Orca - Der Killerwal - Die Rache des Meeressäugers
Orca – Der Killerwal
Die Rache des Meeressäugers
Sein Drehbuch zu „Orca, der Killerwal“ gab Dino De Laurentiis (1919-2010) seinerzeit bei zweien seiner Landsmänner in Auftrag, in deren Œuvre sich einige der größten Klassiker des italienischen Genrekinos finden. Luciano Vincenzoni (1926-2013) schrieb mit an Filmen wie „Für ein paar Dollar mehr“, „Zwei glorreiche Halunken“ oder „Sie nannten ihn Plattfuß“, Sergio Donati (1933-2024) ist bekannt für die Vorlagen zu „Der Gehetzte der Sierra Madre“, „Von Angesicht zu Angesicht“ oder „Spiel mir das Lied vom Tod“. Auch für die Regie seines Tierhorrorfilms konnte De Laurentiis einen langjährigen Profi gewinnen, der sich als zuverlässiger Handwerker in den unterschiedlichsten Genres bewiesen hatte. Der Brite Michael Anderson (1920-2018) inszenierte beispielsweise „In achtzig Tagen um die Welt“ mit David Niven und Cantinflas, später dann „Doc Savage – Der Mann aus Bronze“ oder „Flucht ins 23. Jahrhundert“ (im Original „Logan’s Run“) mit Michael York und Sir Peter Ustinov. „Orca, der Killerwal“ stand 1977 also unter einem guten Stern, zumal nach Steven Spielbergs Sensationserfolg mit „Der weiße Hai“ das Tierhorrorgenre boomte und alle paar Monate wieder ein neuer Abklatsch in die Kinos kam. Aber weder die Einspielergebnisse konnten Dino De Laurentiis zufriedenstellen, noch die Kritiken, die oftmals die Naivität der Story und die Vermenschlichung der Tiere bemängelten. In der Retrospektive ist der Film aber deutlich besser als sein Ruf.
Der aus Irland stammende Kapitän Nolan (Richard Harris) möchte unbedingt einen Mörderwal (so werden die Orcas entgegen dem deutschen Verleihtitel in der deutschen Synchronfassung genannt) fangen, für den er eine üppige Prämie erhalten würde. Die Biologin Rachel Bedford (Charlotte Rampling) will ihn eines Besseren belehren, indem sie ihm von der Intelligenz der Meeressäuger berichtet, die in vielerlei Hinsicht den Menschen gar nicht so unähnlich seien. Aber Nolan zieht seinen Plan durch und kann eine Mörderwalkuh erlegen. Als ihr Körper auf das Schiff gehievt wird, verliert sie ihr ungeborenes Kalb, das Nolan ins Meer spült. Der Mörderwalbulle scheint in tiefer Trauer und möchte sich schließlich am Mörder seiner Partnerin rächen. Wie Bedford erklärt, leben Orcas in monogamen Beziehungen und können sich die Gesichter von Menschen einprägen. Immer wieder gibt es in den kommenden Tagen Hinweise darauf, dass das Orca-Männchen Jagd macht auf Kapitän Nolan und seine Crew. Schiffe im Hafen werden zerstört, sogar einige Hütten am Ufer in Brand gesteckt. Hinter all dem scheint der männliche Mörderwal zu stecken, der Nolan wieder aufs offene Meer hinauslocken möchte, um sich diesem dort zu einem tödlichen Duell zu stellen.
Auch heute noch ist die technische Gestaltung von „Orca, der Killerwal“ beeindruckend. Michael Anderson und sein Team arbeiteten zu großen Teilen mit echten Tieren, wenn in einigen Szenen Attrappen zum Einsatz kamen, sind diese dermaßen gut gestaltet, dass es einem Laien nicht auffällt. Die Story beschränkt sich auf ein überschaubares Figurenensemble, mit dessen Schicksal man Anteil nimmt, obwohl es kaum einen echten Sympathieträger aufzuweisen hat. Das Herz der Macher scheint eher für die Tiere zu schlagen, die bereits in der ersten Szene ausgelassen spielend zu Ennio Morricones harmonisch-einschmeichelnden Klängen eingeführt werden. Auch, wenn die Fantasie mit den Drehbuchautoren durchging, ist das Konzept des trauernden und sich rächenden „Familienvaters“ natürlich überaus eingängig und hält die Spannung des Films über anderthalb Stunden gekonnt aufrecht. Als Identifikationsmerkmal dient die verletzte Rückenflosse des Orca-Männchens, die diesen schnell bei seinen Angriffen erkennbar macht. Im Gros der Tierhorrorfilme jener Dekade sicherlich eines der gelungensten Beispiele, das in den fast fünfzig Jahren seit seiner Entstehung eher noch dazugewonnen hat und ein genre-affines Publikum nicht enttäuschen wird. Das Limited Steelbook von StudioCanal enthält erstmals eine 4KUHD des Films (zusätzlich auch eine herkömmliche BluRay), deren Bild dank einer 4K-Restaurierung vom Technicolor-Negativ keinerlei Wünsche mehr offenlässt. Es erstrahlt (im Widescreen-Format 2,35:1) in vorzüglicher Schärfe und exzellenter Farbtreue. Der Ton (Deutsch, Englisch und Französisch im DTS HD Master Audio 2.0, optional mit deutschen und französischen Untertiteln und englischen Untertiteln für Hörgeschädigte) ist ebenfalls in bestmöglicher Qualität aufgespielt. Als Extra gibt es ein neu produziertes Interview mit dem Journalisten und Regisseur Philippe Guedj (30 Minuten), der Hintergründe und persönliche Einschätzungen zum Film liefert, die mit Szenenausschnitten untermauert werden.
Kommentare
Wie die dringend empfohlene Doku BLACKFISH erneut demonstriert, ist das Verhalten des 'Vaters' gar nicht einmal so weit hergeholt.
Ein Konzept das als grober Unfug bei DER WEIßE HAI 4 allerdings nach hinten losging.