Die Phantom-Sammlerausgabe - Edition TAFALLA Band 2 von 12
Die Phantom-Sammlerausgabe
Edition TAFALLA Band 2 von 12
Die Spione von Paris
Pierre Rivette hat sich in Paris ein kleines Modeimperium aufgebaut. Zu seinen Kunden gehören eine Reihe von wohlhabenden Leuten, wie der Bankier Lemaire und Phantoms Freundin Diana, die für die UN arbeitet und zurzeit in Paris weilt. Die Modebranche ist allerdings nur ein vorgeschobener Zweck. Er hat den Techniker Louis Wanzen entwickeln lassen, die er in die Bekleidung seiner Kunden einnäht. So kann er die Personen abhören und die Informationen zu Geld machen.
Louis will Rivette und seine Bande nicht mehr unterstützen und versucht zu fliehen. Kurz bevor er von den Ganoven dingfest gemacht wird, kann er noch ein Telegramm nach Bangalla aufgeben, in dem er Phantom um Hilfe bittet.
Phantom macht sich auf nach Paris und versucht Louis am vereinbarten Treffpunkt zu treffen. Dort erwarten ihn allerdings Rivettes Leute, die den Treffpunkt aus Louis herauspressen konnten. Nach einem kurzen Handgemenge können die Ganoven entkommen.
In seiner Rolle als Kit Walker sucht Phantom Diana auf. In einem Restaurant treffen sie auf den Bankier Lemaire, der wegen eines geheimen Geldtransportes am darauffolgenden Tag ziemlich nervös ist. Am selben Abend lernt Kit den Modeschöpfer Rivette kennen, der seine neueste Kollektion auf einer Veranstaltung präsentiert.
Am nächsten Tag erleben Diana und Kit hautnahe, wie der Geldtransporter Lemaires ausgeraubt wird, denn auch der Bankier hat sich durch Rivette mit der verwanzten Bekleidung ausstatten lassen. Der Überfall verläuft nicht ganz nach Plan und die Gangster nehmen Diana als Geisel. Auf der Flucht stürzen sie mit einem Auto von einer Brücke in einen Fluss. Phantom kann Diana retten und findet die eingenähte Wanze in ihrer Kleidung. Er erkennt die Zusammenhänge und eilt in das Atelier von Rivette. Dort ist die ganze Bande versammelt und Phantom kann sie überwältigen. Louis ist ebenfalls anwesend, der nun aus den Fängen Rivettes befreit wird.
Die Erstveröffentlichung der vorliegenden Geschichte erfolgte in Band 209 in PHANTOM im Jahre 1982. Die Geschichte folgt dem üblichen Muster einer Phantomgeschichte jener Zeit, was nicht heißen soll, dass sie nicht spannend ist. Der Leser wird in die Handlung hineingeworfen und begleitet Louis auf seiner Flucht vor Rivette. Zu dieser Zeit weiß der Leser noch gar nicht, dass es sich bei dem Anführer der Bande um den Modeschöpfer handelt, denn der tritt in der ersten Szene maskiert auf. Allerdings ergibt die Maskierung inhaltlich keinen Sinn. Die Bandenmitglieder und auch Louis kennen Rivette. Die Maskierung ist daher lediglich für den Leser angelegt.
Ein weiteres Muster in den Phantomcomics besteht darin, dass anscheinend jeder Mensch auf der Welt weiß, dass Phantom in Bangalla lebt und mit einem Telegramm zu erreichen ist. So kann der Leser den Weg des schriftlichen Telegramms in dieser Geschichte verfolgen. Von der Aufgabe in Paris, über den Flug nach Bangalla bis zur Übergabe an die Dschungelpatrouille, die die Nachricht an Phantoms Falken Fraka heftet.
Die Hinweise, die schließlich auf die Spur von Rivette führen, sind in die Geschichte eingestreut und fügen sich am Ende wie ein Puzzle zusammen. Der erfahrene Leser wird die einzelnen Hinweise natürlich sehr schnell zusammenfügen können, aber für diese Art Leser sind diese Geschichten ursprünglich auch nicht gemacht worden. Nostalgiker werden wie gewohnt ihren Spaß daran haben und eher darüber schmunzeln, dass der Bankier Lemaire sich in einem gut besuchten Restaurant laut darüber Sorgen macht, ob sein geheimer Geldtransporter mit mehreren Millionen France am kommenden Tag sicher am Ziel ankommen wird.
Ein Panel wurde bei der Erstveröffentlichung aus der Geschichte herausgekürzt. Der Grund hierfür erschließt sich nicht. Es ist ein nur kleines Panel, auf dem die Bösewichte mit Waffen zu sehen sind. In anderen Panels sind ebenfalls Waffen zu sehen, das kann nicht der Grund sein. Möglicherweise wurde an dieser Stelle in der Erstveröffentlichung Werbung geschaltet.
Die Göttin des Todesvulkans
Auf der Insel Ungo Atoa beten die Menschen die Vulkangöttin an. Als bei einem Vulkanausbruch viele Einwohner ums Leben kommen, wittern die Priester die Chance, ihre Macht auf der Insel auszubauen. Sie hypnotisieren die Königin des Stammes und überzeugen die Einwohner, dass die Vulkanausbrüche ein Ausdruck des Zorns der Göttin seien und dass diese nur durch die Gabe von Menschenopfern zu besänftigen sei.
Der junge Kaloa macht sich Hoffnung auf Aufnahme in die Priesterschaft. In einer Art Aufnahmeritual soll er weibliche Opfer auf die Insel bringen, denn nur so können die Stammesmitglieder vor der Opferung bewahrt werden. Die Priester willigen ein, da sie nicht an ein erfolgreiches Unterfangen Kaloas glauben. Darüber hinaus sind sie nicht dazu bereit, den jungen Mann in die Priesterschaft aufzunehmen.
Kaloa begibt sich an Bord eines britischen Schiffes und hat dort zwei Opfer ausgemacht: Die beiden Schwestern Finessa und Aretha sind auf dem Weg nach England, um dort verheiratet zu werden.
Das Schiff macht einen Zwischenstopp in Bangalla und nimmt Phantom an Bord, der ebenfalls auf dem Weg nach England ist. Aretha verliebt sich sofort in Phantom und weicht sehr zum Missfallen ihrer Schwester nicht mehr von seiner Seite ab.
In Sichtweite Ungo Atoas mischt Kaloa der Mannschaft ein Betäubungsmittel in das Trinkwasser. Nur Phantom und die Schwestern bleiben von dem Mittel verschont, als die Mannschaft besinnungslos zusammenbricht. In diesem Augenblick zieht ein Sturm auf, der das Schiff zum Kentern bringt. Phantom, Kaola und die Schwestern können sich in letzter Sekunde an den Strand der Insel retten.
Am nächsten Morgen werden Phantom und die Schwestern von den Einwohnern gefangen genommen. Die Schwestern sollen der Göttin geopfert werden. Kaloa hat seine Prüfung abgelegt, die Aufnahme in die Priesterschaft wird ihm aber zunächst verwehrt. Er beobachtet kurz darauf ein heimliches Gespräch der Priester, die seine Ermordung durch ein Gift planen. Als die Priester die beiden Schwestern opfern wollen, ergreift Kaloa Partei für die Gefangenen und befreit die Frauen und Phantom.
Sie fliehen in den Wald und schließen sich einer Gruppe von Abtrünnigen an, die dem Opferkult der Priester die Gefolgschaft verweigern. Finessa kann nicht mit ansehen, wie Aretha weiter Phantom schöne Augen macht. Sie schleicht sich aus dem Lager und verrät den Priestern den Standort der Abtrünnigen. Sie fordert im Gegenzug freies Geleit mit ihrer Schwester. Die Priester halten sich nicht an die Abmachung und töten sie.
Es kommt zu einer Auseinandersetzung, die Phantom und die Abtrünnigen für sich entscheiden können. Die Königin kann aus der Hypnose befreit werden und die Ordnung auf der Insel ist wiederhergestellt. Aretha und Phantom haben sich verliebt und sie geht mit ihm nach Bangalla und wird dort seine Frau. Sie wird ihm Kinder gebären, darunter ein Junge, das nächste Phantom.
Die Geschichte spielt im Jahre 1651 und der Leser erlebt ein Abenteuer mit dem vierten Phantom. Die Erstveröffentlichung erfolgte im Jahr 1983 in PHANTOM Nummer 229.
Der Leser erfährt gleich zu Beginn, dass Kaola ein falsches Spiel treibt. Er erschleicht sich das Vertrauen Phantoms, als Aretha versehentlich über Bord ins Wasser fällt. Er springt mit Phantom ins Wasser, als nahende Haie die Frau angreifen wollen und zieht sie mit an Bord. Erst nach der Ankunft auf Ungo Atoa erkennen sie das falsche Spiel, das der junge Mann treibt. Er hilft ihnen nicht aus Nächstenliebe, sondern er will sein Opfer für die Vulkangöttin retten und sie wohlbehalten auf die Insel führen. Selbst im Angesicht des nahenden Todes Arethas interessiert ihn nur die Aufnahme in die Priesterschaft. Der Wechsel auf die Seite Phantoms erfolgt nicht etwa durch eine Anwandlung an Menschlichkeit, sondern aus rein egoistischen Motiven. Er beobachtet, wie die Priester seine Ermordung planen und aus Angst um das eigene Leben hilft er Phantom und den Schwestern. Hätten ihm die Priester den Zugang zu ihrem Kreis gewährt, hätte er wohl Aretha freudestrahlend der Vulkangöttin geopfert.
Am Ende der Geschichte erfährt der Leser, dass Aretha nicht nur eine Liebelei Phantoms ist. Sie wird seine Frau und wird ihm Kinder gebären. Darunter wird der nächste Kit Walker, das fünfte Phantom, sein. Phantomgeschichten erscheinen nun seit mehreren Jahrzehnten und immer wieder werden Episoden aus den Leben der früheren Phantome erzählt. Mir ist nicht bekannt, ob die Geschichten koordiniert werden oder ob jeder Autor vor sich hinschreibt und es damit zu Widersprüchen kommen kann. Im Ghostwhowalks-Wiki wird Aretha zwar als die Ehefrau Phantoms aufgeführt, es existiert aber wohl eine Geschichte von Lee Falk, in der er eine andere Frau geheiratet hat. Es wäre daher nicht verwunderlich, wenn es vor allem in den Vergangenheitsepisoden zu Widersprüchen kommt.
In der Erstveröffentlichung wurden drei Seiten aus der Geschichte herausgekürzt. Wahrscheinlich um sie im begrenzten Heftumfang des PHANTOM Magazins unterzubringen. Das war eine Praxis, derer sich der Bastei Verlag des Öfteren bedient hat. Die zusätzlichen drei Seiten sind in dieser Ausgabe enthalten. Ich habe in der zweiten Lesung die drei Seiten zur Probe übersprungen, um zu schauen, wie die Geschichte ohne diese Seiten wirkt. Es lässt sich zumindest sagen, dass sich der Rhythmus der Story völlig verändert. Auf der ersten herausgekürzten Seite befinden sich die Szenen, aus denen hervor geht, dass Phantom und die Schwestern nicht von dem Wasser mit dem Betäubungsmittel trinken. Eine wichtige Szene, wie ich finde. Bei der nächsten Seite handelt es sich um die Sequenzen, in denen Kaola Phantom und den Schwestern die wahren Hintergründe über seine Anwesenheit auf dem Schiff erzählt. Außerdem sieht der Leser auf diese Seite, wie Aretha und Phantom nach Sinken des Schiffes gegen die Fluten kämpfen. Das ist grafisch von Tafalla sehr schön und dynamisch umgesetzt. Die dritte herausgekürzte Seite zeigt den Abschnitt, in denen Kaola die Priester dabei beobachtet, wie sie seine Ermordung planen. Dieser Handlungsabschnitt liefert die Erklärung, warum er später die Seiten wechselt. Ohne diese Seiten ergibt die Geschichte überhaupt keinen Sinn. Schön, dass sie in dieser Edition berücksichtigt werden.
Allgemeines
In dieser zweiten Ausgabe finden sich wiederum vier redaktionelle Seiten. Ulrich Wick teilt dem Leser mit, dass neben den 22 für diese Edition geplanten Episoden noch weitere von Tafalla gezeichnete Geschichten existieren. Es handelt sich hierbei um 16 Episoden, die nicht in PHANTOM, sondern in den Taschenbüchern erschienen sind.
Die Originalseiten der Taschenbücher existieren nicht mehr. Beim Umzug des Verlages sind nur die Druckvorlagen der 22 Episoden aus PHANTOM in die Hände Wicks gelangt. Würde er sie in diese Edition integrieren, müsste er die kleinen Taschenbuchseiten auf das größere Format der Alben hochziehen. Das Ergebnis würde qualitativ gegenüber den anderen Geschichten stark abfallen, weshalb er vorerst auf eine Veröffentlichung verzichtet. Er stellt eine Veröffentlichung in Aussicht, sollte ein hinreichendes Interesse der Leserschaft bestehen. Zur Ansicht hat er auf der letzten Seite des Bandes exemplarisch 4 farbige Taschenbuchseiten eingefügt.
Auffällig ist das wirklich sehr gute Lettering von Ulrich Overländer. Die Worte sind sehr gut in den Sprechblasen austariert. Zudem hat er einen angenehm zu lesenden Schrifttypus verwendet und die Buchstaben sind in einer optimalen Größe abgebildet. Das ist keine Selbstverständlichkeit bei vor allem Kleinverlagen.
Mit diesem Band 2 ist die aktuelle Ausgabe der Edition erreicht. Die ersten beiden Bände wurden im Juni 2022 veröffentlicht und es ist zu hoffen, dass im Laufe des Jahres 2023 die nächsten beiden Bände erscheinen. Man muss berücksichtigen, dass Wick Comics nach eigener Auskunft ein Ein-Mann-Unternehmen ist und die Comics nur eine geringe Auflage haben. Mehr als ein paar Ausgaben pro Jahr dürften da nicht drin sein, zumal der Verleger mit Silberpfeil schon gut ausgelastet scheint.
Die PHANTOM-Sammlerausgabe
Episoden: