Das Leid des anderen - »Cheech and Chong’s The Corsican Brothers«
Das Leid des anderen
»Cheech and Chong’s The Corsican Brothers«
Cheech und Chong sind sicherlich auch im 21. Jahrhundert noch die bekanntesten Kiffer der Filmgeschichte. Mit ihrem Durchbruchsfilm „Viel Rauch um nichts“ schufen sie ein Image, das sie auch in ihren nächsten Leinwandauftritten nicht mehr so schnell loswerden sollten. Egal ob in „Noch mehr Rauch um überhaupt nichts“, „Cheech & Chongs Heiße Träume“, „Cheech & Chong im Dauerstress“ oder „Jetzt raucht gar nichts mehr“ – Marihuana und das genüssliche Grasrauchen waren immer ein fester Bestandteil der ansonsten inhaltlich gegen Null tendierenden Filme des Duos. Nachdem sie in „Dotterbart“ in historische Kostüme geschlüpft und Gastauftritte an der Seite einiger Monty-Python-Komiker (Graham Chapman, John Cleese und Eric Idle) und renommierter anderer Spaßmacher wie Marty Feldman, Spike Milligan oder Peter Cook hingelegt hatten, sollten sie noch im selben Jahr mit „Cheech and Chong’s The Corsican Brothers“ einen weiteren Kostümfilm mit halbwegs stringenter Handlung in Angriff nehmen. Dass sie dabei vor der Kamera gänzlich auf Gras verzichteten, hielt das deutsche Videolabel VCL nicht davon ab, den Film hierzulande „Jetzt raucht’s wieder tierisch“ zu betiteln. Vier Jahre später erblickte das Werk dann doch auch noch in Deutschland die Kinoleinwände und wurde nun wesentlich treffender als „Cheech & Chong in Weit und breit kein Rauch in Sicht“ gestartet – was dem größten Flop in der Karriere der Chaoskomiker aber auch nicht mehr wirklich nützen sollte.
Nachdem Cheech und Chong (Richard ‚Cheech‘ Marin und Thomas Chong) in Paris den Passanten mit ihrer Musik die letzten Francs aus der Tasche gezogen haben, lassen sie sich in einem Café von einer Wahrsagerin (Rae Dawn Chong) die Karten legen. Diese erkennt bei den beiden eine Verwandtschaft zu korsischen Zwillingsbrüdern, die während der französischen Revolution gelebt hatten. In einer langen Rückblende wird deren Geschichte erzählt. Schon als Kinder entdecken Cheechy und Chongy (abermals Richard ‚Cheech‘ Marin und Thomas Chong), dass sie jeweils für den anderen Freud und Leid empfinden. Wird beispielsweise einer von ihnen geschlagen, empfindet der andere den Schmerz. In der Jugend treibt das Schicksal die Brüder auseinander, doch als junge Männer begegnen sie sich wieder. Es dauert nicht lange, bis sie danach das Missfallen des Comte de Pobacke (Roy Dotrice) erregt haben, der die beiden auf der Guillotine hinrichten lassen will. Clever wie die beiden sind, können sie dem Tod noch einmal von der Schippe springen und sich stattdessen an zwei hübsche Prinzessinnen (Shelby Chong und Rikki Marin) heranmachen. In einer Verkleidung als Hof-Friseur kümmert sich Cheechy auch um die Frisur der Königin (Edie McClurg), was natürlich weitere Probleme mit sich bringt…
Man sollte meinen, mit einem roten Faden und einer nachvollziehbaren Handlung müsste selbst ein Cheech & Chong-Film ein Stückweit unterhaltsam werden. Weit gefehlt! Die Chaoskomiker schaffen das Unglaubliche und sind auch in aufwändigen Dekors und Kostümen nichts weiter als vulgär, ausfallend, denunzierend und über alle Maßen unkomisch. Dieser Film, der das Ende der gemeinsamen Kinolaufbahn einläutete (es sollten nur noch einige Kurzfilme und gemeinsame Gastauftritte folgen), hat weltweit fast ausnahmslos und auch zurecht katastrophale Kritiken geerntet. Auch in Standardnachschlagewerken wie dem Motion Picture Guide oder Leonard Maltins Filmlexikon erhält „The Corsican Brothers“ die schlechteste Bewertung. Wenn man mit dem sehr speziellen Humor der beiden etwas anfangen kann, hat man nun die Wahl zwischen vier verschiedenen Covermotiven limitierter Mediabooks, die bei Cinestrange Extreme erschienen sind. Enthalten sind eine BluRay und eine DVD, die mit sehr gutem Bild (im Widescreen-Format 1,85:1) aufwarten. Der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0 Stereo, optional auch mit deutschen Untertiteln) weist in der deutschen Fassung mitunter einen seltsamen Hall auf und wabert über die Kanäle. Als Extras bietet die Veröffentlichung ein 24seitiges Booklet mit zahlreichen Fotos und einem Hintergrundtext von Christoph N. Kellerbach, eine kleine animierte Bildergalerie, das Musikvideo „Nadine“ (3 Minuten), das alternative deutsche Intro (9 Minuten, unterscheidet sich allerdings lediglich in der Titeleinblendung) sowie den englischen Kinotrailer zum Film.