Beim nächsten Mal mach ich es ganz in Ruhe! - November 2013
Beim nächsten Mal ...
... mach ich es ganz in Ruhe!
: Oh, leider muss ich zugeben, dass mich Facebook viel zu sehr ablenkt, das ist gar nicht gut. Trotzdem: Irgendwann hat man alle Nachrichten gesehen, und dann muss man eben doch schreiben. :-) Es ist allerdings auch so, dass ich privat ja auch noch jede Menge am Hals habe, sodass FB im Grunde "hintenansteht". Ich bin zwar oft dort, aber immer nur ein paar Minuten. Ich glaube nicht, dass es insgesamt mehr als 60 Minuten am Tag sind. Im Sommer war es noch weniger, weil ich zum Schreiben in den Garten gegangen bin, und dort habe ich keinen Zugang mehr. Zeitaufwändiger sind eigentlich die täglichen Mails, und dennoch rutschen mir immer welche durch, die ich erst Tage später "wiederentdecke". Und dann auch noch beantworten muss ...
Zunächst mal also habe ich diese oder jene Ausrede, um "mal schnell ins Netz" zu schauen, aber irgendwann ist das schlechte Gewissen so groß, dass ich dann komplett offline gehe und konzentriert schreibe. Hilft ja nichts!
: Also, das ist so: Ich weiß, wie viel ich schreiben soll, wie viel Zeit ich dafür benötige, und stelle dann fest, das sind ca. 6000 Zeichen am Tag, also so ca. 4 Seiten. Super! Da geh ich doch erst mal ins Freibad ...
Es gibt dazu ja herrliche Internetgrafiken mit dem langen Balken, dem grünen "Fuck Off"-Bereich, dem schon bedeutend kürzeren orangenen Warnbalken "Heute fang ich an", bis man dann im roten Bereich ist (der nur noch ganzganz schmal ist, so einen oder zwei Millimeter vor der Deadline) mit "All work done while crying". Also ich denke, so geht es den meisten Kreativen. Man macht sich einen großartigen Plan, mit dem alles so bestens hinhauen könnte, dass sogar noch "Freizeit ohne schlechtes Gewissen" bleibt, und am Ende wird es doch wieder eine unendliche Hetze und durchwachte Nächte, Fluchen, Heulen und Zähneklappern. Und der Schwur wird zum hundertsten Mal geleistet, es nächstes Mal aber wirklich anders zu machen! Oder sich einen ruhigeren Job mit festem Einkommen zu suchen ...
Meine Herangehensweise ist an sich immer gleich: Ich beschäftige mich mit dem Exposé, mache die Recherchen dazu, stelle alles zusammen und drucke es aus, um es griffbereit um meine Tastatur herum zu drapieren, und dann, wenn ich die ersten Sätze im Kopf habe und eine Beziehung zur Geschichte gefunden habe, geht es los mit dem Schreiben. Je besser die Vorarbeit (die ich übrigens wahnsinnig liebe), umso leichter geht das Schreiben. Es gibt Kollegen, die sich in eine Sackgasse manövrieren, ich aber nicht. Sicher kommt häufig einiges anders als geplant, aber die Grundstruktur bleibt immer erhalten. Die Reise geht von A nach B, unterwegs sind Umleitungen eingebaut, die mit wachsendem Schreibprozess ebenfalls zunehmen und verzwickter werden, aber das Ziel bleibt unverändert. Ich muss immer wissen, wie die Geschichte ausgeht, bevor ich sie beginnen kann, damit ich den richtigen Punkt erkenne, wo ich ansetzen muss. Manchmal lasse ich für den Schluss offen, was genau aus der Hauptfigur wird, doch die Auflösung ist genau so und nicht anders. Dadurch vermeide ich Bugs und Widersprüche, was wiederum die Nachbearbeitungszeit extrem verkürzt. Das Überarbeiten nämlich mag ich zwar auch, habe aber eigentlich schon abgeschlossen und bin bei der nächsten Geschichte. Vor allem habe ich das Manuskript bis dahin schon so oft in Händen gehalten, dass ich es sowieso nur noch für schwafeligen Schrott halte und es am liebsten in einem schwarzmagischen Ritual vernichten würde.
Kommentare
Ich arbeite für drei Firmen, alles von zu Hause aus. Da muss ich mich auch ordentlich organisieren, sonst würde das nicht klappen. Meine Chefs lassen mir freie Hand, wollen nur am Ende das Ergebnis sehen. Wie ich drauf gekommen bin, ist meine Sache. Daher ist Disziplin das A und O und die 7-Tage-Woche mit Abendterminen normal. Dafür kann ich zwischendurch mal eine Ladung Wäsche waschen oder sowas. Essen kochen ist schon schwieriger, weil immer mal ein Anruf oder ein eilig zu beantwortendes Fax kommen und dann alles anbrennt. Aber man gewöhnt sich auch daran.
Dieselbe Disziplin ist nötig, wenn man eine Geschichte, ob kurz oder lang, aufbaut. Da muss man am Anfang schon wissen, wo man am Ende sein will, sonst verfranst man sich und die Handlung entwickelt ein Eigenleben, das den Autor selbst erstaunt. Ein Exposé, unterteilt in Kapitel, ist schon sehr hilfreich, damit der rote Faden nicht verloren geht.