Die Kanonen von Navarone - Himmelfahrtskommando im Mittelmeer
Die Kanonen von Navarone
Himmelfahrtskommando im Mittelmeer
J. Lee Thompson (1914-2002) war unter den anglo-amerikanischen Regieroutiniers sicherlich einer der talentiertesten. In seinem Œuvre findet sich so mancher zeitlose Klassiker, die meisten davon in den Jahren 1959 bis 1969. Angefangen hatte der Filmemacher mit leichten Unterhaltungsfilmen mit familienfreundlicher Komik („Ein Alligator namens Daisy“), stellte aber auch schon bald darauf sein Können als Spannungsregisseur unter Beweis. Nach wie vor überaus unterhaltsam ist seine Mörderhatz „Tiger Bay – Ich kenne den Mörder“, aber auch sein bildgewaltiger Abenteuerfilm „Brennendes Indien“ hat kaum etwas von seiner Faszination eingebüßt. Gleiches gilt für „Die Kanonen von Navarone“, der im Jahr 1960 gedreht wurde und auf dem drei Jahre zuvor erschienenen Romanbestseller gleichen Titels von Alastair MacLean basierte. Der schottisch-gälische Autor war 1955 schlagartig berühmt geworden, als sich sein Roman „Die Männer der ‚Ulysses‘“ weltweit hunderttausendfach verkaufte. „Die Kanonen von Navarone“ war MacLeans zweites Buch, das es ebenfalls wieder wochenlang in die Bestsellerlisten schaffte und die britischen Produzenten schließlich auf die Idee einer Verfilmung brachte. Es sollte nicht die letzte MacLean-Adaption bleiben. Im Laufe der Jahre folgten etliche weitere Verfilmungen seiner Bücher, von „Eisstation Zebra“ und „Agenten sterben einsam“ über „Das Mörderschiff“ und „Rendezvous mit dem Tod“ bis hin zu „Der wilde Haufen von Navarone“. Die späte Fortsetzung des hier vorliegenden Films wurde 1978 von „Goldfinger“-Regisseur Guy Hamilton mit Robert Shaw und Harrison Ford in Szene gesetzt und basiert auf MacLeans Fortsetzung, die 1968 erschien.
Während des Zweiten Weltkriegs sind rund 2000 britische Soldaten auf der griechischen Insel Keros vor der türkischen Küste isoliert worden. Die Alliierten wollen sie natürlich von dort retten, müssten dazu aber an den Kanonen von Navarone vorbeikommen. Die sind aber auf dieser (fiktiven) griechischen Nachbarinsel dermaßen gut platziert und getarnt, dass ein Einsatz aus der Luft wenig erfolgsversprechend klingt. Commander Jensen (James Robertson Justice) und Major Franklin (Sir Anthony Quayle) haben aber einen Plan. Man müsste Navarone über die einzige unbewachte Stelle der Insel, einer Steilwand, betreten und Sprengsätze an den Kanonen anbringen. Für dieses Himmelfahrtskommando stellt sich Franklin eine wackere Truppe zusammen, bestehend aus seinem besten Freund Corporal Miller (David Niven), dem „Schlächter von Barcelona“, Brown (Sir Stanley Baker), dem griechischen Widerstandskämpfer Spiros Pappadimos (James Darren) und dem angesehenen Captain Mallory (Gregory Peck). Letzterer holt noch den griechischen Oberst Andrea Stavros (Anthony Quinn) mit ins Boot, mit dem er in den letzten Jahren zusammen an der Front gekämpft hatte. Ihre gemeinsame Vergangenheit wird allerdings von einem düsteren Zwischenfall überschattet.
„Die Kanonen von Navarone“ hat in Deutschland zwar nie den überschwänglichen Ruhm für sich verbuchen können, der ihm in Großbritannien und den USA zuteilwurde. Vielleicht liegt das an der eher eindimensionalen Darstellung der Deutschen, die hier ohnehin nur als Randfiguren auftreten. Eigentlich ist J. Lee Thompsons Film auch eher Abenteuergeschichte als Kriegsschilderung, da ein Großteil der Handlung die körperlichen Anstrengungen beim Erobern der Insel thematisiert. Im weiteren Verlauf nehmen dann die persönlichen Spannungen zwischen den Kämpfern einen entscheidenden Raum ein, was den exzellenten Darstellern genügend Entfaltungsraum bietet. Von kleineren Durchhängern abgesehen ist „Die Kanonen von Navarone“ ein nach wie vor packend unterhaltender Film in technisch solider Umsetzung. Die 4KUHD-Veröffentlichung im Steelbook bietet ein gutes Bild (im Widescreen-Format 2,35:1), bei dem das Filmkorn aber vor allem in den helleren Passagen noch deutlich erkennbar ist. Der Film kann wahlweise mit oder ohne die Roadshow-Intermission-Sequenz (4 Minuten) abgespielt werden. Der Ton (Englisch wahlweise in Dolby Atmos, DTS HD Master Audio 5.1 oder 4.0, Deutsch, Französisch und Italienisch im DTS HD Master Audio 5.1, Portugiesisch und kastilisches Spanisch in Dolby Digital 5.1, Tschechisch, Hindi und lateinamerikanisches Spanisch in Dolby Digital 2.0 Mono, optional mit Untertiteln in 28 Sprachen) ist zwar etwas frontlastig, aber für einen dermaßen alten Film doch erstaunlich räumlich ausgefallen. Als Extras gibt es einen Vergleich zwischen dem Entwurf und der fertigen Vorspannsequenz (3 Minuten) sowie den englischen Kinotrailer. Weiteres Bonusmaterial hält wohl die ebenfalls beigefügte BluRay bereit, die allerdings zu Rezensionszwecken nicht zur Verfügung stand.