Buchmesse 2011 - Gastland: Island Sagenhafte Morde
Buchmesse Frankfurt/Main 2011
Gastland: Island - Sagenhafte Morde
Mythen und Realien des Islandkrimis
Im Vorfeld der Buchmesse wurde Kristján B. Jónasson, Präsident des isländischen Verlegerverbands, gefragt, ob es für ein so kleines Land nicht "eine Nummer zu groß sei", als Gastland zu fungerieren1.
In der Antwort von Jónasson wurde deutlich, was in den letzten Tagen und Wochen immer wieder durch die einschlägigen Berichte und Artikeln kursiert, wenn die Sprache auf dieses Thema kommt:
" (...) dass unser kleines Land auch über die mittelalterlichen Sagen hinaus einiges zu bieten hat und eine gewisse literarische Traditionslinie zu erkennen ist. Auch ist es kein Zufall, dass gerade in den letzten Jahren so viel aus dem Isländischen übersetzt wird. Das liegt einerseits an dem Hype der nordischen Krimis, aber auch an vielen interessanten Romanstoffen, die in der jüngsten Zeit erschienen sind. Und da muss man wohl auch sagen: Die Einwohnerzahl sagt letztlich nicht viel über die Qualität der Literatur."
Unter dem Titel
Sagenhafte Morde - Mythen und Realien des Islandkrimis
waren Kristján B. Jónasson, der Präsident des isländischen Verlegerverbands, Kristof Magnusson, ein isländisch-deutscher Theater- und Romanautor sowie Yrsa Sigurdardóttir, eine isländische Schriftstellerin unter dem Logo des Auswärtigen Amtes zu einer Veranstaltung zusammen gekommen.
Thomas Wörtche, selbst Autor und bekannt für seine Stellungnahmen zu Kriminalliteratur jeglicher Couleur, war Moderator der Veranstaltung.
Es ist wie schon in den alten Sagas ... Personen werden nicht durch ihr Reden charakterisiert, sondern durch ihr Tun. Es wird mit wenigen Worten viel gesagt. Es ist ein Stil, der durch knappe Worte und Handeln charakterisiert wird.
Jahrhundert. Obwohl Island immer eine Nation der mündlichen Erzählungen und Geschichten war, kann man jedoch mit ziemlicher Gewissheit nicht mehr sagen, dass sie historisch haltbare und fehlerfreie Darstellungen sind - das liegt schon daran, dass teilweise bis zu 300 Jahren zwischen den Ereignissen und den Niederschriften der Berichte lagen.2]
Viele Krimis haben eine historische oder archäologische Basis, Familiengeschichte oder etwas in der Art.
Der isländische Autor schreibt für isländische Leser ... der weiß, dass es diese Morde nicht gibt. Also muss er intensiv am Hintergrund arbeiten, an der Handlung, den Personen, Charakteren, damit die Leute die Bücher lesen und es glaubwürdig wird.
Mit 30 Minuten war diese Veranstaltung viel zu kurz angelegt, um auch nur ansatzweise ausreichend in die isländischen Krimis, ihre Schöpfer und deren Besonderheiten einzutauchen. Wer einen (zumeist werden es dann eher mehrere) von ihnen in seinem Bücherschrank stehen hat, findet viele Ähnlichkeiten zu den allgemein sehr beliebten Skandinavienkrimis, die seit Jahren einen angestammten Platz neben den englischen Krimis oder den italienischen Ermittlern eingenommen haben.
Arnaldur Indridason, der meiner Einschätzung nach inzwischen bekannteste Islandkrimiautor mit seinem Kommissar Erlendur (z.B. Engelsstimme, Gletschergrab, Kältezone - alle Lübbe), Thráinn Bertelsson, Viktor Arnar Ingólfsson oder eben auch Yrsa Sigurdardóttir, die 2005 ihren ersten Kriminalroman veröffentlichte, und mit "Ég man þig" (dt. Geisterfjord) dieses Jahr den sechsten in Deutschland auf den Markt bringt.
Für uns Isländer ist der Gastlandauftritt schon jetzt ein Erfolg. (...) Wir können sagen, dass wir in Deutschland, aber auch in Österreich und der Schweiz mit offenen Armen empfangen werden: vom Publikum, von den Medien und von den Verlagen. 107 deutschsprachige Verlage haben insgesamt 203 Neuerscheinungen zu Island herausgebracht das übertrifft alle unsere Erwartungen.3
Insgesamt wollen 38 isländische AutorInnen auf der Messe anwesend sein, zum Beispiel eben Arnaldur Indriðason, aber auch der diesjährige Preisträger des Nordischen Literaturpreises Gyrðir Elíasson, Sjón und Yrsa Sigurðardóttir ... und viele andere.
Indriðason wird es auch sein, der gemeinsam mit dem isländischen Präsidenten Ólafur Ragnar Grímsson zur feierlichen Eröffnung der Frankfurter Buchmesse am 11. Oktober eine Rede halten darf.
Ich interessiere mich noch ganz besonders für eine Sache: Im Pavillon auf der Freifläche des Messegeländes werden Fotos von IsländerInnen in ihren privaten Bibliotheken gezeigt. Die Kampagne Komm mit nach Frankfurt brachte diese Ausstellung ins Rollen, und wer nicht auf der Buchmesse sein kann, findet einen Teil davon unter "www.facebook.com/sogueyjan.island)
" auf Facebook eingestellt (
1 "Kristján B. Jónasson über den Island-Auftritt in Frankfurt ", Fragen: Nicole Stöcker, buchreport.magazin 8/2011, http://www.buchreport.de
2 und 3 Pressematerial Buchmesse Frankfurt
Kommentare
Da ich vor kurzem auf Sizilien war und mir den Ätna angesehen habe, haben Vulkane eine ganz neue Faszination für mich gewonnen
Die für uns fremdartige, faszinierende Landschaft eignet sich bestimmt besonders gut, um sie in Verbindung mit Action und Spannung zu bringen, sei es im modernen Krimi oder dass die Schwerter über Feuer und Eis klirren.
Dass ich bisher nicht viele Islandkrimis gelesen habe, hat zwei Gründe: 1. spielen einige ganz oder teilweise in der Stadt - für mich Verschwendung von Potential, denn Stadt gibt es überall und das ist nicht wirklich einmalig und 2. komme ich immer nicht so recht an die Serien um einen bestimmte Ermittlergestalt heran.
Aber ausschließen will ich es nicht, dass ich nicht doch mal so eine Serie anfange zu lesen, wenn mir danach ist und die Serie gut ist (also nicht dauernd das Privatleben des Ermittlers wichtiger erscheint als der Fall, oder sogar eine der zur Zeit sehr beliebten Verstrickungen beider vorliegt).