Welche Kraft hat ein literarischer Text? - Dezember 2013
Welche Kraft hat ein literarischer Text?
: In jedem Fall. Das liegt schon in der Kurzform begründet, die Geschichte ist gerade mal 5 Seiten lang, und da muss man ganz schön zur Sache kommen und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Ich bin ja seit Jahrzehnten Mitglied bei amnesty und bekomme das Magazin, darin habe ich die Ausschreibung entdeckt und mir sofort gedacht, da mache ich mit. Wann hat man schon Gelegenheit, sich in dieser öffentlichen Form zu den Menschenrechten zu äußern? Vielleicht kann ich dadurch ein bisschen was bewegen, zum Nachdenken anregen, Informationen bieten. Da gab es natürlich sehr viele Möglichkeiten, mir fielen auf der Stelle ganz viele Themen und Geschichten dazu ein, aber ich musste zu einer Entscheidung kommen. Also entschloss ich mich, die Frau als Thema zu nehmen, denn Misogynie ist leider immer noch sehr weit verbreitet, und gefangen im Korsett der "Tradition" begreifen die Frauen oft selbst nicht, was da mit ihnen geschieht. Als Nächstes musste ich einen Namen wählen, und dafür war Aische am besten, da es ein traditioneller Name ist, der genau zum Thema passt. Denn in der Geschichte geht es ja nicht nur um den Missbrauch und die Sklavenhaltung durch den Mann, sondern auch um das Beharren der Mutter auf der Tradition, anstatt ihre minderjährige Tochter zu schützen. Wichtig war mir auch der Kniff der Verbindung zwischen erstem und letztem Satz. Du merkst, diese Geschichte liegt mir sehr am Herzen, und ich bin froh, dass ich den Anstoß bekommen habe, sie zu schreiben.
: Eigentlich ist das, nach meinen ersten Schreibversuchen mit Pferdegeschichten, meine eigentliche literarische Form, mit der ich als Teenager begonnen und bis Anfang meiner 20er hauptsächlich betrieben habe. Kurzgeschichten rund um das Thema Mensch. Aktuell habe ich zwei ebenfalls sehr kurze Geschichten für einen Adventskalender und eine Tierschutzaktion verfasst, die mir "zwischendrin" sehr viel Freude und Befriedigung bereitet haben. Ich möchte das nicht jeden Tag schreiben, aber so zwischendurch bin ich sehr dankbar für solche Gelegenheiten und habe mir aus diesem aktuellen Anlass vorgenommen, wieder mehr in der Richtung zu machen.
Ich finde schon, dass es eine Aufgabe der Literatur ist, zum Denken anzuregen. Sicherlich sind eskapistische unterhaltsame Texte wichtig (zu deren Verfassern ich gehöre), aber auch darin kann man kleine Gedanken und Anregungen verstecken, die im Leser hängenbleiben und seine Wahrnehmung für die Umwelt erweitern sollen. Das funktioniert durchaus, wie ich an den Rückmeldungen selbst zu Perry-Rhodan-Romanen erkenne. Relativ aktuell zu Band 2694, Todeslabyrinth, habe ich viele Zuschriften von Menschen bekommen, die mit Dementen arbeiten oder jemanden in der Familie haben, der dement ist. Ich habe da natürlich auch eigene Erfahrungen verarbeitet, wobei ich mir das Thema nicht ausgesucht hatte, das war tatsächlich Zufall. Aber damit konnte ich "ein bisschen mehr" daraus machen. Kam natürlich nicht gleichermaßen gut an, aber das macht nichts. Die Geschichte hat den Nerv derjenigen getroffen, die ich ansprechen wollte.
Ich freue mich immer, wenn ich etwas Lehrreiches in einem Buch finde, bildungsmäßig oder philosophisch, und setze mich gern damit auseinander, um mein eigenes Weltbild zu überprüfen oder zu erweitern. Und auch, um neue Anregungen zu erhalten. Ich bemühe mich, in meinen Texten solche Informationen unterzubringen, ohne den Zeigefinger zu erheben oder vehement darauf zu deuten. Natürlich spielt das Thema "Mensch(lichkeit)" für mich immer eine wichtige Rolle.
Ich bin auch sicher, dass Menschen, die sich mit einem bestimmten (politischen) Thema bisher nicht befasst haben, dadurch angeregt werden, sich intensiver damit zu beschäftigen und kritisch auseinanderzusetzen. "Offene Ohren" haben kein Alter, Ignoranten finden sich ebenso durch alle Altersgruppen hindurch. Ich glaube nicht, dass das einen Unterschied macht, sondern schlichtweg von der Persönlichkeit abhängt.