch anderen angehenden Schreibern fruchtbare Ratschläge
erteilen?

Das sind Fragen, die ich mir einfach stelle. Und wer könnte diese Fragen
besser beantworten, wie ein unvoreingenommener Beobachter? Aber
einem Veranstalter steht es durchaus zu, mehr Wert auf eine gewisse
Ruhe im Schreibcamp zu bestehen, anstatt diese Ruhe durch eine
störendes Individuen der journalistischen Zunft zu stören. Keine Frage.

Horst hat die eingestellten Artikel eingefordert. Dem sind die Veranstalter
nachgekommen. Eine Anfrage nach einer unabhängigen Berichterstattung
lehnten sie ab. Weil wir als ZS nicht wichtig genug sind? Weil, wie es
in einem Kommentar steht, wir uns viel zu wichtig nehmen?

Die Veranstalter des Schreibcamps haben uns also offensichtlich nicht als
so wichtig eingestuft. Ist ja auch okay. Aber als Werbeplattform mit
selbst verfassten Artikeln, taugte es den Veranstaltern schon. Eigenartig.
Ja, Horst hat diese Artikel gewünscht, aber würden Veranstalter mit etwas
Ehrgefühl, nicht von selbst auf diese Art der Kampagne verzichtet haben?

Es geht es darum, das wir uns zu wichtig nehmen? Oder geht es darum,
gewisse Menschen ganz geschickt verstehen uns zu manipulieren?

Die Fragen meinerseits an das Schreibcamp, hätte ein unabhängiger
Berichterstatter durchaus beantworten können. Die drei im ZS erschienenen
Artikel jedenfalls, ließen alle Fragen offen.

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